Umweltschützer leben gefährlich. Zur Situation in Honduras.
ID 94152
Umweltaktivistinnen und -aktivisten leben gefährlich. Lateinamerika ist für sie weltweit die unsicherste Region. Ob im mexikanischen Bergland, im honduranischen Regenwald oder an der chilenischen Pazifikküste: Die Naturschutz-NGO Global Witness zählt in der Region jedes Jahr etwa 200 Morde an Personen, die sich für den Schutz der natürlichen Ressourcen stark machten – und verbunden damit häufig den Interessen großer Konzerne entgegentraten. Besonders brisant ist die Situation im mittelamerikanischen Honduras. Eines des prominentesten Opfer war die Feministin und Umweltaktivistin Berta Cáceres, die im März 2016 einem Attentat zum Opfer fiel.
### Wortende Audio: 8’25 (oder ganz ohne Absage und Musik: 7’50“) ###
Am 2. April werden die Menschenrechtsanwälte Martin und Victor Fernández, die beim „Breiten Bewegung für Würde und Gerchtigkeit“ (MADJ) aktiv sind, den Bremer Solidaritätspreis überreicht bekommen. Am 4. April werden sie zu einer Veranstaltung in Berlin sein.
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Am 2. April werden die Menschenrechtsanwälte Martin und Victor Fernández, die beim „Breiten Bewegung für Würde und Gerchtigkeit“ (MADJ) aktiv sind, den Bremer Solidaritätspreis überreicht bekommen. Am 4. April werden sie zu einer Veranstaltung in Berlin sein.
Audio
12:54 min, 12 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 10.03.2019 / 23:33
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Klassifizierung
Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Politik/Info
Serie: ONDA-Beiträge
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Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
Umweltschützer leben gefährlich Zur Situation in Honduras.
ANMOD:
Umweltaktivistinnen und -aktivisten leben gefährlich. Lateinamerika ist für sie weltweit die unsicherste Region. Ob im mexikanischen Bergland, im honduranischen Regenwald oder an der chilenischen Pazifikküste: Die Naturschutz-NGO Global Witness zählt in der Region jedes Jahr etwa 200 Morde an Personen, die sich für den Schutz der natürlichen Ressourcen stark machten – und verbunden damit häufig den Interessen großer Konzerne entgegentraten. Besonders brisant ist die Situation im mittelamerikanischen Honduras. Eines des prominentesten Opfer war die Feministin und Umweltaktivistin Berta Cáceres, die im März 2016 einem Attentat zum Opfer fiel.
BEITRAG
ATMO 1 - Parolen
„Berta no se murió, Berta no se murió. Berta se hizo millones, se hizo millones, Berta soy yo ...“
MOD 01
Berlin, Anfang März 2019. Blumen liegen auf dem Boden, Fotos von Berta Cáceres sind auf Transparenten zu sehen. An einem regnerischen Sonntagnachmittag haben sich einige Dutzend Menschen vor dem Brandenburger Tor versammelt.
O-TON Megafonstimme 1
Nos hemos manifestado hoy para conmemorar a Berta Cáceres y todos los defensores y defensoras asesinados para que no queden en el silencio y en la impunidad
VO Megafonstimme 1
Heute erinnern wir an Berta Cáceres und alle diejenigen, die ermordet wurden, weil sie die Menschenrechte verteidigt haben. Sie sollen nicht vergessen werden und die Täter nicht straffrei bleiben.
MOD 02
Die mit internationalen Preisen ausgezeichnete Menschenrechtsverteidigerin war Anführerin des Rates zivilgesellschaftlicher und indigener Organisationen COPINH. Berta Cáceres setzte sich für die Rechte der indigenen Lenca ein wollte den Bau des Wasserkraftwerks Agua Zarca verhindern. In der Nacht zum 3. März 2016 drangen Auftragskiller in ihr Wohnhaus ein und ermordeten sie in ihrem Bett. Die Angreifer schossen auch auf den im Nebenzimmer schlafenden mexikanischen Menschenrechtsverteidiger Gustavo Castro. Dieser überlebte allerdings schwerverletzt und wurde somit Zeuge des Attentats.
ATMO hoch (Kundgebung)
„Muchas gracias a todos y todas presentes ...
