Von ZeroCovid bis Covid1984 # 2: Maskenpflichten und Maskendeals
ID 130462
In dieser Podcast-Reihe wollen wir uns mit den individuellen, gesellschaftlichen und politischen Reaktionen auf das Pandemiegeschehen und deren Folgen beschäftigen.
Im ersten Teil haben wir die allerersten Reaktionen auf die 2020 neu aufgetretenen Gesundheitsbedrohung dargestellt und analysiert. Die Gesichtsmaske wurde zum Symbol des Pandemiegeschehens und um deren Tragepflicht, Nutzen und Beschaffung entbrannte rasch großer gesellschaftlicher Streit.
Im ersten Teil haben wir die allerersten Reaktionen auf die 2020 neu aufgetretenen Gesundheitsbedrohung dargestellt und analysiert. Die Gesichtsmaske wurde zum Symbol des Pandemiegeschehens und um deren Tragepflicht, Nutzen und Beschaffung entbrannte rasch großer gesellschaftlicher Streit.
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19:32 min, 20 MB, mp3
mp3, 143 kbit/s, Stereo (48000 kHz)
Upload vom 31.08.2024 / 09:26
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Klassifizierung
Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Politik/Info
Serie: Von ZeroCovid bis Covid1984
Folgender Teil steht als Podcast nicht zur Verfügung
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Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
In dieser Podcast-Reihe wollen wir uns mit den individuellen, gesellschaftlichen und politischen Reaktionen auf das Pandemiegeschehen und deren Folgen beschäftigen. Die Gesichtsmaske wurde zum Symbol des Pandemiegeschehens und um deren Tragepflicht, Nutzen und Beschaffung entbrannte rasch großer gesellschaftlicher Streit.
Wie heute bekannt ist, breitete sich Covid19 in bislang nicht gekannter Geschwindigkeit weltweit aus. Es gab im Dezember 2019 die ersten Erkrankten in Wuhan und Anfang März 2020 laut WHO bereits 700 Millionen Infizierte in allen Teilen der Welt, wobei wegen der Dunkelziffer fehlender Erfassung nach nur 4 Monaten wohl bereits über 1 Milliarde Menschen infiziert waren. Kein Erreger in der Menschheitsgeschichte hat sich so rasant ausgebreitet, was sehr zentral eine Folge unserer globalisierte Lebens- und Wirtschaftsweise ist, aber auch dem Umstand geschuldet war, dass SARS-Cov2 als völlig neuer Erreger auf eine immunologisch komplett schutzlose Weltbevölkerung traf.
Die konkrete und massive Bedrohung war daher in Deutschland den meisten Fachpersonen ab Anfang März zweifelsfrei klar und es wurde über die möglichen Abwehrmaßnahmen nachgedacht.
Da Covid19 primär eine Atemwegserkrankung darstellt, nahm man ein Infektionsmuster wie bei anderen derartigen Erkrankungen an und betrachtete insbesondere die Influenza und die SARS Cov1 Infektion als Modelle. Entsprechend wurden Tröpfeninfektion und Berührung von kontaminierten Gegenständen sowie Schmierinfektionen als Übertragungswege angenommen. Daher richteten sich die Verhaltensregeln zunächst auf ausreichenden Abstand im Sinne der berühmte 1.5 Meter Regel und auf Hygienevorschriften wie häufiges Händewaschen und Desinfektion von Gegenständen des täglichen Gebrauchs.
Der Hintergrund der 1.5 Meter Regel ist der Umstand, dass beim Husten, Niesen oder feuchten Sprechen relative große Partikel aus Feuchtigkeit und Krankheitserregern entstehen, die aufgrund ihres Gewichts rasch zu Boden sinken. Solche infektiöse Feuchtwolken bleiben nur wenige Sekunden in der Luft und kommen dabei nicht weiter als etwa 1 Meter. Wer also den empfohlenen Abstand einhielt, sollte recht sicher sein,.
Was aber, wenn solche Abstände nicht eingehalten werden können, wie im morgendlichen Nahverkehr, bei Verunstaltungen, im Winterschlussverkauf? Diesbezüglich war in den asiatischen Ländern schon lange das Tragen einer Mund-Nasen-Maske verbreitet, wie es auf vielen Archivbilder seit den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts dokumentiert ist.
In Europa tat man sich nicht so leicht, mit dieser Maßnahme. Die ersten Verlautbarungen der Fachleute waren eher gegenteilig. Noch Ende März 2020 riet die oberste Schweizer Gesundheitsbehörde «Gesunde Personen sollen in der Öffentlichkeit keine Hygienemasken tragen. Diese schützen eine gesunde Person nicht effektiv vor einer Ansteckung mit Viren der Atemwege.»
