Jörg Piringers Gedichtband über künstliche Intelligenz

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Interview mit Jörg Piringer über sein Buch "günstige intelligenz". In einem künstlerisch forschenden Prozess erteilt er einem Chatbot mehrere Aufträge, verschiedene Gattungen und Gedichte zu verfassen. Dazwischen reflektiert er poetisch über die Ergebnisse.
Jörg Piringer: günstige intelligenz. Ritter Literatur Verlag 2022.

Das Interview ist Teil der Serie "KI - Kooperieren oder Ignorieren", gefördert durch die BLM.
Audio
12:47 min, 12 MB, mp3
mp3, 131 kbit/s, Mono (48000 kHz)
Upload vom 12.04.2024 / 20:31

Dateizugriffe: 904

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur
Serie: LORA KI
Entstehung

AutorInnen: David Westphal
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 04.04.2024
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Was ist denn günstig?
Na ja, günstig Günstig ist mal, Das bezieht sich ein bisschen auf auf den Anfang dieses Buches, wo ich ein paar Gedichte generieren lassen habe und dafür einen Preis bezahlen musste.
Weil man muss oft Geld bezahlen, um diese sogenannten künstlichen Intelligenzen zu befragen und das hat 5,60 $ gekostet und das war relativ günstig.
Welche künstliche Intelligenz haben Sie denn bezahlt an der Stelle?
Also das war die, die fast alle verwenden.
Die drei damals, das ist ja schon 2021 passiert, also schon eine Zeit lang her, was nachher zu viel geworden ist oder sozusagen die Grundlage für GPG geworden ist.
Genau die Grundlage für Chat GPT der Chatbot, der erste richtige Chatbot, der irgendwie funktioniert.
Sie haben Ihr Konzept von Günstige Intelligenz.
Ihr Buch war Gedichte zusammen mit einer künstlichen Intelligenz zu schreiben, aber auch darüber hinaus.
Lassen Sie uns vielleicht mal kurz über die Konzepte oder zumindest über ein paar exemplarische Konzepte sprechen.
Sie haben ja verschiedene angewendet.
Ja, der Beginn war einfach.
Die Idee war, mehrere Gedichte mittels ziemlich einfachen Prompts zu generieren und dann einerseits ein bisschen nachzudenken Was steht in diesen Gedichten, was sagen diese Texte, wie könnten die entstanden sein, so ein bisschen eine Interpretation vorzunehmen, aber dann auch weiter zu gehen?
Also das ist sozusagen das, was die Maschine gemacht hat und habe ich dann interpretiert und ich bin dann weitergegangen.
Ich habe einfach nachgedacht Was bedeutet das für Literatur, für die Gesellschaft im Allgemeinen und auch ein bisschen noch, noch, noch ein bisschen genauer experimentiert Was kann das System oder was könnte das System so ein bisschen fast wie, wie, wie?
Ich würde nicht sagen wissenschaftlich, aber so künstlerisch forschend.
Einfach sehr genau nachgeschaut.
Ja, ich wollte den Begriff auch gerade einwerfen, der ja sehr zentral ist in der heutigen Kunst, nämlich der der künstlerischen Forschung.
Sie würden also sagen, Ihr Buch kann man durchaus als künstlerische Forschung von literarischen Fähigkeiten einer künstlichen Intelligenz betrachten?
Ja, ich denke, das ist der eine Aspekt.
Der andere Aspekt ist es einfach, dass es Literatur ist, die die Ergebnisse sind ja nicht unbedingt jetzt in Form eines wissenschaftlichen Berichts verfasst, sondern sind selber Literatur.
Und ich denke auch ganz unterhaltsam zu lesen.
Es ist kein trockenes Wissenschaftsbuch oder so, nein, es ist sicherlich kein trockenes Wissenschaftsbuch, das stimmt.