MOD 03
Im November 2018 wurden sieben Männer wegen Beteiligung an diesem Mord vor einem honduranischen Gericht verurteilt, unter ihnen Mitarbeiter von DESA, dem Betreiberkonsortium des Wasserkraftwerks, gegen das Berta Cáceres gekämpft hatte. Das Strafmaß wurde bis heute nicht festgesetzt.
O-TON Megafonstimme 2
Pero todavía falta la persecución jurídica de los autores intelectuales del asesinato. Las organizaciones que acompañan la representación legal de la familia de Berta acusan directamente a la familia Atala por ser los socios mayoritarios de la empresa DESA.
VO Megafonstimme 2
Doch das Gericht hat die Ermittlungen nach den eigentlichen Drahtziehern des Attentats nicht ausgeführt. Die Organisationen, die Bertas Familie begleiten, beschuldigen direkt die Familie Atala, Hauptanteilseigner des Betreiberkonsortiums DESA.
MOD 04
Die Familie beauftragte die internationale Kommission GAIPE mit einer Untersuchung.
O-Ton Andrea Lammers 1 (8‘50“)
Die GAIPE kam zu dem Schluss, dass der Mord an Berta Cáceres aufgrund eines Komplottes zustande kam, an dem Angestellte und Besitzer der Unternehmens DESA, Militärs und Auftragsmörder beteiligt waren.
MOD 05
Fasst Andrea Lammers vom Ökumenischen Büro in München zusammen.
Immerhin führte der zivilgesellschaftliche Druck nach dem Mord an Berta Cáceres dazu, dass sich internationale Investoren aus dem Agua Zarca Wasserkraftprojekt zurückzogen.
Die Betreiberfirma DESA hat die Bauarbeiten vorläufig eingestellt. Die Konzession hält sie allerdings immer noch.
ATMO Kundgebung
„De Norte a Sur, de Oeste a Este, ganaremos esta lucha, cueste lo que cueste ...“
MOD 06
Bei der Kundgebung in Berlin erinnern die Rednerinnen und Redner an diesem Tag auch daran, dass in Honduras noch immer Menschen bedroht werden, die sich gegen umweltzerstörende Großprojekte organisieren. So wurden Ende Februar zwei Aktivisten der indigenen Tolupán aus der bergigen und vegetationsreichen Yoro-Region in Zentralhonduras erschossen. Salomón Matute und sein Sohn Juan Samael Matute gehörten der „Breiten Bewegung für Würde und Gerechtigkeit“, MADJ, an.
Der honduranische Menschenrechtsverteidiger Dennis Muñoz kennt ihren Fall:
O-Ton Dennis 1
Son los dos defensores del pueblo Tolupán que enfrentaron la muerte por estar defendiendo su territorio de su pueblo indígena Tolupán en la comunidad de Yoro. … Fueron asesinados por parte de grupos que están vinculados a empresas extractivistas de madera, … empresas extraiendo recursos del territorio de la comunidad de Tolupán.
VO Dennis 1
Die zwei Aktivisten wurden getötet, weil sie das Gebiet der indigenen Tolupán in der Yoro-Gegend verteidigt haben. Sie wurden von Gruppen ermordet, die in Verbindung zu lokalen Unternehmen stehen, die in dieser Gegend Holzabbau im großen Stil betreiben.
MOD 07
Dennis Muñoz engagierte sich in Honduras gegen Korruption und Straflosigkeit. 2016 musste er das Land verlassen. Seit fast zwei Jahren lebt er in Deutschland, er genießt hier politisches Asyl. Aus der Ferne beobachtet er die gefährliche Situation für Umweltaktivist*innen in seinem Heimatland.
O-Ton Dennis 2
Lo que está claro: El pueblo Tolupán … (a través del MADJ) han demostrado que existió persecución, imtimidación, … el mismo patrón en todos los asesinatos a defensores y defensoras de DDHH, que buscaron protección en mecanismos de protección a defensores. Eso termina exponiendolos más. Significa que es casi una condena de muerte . Te están persiguiendo. Por más que pongas antecedentes, denuncias, pedir protección al estado. …. Y fueron asesinados en la vista y placencia del estado.
VO Dennis 2
Die Tolupán-Gemeinde hat erklärt, dass die beiden Männer bereits vorher verfolgt und eingeschüchtert worden waren. Diejenigen, die Schutz bei den Behörden suchen, werden dadurch noch sichtbarer, das bedeutet fast schon ein Todesurteil. Die Morde an Menschenrechtsverteidigern folgen immer demselben Schema.