Auch hierzulande gab es anfänglich eher bremsende Äußerungen, wobei heute bekannt ist, dass dies eher dem Umstand geschuldet war, dass es nicht genug medizinische Masken für die Bevölkerung gab. Die geringen Vorräte sollten dem medizinischen Betrieb und staatstragenden Institutionen wie der Polizei vorbehalten bleiben.
Die Normalbevölkerung sollte sich daher zunächst mit selbstgenähten Stoffmasken behelfen, wozu bald zahlreiche, teils hochoffiziellen Anleitungen kursierten. Auch diese einfachen Tuchmasken, die bereits vor Jahrhunderten zu ähnlichen Zwecken eingesetzt wurden, erfüllen die gewünschte Funktion, allerdings auf niedrigerem Niveau. Die Tuchlagen vor dem Gesicht verringern die Tröpfenchenmenge und die Erreger fliegen weniger weit, also vielleicht nur noch wenige Zentimeter. Damit erhöhten bereits die DIY Masken den Schutz, allerdings nicht allzu deutlich. Denn es stellte sich im weiteren Verlauf heraus, dass sich SARS Cov2 vor allem über sogenannte Aerosole verbreitet, also noch wesentlich kleinere Feuchtigkeitspartikel, die viel weiter fliegen konnten und die eine einfache Stoffmaske zu erheblichem Prozentsatz durchdringen konnten.
Durch die Verbreitung über Aerosole waren zwei der anfänglichen Hauptmaßnahmen nur eingeschränkt wirksam: die 1.5 Meter Regel und die DIY Masken schützten nur begrenzt.
Das erkannten die Fachleute und man bemühte sich eiligst, medizinische Gesichtsmasken zu besorgen, also die Art von Maske, die als OP-Maske geläufig ist. Zu den Irrungen und Wirrungen dieser Maskenbeschaffung kommen wir gleich, zunächst aber betrachten wir, wie effektiv dieser medizinische Mund-Nasen-Schutz war.
Die medizinische Mund-Nasen-Maske hat die Aufgabe, die Abgabe von Krankheitserregern zu verhindern. OP Teams in aller Welt tragen diese Masken nicht, um sich vor Ansteckung zu schützen, sondern um über Atmung und Sprechen keine Keime in die Wunde zu bringen. Die OP Maske kann daher den Träger selbst nur begrenzt vor Ansteckung schützen, immerhin ist sie effektiver als eine Stoffmaske. Der wesentliche Nutzen besteht darin, dass durch eine OP Maske effektiv die Übertragung auf andere eingeschränkt werden kann. Bereits im ersten Podcast dieser Reihe, den ihr bei Bedarf gerne nachhören könnt, hatten wir erläutert, dass Covid 19 sich deshalb so rasch verbreitete, weil entgegen erster Annahmen, vor allem bereits Infizierte aber noch nicht symptomatisch Erkrankte die Erreger weiterverbreiteten. Wenn viele Menschen unabhängig von akuter eigener Erkrankung solche Masken tragen, dann kann dadurch die Ausbreitung verringert werden.
Soll für Maskentragende selbst ein echter Schutz vor Ansteckung erreicht werden, brauchte es eine FFP2 Maske, welche Partikel von der Größe des Virus, also kleiner als 5 Mirkometer, zurückhalten kann. Korrekt getragen, was den Menschen während der Pandemie nur teilweise gelang, können diese Maske also sowohl schützen als auch Ausbreitung verhindern. Daher wurden die FFP2 Masken, sobald sie in ausreichender Zahl verfügbar waren, zur empfohlenen und in Bayern sogar vorgeschriebenen Standardmaske. FFP3 Masken können noch intensiver Filtern, besitzen aber wegen des großen Atemwiderstands ein filterloses Ausatemventil. Sie weisen daher zwar einen maximalen Eigenschutz, sind aber in der Pandemiebekämpfung den FFP2 deutlich unterlegen, da sie nicht die Ausbreitung vermindern.
Waren die Masken zunächst nur empfohlen, wurden sie im Verlauf in immer mehr Bereichen verpflichtend. Den Startschuss bildeten die Busse und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs, was nach heutigem Wissen eine sinnvolle Maßnahme darstellte. Das Risiko der Infektion wächst, wenn viele Menschen, längere Zeit in einem Raum sind, wo es wenig Luftaustausch gibt. Der öffentliche Nahverkehr ist daher vor allem während der Rush Hour ein besonderer Gefahrenort. Später wurde das auch auf private Autofahrten ausgeweitet, wobei der Fahrende, wegen Erkennbarkeit bei Verkehrsverstößen, keine Maske tragen durfte. Mit solchen inkonsequenten Regeln, die es zahlreich im Pandemieverlauf gab, wurde die Akzeptanz, welche bei insgesamt einsichtiger Bevölkerung keineswegs immer gegeben war, weiter vermindert.
