Hala Faisal: Portrait einer syrischen Künstlerin in Berlin
ID 62105
Menschen aus Syrien versuchen seit Kriegsbeginn aus dem Land zu fliehen. Die Malerin Hala Faisal, Tochter eines ehemaligen syrischen Ministers, hat schon vor fünf Jahren den Sprung nach Mitteleuropa geschafft. Nun lebt sie in Berlin. Im vergangenen Jahr hat sie ihre Mutter in Syrien besucht. Jetzt überlegt sie, wie sie sich für den Frieden in ihrer Heimat einsetzen kann. Jenz Steiner von Piradio in Berlin hat mit ihr gesprochen.
Audio
04:52 min, 11 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 21.02.2014 / 13:48
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Dateizugriffe: 1383
Klassifizierung
Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Frauen/Lesben, Kultur, Politik/Info
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
Jenz Steiner: Die Nachmittagssonne fällt auf gemalte Frauenportraits in Öl und Acryl
an Türen und Wänden der Altneubau-Wohnung in Berlin Friedenau. Verkehrslärm dringt durch die dünnen Fenster im fußkalten Erdgeschoss. Hier lebt und arbeitetet die syrische Künstlerin Hala Faisal.
Hala Faisal: Ich habe meistens Frauen gemalt, vielleicht, weil ich auch eine Frau bin.
Ich fühle Frauen besser. Durch viele Erfahrungen in der arabischen Welt und auch im Westen.
Jenz Steiner: Auf Frauenportraits spezialisiert hat sie sich nicht.
Hala Faisal: Es ist egal, ob das eine Frau oder ein Mann ist. Ich muss diesen Mensch lieben, um in ihn rein zu gucken. Ich bin so konzentriert, wenn ich jemanden male. Dann gehe ich wirklich rein in Seele. Ich kann auch wissen, was er denkt in diesem Moment. Das ist ein sehr interessanter Prozess.
Jenz Steiner: Zu ihren Bildern hat sie eine sehr enge Bindung.
Trennen möchte sie sich nur ungern von ihnen.
Hala Faisal: Deswegen ist es nicht einfach für mich, meine Bilder zu verkaufen. Ich möchte, aber gleichzeitig möchte ich meine Bilder behalten.
Jenz Steiner: Hala Failsal kennt den Schmerz der Trennung. Sie hat ihre Heimat verloren, ihren Vater, der einmal einen Ministerposten in Syrien inne hatte
und in jungen Jahren auch ihre Schwester.
Hala Faisal: Ein Tag, ich bekomme einen Anruf, dass mein Vater im Krankenhaus ist. Ich bin schnell dorthin geflogen, aber ich konnte nicht mehr mit ihm sprechen. Ich habe seine Hand genommen und alles, aber leider konnte ich nicht mehr mit ihm sprechen.
Jenz Steiner: Diese Einschnitte haben ihr Weltbild und ihre Lebenseinstellung verändert.
Hala Faisal: Seit ich meine Schwester verloren habe, sie war 16, ich 17, das war plötzlich am Meer und sie ist ertrunken. Seitdem habe ich verstanden, dass morgen nicht existiert. Wir müssen nur an diesen Moment denken. Seitdem denke ich nicht an die Zukunft.
Jenz Steiner: Doch an den Schrecken des Krieges in Syrien kann Hala Faisal nicht vorbeisehen. Zu stark sind noch die Erinnerungen an den letzten Besuch bei ihrer Mutter in Syrien.
Hala Faisal: Wo meine Eltern Haus, ist es normalerweise sehr ruhig und man kann nachts sehr gut schlafen. Nicht wie bei mir hier. Jetzt hört man morgens um fünf die Raketen.
Jenz Steiner: Tote und verwundete Menschen in den Straßen von Homs und Damaskus sind in Syrien Alltag geworden.
Hala Faisal: Die Fenster sind kaputt und das Haus und die Türen
und natürlich hatte meine Mutter große, große Angst.
Jenz Steiner: Ihre Heimatstadt Homs beschreibt Hala Faisal als gespaltene Stadt.
Hala Faisal: Wenn Du bist in Homs, das ist sehr schlimm. Aber auch es kommt darauf an, wo in Homs. Ein Teil der Stadt ist kaputt. Man kann nicht reingehen. Und es gibt es dort Menschen, die dort seit langem leben. Und es ist nicht erlaubt, ihnen Essen zu bringen. Sie leben underground. Sie leben, aber wie Geist. Sie leben, aber sie leben nicht.
Jenz Steiner: In ihre Bilder will Hala Faisal die Kriegsgreuel nicht einfließen lassen.
Doch überlegt sie, wie sie sich für den Frieden in ihrer Heimat engagieren kann, ohne sich selbst oder andere Menschen zu gefährden.
In New York demonstrierte sie bereits 2005 mit einem Bodypainting medienwirksam gegen den Irak-Krieg.
Hala Faisal: Ich habe meinen Körper als Leinwand benutzt. Ich habe geschrieben: „Stop The War“.
Jenz Steiner: Mit Veränderungen weiß die Künstlerin umzugehen. Sie haben ihr Leben geprägt. Hala Faisal studierte in den späten Achtzigern in Moskau und erlebte die Perestroika hautnah. Sie hat sich in Berlin eine neue Existenz aufgebaut und kann nicht vorbeischauen in den Zuständen in Syrien. Doch aufhalten und beirren lassen will sie sich davon nicht.