MOD 08
Bereits im Jahr 2013 hatte die Interamerikanische Menschenrechtskommission CIDH den honduranischen Staat dazu aufgefordert, Schutzmaßnahmen für Salomón Matute zu ergreifen. In einer aktuellen Erklärung verurteilt sie den Mord an ihm und seinem Sohn Juan Samael Matute scharf.
ZITATSPRECHER/IN
„Für die Kommission verletzen diese Angriffe nicht nur die Rechte und die Unversehrtheit der Personen Sie gefährden auch die wichtige Rolle, die Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidigern in der Gesellschaft zukommt.“
MOD 09
Seit Jahren ist das mittelamerikanische Honduras weltweit eines der gefährlichsten Länder für Umwelt- und Menschenrechtsverteidigerinnen, Gewerkschafter und Feministinnen. Besonders seit dem Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Manuel Zelaya im Jahr 2009 ist die Menschenrechtssituation besonders angespannt. Nach Angaben der Nicht-Regierungs-Organisation Global Witness wurden seitdem allein etwa 120 Menschen ermordet, weil sie sich Landraub und Umweltzerstörung widersetzt hatten. Kaum einer dieser Morde wurde aufgeklärt. Straflosigkeit ist eines der größten Probleme in dem hoch militarisierten Land. Die Justiz schützt die Aktivistinnen und Aktivisten nicht, im Gegenteil. Viele von ihnen erhalten Vorladungen bei der Staatsanwaltschaft.
Andrea Lammers vom Ökubüro berichtet von einem Fall von 19 Personen aus Azacualpa in der Region von Copán, denen seit Januar vorgeworfen wird, dem Minenunternehmen Pinares Schaden zugefügt zu haben.
O-Ton Andrea 2
Da geht’s darum, dass ein Minenunternehmen eine Goldmine installiert, sogar das Gebiet eines Gemeindefriedhofs dafür beansprucht hat. Dagegen haben sich die Leute stark zur Wehr gesetzt, deswegen werden sie jetzt kriminalisiert.
MOD
Ein anderer Fall ist der von El Guapinol, im Süden des Landes. Dort wurden im Februar dreizehn Personen festgenommen, nachdem sie Proteste gegen eine das Trinkwasser belastende Eisenerzmine für den Erhalt eines Nationalparks organisiert und den Zugang zum Gelände blockiert hatten. Einer der Vorwürfe lautete: Organisation einer kriminellen Vereinigung.
Der honduranische Aktivist Dennis Muñoz:
O-Ton Dennis 3
Es una amenaza concreta de callar, desmobilizar, desorganizar, desestimar, y totalmente criminalizar la protesta social, es el mensaje que da. Si te vas a enfrentar a una transnacional lo que puedes esperar un juicio por una asociacion ilícita. que es una aplicaciń para los crímenes organizados, una de las causas más graves en el código, atenta seguridad nacional, del estado.
En este caso lo único que están defendiendo, el derecho al agua, a tener un terrritorio, a vivir en paz. … Contraproducencia, miedo, terror, la desmobilización que genera
VO Dennis 3
Dabei geht es um eines der schwerwiegendsten Vergehen im Strafgesetzbuch. Damit sollten eigentlich organisierte Kriminalität oder Angriffe auf die Sicherheit des Staates sanktioniert werden. Das, wofür die Menschenrechtsverteidiger kämpfen, ist allerdings etwas ganz anderes: das Recht auf Wasser, auf Land, auf ein Leben in Frieden. Die Kriminalisierung führt zu Angst, Terror und Demobilisierung.
MOD
Zwar wurden die Vorwürfe am 4. März formell fallen gelassen und die Beschuldigten wieder auf freien Fuß gesetzt – doch bedeutet das noch keine generelle Entwarnung.
Aktivist Dennis Muñoz sieht die Situation in Honduras auch in Zusammenhang mit der in anderen Ländern.
O-Ton Dennis 4
Las comunidades están afectadas, es una amenaza sistemática en toda américa latina. … es el mismo patrón que Berta Cáceres, o que los tolupanes en Honduras que han venido sosteniendo una lucha por la defensa de su territorio. Tiene las mismas víctimas y los sacrificios que las personas en defensa de su territorio tienen que pagar.