Die Maskenpflicht im Unterricht war ein besonders brisantes Streitthema. Rein strukturell handelt es sich um eine Situation mit vielen Menschen, die in einem Raum länger zusammen sind. Die grundsätzliche Sinnhaftigkeit einer Maske konnte also angenommen werden. Andererseits war ein Unterricht über viele Schulstunden unter Masken aus vielen nachvollziehbaren Gründen schwer vorstellbar. An dieser Stelle zeigte sich dann ein der deutlichen Schwachpunkte der deutschen Pandemiepolitik: sie war in vielen Fällen Ländersache und so wurde die massive Gesundheits- und Gesellschaftskrise zur Spielwiese persönlicher Politkarrieren. Je nach Positionierung des jeweiligen Gesundheitsministeriums oder der Landesregierung im weiten Feld zwischen Sicherheitshardlinern und ausgewogeneren Positionen wurden die SchülerInnen ohne Mitsprache zu den unterschiedlichsten Maßnahmen verdonnert. Die erste Maskenpflicht führte NRW im Frühsommer ein, um sie im Herbst wieder aufzuheben und im Winter wieder einzuführen. In anderen Bundesländern müssen die SchülerInnen im Pausenhof und auf dem Schulweg maskiert sein, nicht jedoch im Unterricht. Hier zeigt sich zum eine ausgeprägte Unfähigkeit der EntscheidungsträgerInnen und, wie bereits erwähnt, tragen solche irrationalen und inkonsistenten Regelungen keinesfalls dazu bei, dass die ohnehin umstrittene Hygienemaßnahme Maske eine breitere Akzeptanz findet.
Die Schulregelung stellen ohnehin den Tiefpunkt der deutschen Pandemiepolitik dar und werden in einem extra Podcast behandelt. Beim heutigen Thema der Schutzmasken zeigen sich jedoch ebenfalls deutlich die Defizite.
Auch außerhalb der Schulen wurden in manchen Pandemiephasen Maskenpflichten für Außenbereiche eingeführt. Kann das für sehr spezielle Situationen wie Weihnachstmarkt, Open Air Konzert noch mit gewissen Überlegungen untermauert werden, stellen die zeitweiligen Maskenpflichten in Fußgängerzonen, Uferpromenaden und Parks Anweisungen dar, die in den Bereich von Vodoo-Handlungen, also irrationalen Abwehraktionen gehören. An der frischen Luft werden nach heutigem Wissensstand die Aerosole so rasch verwirbelt und verdünnt, dass der zusätzliche Nutzen von Masken selbst unter Laborbedingungen nicht messbar ist. Selbstverständlich könnten Menschen sich entschließen, dennoch eine Maske zu tragen, wenn sie sich dabei sicherer fühlen, für eine Anordnung des Gesetzgebers fehlte und fehlt jedoch eine wissenschaftliche Begründung. Selbst Karl Lauterbach, bestimmt kein Verharmloser der Pandemiegefahren, sagt heute:
Was Schwachsinn gewesen ist, wenn ich so frei sprechen darf, sind diese Regeln draußen, etwa Verbote, sich in Parks aufzuhalten oder ohne Maske joggen zu gehen.“
(1). Und er ergänzt zu manche Regelungen „ Das ist natürlich klar, das sind Exzesse gewesen .
Da haben die Länder massiv überreizt, und kein Land mehr als Bayern.“
Lauterbach, selbst einer der größten politischen Profiteure der Pandemie, beschreibt klar, was wir bereits erwähnt hatten: Pandemieregeln dienten nicht selten der politischen Inszenierung und zahlreiche PolitikerInnen gefielen sich in der Rolle des besonders harten Kämpfers gegen das Virus auf Kosten der bürgerlichen und persönlichen Freiheiten ihrer Bevölkerung.
Zum Abschluss kommen wir zu den Schwierigkeiten bei der Maskenbeschaffung. Als im März 2020 plötzlich weltweit millionenfacher Bedarf an medizinischen Masken bestand, waren diese verständlicherweise nicht vorrätig. Es wurde daher auf mangelnde Vorratshaltung hingewiesen, jedoch scheint bei fairer Betrachtung der Vorwurf nur begrenzt berechtigt. Eine Gesellschaft kann nicht Millionen von Schutzartikeln, die ein nicht allzu langfristiges Ablaufdatum haben, für alle möglichen Eventualitäten auf Lager halten. Noch heute besteht das Problem, dass Maskenbestände aus der Pandemiezeit entsorgt werden müssen.