Welche Art von Prompts haben Sie denn verwendet?
Vielleicht kurz oder können Sie vielleicht kurz sagen, was ein Prompt ist?
Vorweg Ja, ein Prompt ist einfach die Anweisung an die sogenannte künstliche Intelligenz, irgendetwas zu tun.
In meinem Fall ist das natürlich in Textform.
Man schreibt einfach Ich habe die Anweisung gegeben, schreibe ein Gedicht mit dem Titel und dann habe ich ein Wort verwendet und das Anfangswort gegeben, mit dem das Gedicht beginnen soll.
Und das war sozusagen die Ursprungsidee.
Danach habe ich noch andere Prompts verwendet, wie zum Beispiel Schreibe dieses Gedicht um in Form eines Tweets in Form einer Rezension oder einfach oder übersetze es in Esperanto und so Dinge und habe da relativ viel durchprobiert.
Und hin und wieder habe ich auch einfach Texte, die ich geschrieben habe, von der KI fortsetzen lassen zum Beispiel.
Das war auch eine Möglichkeit, Die haben das Buch ja schon 2021 fertiggestellt, was für mich sehr spannend war beim Lesen.
Ich habe mit Ich habe 2021 auch noch herumexperimentiert mit GPT drei.
Mittlerweile haben wir GPT vier.
Sie hätten ein vollkommen anderes Buch geschrieben, wenn sie das zwei Jahre später angefangen hätten, sofern sie überhaupt der Autor des Buches sind, was Sie ja auch selbst diskutieren.
Ja, also zum einen war es damals noch ein bisschen, muss man sagen, ein bisschen rauer das Ganze.
Ich habe das Gefühl, jetzt, die vier macht irgendwie viel bravere Texte.
Das finde ich auch ein bisschen langweiliger.
Also schriftstellerisch ist es ja fader geworden, würde ich sagen.
Aber natürlich hätte ich jetzt ein anderes Buch geschrieben, einfach auch, weil ja schon zig andere Leute ihre Bücher geschrieben haben.
Und damals war das noch ganz neu und es hat in dem Fall nichts gegeben.
Insofern würde das natürlich jetzt anders ausschauen und würde die jetzigen Stand der Diskussion reflektieren.
Wobei vieles von dem, was ich glaube ich da drin geschrieben habe, immer noch gültig ist, was ich glaube ich bei den neueren nicht gesehen habe.
Also bei der neueren Version von GPT oder GPT vier Die Warnung, dass dieser Text jetzt möglicherweise unsichere Inhalte enthalten könnte mit dem mit der.
Ahnung haben sie dann auch im Buch selbst gespielt.
Aber das ist vielleicht ein Hinweis darauf, dass das sich die Macher sehr sicher sind.
Jetzt kommt nichts so gefährliches mehr bei raus.
Ja, wobei ich das nicht glaube.
Ich habe es jetzt nicht nicht so wahnsinnig viel experimentiert, aber ich denke, man kann immer noch Sachen heraus herauskitzeln, die ja vielleicht nicht unbedingt den ethischen Standards der der der Hersteller entsprechen.
Ich bin sicher, dass das geht.
Das geht bestimmt ja.
Gutes Beispiel ist CPT.
Ihr darf keine Copyrights verletzen, aber wenn man sagt, imitieren sie jemanden, der jemanden imitiert, ist es ja kein Copyright und sieht aber ganz genauso aus.
Sie diskutieren auch andere Begriffe zwischen den Versuchen, mit dieser günstigen künstlichen Intelligenz in Kontakt zu treten, zum Beispiel Begriffe wie Intelligenz.
Würden Sie sagen, nach diesem Experiment und das ist ja durchaus ein ausführliches Experiment?
Das Buch hat über 180 Seiten.
Es ist da Intelligenz.
Na ja, es ist sehr schwierig, wie man Intelligenz definiert.
Also ich weiß nicht.
Ich glaube, niemand würde in Abrede stellen, dass das Tiere eine gewisse Intelligenz besitzen.
