Spekulationen mit Rohstoffen, insbesondere Nahrungsmitteln
ID 44569
Ein Interview mit Dirk Müller ("Mr. Dax") über die Auswirkungen von Rohstoffspekulation, insbesondere der Spekulation mit Nahrungsgrundstoffen.
Audio
14:25 min, 13 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 31.01.2012 / 12:28
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Klassifizierung
Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Umwelt
Serie: Grünfunk (Greenpeace München)
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
Vielleicht haben Sie, bevor Sie Radio Lora eingeschaltet haben, wie gewohnt und ohne groß darüber nachzudenken zu Abend gegessen. Dass wir hierzulande genug zu Essen haben, ist selbstverständlich, aber man denkt nicht immer daran, dass sich das in vielen Ländern der Welt anders verhält. Im Jahr 2010 litten weltweit fast 1 Milliarde Menschen an Hunger, die meisten davon in Asien und im subsaharischen Afrika. Besonders schlimm war die Situation während der sogenannten Nahrungsmittelpreiskrise in den Jahren 2007 und 2008, aber auch in diesem Jahr haben die Preise für Grundnahrungsmittel wieder Höchststände erreicht und damit die Ernährungslage verschärft.
Für diese Entwicklung gibt es vielfältige Gründe. Aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung nimmt die Nachfrage stetig zu. Dürrekatastrophen gerade in den armen Ländern rund um den Äquator verringern gleichzeitig das Angebot, ebenso der Wettbewerbsdruck auf Produzenten in den Entwicklungsländern. Kleinbauern müssen dort oft wegen der Konkurrenz ihrer Produkte mit Waren aus Industrienationen aufgeben, da diese marktverzerrend hoch subventioniert werden. Umgekehrt wird der Warenfluss aus manchen Ländern durch Exportbeschränkungen auch behindert. Ferner werden Nahrungsmittel zunehmend zur Herstellung von Biokraftstoff genutzt, statt ihrer eigentlichen Bestimmung, dem Verzehr, zugeführt zu werden. Temporär spielen schließlich auch Ernteausfälle eine Rolle bei der Verknappung des Angebots an Grundnahrungsmitteln und den daraus resultierenden Preissteigerungen.
Doch alle diese Faktoren alleine können die extremen Preisspitzen ebenso wie die starken Schwankungen bei der Preisentwicklung kaum erklären. Viele Beobachter machen daher eine weitere Ursache des Problems aus: Nahrungsmittelspekulation an den Börsen. Wie dies genau abläuft, darüber haben wir mit Dirk Müller gesprochen. Dirk Müller erlangte unter dem Namen „Mister DAX“ bundesweite Bekanntheit als Börsenmakler an der Frankfurter Börse. Mittlerweile ist er freischaffend tätig, hält Vorträge und ist regelmäßig in allen großen TV-Talkshows vertreten. Uns hat zunächst interessiert, warum Nahrungsmittel überhaupt an Börsen gehandelt werden und welche Vorteile das für Produzenten, Zwischenhändler und Konsumenten hat:
Müller: Also, man muss zum einen sagen, dass der Handel mit Lebensmitteln an den Börsen schon seit vielen Jahrhunderten existiert, das ist keine neue Entwicklung. Es ist vollkommen okay, wenn sich Bauern, die was produzieren, und Großhändler, Abnehmer, Mühlenbetreiber, wenn die sich untereinander abstimmen. Der eine verkauft heute schon seine Ernte, die erst in einem halben Jahr geerntet wird, schon auf diesen Termin hin an den Mühlenbetreiber. Das hat den Sinn, dass beide Seiten kalkulieren können und wissen um ihre Ein- und Ausgaben, und können dadurch ihren Geschäftsbetrieb besser organisieren. Das ist durchaus sinnvoll. Die Spekulation mit Lebensmitteln, dass jetzt hier fremdes Kapital reinschießt, Anleger wie du und ich, die plötzlich sagen: „Wir wollen auch mit Weizen rumspielen“, das ist eine neue Entwicklung, das gibt’s in der Form eigentlich erst seit wenigen Jahren, und das bringt jetzt diese großen Probleme mit sich.
Grünfunk: Was hat sich denn seit dem Jahr 2000 etwa, seit dem Platzen der Dot-Com-Blase, in Hinblick auf Nahrungsmittelspekulation an den Börsen verändert?