Woran sich berechtigte Kritik entzündet, sind die Beschaffungsmethoden in der Pandemie. Das Bundesgesundheitsministerium unter Jens Spahn versuchte unter massivem Einsatz der Steuergelder der BürgerInnen im weltweiten Wettbewerb um die knappen Masken sich möglichst viel zu sichern. In einem sogenannten Open House Verfahren verpflichtete sich das Ministerium viele Hundert Millionen Masken zu 4 Euro 50, einem deutlich überhöhten Preis, abzunehmen. An diesem Vorgehen ist vieles kritikwürdig:
In einer weltweiten Notlage ist global koordiniertes und solidarisches Handeln unbedingt notwendig. Es ist unethisch, wenn reiche Länder wie die BRD sich die knappen Ressourcen überproportional sichern, indem sie mit dickem Scheckbuch die anderen ausstechen.
Das gilt um so mehr, als das weit über Bedarf geordert wurde, sprich gehamstert wurde. Die Regierung tat bei dem knappen und wichtige Gut Masken genau das, was sie einige Tage später versuchte, den BürgerInnen auszureden. Jens Spahn realisierte dann auch nach einigen Wochen, dass er weit über Bedarf geordert hatte und versuchte noch offene Verträge, die nicht erfüllt waren, zu stornieren. Über die Stornierungen wird bis heute gerichtlich verhandelt, es geht um mehrere hundert Millionen Euro an Steuergeldern, also keineswegs Peanuts.
Mit Masken und anderem medizinischen Gütern konnte in der Pandemie ein Vermögen gemacht werden. Gesundheitspolitik und Medizinbetrieb ist immer auch Geschäft, die Pandemie schuf zahlreiche neue Millionäre und sogar Milliardäre. Wer in einer Notlage wichtige Güter liefern kann oder neue Lösungen bereitstellt, wird in einem kapitalistischen System auch gut damit verdienen. Daran ist, wenn man die Grundregeln unseres Wirtschaftssystems akzeptiert, zunächst nichts unethisch. Eher kritikwürdig ist das Geschäft, wenn dabei minderwertige, billig produzierte Ware zu den hohen Preisen der Pandemienotlage geliefert werden. Dieser Betrug ist bei mangelnder Kontrolle durch den Besteller, in vielen Fällen die Bundes- und Landesregierungen, bei den Masken millionenfach geschehen.
Schließlich, und hier liegt wohl der größte Skandal, bereicherten sich mehrere PolitikerInnen aus CDU und CSU, in dem sie Maskendeals zwischen den Gesundheitsministerien des Bundes und der Länder und den Herstellern vermittelten und dabei Provisionen teils in Millionenhöhe einstrichen. Das Verhalten ordneten Gerichte später als nicht strafwürdig ein.
In einer Gesundheitsnotlage, die der Bevölkerung persönlich wie finanziell sehr viel abverlangt, ist es inakzeptabel, wenn die knappen Mittel der Gesellschaft so fahrlässig und amateurhaft verwendet werden, wie dies im Rahmen der Maskenbeschaffung im ersten Halbjahr 2020 geschehen ist. Die Maskendeals demonstrieren zusätzlich eine fragwürdige Korruptionsbereitschaft einiger PolitikerInnen und ein teils hysterisches und panikhaftes Hamsterverhalten der Spitzenpolitik, welches gleichzeitig bei der Normalbevölkerung kritisiert wurde.
Zusammenfassung: Der Effekt der weltweit zahlreichen Maskenvorschriften während der Corona-Pandemie wurde jüngst (2) vom bekannten Wissenschaftsnetzwerk Cochrane untersucht. Ihr Ergebnis, dass der Einsatz von medizinischen Masken „makes little or no difference“, wird von vielen anderen Untersuchungsergebnissen und der wissenschaftlichen Faktenlage nicht bestätigt. Wir postulieren als Lerneffekt für zukünftige Gesundheitsbedrohungen dieses Typs:
Schutzmasken waren ein sinnvolles und effektives Mittel zur Bekämpfung der Pandemie. Jedoch wurden teils überzogene, unnötige Regeln gesetzlich auferlegt, was in einer Zeit weitreichender Eingriffe in die persönliche wie kollektive Freiheit kontraproduktiv und fragwürdig ist. Die Strenge der Maßnahmen folgte teilweise weniger der wissenschaftlichen Erkenntnis als dem Profilierungsbedürfnis mancher PolitikerInnen. Häufig inkonsistente, wechselnde und widersprüchliche Regeln erschwerten die Akzeptanz und verminderten die Effektivität. Die anfängliche Maskenbeschaffung war überzogen, unkoordiniert, zu teuer und gegenüber weniger reichen Gesellschaften unsolidarisch. An der Maskenknappheit und der Gesundheitsnotlage bereicherten sich manche PolitikerInnen und nicht wenige UnternehmerInnen. Das Credo, der Markt regelt alles am besten, fand sich in dieser Fragestellung wiedereinmal nicht bestätigt.
