Nachbetrachtung CALIGULA am Schauspiel Chemnitz

ID 77428
 
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Nachbetrachtung zu CALIGULA von Albert Camus am Schauspielhaus Chemnitz.
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04:18 min, 10 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 02.06.2016 / 16:54

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur
Entstehung

AutorInnen: Juliane Z.
Radio: Radio T, Chemnitz im www
Produktionsdatum: 04.05.2016
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Nächste Aufführung leider erst am 29.10.2016

Pressetext (c) Theater Chemnitz):
CALIGULA
Schauspiel von Albert Camus
Deutsch von Uli Aumüller
Premiere 05.03.2016
Schauspielhaus, Große Bühne

Nach dem Tod der geliebten Schwester Drusilla verschwindet Kaiser Caligula aus Rom. Als er zurückkehrt, ist er ein anderer. Freigebrannt von jeglicher Bindung zum Menschen, fordert er die degenerierten Eliten Roms heraus, deren Ängste, Intrigen und zwanghafte Begierden nach Sicherheit er verachtet. Des einen Frau macht er zur Hure, des anderen Kind tötet er, dem dritten nimmt er den Vater und alle Bürger enterbt er zugunsten der Staatskasse. Wie in einem Theaterstück – mit ihm in der Rolle des unvorhersehbaren Schicksals – provoziert Caligula nur scheinbar willkürlich. Sein kluger Gegenspieler Cherea begreift die intellektuelle Herausforderung, die im Handeln Caligulas liegt. Er erkennt, dass der Kaiser provoziert, um die Menschen angesichts der Absurdität menschlichen Seins zu sich und zu absoluter Freiheit zu führen. Doch Cherea ist der Überzeugung, dass sich ohne ein Quantum an berechenbarer Sicherheit schwerlich leben lässt, dass absolute Freiheit aller irgendwann ins Chaos führt. Deswegen beteiligt er sich schließlich am Anschlag gegen den Kaiser.

Der polnische Regisseur Robert Czechowski, Intendant des hochgelobten Lubuski Teatr in Zielona Góra, inszeniert mit Camus‘ Caligula bildstark einen Text, der wegen seiner Sinnlichkeit, seiner Irrwitzigkeit sowie der Reflexion absurder Philosophie inspiriert und provoziert. Die Handlung verlegt er in ein abstraktes futuristisches Spital. Dessen nicht ganz freiwillige Bewohner – die reichen wie alten Eliten Roms – erscheinen in ihrem Daseinsgrund erstarrt und Caligulas Revolte arbeitet sich an ihnen ab.

Kaiser Gaius Caesar Augustus Germanicus (12 – 41 n. Chr.), genannt Caligula, beherrschte von 37 bis 41 das Römische Reich. Seine militärisch wie politisch unbedeutende Regierungszeit war in ihrer zweiten Hälfte von zahlreichen Exzessen sowie Demütigungen und Todesurteilen gegen die Eliten Roms geprägt. Die Prätorianergarde setzte seiner Gewaltherrschaft schließlich ein Ende. Fast zweitausend Jahre später nutzte Albert Camus (1913 – 1960) den Caligula-Stoff als Steilvorlage, um im Angesicht der Barbarei Hitlerdeutschlands die schreckliche Absurdität menschlichen Seins zu reflektieren.