Müller: Also, an den Börsen hat sich von daher was geändert: Es gab vorher schon die Spekulation, die allerdings sehr, sehr gering war. Es waren wenige professionelle Teilnehmer, wie Banken, die Makler, die dazwischen standen, und die für einen Ausgleich gesorgt haben, weil nicht immer, wenn ein Bauer gerade seine Ernte verkaufen wollte, genau der Mühlenbetreiber gegenübersteht, der exakt diese Ernte kaufen wollte dieser Größenordnung. Und da war dann der Spekulant dazwischen, der eben auch mal was gekauft hat, wenn grad kein anderer Käufer da war oder an den Mühlenbetreiber was verkauft hat, wenn gerade kein anderer Verkäufer da war, und musste sich's eben in den nächsten Minuten, Stunden oder Tagen woanders wieder besorgen. Also, da spielte die Spekulation sogar eine sinnvolle Aufgabe – vorausgesetzt, diese Spekulation ist sehr, sehr klein im Verhältnis zum gesamten Markt. Und etwa seit zehn Jahren, seit um die 2000er-Zeit herum, haben die Banken, hat die Finanzwelt dieses Feld für sich entdeckt und möchte da jetzt mit sehr, sehr vielen Investitionen, sehr viel Geld an diesen Preisentwicklungen bei Getreide, bei Lebensmitteln teilhaben. Und jetzt fließen Milliarden und Abermilliarden Geld in diese Märkte hinein, und das sind nicht nur die großen Zocker und Spekulanten, nicht nur die Hedgefonds, sondern auch jeder private Bürger, der einen Rohstofffonds kauft, der in Weizen investiert. Der Fondsmanager kauft an der gleichen Warenterminbörse in Chicago wie der Großhändler in Indonesien, und wir treiben natürlich mit Milliarden, die da zusammenkommen, die Preise nach oben, und irgendwo hungern Menschen, weil wir uns virtuell ein paar Säcke Weizen in den Keller legen.
Grünfunk: Könnten Sie das vielleicht näher erklären, wie das überhaupt abläuft an der Börse: Was für verschiedene Arten der Spekulation gibt es, wie laufen diese Spekulationsvarianten ab und worin unterscheiden sie sich?
Müller: Also, unter dem – man sagt das so – dem Kassamarkt, dem Spotmarkt: das ist jetzt, wenn wir direkt Weizen kaufen, ich kaufe direkt bei Ihnen Weizen, und dann ist es direkt per heute, per Handschlag kaufen wir jetzt und handeln das Geschäft, Thema erledigt. Wenn wir auf Termin kaufen, Terminmarkt – das bedeutet, wir schließen heute ein Geschäft miteinander ab, das wir aber erst in einem halben Jahr, oder in einem dreiviertel Jahr bedienen: Sie verkaufen mir Weizen, ich kaufe das, aber wir machen das nicht heute, sondern wir sagen: Sie liefern mir das erst in einem halben Jahr, und wir vereinbaren aber heute schon den Preis dafür. Und jetzt kann man allerdings darauf einfach nur wetten, indem man gar keinen Weizen liefern will in einem halben Jahr, sondern dieses Geschäft dann wieder ausgleicht mit einem neuen Geschäft. Also, das sind dann wirklich Wetten auf die Zukunft, und über 90, 99 Prozent kann man sagen, dieser Geschäfte werden nie wirklich abgewickelt, haben überhaupt nichts zu tun mit wirklichem Kauf oder Verkauf von Lebensmitteln, sondern da geht es nur um die Spekulation, die Wetten auf die Preisentwicklung, und das muss massiv wieder zurückgefahren werden. Und eine große Gefahr sind die sogenannten Über-die-Theke-Geschäfte – die heißen im Englischen so: over-the-counter –: da wird abseits der Börsen, abseits der Überwachung, werden diese Geschäfte im ganz, ganz großen Stil gehandelt, und haben natürlich ganz großen Einfluss auf die realen Lebensmittelpreise, weil am Ende diese Wetten ihren Widerhall in den realen Preisen, im realen Handel finden.
Grünfunk: Könnten Sie vielleicht ganz genau erklären, wie Spekulation die Preise in die Höhe treibt?
Müller: Es ist vielleicht gar nicht einmal so sehr die Spekulation, sondern allein schon das Investieren in Lebensmittel. Wenn Sie und ich jeden Monat 100 Euro in einen Rohstofffonds investieren, und das machen ganz, ganz viele, da kommen Milliarden zusammen, und plötzlich entsteht nur aufgrund dieses Geldes, das in die Märkte fließt, und wir Alle kaufen Weizenprodukte, kaufen Mais an den Terminbörsen, das heißt, es entsteht eine zusätzliche Nachfrage an den Börsen, die in etwa der Nachfrage Chinas entspricht, und das nicht, weil wir's essen wollen, sondern nur, weil wir uns das virtuell in den Keller legen, und diese Nachfrage, die entsteht erst seit etwa zehn Jahren, und es gibt überhaupt keinen volkswirtschaftlichen Grund, warum es privaten Investoren, warum es Zockern, warum es Anlegern, erlaubt sein sollte, sich virtuell Weizen zu kaufen und damit den Preis hoch zu treiben. Die Finanzindustrie behauptet zwar immer, das würde keine Auswirkungen haben, weil jedem Käufer ja auch ein Verkäufer gegenübersteht, aber das ist natürlich Blödsinn, denn mit dem Argument dürften Börsenpreise nie steigen: Jede Aktie, die verkauft wird, findet auch einen Käufer und umgekehrt, aber natürlich, wenn viel Nachfrage da ist, dann nimmt der Verkäufer seinen Verkaufspreis natürlich nach oben, und das passiert beim Weizen auch. Wenn wir alle jetzt Weizen kaufen wollten über Fondsprodukte, dann nimmt natürlich der, der Weizen zu verkaufen hat, seinen Preis hoch, weil er ja mehr dafür bekommt, weil so eine große Nachfrage da ist.