Zitate und Quellenbelege:
(1) https://www.zdf.de/nachrichten/politik/l...
2) https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi...
Podcast von und mit F. Liberatout und Team, Podcastlogo: F. Liberatout
Musik: F. Liberatout using and featering Udio – These pieces of music are gemafree and royaltyfree
Wie heute bekannt ist, breitete sich Covid19 in bislang nicht gekannter Geschwindigkeit weltweit aus. Es gab im Dezember 2019 die ersten Erkrankten in Wuhan und Anfang März 2020 laut WHO bereits 700 Millionen Infizierte in allen Teilen der Welt, wobei wegen der Dunkelziffer fehlender Erfassung nach nur 4 Monaten wohl bereits über 1 Milliarde Menschen infiziert waren. Kein Erreger in der Menschheitsgeschichte hat sich so rasant ausgebreitet, was sehr zentral eine Folge unserer globalisierte Lebens- und Wirtschaftsweise ist, aber auch dem Umstand geschuldet war, dass SARS-Cov2 als völlig neuer Erreger auf eine immunologisch komplett schutzlose Weltbevölkerung traf.
Die konkrete und massive Bedrohung war daher in Deutschland den meisten Fachpersonen ab Anfang März zweifelsfrei klar und es wurde über die möglichen Abwehrmaßnahmen nachgedacht.
Da Covid19 primär eine Atemwegserkrankung darstellt, nahm man ein Infektionsmuster wie bei anderen derartigen Erkrankungen an und betrachtete insbesondere die Influenza und die SARS Cov1 Infektion als Modelle. Entsprechend wurden Tröpfeninfektion und Berührung von kontaminierten Gegenständen sowie Schmierinfektionen als Übertragungswege angenommen. Daher richteten sich die Verhaltensregeln zunächst auf ausreichenden Abstand im Sinne der berühmte 1.5 Meter Regel und auf Hygienevorschriften wie häufiges Händewaschen und Desinfektion von Gegenständen des täglichen Gebrauchs.
Der Hintergrund der 1.5 Meter Regel ist der Umstand, dass beim Husten, Niesen oder feuchten Sprechen relative große Partikel aus Feuchtigkeit und Krankheitserregern entstehen, die aufgrund ihres Gewichts rasch zu Boden sinken. Solche infektiöse Feuchtwolken bleiben nur wenige Sekunden in der Luft und kommen dabei nicht weiter als etwa 1 Meter. Wer also den empfohlenen Abstand einhielt, sollte recht sicher sein,.
Was aber, wenn solche Abstände nicht eingehalten werden können, wie im morgendlichen Nahverkehr, bei Verunstaltungen, im Winterschlussverkauf? Diesbezüglich war in den asiatischen Ländern schon lange das Tragen einer Mund-Nasen-Maske verbreitet, wie es auf vielen Archivbilder seit den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts dokumentiert ist.
In Europa tat man sich nicht so leicht, mit dieser Maßnahme. Die ersten Verlautbarungen der Fachleute waren eher gegenteilig. Noch Ende März 2020 riet die oberste Schweizer Gesundheitsbehörde «Gesunde Personen sollen in der Öffentlichkeit keine Hygienemasken tragen. Diese schützen eine gesunde Person nicht effektiv vor einer Ansteckung mit Viren der Atemwege.»
Auch hierzulande gab es anfänglich eher bremsende Äußerungen, wobei heute bekannt ist, dass dies eher dem Umstand geschuldet war, dass es nicht genug medizinische Masken für die Bevölkerung gab. Die geringen Vorräte sollten dem medizinischen Betrieb und staatstragenden Institutionen wie der Polizei vorbehalten bleiben.