VO Dennis 4
Wir haben es mit einer systematischen Bedrohung in ganz Lateinamerika zu tun. Das ist das gleiche Muster wie bei Berta Cáceres. Die Gemeinden kämpfen gegen Megaprojekte und für den Erhalt der Natur und ihres Gebietes. Alle werden für ihr Engagement bedroht und müssen mit denselben Konsequenzen rechnen.
MUSIK: Que corra el rio, que corra – kurz hoch und rauf
ABMOD:
Bei einer Veranstaltung am 2. März in Honduras erinnerte die feministische Sängerin Karla Lara an Berta Cáceres und andere Ermordete, die für den Erhalt des Gualcarque Flusses gekämpft hatten.
Am 2. April werden zwei honduranische Rechtsanwälte, Martin und Victor Fernández, den Bremer Solidaritätspreis überreicht bekommen. Am 4. April werden sie zu einer Veranstaltung in Berlin sein. Details dazu findet ihr bei npla.de.
ANMOD:
Umweltaktivistinnen und -aktivisten leben gefährlich. Lateinamerika ist für sie weltweit die unsicherste Region. Ob im mexikanischen Bergland, im honduranischen Regenwald oder an der chilenischen Pazifikküste: Die Naturschutz-NGO Global Witness zählt in der Region jedes Jahr etwa 200 Morde an Personen, die sich für den Schutz der natürlichen Ressourcen stark machten – und verbunden damit häufig den Interessen großer Konzerne entgegentraten. Besonders brisant ist die Situation im mittelamerikanischen Honduras. Eines des prominentesten Opfer war die Feministin und Umweltaktivistin Berta Cáceres, die im März 2016 einem Attentat zum Opfer fiel.
BEITRAG
ATMO 1 - Parolen
„Berta no se murió, Berta no se murió. Berta se hizo millones, se hizo millones, Berta soy yo ...“
MOD 01
Berlin, Anfang März 2019. Blumen liegen auf dem Boden, Fotos von Berta Cáceres sind auf Transparenten zu sehen. An einem regnerischen Sonntagnachmittag haben sich einige Dutzend Menschen vor dem Brandenburger Tor versammelt.
O-TON Megafonstimme 1
Nos hemos manifestado hoy para conmemorar a Berta Cáceres y todos los defensores y defensoras asesinados para que no queden en el silencio y en la impunidad
VO Megafonstimme 1
Heute erinnern wir an Berta Cáceres und alle diejenigen, die ermordet wurden, weil sie die Menschenrechte verteidigt haben. Sie sollen nicht vergessen werden und die Täter nicht straffrei bleiben.
MOD 02
Die mit internationalen Preisen ausgezeichnete Menschenrechtsverteidigerin war Anführerin des Rates zivilgesellschaftlicher und indigener Organisationen COPINH. Berta Cáceres setzte sich für die Rechte der indigenen Lenca ein wollte den Bau des Wasserkraftwerks Agua Zarca verhindern. In der Nacht zum 3. März 2016 drangen Auftragskiller in ihr Wohnhaus ein und ermordeten sie in ihrem Bett. Die Angreifer schossen auch auf den im Nebenzimmer schlafenden mexikanischen Menschenrechtsverteidiger Gustavo Castro. Dieser überlebte allerdings schwerverletzt und wurde somit Zeuge des Attentats.
ATMO hoch (Kundgebung)
„Muchas gracias a todos y todas presentes ...
MOD 03
Im November 2018 wurden sieben Männer wegen Beteiligung an diesem Mord vor einem honduranischen Gericht verurteilt, unter ihnen Mitarbeiter von DESA, dem Betreiberkonsortium des Wasserkraftwerks, gegen das Berta Cáceres gekämpft hatte. Das Strafmaß wurde bis heute nicht festgesetzt.
O-TON Megafonstimme 2
Pero todavía falta la persecución jurídica de los autores intelectuales del asesinato. Las organizaciones que acompañan la representación legal de la familia de Berta acusan directamente a la familia Atala por ser los socios mayoritarios de la empresa DESA.
VO Megafonstimme 2
Doch das Gericht hat die Ermittlungen nach den eigentlichen Drahtziehern des Attentats nicht ausgeführt. Die Organisationen, die Bertas Familie begleiten, beschuldigen direkt die Familie Atala, Hauptanteilseigner des Betreiberkonsortiums DESA.
MOD 04
Die Familie beauftragte die internationale Kommission GAIPE mit einer Untersuchung.