Spekulation ist also ein nennenswerter Faktor bei der Preisentwicklung von Nahrungsmitteln. Als 2007 die Nahrungsmittelpreise um bis zu 76% anstiegen, haben wir das bei uns in den Industrienationen kaum bemerkt. Das liegt daran, dass man hier ohnehin nur relativ wenig Geld für Nahrungsmittel ausgibt: zwischen 10 und 20% des Nettoeinkommens. In den Entwicklungsländern sind es dagegen durchschnittlich 80%. Erhöht sich der Preis für die Grundnahrungsmittel auch nur um die Hälfte, so übersteigen die Preise oft das Einkommen der Menschen in diesen Ländern. Genau das passierte in den Jahren 2007 und 2008 in vielen Entwicklungsländern. In welchem Ausmaß aber Spekulation für diese Entwicklung verantwortlich war, ist nicht unumstritten.
Grünfunk: Herr Müller, der Mainstream in den Wirtschaftswissenschaften behauptet ja, dass die Spekulation überhaupt nichts zur Nahrungsmittelpreiskrise 2007/2008 beigetragen habe. Ist der Einfluss der Spekulation auf diese Nahrungsmittelpreiskrise doch nicht so groß gewesen, wie es jetzt den Anschein hat?
Müller: Der ist sehr groß gewesen. Wir können das auch nachweisen. Also, es ist ein Blödsinn, wenn jemand behauptet, es wäre nicht der Fall, der behauptet auch, die Erde ist eine Scheibe und bei Portugal fällt man hinten runter. Also, das ist ein völliger Unsinn. Natürlich haben die Spekulationen ein extremes Ausmaß an den Preissteigerungen. Ich möchte das an dem Beispiel, das Sie genannt haben, im Sommer 2008 benennen: Vom Dezember 2007 bis zum Sommer 2008 haben sich die Maispreise mehr als verdoppelt. Und die Gründe waren ganz klar: Die Chinesen essen so viel durch ihren hohen Wohlstand; der Biosprit ist so eine große Nachfrage; und die Ackerflächen am Mississippi wurden überschwemmt, die sind auf Jahre unbrauchbar: die Maispreise werden ewig weiter steigen. Im Sommer 2008, innerhalb von 20 Wochen, ist der Maispreis in sich zusammengebrochen, hat sich mehr als halbiert, ist unter das ursprüngliche Niveau gefallen: Nicht, weil die Chinesen aufgehört hätten zu essen, nicht, weil es keinen Biosprit mehr gibt, nicht, weil es eine göttliche Sanierung der Ackerflächen gab, nein: sondern einzig, weil aufgrund einer platzenden Immobilienblase die Spekulanten Kasse machen mussten, die mussten alles verkaufen, was sie in den Beständen hatten, weil sie Geld brauchten, und dann haben die Terminkontrakte auf Mais verkauft, und dann hat sich der Maispreis mehr als halbiert. Das hat überhaupt nichts mit irgendwelchen Wettergeschichten, mit Nachfrage, mit Essern oder Nicht-Essern zu tun, sondern ausschließlich mit klarer Spekulation. Das könnten wir an vielen, vielen Beispielen Ihnen noch nachweisen, ich hab's getan in der Bundestagsanhörung und in dem Misereor-Bericht – das würde sicherlich jetzt hier die Radiosendung sprengen –, aber ich glaube, zu behaupten, die Spekulation hätte keinen Einfluss auf die Lebensmittelpreise, ist schlechtweg töricht und stammt von Leuten, die keine Ahnung von den Märkten haben.
Grünfunk: Nun wurden ja, zumindest in Deutschland, wenig Konsequenzen aus den Erfahrungen des Jahres 2008 gezogen. Ich meine, diese extremen Preisschwankungen bei Grundnahrungsmitteln haben ja insbesondere in den Ländern der sogenannten 3. Welt zu erheblicher Armut, zu erheblichem Hunger geführt. Wurden da überhaupt keine Konsequenzen gezogen?
