Aus Demütigung und Beschämung wird Wut, Hass und Ressentiment. Und nun?

ID 131874
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Manchmal verstecken sich die wichtigsten Wahrheiten dort, wo wir sie am wenigsten erwarten – in leisen Gefühlen, in ungesagten Worten. Oliver Nachtwey , Soziologe und Autor, sprach im aktuellen Spiegel über eine Kraft, die unsere Gesellschaften spaltet, ohne dass wir es bewusst merken. Scham, sagt er, ist der unsichtbare Keim, aus dem Wut, Hass und Ressentiment wachsen können.

https://youtu.be/rTWW9G-aU7I


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03:07 min, 7313 kB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 17.11.2024 / 21:53

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Arbeitswelt, Religion, Politik/Info
Serie: Zangenkrise
Entstehung

AutorInnen: Carsten Rose
Kontakt: redaktion(at)radio-frei.de
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 17.11.2024
Folgender Teil steht als Podcast nicht zur Verfügung
 
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Skript
Scham. Sie ist leise. Sie ist unsichtbar. Und doch brennt sie, tief in uns, wie eine Flamme, die kein Licht schenkt, sondern Schatten wirft. Sie beginnt mit einem leisen Zweifel, einem nagenden Gefühl von Unzulänglichkeit. Einem Flüstern, das sagt: *Du bist nicht genug.*

In unserer modernen Welt, die von Selbstoptimierung und Eigenverantwortung geprägt ist, wird Scham oft als persönliches Scheitern erlebt. Früher, da gab es Orte, an denen man sich aufrichten konnte: Gewerkschaften, die einem zeigten, dass der Kampf gegen Ungerechtigkeit ein gemeinsamer ist. Kirchen, in denen man sein Leid teilte, in einer Gemeinschaft, die tröstete. Heute fehlen diese Anker. Und so bleibt die Scham. Allein. Still. Und wächst.

Doch Scham ist keine sanfte Emotion. Sie sucht ein Ventil, einen Ausweg. Sie wird zu Wut, zu Hass, zu Ressentiment. Plötzlich richten sich die Schatten nicht mehr nach innen, sondern nach außen. Gegen die, die scheinbar vor uns in der „Warteschlange“ des Lebens stehen. Gegen politische Systeme, die nicht liefern. Gegen Minderheiten, die zu Sündenböcken gemacht werden.

Was passiert, wenn eine Gesellschaft die Scham ignoriert? Sie wird zu einer zerbrechlichen Hülle, die von innen heraus bröckelt. Die stillen Flammen der Scham entfachen die lauteren Feuer von Wut und Zerstörung. Populisten erkennen dieses Potenzial. Sie nähren die Flammen, geben ihnen Nahrung – Feindbilder, einfache Antworten, ein „Wir gegen die Anderen“.

Doch es gibt Hoffnung. Denn dort, wo Scham geteilt wird, wo Gemeinschaft entsteht, da verlieren die Schatten ihre Macht. Solidarität – ein altmodisches Wort in einer individualisierten Welt. Doch genau sie ist es, die den Raum schafft, in dem Scham zu etwas anderem wird: zu Verständnis, zu Verbindung, zu Heilung.

Wir müssen diese Räume wiederfinden, sie neu erschaffen. Orte, an denen wir sagen können: *Du bist nicht allein. Wir sind viele. Und gemeinsam sind wir stärker als die Schatten, die uns umgeben.*

Scham ist nicht das Ende. Sie ist ein Anfang – wenn wir bereit sind, hinzusehen.
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Dieses Hörstück wurde mit KI-Tools erstellt.
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