Aber ich glaube auch, niemand würde behaupten, dass Tiere genauso intelligent sind wie wir Menschen.
Das heißt, es gibt natürlich gerade von Intelligenz, was das System sicher nicht ist.
Es ist sicher nicht Menschen ebenbürtig und ich würde auch nicht sagen, dass es vielen höheren Tieren ebenbürtig ist, weil es einfach nur sich mit Sprache beschäftigt.
Mehr als Sprache kann dieses Ding ja nicht und insofern hat es eine gewisse Teilintelligenz in sprachlicher Hinsicht.
Aber es weiß trotzdem nicht, wie man wie es sich anfühlt, ein Mensch zu sein zum Beispiel.
Ich würde dem schon eine gewisse Intelligenz zu zugestehen, aber natürlich weit entfernt von dem, was wir Menschen können.
Aber dem diesen Programm, dieser Hard und Software Allianz eine gewisse Intelligenz zuzugestehen, ist ja an sich schon ein großer Schritt.
Das erhebt es ein bisschen aus der Kategorie Werkzeug, das besonders praktisch ist.
Das ist, finde ich, eine Frage wie wie man Intelligenz wertet.
Ich weiß ja nicht ob, also wenn, wenn zum Beispiel wenn man, wenn man sich einen Ameisenstaat anschaut und sieht, wie der auf gewisse Bedrohungen und so reagiert, würde ich das als intelligente Leistung betrachten.
Dennoch würde niemand sagen, dass das dieser Ameisenstaat jetzt Literatur produziert oder so.
Also ich finde Intelligenz kann ganz viel sein und das ist auch Glaube.
Ich glaube, es gibt keine komplett anerkannte Definition für Intelligenz.
Insofern ist das ein breites Spektrum und ich glaube, es kann einfach ein intelligentes Werkzeug sein.
Wobei es natürlich nie so was wie einen Subjektstatus erlangen wird.
Daran glaube ich nicht.
Auch das haben Sie kurz diskutiert, dass das Programm wirft das Wort ich aus ein lyrisches Ich.
Aber ist da überhaupt ein Ich?
Wahrscheinlich nicht, oder?
Nein, da bin ich sicher, dass es das nicht ist. Aber natürlich.
Es ist auch schwer festzustellen, wie, könnte man feststellen.
Ich kann ja bei den Menschen auch nicht feststellen.
Aber nicht nur so tut das eigene Ich.
Insofern ist das eine Frage, die, wie ich nicht weiß, wie man sie beantworten kann.
Ja, eine Frage, die auch in der Philosophie seit eh und je diskutiert wird, mittlerweile in der Kognitionswissenschaft.
Und bisher gibt es auch noch keine befriedigende Antwort.
Es wird sogar gesagt Möglicherweise ist das Ich nur eine Benutzerillusion.
Das ist aber ein ganz anderes Thema. Ja.
Gibt es Dinge, die Sie besonders überrascht hat während der Arbeit?
Ja, also was mich schon überrascht hat, ist sozusagen das System versteht ja wirklich nur Sprache und kann nur mit Sprache umgehen und hat kein kein wirkliches Wissen in dem Sinn, sondern im Wesentlichen manipuliert es nur Zeichen, aber natürlich auf sehr komplex und sehr umfangreich.
Und ich war schon überrascht, wie viel das System kann, obwohl es nur Sprache versteht, wie vieles doch sozusagen sinnvolle Ergebnisse liefert.
Und das ist schon etwas, was ich gerade als Schriftsteller sehr bemerkenswert finde.
Wie weit man kommt mit rein, sozusagen Sprachmanipulation im Wesentlichen, und das ist schon, finde ich, auch philosophisch spannend, weil da habe ich immer ein bisschen gezweifelt daran, wie weit man damit kommt.
Ja, kann ich gut nachvollziehen.
Ich war auch das erste Mal, als ich mit einem Chatbot gesprochen habe oder gechattet habe, sehr überrascht, wie toll die Diskussion war.