O-Ton Andrea Lammers 1 (8‘50“)
Die GAIPE kam zu dem Schluss, dass der Mord an Berta Cáceres aufgrund eines Komplottes zustande kam, an dem Angestellte und Besitzer der Unternehmens DESA, Militärs und Auftragsmörder beteiligt waren.
MOD 05
Fasst Andrea Lammers vom Ökumenischen Büro in München zusammen.
Immerhin führte der zivilgesellschaftliche Druck nach dem Mord an Berta Cáceres dazu, dass sich internationale Investoren aus dem Agua Zarca Wasserkraftprojekt zurückzogen.
Die Betreiberfirma DESA hat die Bauarbeiten vorläufig eingestellt. Die Konzession hält sie allerdings immer noch.
ATMO Kundgebung
„De Norte a Sur, de Oeste a Este, ganaremos esta lucha, cueste lo que cueste ...“
MOD 06
Bei der Kundgebung in Berlin erinnern die Rednerinnen und Redner an diesem Tag auch daran, dass in Honduras noch immer Menschen bedroht werden, die sich gegen umweltzerstörende Großprojekte organisieren. So wurden Ende Februar zwei Aktivisten der indigenen Tolupán aus der bergigen und vegetationsreichen Yoro-Region in Zentralhonduras erschossen. Salomón Matute und sein Sohn Juan Samael Matute gehörten der „Breiten Bewegung für Würde und Gerechtigkeit“, MADJ, an.
Der honduranische Menschenrechtsverteidiger Dennis Muñoz kennt ihren Fall:
O-Ton Dennis 1
Son los dos defensores del pueblo Tolupán que enfrentaron la muerte por estar defendiendo su territorio de su pueblo indígena Tolupán en la comunidad de Yoro. … Fueron asesinados por parte de grupos que están vinculados a empresas extractivistas de madera, … empresas extraiendo recursos del territorio de la comunidad de Tolupán.
VO Dennis 1
Die zwei Aktivisten wurden getötet, weil sie das Gebiet der indigenen Tolupán in der Yoro-Gegend verteidigt haben. Sie wurden von Gruppen ermordet, die in Verbindung zu lokalen Unternehmen stehen, die in dieser Gegend Holzabbau im großen Stil betreiben.
MOD 07
Dennis Muñoz engagierte sich in Honduras gegen Korruption und Straflosigkeit. 2016 musste er das Land verlassen. Seit fast zwei Jahren lebt er in Deutschland, er genießt hier politisches Asyl. Aus der Ferne beobachtet er die gefährliche Situation für Umweltaktivist*innen in seinem Heimatland.
O-Ton Dennis 2
Lo que está claro: El pueblo Tolupán … (a través del MADJ) han demostrado que existió persecución, imtimidación, … el mismo patrón en todos los asesinatos a defensores y defensoras de DDHH, que buscaron protección en mecanismos de protección a defensores. Eso termina exponiendolos más. Significa que es casi una condena de muerte . Te están persiguiendo. Por más que pongas antecedentes, denuncias, pedir protección al estado. …. Y fueron asesinados en la vista y placencia del estado.
VO Dennis 2
Die Tolupán-Gemeinde hat erklärt, dass die beiden Männer bereits vorher verfolgt und eingeschüchtert worden waren. Diejenigen, die Schutz bei den Behörden suchen, werden dadurch noch sichtbarer, das bedeutet fast schon ein Todesurteil. Die Morde an Menschenrechtsverteidigern folgen immer demselben Schema.
MOD 08
Bereits im Jahr 2013 hatte die Interamerikanische Menschenrechtskommission CIDH den honduranischen Staat dazu aufgefordert, Schutzmaßnahmen für Salomón Matute zu ergreifen. In einer aktuellen Erklärung verurteilt sie den Mord an ihm und seinem Sohn Juan Samael Matute scharf.
