Wahl Macht Sucht

ID 58803
2. Teil
AnhörenDownload
warum ich weder weiß, was, noch warum ich wählen soll. Ein subjektiver Kommentar
Audio
08:58 min, 12 MB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 20.09.2013 / 20:54

Dateizugriffe: 1067

Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: HikE
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 20.09.2013
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Keine Ahnung ob es noch anderen Menschen so geht, aber ich persönlich bekomme derzeit nur nur noch Aggressionen, wenn ich mir - selbst "wahlberechtigt" seit 1987 - den Sch(rott) anschauen oder anhören muss, den unterschiedslos sämtliche Politiker*innen veranstalten, sobald sie einmal mit der Suchtdroge Macht angefixt worden sind.

Ich sehe ein Wahlplakat und sofort ist der Reflex da, zuzuschlagen, unterschiedslos welches Gesicht oder Motto da zu sehen ist. Da ist keinerlei Empathie und keinerlei Aufnahmefähigkeit von meiner Seite, nur der sehr dringende Wunsch das zu stoppen. Mit dem Begriff "Politikverdrossenheit" will ich das nicht bezeichnen, weil das nicht den alarmierten Zustand beschreibt in den ich gerate, wenn ich ein Wahlplakat sehe - eher kann ich das als ein ganz dringendes Bedürfnis beschreiben, Energievampire auszuschalten.

Energievampire, das sind alle die Personen, die mir auf die verschiedensten Weisen Lebensenergie klauen - sei es in Form von Geld, Zeit, aufgedrücktem Atommüll oder geheischter Aufmerksamkeit. Energievampire sind die, die sich an meiner Lebensenergie bedienen indem sie mich mit Unsäglichkeiten volltrichtern, mir unsägliche Gesetze vor die Nase hauen, mir das Gefühl vermitteln ich sei lediglich auf der Welt um alle paar Jahre ein Kreuzchen zu machen und mein Geld abzudrücken, und die immer dann, wenn die Zeit des Kreuzchenmachens ansteht, plötzlich so tun als würden sie das alles zu meinem Besten tun.

Meine Aggressionen werden nicht nur durch die rechten und extremen Parteien ausgelöst, sondern auch sämtliche "etablierten" Parteien in der sogenannten "politischen Mitte".

Was die Politiker*innen der alternativen Parteien betrifft, so habe ich im Lauf der Jahrzehnte, die ich nun schon Kreuzchen machen "darf", die Beobachtung gemacht, dass sie, sobald sie einmal aus der Opposition rauskamen und an der Regierung mit beteiligt waren, korrumpiert sind. Und fortan ohne Entziehungskur hilflos der Droge Macht ausgeliefert sind.

Sehr schön zu sehen am Fall der Grünen - 1987 waren sie noch Opposition und konnten sich auf gar keinen Fall vorstellen jemals mit der CDU - heute sitzen sie bräsig überall mit drin wo es nach Regierung stinkt, und haben auch absolut keine Probleme mit Anknüpfungspunkten nach politisch braunrechts. (Ok, diese Berührungsprobleme mit rechtsbraun hat die CDU auch nicht, aber die "braune Mitte" ist n anderes und schon länger bekanntes Giftfass.)

Ich soll also 2013 wählen.

Für mich blieben nur Parteien aus dem linken Spektrum übrig, und ich würde auch gerne fröhlich-unbeschwert wie ein junger Hund ins Wahllokal hopsen und da optimistisch mein Kreuzchen machen - aber ich weiss genau, dass es diesen linken Oppositionsparteien haargenauso ergehen wird wie den Grünen, sobald sie einmal aus der Opposition rausgekommen sind und sich mit Macht angefixt haben. Sie werden in die Machtsucht geraten.

Macht macht vergesslich und Macht macht Gier auf noch mehr Macht. Wer einmal Macht hatte, kann nicht mehr davon lassen und kriegt Entzugserscheinungen während denen er - wie jeder Süchtige - das Blaue vom Himmel herunter verspricht, nur um eine weitere Dosis Macht zu bekommen. Wie unhaltbar die Versprechen unserer Politiker*innen sind, könnt ihr derzeit noch - auf Steuerzahlerkosten gedruckt - draussen lesen und euch sicherlich auch im Fernsehen, sodenn ihr sowas konsumiert, in die Birne trichtern lassen.

Vergleicht einfach mal spaßeshalber die Versprechen der Politiker*innen mit den Versprechen eines Alkoholkranken oder Drogensüchtigen: was da gewinselt, geschleimt, gebettelt und auch gedroht wird!