Und dann war ich aber auch ein bisschen enttäuscht, weil es gab irgendwann den Punkt, da ist sie ausgestiegen. Natürlich, natürlich.
Ja, ja, ich meine, ich denke, was auf jeden Fall diskussionswürdig ist und was ich immer gerne erwähne, ist einfach dieses Geschäftsmodell, das hinter diesen Systemen steht, weil das finde ich schon relevant und weil das ja, ich meine, das sind ja schon fast jetzt Monopolisten, die solche Dinge machen und damit werden wir uns auch, glaube ich, politisch auseinandersetzen müssen.
Passiert natürlich schon teilweise, aber die haben natürlich bauen ihr Geschäftsmodell auf Daten auf, die sie nicht unbedingt 100 % korrekt sozusagen verwenden.
Und ich bin halt der Meinung, es müsste, es müsste Kompensation geben für die Leute oder zumindest für die Branche, die diese Texte erstellt hat.
Sprich einfach Schriftsteller, Künstlerinnen, Textproduzentinnen.
Und dafür müssen wir, glaube ich, kämpfen.
Ja, die Politik hängt da noch sehr hinterher.
Man hat das Gefühl, die Unternehmen sind immer locker zehn Schritte voraus.
Und die Politik, gerade wenn es um technische Fragen geht, sitzt, steht noch weit zurück.
Ich erinnere mich auch an ein Zitat von Frau Merkel aus dem Jahre 2010 ungefähr Das Internet ist für uns alle noch Neuland, während das Internet für die meisten überhaupt gar kein Neuland mehr war. Ja, ja.
Arbeiten Sie immer noch künstlerisch mit KI?
Haben Sie da noch Sachen geplant oder ist das?
Hat das mit dem Projekt einen Abschluss gefunden? Nein?
Doch, immer wieder.
Also jetzt sicher nicht.
Vielleicht nicht diesen großen Stil, aber ich verwende das schon immer wieder.
Jetzt vielleicht ein bisschen hybrider noch, als ich es schon getan habe.
Also ich bin jetzt nicht mehr so unbedingt darauf und jetzt nicht die nächste KI noch einmal so auszutesten, sondern ich erwähne das schon in meiner eigenen Arbeit auch.
Welche technischen Hilfsmittel haben Sie denn gebraucht, um dieses Buch zu schreiben?
Hm, ja, im Grunde den Computer und diese den Zugang zu dieser KI.
Viel mehr war dann nicht.
Also ich habe ich habe dann noch so ein, so ein Schreib müsse man sagen, so eine bisschen neuartige Schreibmaschine ist im Grunde ein Computer, mit dem man nur schreiben kann, der keinen Internetzugang hat.
Das ist ganz gut, wenn man ein bisschen längere Texte schreiben will und nicht vom Internet abgelenkt werden will.
Das habe ich auch verwendet, aber es wäre nicht unbedingt notwendig gewesen, würde ich sagen.
Meine letzte Frage Sind Sie der Autor dieses Buchs?
Ja, ich denke auf jeden Fall.
Erstens wird mein Name drauf, dadurch macht mich das schon zum Autor.
Und dann ist natürlich also es ist sicher mehr als die Hälfte ist rein von mir geschrieben und ich glaube, es steckt so viel, wie soll man sagen, so viel Ungewöhnliches drinnen.
Ich glaube, es hätte auch niemand anderer so schreiben können.
Insofern bezeichne ich mich als der Autor.
Was man vielleicht auch nicht vergessen darf Diese künstlichen Intelligenzen, die machen nicht die Arbeit für einen, sondern sie ersparen einem Zeit oder im künstlerischen Bereich Inspirieren vielleicht.
Ja, ja, genau.
Aber letztendlich muss die Idee vom Künstler oder der Künstlerin kommen. Natürlich, ja.


Kommentare
15.04.2024 / 19:55 Andreas, Radio T
gesendet im Detektor vom 15.04.24
Vielen Dank!
 
15.04.2024 / 20:06 MoMa, coloRadio, Dresden
gesendet am 15.4.2024
's war grad günstig!