Müller: Bisher wurden so gut wie keine gezogen, jetzt fängt die Politik an, sich mit dieser Frage zu beschäftigen, und versucht jetzt hier, Mechanismen einzuführen, um diese Spekulation etwas aus dem Markt herauszunehmen. Aber die „Gegenseite“, die Finanzindustrie, hat natürlich eine sehr, sehr starke Lobby in diesem Zusammenhang, also von daher: mal sehen, was am Ende dabei herauskommt. Und es ist tatsächlich so: Diese extremen Preisschwankungen sind das Problem, nicht mal so sehr die hohen Preise an sich. Wir haben relativ niedrige Lebensmittelpreise, und wer sich mit den Themen beschäftigt, der weiß, dass für die 3. Welt diese niedrigen Lebensmittelpreise sogar ein Problem sind, weil sie die einheimische Wirtschaft massiv zurückdrängen, die einheimische Lebensmittelproduktion. D.h. wenn wir mit Dumpingpreisen Mais nach Afrika exportieren, dann kann der örtliche Bauer mit seinen Leuten zu diesen Preisen überhaupt nicht produzieren, mit seinen Traktoren, mit dem bisschen Dünger, was er hat, kann er überhaupt nicht konkurrenzfähig sein, und er muss die Leute entlassen, die haben keine Jobs, und irgendwann kommen dann die Preissteigerungen, und dann ist vor Ort keine Industrie, keine lebensmittelproduzierende Industrie mehr da, die das auffangen könnte. Also: Die großen Sprünge sind das Problem für die ganze Welt, nicht der hohe Preis oder der niedrige Preis, sondern die extremen Sprünge, da kann sich kein Verbraucher, da kann sich niemand darauf einstellen, und das führt zu großen Verwerfungen bei den Hungernden, bei den Menschen. Und die einzigen, die ein Interesse an diesen hohen Sprüngen haben, sind eben die Spekulanten und ist die Finanzindustrie.
Grünfunk: Wie könnte man denn dieser Spekulation mit ihren extrem negativen Folgewirkungen begegnen? Gibt es Möglichkeiten, das staatlicherseits zu regulieren, diesen Handel an der Börse?
Müller: Der ist absolut sinnvoll, den zu regulieren. Ich bin nun beispielsweise für ein Verbot von privaten Investitionen in Lebensmittel. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum es mir als Spekulant oder einem privaten Verbraucher erlaubt sein sollte, in Lebensmittel zu investieren, es gibt keinen volkswirtschaftlichen Grund dafür, das ist schon mal das erste, da kann man eine ganz klare Linie ziehen. Und ansonsten müsste man das Eigenkapital, das ein Spekulant vorlegen muss und eigene Geld, das er einsetzen muss für Spekulationen in Lebensmittel, deutlich anheben...
Grünfunk: … die Margins …
Müller: … die Margins, die Sicherheitsleistungen. Bisher können die Spekulanten mit ganz, ganz wenig eigenem Geld ein riesen Rad drehen an diesen Lebensmittelmärkten, und wenn man das reduzieren würde, dass man sagt: wenn ihr zocken wollt, dann aber bitte nur mit eigenem Geld, nicht auf Kredit, nicht mit nur wenigen Sicherheitsleistungen, das würde sicherlich deutlich die Spekulation zurückfahren. Nochmal: Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn ein Bauer gegen einen Mühlenbetreiber, wenn die sich absichern über ein Geschäft auf die Zukunft, das ist vollkommen legitim. Aber die Spekulation muss wieder auf ein verträgliches Maß zurückgeführt werden.
Grünfunk: Was bedeutet es, dass große Banken seit kurzem zunehmend in den Handel mit physischen, also mit echten Rohstoffen einsteigen?
Müller: Das ist für mich nochmal der Gipfel des Skandals. Dass jetzt die großen Bankhäuser Lagerhäuser erwerben, richtige große Lagerhäuser, und kaufen bisher Industriemetalle, beispielsweise Aluminium, direkt aus den Aluminiumschmelzen heraus, das geht überhaupt nicht in die Industrie, sondern liefert direkt per LKW in die Lagerhäuser der Banken, um es dort dem Markt zu entziehen, damit natürlich auch eine Preissteigerung, eine Marktverknappung zu erzeugen: die Preise steigen, und man profitiert von einer Verknappung, die man selbst mitbegünstigt hat, und das ist ein Skandal, der unter Umständen, wenn das jetzt bei selteneren Metallen passiert, kann das zu Produktionsausfällen führen, weil das Metall nicht zur Verfügung steht für die Produktion, weil es bei Banken in den Tresoren, in den Lagerhäusern liegt und dort vorenthalten wird. Und es ist eine Frage der Zeit, bevor so etwas auch für Lebensmitteln geschieht, für Kakao beispielsweise oder andere Produkte, und wirklich dem Markt physisch entzogen wird, nur um von den Verteuerungen zu profitieren, davon, dass irgendwo Menschen hungern, dass irgendwo jemand sich dies nicht mehr leisten kann: Davon profitieren zu wollen, das ist schlichtweg ein Skandal.