Hala Faisal: Ich mag immer Optimist sein, weil wir ohne Hoffnung nicht weitermachen können.
an Türen und Wänden der Altneubau-Wohnung in Berlin Friedenau. Verkehrslärm dringt durch die dünnen Fenster im fußkalten Erdgeschoss. Hier lebt und arbeitetet die syrische Künstlerin Hala Faisal.
Hala Faisal: Ich habe meistens Frauen gemalt, vielleicht, weil ich auch eine Frau bin.
Ich fühle Frauen besser. Durch viele Erfahrungen in der arabischen Welt und auch im Westen.
Jenz Steiner: Auf Frauenportraits spezialisiert hat sie sich nicht.
Hala Faisal: Es ist egal, ob das eine Frau oder ein Mann ist. Ich muss diesen Mensch lieben, um in ihn rein zu gucken. Ich bin so konzentriert, wenn ich jemanden male. Dann gehe ich wirklich rein in Seele. Ich kann auch wissen, was er denkt in diesem Moment. Das ist ein sehr interessanter Prozess.
Jenz Steiner: Zu ihren Bildern hat sie eine sehr enge Bindung.
Trennen möchte sie sich nur ungern von ihnen.
Hala Faisal: Deswegen ist es nicht einfach für mich, meine Bilder zu verkaufen. Ich möchte, aber gleichzeitig möchte ich meine Bilder behalten.
Jenz Steiner: Hala Failsal kennt den Schmerz der Trennung. Sie hat ihre Heimat verloren, ihren Vater, der einmal einen Ministerposten in Syrien inne hatte
und in jungen Jahren auch ihre Schwester.
Hala Faisal: Ein Tag, ich bekomme einen Anruf, dass mein Vater im Krankenhaus ist. Ich bin schnell dorthin geflogen, aber ich konnte nicht mehr mit ihm sprechen. Ich habe seine Hand genommen und alles, aber leider konnte ich nicht mehr mit ihm sprechen.
Jenz Steiner: Diese Einschnitte haben ihr Weltbild und ihre Lebenseinstellung verändert.
Hala Faisal: Seit ich meine Schwester verloren habe, sie war 16, ich 17, das war plötzlich am Meer und sie ist ertrunken. Seitdem habe ich verstanden, dass morgen nicht existiert. Wir müssen nur an diesen Moment denken. Seitdem denke ich nicht an die Zukunft.
Jenz Steiner: Doch an den Schrecken des Krieges in Syrien kann Hala Faisal nicht vorbeisehen. Zu stark sind noch die Erinnerungen an den letzten Besuch bei ihrer Mutter in Syrien.
Hala Faisal: Wo meine Eltern Haus, ist es normalerweise sehr ruhig und man kann nachts sehr gut schlafen. Nicht wie bei mir hier. Jetzt hört man morgens um fünf die Raketen.
Jenz Steiner: Tote und verwundete Menschen in den Straßen von Homs und Damaskus sind in Syrien Alltag geworden.
Hala Faisal: Die Fenster sind kaputt und das Haus und die Türen
und natürlich hatte meine Mutter große, große Angst.
Jenz Steiner: Ihre Heimatstadt Homs beschreibt Hala Faisal als gespaltene Stadt.
Hala Faisal: Wenn Du bist in Homs, das ist sehr schlimm. Aber auch es kommt darauf an, wo in Homs. Ein Teil der Stadt ist kaputt. Man kann nicht reingehen. Und es gibt es dort Menschen, die dort seit langem leben. Und es ist nicht erlaubt, ihnen Essen zu bringen. Sie leben underground. Sie leben, aber wie Geist. Sie leben, aber sie leben nicht.
Jenz Steiner: In ihre Bilder will Hala Faisal die Kriegsgreuel nicht einfließen lassen.
Doch überlegt sie, wie sie sich für den Frieden in ihrer Heimat engagieren kann, ohne sich selbst oder andere Menschen zu gefährden.
In New York demonstrierte sie bereits 2005 mit einem Bodypainting medienwirksam gegen den Irak-Krieg.
Hala Faisal: Ich habe meinen Körper als Leinwand benutzt. Ich habe geschrieben: „Stop The War“.
Jenz Steiner: Mit Veränderungen weiß die Künstlerin umzugehen. Sie haben ihr Leben geprägt. Hala Faisal studierte in den späten Achtzigern in Moskau und erlebte die Perestroika hautnah. Sie hat sich in Berlin eine neue Existenz aufgebaut und kann nicht vorbeischauen in den Zuständen in Syrien. Doch aufhalten und beirren lassen will sie sich davon nicht.
Hala Faisal: Ich mag immer Optimist sein, weil wir ohne Hoffnung nicht weitermachen können.
Kommentare
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24.02.2014 / 08:32 | hikE, Radio Unerhört Marburg (RUM) |
in Frühschicht 24.2.2014
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gesendet. Danke! | |
24.02.2014 / 20:45 | a., coloRadio, Dresden |
toll!
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... und deswegen im montagsmagazin auf coloradio gesendet. | |