Die Normalbevölkerung sollte sich daher zunächst mit selbstgenähten Stoffmasken behelfen, wozu bald zahlreiche, teils hochoffiziellen Anleitungen kursierten. Auch diese einfachen Tuchmasken, die bereits vor Jahrhunderten zu ähnlichen Zwecken eingesetzt wurden, erfüllen die gewünschte Funktion, allerdings auf niedrigerem Niveau. Die Tuchlagen vor dem Gesicht verringern die Tröpfenchenmenge und die Erreger fliegen weniger weit, also vielleicht nur noch wenige Zentimeter. Damit erhöhten bereits die DIY Masken den Schutz, allerdings nicht allzu deutlich. Denn es stellte sich im weiteren Verlauf heraus, dass sich SARS Cov2 vor allem über sogenannte Aerosole verbreitet, also noch wesentlich kleinere Feuchtigkeitspartikel, die viel weiter fliegen konnten und die eine einfache Stoffmaske zu erheblichem Prozentsatz durchdringen konnten.
Durch die Verbreitung über Aerosole waren zwei der anfänglichen Hauptmaßnahmen nur eingeschränkt wirksam: die 1.5 Meter Regel und die DIY Masken schützten nur begrenzt.
Das erkannten die Fachleute und man bemühte sich eiligst, medizinische Gesichtsmasken zu besorgen, also die Art von Maske, die als OP-Maske geläufig ist. Zu den Irrungen und Wirrungen dieser Maskenbeschaffung kommen wir gleich, zunächst aber betrachten wir, wie effektiv dieser medizinische Mund-Nasen-Schutz war.
Die medizinische Mund-Nasen-Maske hat die Aufgabe, die Abgabe von Krankheitserregern zu verhindern. OP Teams in aller Welt tragen diese Masken nicht, um sich vor Ansteckung zu schützen, sondern um über Atmung und Sprechen keine Keime in die Wunde zu bringen. Die OP Maske kann daher den Träger selbst nur begrenzt vor Ansteckung schützen, immerhin ist sie effektiver als eine Stoffmaske. Der wesentliche Nutzen besteht darin, dass durch eine OP Maske effektiv die Übertragung auf andere eingeschränkt werden kann. Bereits im ersten Podcast dieser Reihe, den ihr bei Bedarf gerne nachhören könnt, hatten wir erläutert, dass Covid 19 sich deshalb so rasch verbreitete, weil entgegen erster Annahmen, vor allem bereits Infizierte aber noch nicht symptomatisch Erkrankte die Erreger weiterverbreiteten. Wenn viele Menschen unabhängig von akuter eigener Erkrankung solche Masken tragen, dann kann dadurch die Ausbreitung verringert werden.
Soll für Maskentragende selbst ein echter Schutz vor Ansteckung erreicht werden, brauchte es eine FFP2 Maske, welche Partikel von der Größe des Virus, also kleiner als 5 Mirkometer, zurückhalten kann. Korrekt getragen, was den Menschen während der Pandemie nur teilweise gelang, können diese Maske also sowohl schützen als auch Ausbreitung verhindern. Daher wurden die FFP2 Masken, sobald sie in ausreichender Zahl verfügbar waren, zur empfohlenen und in Bayern sogar vorgeschriebenen Standardmaske. FFP3 Masken können noch intensiver Filtern, besitzen aber wegen des großen Atemwiderstands ein filterloses Ausatemventil. Sie weisen daher zwar einen maximalen Eigenschutz, sind aber in der Pandemiebekämpfung den FFP2 deutlich unterlegen, da sie nicht die Ausbreitung vermindern.
Waren die Masken zunächst nur empfohlen, wurden sie im Verlauf in immer mehr Bereichen verpflichtend. Den Startschuss bildeten die Busse und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs, was nach heutigem Wissen eine sinnvolle Maßnahme darstellte. Das Risiko der Infektion wächst, wenn viele Menschen, längere Zeit in einem Raum sind, wo es wenig Luftaustausch gibt. Der öffentliche Nahverkehr ist daher vor allem während der Rush Hour ein besonderer Gefahrenort. Später wurde das auch auf private Autofahrten ausgeweitet, wobei der Fahrende, wegen Erkennbarkeit bei Verkehrsverstößen, keine Maske tragen durfte. Mit solchen inkonsequenten Regeln, die es zahlreich im Pandemieverlauf gab, wurde die Akzeptanz, welche bei insgesamt einsichtiger Bevölkerung keineswegs immer gegeben war, weiter vermindert.