Druck seitens der Bürgerinnen und Bürger – also von uns Allen – ist gefragt. Denn die Nahrungsmittelspekulanten, die vom Hunger und Elend von Millionen Menschen profitieren, sitzen auch in Deutschland – allen voran die Deutsche Bank. Der Verein Foodwatch e.V. hat daher auf seiner Homepage foodwatch.de eine E-Mail-Aktion gestartet, mit der man eine Protestnote an Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann richten kann. Auf den Websiten der Organisation findet sich auch der Report „Die Hungermacher“, in dem auf etwa 80 Seiten allgemeinverständlich und anschaulich in die Problematik der Nahrungsmittelspekulation eingeführt wird. Das Dokument kann kostenfrei heruntergeladen werden unter www.foodwatch.de.
Für diese Entwicklung gibt es vielfältige Gründe. Aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung nimmt die Nachfrage stetig zu. Dürrekatastrophen gerade in den armen Ländern rund um den Äquator verringern gleichzeitig das Angebot, ebenso der Wettbewerbsdruck auf Produzenten in den Entwicklungsländern. Kleinbauern müssen dort oft wegen der Konkurrenz ihrer Produkte mit Waren aus Industrienationen aufgeben, da diese marktverzerrend hoch subventioniert werden. Umgekehrt wird der Warenfluss aus manchen Ländern durch Exportbeschränkungen auch behindert. Ferner werden Nahrungsmittel zunehmend zur Herstellung von Biokraftstoff genutzt, statt ihrer eigentlichen Bestimmung, dem Verzehr, zugeführt zu werden. Temporär spielen schließlich auch Ernteausfälle eine Rolle bei der Verknappung des Angebots an Grundnahrungsmitteln und den daraus resultierenden Preissteigerungen.
Doch alle diese Faktoren alleine können die extremen Preisspitzen ebenso wie die starken Schwankungen bei der Preisentwicklung kaum erklären. Viele Beobachter machen daher eine weitere Ursache des Problems aus: Nahrungsmittelspekulation an den Börsen. Wie dies genau abläuft, darüber haben wir mit Dirk Müller gesprochen. Dirk Müller erlangte unter dem Namen „Mister DAX“ bundesweite Bekanntheit als Börsenmakler an der Frankfurter Börse. Mittlerweile ist er freischaffend tätig, hält Vorträge und ist regelmäßig in allen großen TV-Talkshows vertreten. Uns hat zunächst interessiert, warum Nahrungsmittel überhaupt an Börsen gehandelt werden und welche Vorteile das für Produzenten, Zwischenhändler und Konsumenten hat:
Müller: Also, man muss zum einen sagen, dass der Handel mit Lebensmitteln an den Börsen schon seit vielen Jahrhunderten existiert, das ist keine neue Entwicklung. Es ist vollkommen okay, wenn sich Bauern, die was produzieren, und Großhändler, Abnehmer, Mühlenbetreiber, wenn die sich untereinander abstimmen. Der eine verkauft heute schon seine Ernte, die erst in einem halben Jahr geerntet wird, schon auf diesen Termin hin an den Mühlenbetreiber. Das hat den Sinn, dass beide Seiten kalkulieren können und wissen um ihre Ein- und Ausgaben, und können dadurch ihren Geschäftsbetrieb besser organisieren. Das ist durchaus sinnvoll. Die Spekulation mit Lebensmitteln, dass jetzt hier fremdes Kapital reinschießt, Anleger wie du und ich, die plötzlich sagen: „Wir wollen auch mit Weizen rumspielen“, das ist eine neue Entwicklung, das gibt’s in der Form eigentlich erst seit wenigen Jahren, und das bringt jetzt diese großen Probleme mit sich.
Grünfunk: Was hat sich denn seit dem Jahr 2000 etwa, seit dem Platzen der Dot-Com-Blase, in Hinblick auf Nahrungsmittelspekulation an den Börsen verändert?
Müller: Also, an den Börsen hat sich von daher was geändert: Es gab vorher schon die Spekulation, die allerdings sehr, sehr gering war. Es waren wenige professionelle Teilnehmer, wie Banken, die Makler, die dazwischen standen, und die für einen Ausgleich gesorgt haben, weil nicht immer, wenn ein Bauer gerade seine Ernte verkaufen wollte, genau der Mühlenbetreiber gegenübersteht, der exakt diese Ernte kaufen wollte dieser Größenordnung. Und da war dann der Spekulant dazwischen, der eben auch mal was gekauft hat, wenn grad kein anderer Käufer da war oder an den Mühlenbetreiber was verkauft hat, wenn gerade kein anderer Verkäufer da war, und musste sich's eben in den nächsten Minuten, Stunden oder Tagen woanders wieder besorgen. Also, da spielte die Spekulation sogar eine sinnvolle Aufgabe – vorausgesetzt, diese Spekulation ist sehr, sehr klein im Verhältnis zum gesamten Markt. Und etwa seit zehn Jahren, seit um die 2000er-Zeit herum, haben die Banken, hat die Finanzwelt dieses Feld für sich entdeckt und möchte da jetzt mit sehr, sehr vielen Investitionen, sehr viel Geld an diesen Preisentwicklungen bei Getreide, bei Lebensmitteln teilhaben. Und jetzt fließen Milliarden und Abermilliarden Geld in diese Märkte hinein, und das sind nicht nur die großen Zocker und Spekulanten, nicht nur die Hedgefonds, sondern auch jeder private Bürger, der einen Rohstofffonds kauft, der in Weizen investiert. Der Fondsmanager kauft an der gleichen Warenterminbörse in Chicago wie der Großhändler in Indonesien, und wir treiben natürlich mit Milliarden, die da zusammenkommen, die Preise nach oben, und irgendwo hungern Menschen, weil wir uns virtuell ein paar Säcke Weizen in den Keller legen.