Und wir kreuzchenmachenden braven Wahlberechtigten sind allesamt Co-Abhängige die dem*der Süchtigen eine neue Dosis dessen geben was sie*er braucht: Macht.

Macht macht aber nicht nur süchtig sondern zerstört auch das soziale Leben. Vormals vielleicht sozialverträgliche Personen kriegen Anwandlungen, sie wären Kaiser Wilhelm II. (Helmut Kohl), der Irre mit der Armkrankheit und dem Bärtchen (Roland Koch) oder gar Kaiser Nero (Gert Schröder). Wo du hinsiehst, überall nur Personen die unter der Droge der Macht alte Irrpfade stereotyp erneut über alle rollenden und platzenden Köpfe hinweg trampeln.

Mich alarmiert das, wie sehr sich die Politiker*innen-Wahlversprechen und die Äußerungen von Rauschmittel-Abhängigen ähneln! Mich alarmiert das auch, dass sie den selben Grad an Verbindlichkeit haben, nämlich dass sie absolut keinerlei Relevanz mehr besitzen sobald eine neue Dosis der Droge eingenommen wurde.

Auch hierzu gibt es ein sehr plastisches und nachvollziehbares Beispiel, nämlich den Atomausstiegs-Ausstiegs-Ausstiegs-Ausstieg, der ja von Politiker*innen schon seit längerem sehr regelhaft versprochen und wieder gebrochen wird.

Natürlich kann ich das Phänomen der Macht-Sucht nicht nur bei Politiker*innen als einziger von Macht korrumpierbarer Risikogruppe ausmachen, sondern es zieht sich wie jede Sucht auch durch sämtliche Bevölkerungsschichten - Bankenvorstände, Börsenspekuliererinnen, Aufsichtsratsvorsitzende, Polizisten, Richter*innen, Geheimdienste, Unikanzler, Atomlobbyistinnen, Militär, Unipräsidentinnen... natürlich sind auch Frauen* nicht immun gegen diese furchtbare Suchtdroge Macht.

Überall wo in unserer Demokratie sich Macht greifbar zeigt, wird sie gegriffen und missbraucht. Überall wo Macht konsumiert wird, beginnt sehr bald das Entpersonalisieren der sozialen Umwelt und das Erschaffen von stereotypen Feindbildern - arbeitslose Personen werden beispielsweise "Sozialschmarotzer", Punker werden "Zecken", Linke werden "Extremisten", Sinti und Roma werden "Bandenkriminelle", Demonstranten gegen Atomkraft werden "Kriminelle", Gentech-FeldbefreierInnen werden "Kriminelle", Demonstranten gegen Stuttgart 21 werden "Kriminelle", Personen die wegen Krieg oder Hungersnöten aus ihren Ländern flüchten, werden "Wirtschaftsflüchtlinge", Personen die protestieren werden "Querulanten"... diese Beispiel-Liste ließe sich beiebig fortführen. Wichtig ist nur, die Regelhaftigkeit zu erkennen mit der das Entpersonalisieren sämtlicher Personen erfolgt, die irgendwie beim suchthaften Machtkonsum hinderlich sind.

Auf die gleiche Weise schafft sich beispielsweise ein alkoholkranker Mensch Definitionsprobleme mit seiner sozialen Umwelt vom Hals. Jeder, der ihn daran hindert, an seinen Suchtstoff zu kommen, wandert in eine stereotype Feindgruppe, der Konsum des Suchtstoffs ist das A und O. Und geredet wird zum Schluss auch nur noch mit anderen Alkoholsüchtigen.

Bei Machtsüchtigen ist das genauso. Sie reden irgendwann nicht mehr mit dem gemeinen Pöbel, sondern lassen diesen wissen, dass er ihnen am Arsche vorbeigeht. Ausser zu den Zeiten wo die Droge auszugehen droht - wenn Wahlen anstehen. Dann wird wieder geschleimt, gewinselt, gebollert und gebalzt.

Und damit zurück zum akuten Thema Wahl.

Das kann ich nicht unterstützen, Menschen beim Süchtigwerden nach Macht zu helfen.

Macht muss endlich als Suchtkrankheit erkannt werden, Co-Abhängige Wähler müssen erkennen dass sie nichts bewirken wenn sie Kreuzchen machen um ihren Macht-Suchtkranken Politiker*innen zu helfen, sondern dass sie die Sucht nur verstärken und verlängern.

Guten Tach..."

Kommentare
22.09.2013 / 20:32 Radio Darmstadt, Radio Unerhört Marburg (RUM)
gesendet am Wahlabend
live aus der Centralstation bei einer Sondersendung