Die Maskenpflicht im Unterricht war ein besonders brisantes Streitthema. Rein strukturell handelt es sich um eine Situation mit vielen Menschen, die in einem Raum länger zusammen sind. Die grundsätzliche Sinnhaftigkeit einer Maske konnte also angenommen werden. Andererseits war ein Unterricht über viele Schulstunden unter Masken aus vielen nachvollziehbaren Gründen schwer vorstellbar. An dieser Stelle zeigte sich dann ein der deutlichen Schwachpunkte der deutschen Pandemiepolitik: sie war in vielen Fällen Ländersache und so wurde die massive Gesundheits- und Gesellschaftskrise zur Spielwiese persönlicher Politkarrieren. Je nach Positionierung des jeweiligen Gesundheitsministeriums oder der Landesregierung im weiten Feld zwischen Sicherheitshardlinern und ausgewogeneren Positionen wurden die SchülerInnen ohne Mitsprache zu den unterschiedlichsten Maßnahmen verdonnert. Die erste Maskenpflicht führte NRW im Frühsommer ein, um sie im Herbst wieder aufzuheben und im Winter wieder einzuführen. In anderen Bundesländern müssen die SchülerInnen im Pausenhof und auf dem Schulweg maskiert sein, nicht jedoch im Unterricht. Hier zeigt sich zum eine ausgeprägte Unfähigkeit der EntscheidungsträgerInnen und, wie bereits erwähnt, tragen solche irrationalen und inkonsistenten Regelungen keinesfalls dazu bei, dass die ohnehin umstrittene Hygienemaßnahme Maske eine breitere Akzeptanz findet.
Die Schulregelung stellen ohnehin den Tiefpunkt der deutschen Pandemiepolitik dar und werden in einem extra Podcast behandelt. Beim heutigen Thema der Schutzmasken zeigen sich jedoch ebenfalls deutlich die Defizite.
Auch außerhalb der Schulen wurden in manchen Pandemiephasen Maskenpflichten für Außenbereiche eingeführt. Kann das für sehr spezielle Situationen wie Weihnachstmarkt, Open Air Konzert noch mit gewissen Überlegungen untermauert werden, stellen die zeitweiligen Maskenpflichten in Fußgängerzonen, Uferpromenaden und Parks Anweisungen dar, die in den Bereich von Vodoo-Handlungen, also irrationalen Abwehraktionen gehören. An der frischen Luft werden nach heutigem Wissensstand die Aerosole so rasch verwirbelt und verdünnt, dass der zusätzliche Nutzen von Masken selbst unter Laborbedingungen nicht messbar ist. Selbstverständlich könnten Menschen sich entschließen, dennoch eine Maske zu tragen, wenn sie sich dabei sicherer fühlen, für eine Anordnung des Gesetzgebers fehlte und fehlt jedoch eine wissenschaftliche Begründung. Selbst Karl Lauterbach, bestimmt kein Verharmloser der Pandemiegefahren, sagt heute:
Was Schwachsinn gewesen ist, wenn ich so frei sprechen darf, sind diese Regeln draußen, etwa Verbote, sich in Parks aufzuhalten oder ohne Maske joggen zu gehen.“
(1). Und er ergänzt zu manche Regelungen „ Das ist natürlich klar, das sind Exzesse gewesen .
Da haben die Länder massiv überreizt, und kein Land mehr als Bayern.“
Lauterbach, selbst einer der größten politischen Profiteure der Pandemie, beschreibt klar, was wir bereits erwähnt hatten: Pandemieregeln dienten nicht selten der politischen Inszenierung und zahlreiche PolitikerInnen gefielen sich in der Rolle des besonders harten Kämpfers gegen das Virus auf Kosten der bürgerlichen und persönlichen Freiheiten ihrer Bevölkerung.
Zum Abschluss kommen wir zu den Schwierigkeiten bei der Maskenbeschaffung. Als im März 2020 plötzlich weltweit millionenfacher Bedarf an medizinischen Masken bestand, waren diese verständlicherweise nicht vorrätig. Es wurde daher auf mangelnde Vorratshaltung hingewiesen, jedoch scheint bei fairer Betrachtung der Vorwurf nur begrenzt berechtigt. Eine Gesellschaft kann nicht Millionen von Schutzartikeln, die ein nicht allzu langfristiges Ablaufdatum haben, für alle möglichen Eventualitäten auf Lager halten. Noch heute besteht das Problem, dass Maskenbestände aus der Pandemiezeit entsorgt werden müssen.
Woran sich berechtigte Kritik entzündet, sind die Beschaffungsmethoden in der Pandemie. Das Bundesgesundheitsministerium unter Jens Spahn versuchte unter massivem Einsatz der Steuergelder der BürgerInnen im weltweiten Wettbewerb um die knappen Masken sich möglichst viel zu sichern. In einem sogenannten Open House Verfahren verpflichtete sich das Ministerium viele Hundert Millionen Masken zu 4 Euro 50, einem deutlich überhöhten Preis, abzunehmen. An diesem Vorgehen ist vieles kritikwürdig:
In einer weltweiten Notlage ist global koordiniertes und solidarisches Handeln unbedingt notwendig. Es ist unethisch, wenn reiche Länder wie die BRD sich die knappen Ressourcen überproportional sichern, indem sie mit dickem Scheckbuch die anderen ausstechen.