Grünfunk: Könnten Sie das vielleicht näher erklären, wie das überhaupt abläuft an der Börse: Was für verschiedene Arten der Spekulation gibt es, wie laufen diese Spekulationsvarianten ab und worin unterscheiden sie sich?
Müller: Also, unter dem – man sagt das so – dem Kassamarkt, dem Spotmarkt: das ist jetzt, wenn wir direkt Weizen kaufen, ich kaufe direkt bei Ihnen Weizen, und dann ist es direkt per heute, per Handschlag kaufen wir jetzt und handeln das Geschäft, Thema erledigt. Wenn wir auf Termin kaufen, Terminmarkt – das bedeutet, wir schließen heute ein Geschäft miteinander ab, das wir aber erst in einem halben Jahr, oder in einem dreiviertel Jahr bedienen: Sie verkaufen mir Weizen, ich kaufe das, aber wir machen das nicht heute, sondern wir sagen: Sie liefern mir das erst in einem halben Jahr, und wir vereinbaren aber heute schon den Preis dafür. Und jetzt kann man allerdings darauf einfach nur wetten, indem man gar keinen Weizen liefern will in einem halben Jahr, sondern dieses Geschäft dann wieder ausgleicht mit einem neuen Geschäft. Also, das sind dann wirklich Wetten auf die Zukunft, und über 90, 99 Prozent kann man sagen, dieser Geschäfte werden nie wirklich abgewickelt, haben überhaupt nichts zu tun mit wirklichem Kauf oder Verkauf von Lebensmitteln, sondern da geht es nur um die Spekulation, die Wetten auf die Preisentwicklung, und das muss massiv wieder zurückgefahren werden. Und eine große Gefahr sind die sogenannten Über-die-Theke-Geschäfte – die heißen im Englischen so: over-the-counter –: da wird abseits der Börsen, abseits der Überwachung, werden diese Geschäfte im ganz, ganz großen Stil gehandelt, und haben natürlich ganz großen Einfluss auf die realen Lebensmittelpreise, weil am Ende diese Wetten ihren Widerhall in den realen Preisen, im realen Handel finden.
Grünfunk: Könnten Sie vielleicht ganz genau erklären, wie Spekulation die Preise in die Höhe treibt?
Müller: Es ist vielleicht gar nicht einmal so sehr die Spekulation, sondern allein schon das Investieren in Lebensmittel. Wenn Sie und ich jeden Monat 100 Euro in einen Rohstofffonds investieren, und das machen ganz, ganz viele, da kommen Milliarden zusammen, und plötzlich entsteht nur aufgrund dieses Geldes, das in die Märkte fließt, und wir Alle kaufen Weizenprodukte, kaufen Mais an den Terminbörsen, das heißt, es entsteht eine zusätzliche Nachfrage an den Börsen, die in etwa der Nachfrage Chinas entspricht, und das nicht, weil wir's essen wollen, sondern nur, weil wir uns das virtuell in den Keller legen, und diese Nachfrage, die entsteht erst seit etwa zehn Jahren, und es gibt überhaupt keinen volkswirtschaftlichen Grund, warum es privaten Investoren, warum es Zockern, warum es Anlegern, erlaubt sein sollte, sich virtuell Weizen zu kaufen und damit den Preis hoch zu treiben. Die Finanzindustrie behauptet zwar immer, das würde keine Auswirkungen haben, weil jedem Käufer ja auch ein Verkäufer gegenübersteht, aber das ist natürlich Blödsinn, denn mit dem Argument dürften Börsenpreise nie steigen: Jede Aktie, die verkauft wird, findet auch einen Käufer und umgekehrt, aber natürlich, wenn viel Nachfrage da ist, dann nimmt der Verkäufer seinen Verkaufspreis natürlich nach oben, und das passiert beim Weizen auch. Wenn wir alle jetzt Weizen kaufen wollten über Fondsprodukte, dann nimmt natürlich der, der Weizen zu verkaufen hat, seinen Preis hoch, weil er ja mehr dafür bekommt, weil so eine große Nachfrage da ist.
