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Heute: Die Powermeise (Parus voltax)

Zierlicher Kleinvogel von grauschwarzer Grundfärbung mit chromsilberner Kopfkappe und gleichfarbenen Großgefiederspitzen, durch die er hervorragend an sein Biotop angepaßt ist. Hält sich hauptsächlich in der Großstadt auf, und dort vornehmlich auf den sogenannten "Ghetto-Blastern". Dies hat ihm den Spitznamen "Kleiner Ghetto-Bla" eingetragen.

Nistet am liebsten in den Baß-Lautsprechern, deren rhythmisches Gewummere das Weibchen zum Umdrehen der Eier (zwecks gleichmäßiger Bebrütung und Beschallung) nutzt.

Seit Lautsprecher systematisch vergittert werden, geht der Vogel auch dazu über, sein Nest in Beutelmeisenmanier an die Antennen zu hängen. In diesem Fall kommen Einweg-Styroporbecher, wie sie zur Ausgabe von besonders kalten oder heißen Getränken benutzt werden, zum Einsatz. Doch nimmt die Powermeise auch Papierservietten (vorausgesetzt, es regnet nicht), Plastikbecher, Pappteile und alles andere, was sie tragen, bearbeiten und sich reinsetzen kann.

Der Gesang ist vielfältig und geht je nach gespielter Musik von "sisi törr", "sisi topp" (alter Rock), "elelcuhljäii" (Rap), "dededede" (Instrumentalmusik), "dedededääh" (Klassik), "äiciied" (Warnruf + Acid) bis zu einem lauten und verständlichen "AUS!" (Schlager).

Bei nahendem Schlechtwetter brüllt sie "pißt" und "datpißtjä"; wenn eine Powermeise eine aufgeschlagene Zeitschrift entdeckt, lockt sie alle Artgenossen mit den Ruf "witzewitzewitze" an, wenn aber die Kitsch- und Klatschseite aufgeschlagen ist, ruft sie "zizibää-spinnerei", oft auch in das Ohr des Lesenden.

Powermeisen sind gern gesehene Gäste bei Jugendlichen, da sie ebenso zutraulich wie musikalisch sind. Ihre Nahrung besteht aus elektronischen Kleinbauteilen (Widerstände, Kondensatoren u.ä.), die sehr fachmännisch geknackt und leergefressen werden. Deshalb werden im Winter aufgeschraubte Cassettenrecorder in den Bäumen aufgehängt.

Der Hauptfeind der Powermeise ist der Elektrofachhändler, in dessen Laden sie sich gerne mal verirrt.

Wenn sie sich bedroht fühlt, nimmt sie sofort ihre Tarnhaltung ein: sie legt sich auf den Rücken, macht einen Buckel und hält sich mit dem Schnabel an den Unterschwanzdecken fest. Dann fächert sie Flügel und Schwanz auf, bis sie einen durchgehenden Kreis ergeben. Diese Haltung wird auch als "Chassis-Bluff" bezeichnet, weil schon einige Leute auf die Tarnung hereingefallen sind und eine Powermeise anstelle einer neuen Lautsprechermembran gekauft haben.

Die Elektrohändler ihrerseits versuchen, Powermeisen mittels eines Magneten zu überführen. Ist keine Reaktion auf den Magneten vorhanden, handelt es sich um eine Powermeise, die dann aus dem Regal aussortiert werden kann. Indes ist auch die Meise nicht dumm: die Evolution sorgt in einigen Hauptverbreitungsgebieten schon dafür, daß gefressenes Eisen sich in der Rückenhaut ablagert und so die Magnet-Erkennung unmöglich macht.

Auch besitzen einige Tiere schon je eine rote und eine blaue Schulterfeder, die verlängert und bis auf den Kiel reduziert wurde und in trefflicher Form ein Kabel imitiert. Das Großgefieder weist zudem eine pappeartige Oberfläche auf, die den Eindruck wesentlich verstärkt, den die Tarnhaltung sowieso schon auf den Feind macht.

Das Thema Powermeise contra Elektrohandel darf mit Spannung weiterverfolgt werden.

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(Anmerkung: im Abschnitt "Gesang" weicht der Sprechtext spontan vom Skript ab - aufgrund Tücken der Technik)