Jugendgewalt: Gelernte Konkurrenten am Werk
ID 20890
Kürzere Version eines Interviews von Wüste Welle (Tübingen) mit Freerk Huisken.
Audio
07:02 min, 3294 kB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 31.01.2008 / 00:27
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Dateizugriffe: 698
Klassifizierung
Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Jugend, Kinder
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
Es ist schon interessant: Während noch bei der Debatte um den Amoklauf in Erfurt oder die Rütli-Schule die Gewalttätigkeit der Jugendlichen im Blickpunkt des medialen Interesses stand, ist es im jüngsten Streit die Jugendkriminaliät. An Vorfällen wie dem in der Münchner U-Bahn ist der Öffentlichkeit primär der Rechtsbruch wichtig, der Verstoß gegen Gesetze. Das heißt für die Jugendlichen, dass sie von vorn herein als Kriminelle eingestuft werden – und dementsprechend behandelt werden können. Es wird debattiert, wie und auf welcher Rechtsgrundlage zugeschlagen werden soll – dass mit autorisierter Staatsgewalt zugeschlagen werden soll, wo Jugendliche unautorisiert gewalttätig werden, darin sind sich die Parteien von CDU bis Linke einig.
Die sozialen Ursachen der Jugendgewalt werden in dieser Debatte nur selten genannt, dann allerdings knallhart ausgesprochen: Die Täter gehören zu den Gesellschaftsverlierern ohne Lehrstelle, zur untersten Armutsschicht, sind oft Ausländer und kommen aus Familien, in denen selbst geschlagen wird. Diese Zusammenhänge sind also für die jugendliche Brutalität verantwortlich. Dem stimmt der Bremer Pädigogik-Professor Freerk Huisken zu, merkt aber an:
(O-Ton: Huisken)
Diese Überlegungen machen aus der alltäglichen Erfahrung, Verlierer zu sein, das Bedürfnis sich nicht nur zu fügen, sondern auch mal Macht über andere auszuüben. Das Bedürfnis, sich den besonderen Wert ihrer Person mit physischer Überlegenheit über andere zu beweisen. Ein ziemlich schäbiges Bedürfnis natürlich, dass nur mit dem rechten Ideal, dass Stärke Macht verleiht, aufkommen kann. Diese Gedanken machen sich also Jugendliche, die Gewalttätig gegen Menschen werden. Bei Eigentumsdelikten ist die Lage noch einfacher: Sie kommen nicht zufällig bei Eigentumslosen am häufigsten vor.
Was machen nun die Medien und Politiker aus der Erkenntnis über diese Zusammenhänge?
(O-Ton: Huisken)
Sagt Freerk Huisken, und der hat sich in verschiedenen Büchern auch mit der Erziehung der Jugend in der bürgerlichen Gesellschaft befasst. Seine Analyse erbrachte das Ergebnis, in der Schule würden junge Menschen vor allem zu selbstbewussten Konkurrenten erzogen. In der Verlängerung heißt das, dass Kinder, die sich entschieden haben, sich gegen andere durchzusetzen, manchmal nicht zum Schulbuch greifen um eine bessere Note zu schreiben – sondern zur Gewalt, um andere alt aussehen zu lassen. Angesichts dessen, müsste man meinen, sollte das hießige Schulsystem stark unter Beschuss stehen. Doch Politiker, Lehrer und Eltern halten an der Sortierung fest - weil für sie der Zusammenhang auch überhaupt nicht klar ist.
(O-Ton: Huisken)
Das war der emeritierte Professor der Pädagogik an der Universität Bremen Freerk Huisken. Er ist Autor verschiedener Bücher zum Thema Erziehung und Jugendgewalt. Zuletzt erschienen ist der Titel "Über die Unregierbarkeit des Schulvolks" im VSA Verlag.
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Original-Interview: http://www.versus-tuebingen.de/files/int...
Mitschrift davon: http://www.fhuisken.de/kochjugendkrimi.doc
Die sozialen Ursachen der Jugendgewalt werden in dieser Debatte nur selten genannt, dann allerdings knallhart ausgesprochen: Die Täter gehören zu den Gesellschaftsverlierern ohne Lehrstelle, zur untersten Armutsschicht, sind oft Ausländer und kommen aus Familien, in denen selbst geschlagen wird. Diese Zusammenhänge sind also für die jugendliche Brutalität verantwortlich. Dem stimmt der Bremer Pädigogik-Professor Freerk Huisken zu, merkt aber an:
(O-Ton: Huisken)
Diese Überlegungen machen aus der alltäglichen Erfahrung, Verlierer zu sein, das Bedürfnis sich nicht nur zu fügen, sondern auch mal Macht über andere auszuüben. Das Bedürfnis, sich den besonderen Wert ihrer Person mit physischer Überlegenheit über andere zu beweisen. Ein ziemlich schäbiges Bedürfnis natürlich, dass nur mit dem rechten Ideal, dass Stärke Macht verleiht, aufkommen kann. Diese Gedanken machen sich also Jugendliche, die Gewalttätig gegen Menschen werden. Bei Eigentumsdelikten ist die Lage noch einfacher: Sie kommen nicht zufällig bei Eigentumslosen am häufigsten vor.
Was machen nun die Medien und Politiker aus der Erkenntnis über diese Zusammenhänge?
(O-Ton: Huisken)
Sagt Freerk Huisken, und der hat sich in verschiedenen Büchern auch mit der Erziehung der Jugend in der bürgerlichen Gesellschaft befasst. Seine Analyse erbrachte das Ergebnis, in der Schule würden junge Menschen vor allem zu selbstbewussten Konkurrenten erzogen. In der Verlängerung heißt das, dass Kinder, die sich entschieden haben, sich gegen andere durchzusetzen, manchmal nicht zum Schulbuch greifen um eine bessere Note zu schreiben – sondern zur Gewalt, um andere alt aussehen zu lassen. Angesichts dessen, müsste man meinen, sollte das hießige Schulsystem stark unter Beschuss stehen. Doch Politiker, Lehrer und Eltern halten an der Sortierung fest - weil für sie der Zusammenhang auch überhaupt nicht klar ist.
(O-Ton: Huisken)
Das war der emeritierte Professor der Pädagogik an der Universität Bremen Freerk Huisken. Er ist Autor verschiedener Bücher zum Thema Erziehung und Jugendgewalt. Zuletzt erschienen ist der Titel "Über die Unregierbarkeit des Schulvolks" im VSA Verlag.
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Original-Interview: http://www.versus-tuebingen.de/files/int...
Mitschrift davon: http://www.fhuisken.de/kochjugendkrimi.doc
Kommentare
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31.01.2008 / 18:38 | heike, Radio Z, Nürnberg |
Gesendet in Zip-FM
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am 31.1.08 | |