Spekulation ist also ein nennenswerter Faktor bei der Preisentwicklung von Nahrungsmitteln. Als 2007 die Nahrungsmittelpreise um bis zu 76% anstiegen, haben wir das bei uns in den Industrienationen kaum bemerkt. Das liegt daran, dass man hier ohnehin nur relativ wenig Geld für Nahrungsmittel ausgibt: zwischen 10 und 20% des Nettoeinkommens. In den Entwicklungsländern sind es dagegen durchschnittlich 80%. Erhöht sich der Preis für die Grundnahrungsmittel auch nur um die Hälfte, so übersteigen die Preise oft das Einkommen der Menschen in diesen Ländern. Genau das passierte in den Jahren 2007 und 2008 in vielen Entwicklungsländern. In welchem Ausmaß aber Spekulation für diese Entwicklung verantwortlich war, ist nicht unumstritten.
Grünfunk: Herr Müller, der Mainstream in den Wirtschaftswissenschaften behauptet ja, dass die Spekulation überhaupt nichts zur Nahrungsmittelpreiskrise 2007/2008 beigetragen habe. Ist der Einfluss der Spekulation auf diese Nahrungsmittelpreiskrise doch nicht so groß gewesen, wie es jetzt den Anschein hat?
Müller: Der ist sehr groß gewesen. Wir können das auch nachweisen. Also, es ist ein Blödsinn, wenn jemand behauptet, es wäre nicht der Fall, der behauptet auch, die Erde ist eine Scheibe und bei Portugal fällt man hinten runter. Also, das ist ein völliger Unsinn. Natürlich haben die Spekulationen ein extremes Ausmaß an den Preissteigerungen. Ich möchte das an dem Beispiel, das Sie genannt haben, im Sommer 2008 benennen: Vom Dezember 2007 bis zum Sommer 2008 haben sich die Maispreise mehr als verdoppelt. Und die Gründe waren ganz klar: Die Chinesen essen so viel durch ihren hohen Wohlstand; der Biosprit ist so eine große Nachfrage; und die Ackerflächen am Mississippi wurden überschwemmt, die sind auf Jahre unbrauchbar: die Maispreise werden ewig weiter steigen. Im Sommer 2008, innerhalb von 20 Wochen, ist der Maispreis in sich zusammengebrochen, hat sich mehr als halbiert, ist unter das ursprüngliche Niveau gefallen: Nicht, weil die Chinesen aufgehört hätten zu essen, nicht, weil es keinen Biosprit mehr gibt, nicht, weil es eine göttliche Sanierung der Ackerflächen gab, nein: sondern einzig, weil aufgrund einer platzenden Immobilienblase die Spekulanten Kasse machen mussten, die mussten alles verkaufen, was sie in den Beständen hatten, weil sie Geld brauchten, und dann haben die Terminkontrakte auf Mais verkauft, und dann hat sich der Maispreis mehr als halbiert. Das hat überhaupt nichts mit irgendwelchen Wettergeschichten, mit Nachfrage, mit Essern oder Nicht-Essern zu tun, sondern ausschließlich mit klarer Spekulation. Das könnten wir an vielen, vielen Beispielen Ihnen noch nachweisen, ich hab's getan in der Bundestagsanhörung und in dem Misereor-Bericht – das würde sicherlich jetzt hier die Radiosendung sprengen –, aber ich glaube, zu behaupten, die Spekulation hätte keinen Einfluss auf die Lebensmittelpreise, ist schlechtweg töricht und stammt von Leuten, die keine Ahnung von den Märkten haben.
Grünfunk: Nun wurden ja, zumindest in Deutschland, wenig Konsequenzen aus den Erfahrungen des Jahres 2008 gezogen. Ich meine, diese extremen Preisschwankungen bei Grundnahrungsmitteln haben ja insbesondere in den Ländern der sogenannten 3. Welt zu erheblicher Armut, zu erheblichem Hunger geführt. Wurden da überhaupt keine Konsequenzen gezogen?
Müller: Bisher wurden so gut wie keine gezogen, jetzt fängt die Politik an, sich mit dieser Frage zu beschäftigen, und versucht jetzt hier, Mechanismen einzuführen, um diese Spekulation etwas aus dem Markt herauszunehmen. Aber die „Gegenseite“, die Finanzindustrie, hat natürlich eine sehr, sehr starke Lobby in diesem Zusammenhang, also von daher: mal sehen, was am Ende dabei herauskommt. Und es ist tatsächlich so: Diese extremen Preisschwankungen sind das Problem, nicht mal so sehr die hohen Preise an sich. Wir haben relativ niedrige Lebensmittelpreise, und wer sich mit den Themen beschäftigt, der weiß, dass für die 3. Welt diese niedrigen Lebensmittelpreise sogar ein Problem sind, weil sie die einheimische Wirtschaft massiv zurückdrängen, die einheimische Lebensmittelproduktion. D.h. wenn wir mit Dumpingpreisen Mais nach Afrika exportieren, dann kann der örtliche Bauer mit seinen Leuten zu diesen Preisen überhaupt nicht produzieren, mit seinen Traktoren, mit dem bisschen Dünger, was er hat, kann er überhaupt nicht konkurrenzfähig sein, und er muss die Leute entlassen, die haben keine Jobs, und irgendwann kommen dann die Preissteigerungen, und dann ist vor Ort keine Industrie, keine lebensmittelproduzierende Industrie mehr da, die das auffangen könnte. Also: Die großen Sprünge sind das Problem für die ganze Welt, nicht der hohe Preis oder der niedrige Preis, sondern die extremen Sprünge, da kann sich kein Verbraucher, da kann sich niemand darauf einstellen, und das führt zu großen Verwerfungen bei den Hungernden, bei den Menschen. Und die einzigen, die ein Interesse an diesen hohen Sprüngen haben, sind eben die Spekulanten und ist die Finanzindustrie.