Das gilt um so mehr, als das weit über Bedarf geordert wurde, sprich gehamstert wurde. Die Regierung tat bei dem knappen und wichtige Gut Masken genau das, was sie einige Tage später versuchte, den BürgerInnen auszureden. Jens Spahn realisierte dann auch nach einigen Wochen, dass er weit über Bedarf geordert hatte und versuchte noch offene Verträge, die nicht erfüllt waren, zu stornieren. Über die Stornierungen wird bis heute gerichtlich verhandelt, es geht um mehrere hundert Millionen Euro an Steuergeldern, also keineswegs Peanuts.
Mit Masken und anderem medizinischen Gütern konnte in der Pandemie ein Vermögen gemacht werden. Gesundheitspolitik und Medizinbetrieb ist immer auch Geschäft, die Pandemie schuf zahlreiche neue Millionäre und sogar Milliardäre. Wer in einer Notlage wichtige Güter liefern kann oder neue Lösungen bereitstellt, wird in einem kapitalistischen System auch gut damit verdienen. Daran ist, wenn man die Grundregeln unseres Wirtschaftssystems akzeptiert, zunächst nichts unethisch. Eher kritikwürdig ist das Geschäft, wenn dabei minderwertige, billig produzierte Ware zu den hohen Preisen der Pandemienotlage geliefert werden. Dieser Betrug ist bei mangelnder Kontrolle durch den Besteller, in vielen Fällen die Bundes- und Landesregierungen, bei den Masken millionenfach geschehen.
Schließlich, und hier liegt wohl der größte Skandal, bereicherten sich mehrere PolitikerInnen aus CDU und CSU, in dem sie Maskendeals zwischen den Gesundheitsministerien des Bundes und der Länder und den Herstellern vermittelten und dabei Provisionen teils in Millionenhöhe einstrichen. Das Verhalten ordneten Gerichte später als nicht strafwürdig ein.
In einer Gesundheitsnotlage, die der Bevölkerung persönlich wie finanziell sehr viel abverlangt, ist es inakzeptabel, wenn die knappen Mittel der Gesellschaft so fahrlässig und amateurhaft verwendet werden, wie dies im Rahmen der Maskenbeschaffung im ersten Halbjahr 2020 geschehen ist. Die Maskendeals demonstrieren zusätzlich eine fragwürdige Korruptionsbereitschaft einiger PolitikerInnen und ein teils hysterisches und panikhaftes Hamsterverhalten der Spitzenpolitik, welches gleichzeitig bei der Normalbevölkerung kritisiert wurde.
Zusammenfassung: Der Effekt der weltweit zahlreichen Maskenvorschriften während der Corona-Pandemie wurde jüngst (2) vom bekannten Wissenschaftsnetzwerk Cochrane untersucht. Ihr Ergebnis, dass der Einsatz von medizinischen Masken „makes little or no difference“, wird von vielen anderen Untersuchungsergebnissen und der wissenschaftlichen Faktenlage nicht bestätigt. Wir postulieren als Lerneffekt für zukünftige Gesundheitsbedrohungen dieses Typs:
Schutzmasken waren ein sinnvolles und effektives Mittel zur Bekämpfung der Pandemie. Jedoch wurden teils überzogene, unnötige Regeln gesetzlich auferlegt, was in einer Zeit weitreichender Eingriffe in die persönliche wie kollektive Freiheit kontraproduktiv und fragwürdig ist. Die Strenge der Maßnahmen folgte teilweise weniger der wissenschaftlichen Erkenntnis als dem Profilierungsbedürfnis mancher PolitikerInnen. Häufig inkonsistente, wechselnde und widersprüchliche Regeln erschwerten die Akzeptanz und verminderten die Effektivität. Die anfängliche Maskenbeschaffung war überzogen, unkoordiniert, zu teuer und gegenüber weniger reichen Gesellschaften unsolidarisch. An der Maskenknappheit und der Gesundheitsnotlage bereicherten sich manche PolitikerInnen und nicht wenige UnternehmerInnen. Das Credo, der Markt regelt alles am besten, fand sich in dieser Fragestellung wiedereinmal nicht bestätigt.
Zitate und Quellenbelege:
(1) https://www.zdf.de/nachrichten/politik/l...
2) https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi...
Podcast von und mit F. Liberatout und Team, Podcastlogo: F. Liberatout
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