Mössingen, Januar 1933, Teil 1

ID 51984
 
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Interview mit Bernd-Jürgen Warneken, Mitherausgeber der Neuauflage des Buchs "Da ist nirgends nichts gewesen außer hier" über den Mössinger Generalstreik am 31.1.1933 gegen Hitler. Eingebunden in das Sendemanuskript auf http://www.waltpolitik.powerbone.de/kv/k....

Teil 1 der Buchbesprechung.
Audio
10:34 min, 9900 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 08.11.2012 / 18:38

Dateizugriffe: 573

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Walter Kuhl
Kontakt: info4(at)waltpolitik.de
Radio: dissent, Darmstadt im www
Produktionsdatum: 08.11.2012
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
1933 war aber nur etwa die Hälfte der Deutschen bereit, diesen Weg uneingeschränkt mitzugehen. (Darmstadt war übrigens führend in seiner Begeisterung für den National­sozialismus.) Die andere Hälfte mußte noch überzeugt werden. Manche von ihnen berauschten sich an den neuen Verdienst­möglichkeiten, die sich insbesondere dadurch auftaten, daß die lästige jüdische Konkurrenz ausgeschaltet wurde. Manch andere von ihnen verschwanden in Konzentrations­lagern oder wurden ermordet. In einem kleinen Ort südlich von Stuttgart dachte man und frau jedenfalls im Januar 1933 anders.

So erstaunlich die Streikbereitschaft des kleinen Dorfes am Rande der Schwäbischen Alb auch gewesen sein mag, so scheint es vergessen zu sein, daß im damaligen Rotbuch Verlag 1982 ein Buch herausgebracht worden war, das ausführlich auf die Vorgeschichte und Hintergründe dieser Mössinger Streikaktion eingegangen ist. Dieses Buch ist längst vergriffen und selbst antiquarisch nur schwer zu finden. Obwohl meine diesbezügliche Bibliothek ganz gut bestückt ist, so fehlt mir ausgerechnet dieser Band. Und so staunte ich nicht schlecht, als ich bei meinem Rundgang über die Frankfurter Buchmesse Anfang Oktober am Stand des Talheimer Verlages die Neuauflage dieses Bandes vorfand, eine Neuauflage zudem, die durch zahlreiche Bilder und Dokumente erweitert worden ist.

Überpünktlich zum 80. Jahrestag des Mössinger Generalstreiks (im kommenden Januar) finden wir hier eine Geschichtsschreibung aus dem Blickwinkel der einfachen Leute aus dem Steinlachtal vor. Und es ist auch kein Zufall, daß diese Neuauflage ausgerechnet dem Talheimer Verlag zu verdanken ist, denn Talheim ist ein Ortsteil von Mössingen und die Verlegerin Irene Scherer und der Verleger Welf Schröter haben ein besonderes Händchen dafür, Episoden linker Geschichte neu zu entdecken und zu bewahren, die auch von allgemeinem Interesse sind. Ein erster Blick in die Neuauflage belegt, daß die Autorinnen und Autoren, die damals am Ludwig-Uhland-Institut für emprisiche Kultuwissenschaften an der Universität Tübingen studiert und geforscht haben, frei von links­dogmatischen Einflüssen ein thematisch wie sprachlich ganz hervorragendes Werk abgeliefert haben, das in seiner Qualität beispielgebend ist.

Sie erzählen uns hierin die Geschichte von Bäuerinnen und Handwerkern einer Dorfgemeinschaft, die schon früh im 18. und 19. Jahrhundert daran gehen mußte, sich kreativ neue Quellen zu erschließen, um die anwachsende Bevölkerung ernähren zu können. Um ihre Produkte zu vertreiben oder um Arbeit zu finden, wanderten sie durch Süddeutschland bis in die Schweiz und lernten mit weltoffenem Blick die Welt kennen. Diese Weltoffenheit zeigte sich alsbald in einer Affinität zu demokratischen und später sozial­demokratischen Ideen, so daß es kaum verwunderlich ist, daß die Obrigkeit auf das „rote Mössingen“ ein besonderes Augenmerk legte. In den 1920er Jahren wurde jedoch auch nach Mössingen der reichsweite Wind der Reaktion hineingetragen, und doch arrangierten sich die Dorf­bewohnerinnen und -bewohner untereinander anders, als dies in der großen Stadt möglich gewesen wäre. Man und frau kannte sich und lebte miteinander, auch fernab politischer Differenzen.

Am Stand des Talheimer Verlages sprach ich mit Bernd Jürgen Warneken, einem der Mitherausgeber der Neuauflage.

[hier das Interview]

Kommentare
11.01.2013 / 20:04 Inforedaktion *Spuren*,
gesendet in der Inforedaktion *Spuren* Freies Radio für Stuttgart
gesendet. Danke für diesen Beitrag an die Medienwerkstatt in Darmstadt !