ZITATSPRECHER/IN
„Für die Kommission verletzen diese Angriffe nicht nur die Rechte und die Unversehrtheit der Personen Sie gefährden auch die wichtige Rolle, die Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidigern in der Gesellschaft zukommt.“
MOD 09
Seit Jahren ist das mittelamerikanische Honduras weltweit eines der gefährlichsten Länder für Umwelt- und Menschenrechtsverteidigerinnen, Gewerkschafter und Feministinnen. Besonders seit dem Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Manuel Zelaya im Jahr 2009 ist die Menschenrechtssituation besonders angespannt. Nach Angaben der Nicht-Regierungs-Organisation Global Witness wurden seitdem allein etwa 120 Menschen ermordet, weil sie sich Landraub und Umweltzerstörung widersetzt hatten. Kaum einer dieser Morde wurde aufgeklärt. Straflosigkeit ist eines der größten Probleme in dem hoch militarisierten Land. Die Justiz schützt die Aktivistinnen und Aktivisten nicht, im Gegenteil. Viele von ihnen erhalten Vorladungen bei der Staatsanwaltschaft.
Andrea Lammers vom Ökubüro berichtet von einem Fall von 19 Personen aus Azacualpa in der Region von Copán, denen seit Januar vorgeworfen wird, dem Minenunternehmen Pinares Schaden zugefügt zu haben.
O-Ton Andrea 2
Da geht’s darum, dass ein Minenunternehmen eine Goldmine installiert, sogar das Gebiet eines Gemeindefriedhofs dafür beansprucht hat. Dagegen haben sich die Leute stark zur Wehr gesetzt, deswegen werden sie jetzt kriminalisiert.
MOD
Ein anderer Fall ist der von El Guapinol, im Süden des Landes. Dort wurden im Februar dreizehn Personen festgenommen, nachdem sie Proteste gegen eine das Trinkwasser belastende Eisenerzmine für den Erhalt eines Nationalparks organisiert und den Zugang zum Gelände blockiert hatten. Einer der Vorwürfe lautete: Organisation einer kriminellen Vereinigung.
Der honduranische Aktivist Dennis Muñoz:
O-Ton Dennis 3
Es una amenaza concreta de callar, desmobilizar, desorganizar, desestimar, y totalmente criminalizar la protesta social, es el mensaje que da. Si te vas a enfrentar a una transnacional lo que puedes esperar un juicio por una asociacion ilícita. que es una aplicaciń para los crímenes organizados, una de las causas más graves en el código, atenta seguridad nacional, del estado.
En este caso lo único que están defendiendo, el derecho al agua, a tener un terrritorio, a vivir en paz. … Contraproducencia, miedo, terror, la desmobilización que genera
VO Dennis 3
Dabei geht es um eines der schwerwiegendsten Vergehen im Strafgesetzbuch. Damit sollten eigentlich organisierte Kriminalität oder Angriffe auf die Sicherheit des Staates sanktioniert werden. Das, wofür die Menschenrechtsverteidiger kämpfen, ist allerdings etwas ganz anderes: das Recht auf Wasser, auf Land, auf ein Leben in Frieden. Die Kriminalisierung führt zu Angst, Terror und Demobilisierung.
MOD
Zwar wurden die Vorwürfe am 4. März formell fallen gelassen und die Beschuldigten wieder auf freien Fuß gesetzt – doch bedeutet das noch keine generelle Entwarnung.
Aktivist Dennis Muñoz sieht die Situation in Honduras auch in Zusammenhang mit der in anderen Ländern.
O-Ton Dennis 4
Las comunidades están afectadas, es una amenaza sistemática en toda américa latina. … es el mismo patrón que Berta Cáceres, o que los tolupanes en Honduras que han venido sosteniendo una lucha por la defensa de su territorio. Tiene las mismas víctimas y los sacrificios que las personas en defensa de su territorio tienen que pagar.
VO Dennis 4
Wir haben es mit einer systematischen Bedrohung in ganz Lateinamerika zu tun. Das ist das gleiche Muster wie bei Berta Cáceres. Die Gemeinden kämpfen gegen Megaprojekte und für den Erhalt der Natur und ihres Gebietes. Alle werden für ihr Engagement bedroht und müssen mit denselben Konsequenzen rechnen.
MUSIK: Que corra el rio, que corra – kurz hoch und rauf
ABMOD:
Bei einer Veranstaltung am 2. März in Honduras erinnerte die feministische Sängerin Karla Lara an Berta Cáceres und andere Ermordete, die für den Erhalt des Gualcarque Flusses gekämpft hatten.
Am 2. April werden zwei honduranische Rechtsanwälte, Martin und Victor Fernández, den Bremer Solidaritätspreis überreicht bekommen. Am 4. April werden sie zu einer Veranstaltung in Berlin sein. Details dazu findet ihr bei npla.de.