Grünfunk: Wie könnte man denn dieser Spekulation mit ihren extrem negativen Folgewirkungen begegnen? Gibt es Möglichkeiten, das staatlicherseits zu regulieren, diesen Handel an der Börse?
Müller: Der ist absolut sinnvoll, den zu regulieren. Ich bin nun beispielsweise für ein Verbot von privaten Investitionen in Lebensmittel. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum es mir als Spekulant oder einem privaten Verbraucher erlaubt sein sollte, in Lebensmittel zu investieren, es gibt keinen volkswirtschaftlichen Grund dafür, das ist schon mal das erste, da kann man eine ganz klare Linie ziehen. Und ansonsten müsste man das Eigenkapital, das ein Spekulant vorlegen muss und eigene Geld, das er einsetzen muss für Spekulationen in Lebensmittel, deutlich anheben...
Grünfunk: … die Margins …
Müller: … die Margins, die Sicherheitsleistungen. Bisher können die Spekulanten mit ganz, ganz wenig eigenem Geld ein riesen Rad drehen an diesen Lebensmittelmärkten, und wenn man das reduzieren würde, dass man sagt: wenn ihr zocken wollt, dann aber bitte nur mit eigenem Geld, nicht auf Kredit, nicht mit nur wenigen Sicherheitsleistungen, das würde sicherlich deutlich die Spekulation zurückfahren. Nochmal: Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn ein Bauer gegen einen Mühlenbetreiber, wenn die sich absichern über ein Geschäft auf die Zukunft, das ist vollkommen legitim. Aber die Spekulation muss wieder auf ein verträgliches Maß zurückgeführt werden.
Grünfunk: Was bedeutet es, dass große Banken seit kurzem zunehmend in den Handel mit physischen, also mit echten Rohstoffen einsteigen?
Müller: Das ist für mich nochmal der Gipfel des Skandals. Dass jetzt die großen Bankhäuser Lagerhäuser erwerben, richtige große Lagerhäuser, und kaufen bisher Industriemetalle, beispielsweise Aluminium, direkt aus den Aluminiumschmelzen heraus, das geht überhaupt nicht in die Industrie, sondern liefert direkt per LKW in die Lagerhäuser der Banken, um es dort dem Markt zu entziehen, damit natürlich auch eine Preissteigerung, eine Marktverknappung zu erzeugen: die Preise steigen, und man profitiert von einer Verknappung, die man selbst mitbegünstigt hat, und das ist ein Skandal, der unter Umständen, wenn das jetzt bei selteneren Metallen passiert, kann das zu Produktionsausfällen führen, weil das Metall nicht zur Verfügung steht für die Produktion, weil es bei Banken in den Tresoren, in den Lagerhäusern liegt und dort vorenthalten wird. Und es ist eine Frage der Zeit, bevor so etwas auch für Lebensmitteln geschieht, für Kakao beispielsweise oder andere Produkte, und wirklich dem Markt physisch entzogen wird, nur um von den Verteuerungen zu profitieren, davon, dass irgendwo Menschen hungern, dass irgendwo jemand sich dies nicht mehr leisten kann: Davon profitieren zu wollen, das ist schlichtweg ein Skandal.
Druck seitens der Bürgerinnen und Bürger – also von uns Allen – ist gefragt. Denn die Nahrungsmittelspekulanten, die vom Hunger und Elend von Millionen Menschen profitieren, sitzen auch in Deutschland – allen voran die Deutsche Bank. Der Verein Foodwatch e.V. hat daher auf seiner Homepage foodwatch.de eine E-Mail-Aktion gestartet, mit der man eine Protestnote an Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann richten kann. Auf den Websiten der Organisation findet sich auch der Report „Die Hungermacher“, in dem auf etwa 80 Seiten allgemeinverständlich und anschaulich in die Problematik der Nahrungsmittelspekulation eingeführt wird. Das Dokument kann kostenfrei heruntergeladen werden unter www.foodwatch.de.
Kommentare
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29.11.2011 / 12:05 | detlef, |
gesendet im Abendprogramm Osmose am 1 12 2011
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