Die Studierendenorganisation von Lubljana droht Radio Student mit dem finanziellen aus
ID 106936
Seit 1969 sendet in Ljubljana in Slowenien das freie Radio Student. Doch jetzt ist die finanzielle Zukunft des Radios bedroht, den die Studierendenorganisation der Universität der Stadt, welche das Radio bisher immer mitfinanziert hatte, hat im Januar den neuen Haushalt vorgestellt - in dem das Radio nicht mehr vorgesehen war. Wir haben mit einem der Mitarbeitenden des Radios, Robert gesprochen, um raus zu finden, was da gerade los ist.
Audio
14:29 min, 33 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 09.02.2021 / 23:33
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Klassifizierung
Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Politik/Info
Serie: CX - Corax - Medien - Netz
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
Vollständiges Skript:
Audio 1 [ Die SOU hat ein enges Verständnis was RS ist, sie wollen das Radio los werden und in anderen Bereichen Geld ausgeben. Unter anderem wurden Immobilien im Wert von 8.5 Millionen Euro, womit eigentlich genug Geld da wäre um ohne Kürzungen die Corona-Krise zu überwinden. Radio Student steht im Konflikt mit dem CEO der SOU, seit er 2012 die Position bekommen hat, und mit der Parlamentsfraktion von P… welche eine Kampagne gegen das Radio über die letzten 8 Jahre gefahren hat. Zwischen SOU und RS besteht eine Hass/Liebe Beziehung.]
Zum Beginn dieses Jahres plante die Studierendenorganisation der Universität von Lublijana dem Radiosender Radio Student die Gelder für 2021 zu streichen. Wie Robert Mohoric, der Gerade zu hören war, erläutert, geht es dabei darum, das die Studierendenorganisation, in etwas vergleichbar mit einem Studierendenwerk in Deutschland allerdings mit stärkerer Selbstbestimmung der Studierenden u.a. durch ein eigenes Parlament, das Radio loswerden möchte und das Geld in anderen Bereichen ausgeben will. Als Begründung werden Budget-Kürzungen wegen der Corona-Pandemie angeführt, den Die Regierung hat die Finanzierung der Studierendenorganisation um 750 000 € reduziert. Doch das Vorgehen hat seinen Ursprung schon 2012, als Andrej Klasinc als neuer CEO in der Studierendenorganisation zusammen mit der Parlamentsfraktion Povezani begann eine Kampagne gegen das Radio zu führen. Povezani, auf Deutsch übersetzt bedeutet das soviel wie „Verbunden“, ist eine der zwei dominanten Parteien im Parlament der Studierendenorganisation. Das die Corona-Pandemie nicht wirklich ein Grund sein kann, zeigen auch die Immobilienwerte der Studierendenorganisation, welche mit über acht ein halb Millionen Euro ausreichen dürften, um jegliche finanzielle Probleme zu überbrücken. Doch halt, erst mal müssen wir einen Schritt zurückgehen um zu verstehen, warum das wichtig ist: Radio Student, was ist das eigentlich?
[Jingle]
Der studentische Sender wurde 1969 gegründet und ist einer der ältesten und größten nicht kommerziellen Radiosender in Europa.
Audio 2 [Wie Robert, einer der Mitarbeiter des Senders, ausführt, ist Radio Student eines der einzigen großen community Medien in slowenien. RS umfasst selber nicht nur studierende und jugendliche, sondern bietet auch Raum für ethnische und sozialen Minderheiten die dort Gehör finden. Das Programm umfasst professionelle Inhalte zu Musik, Politik, Kultur und Wissenschaft. Radio Student ist aber auch ein wichtiger Knotenpunkt für die Kulturszene und selber Produzent. Der Sender ermöglicht und organisiert Konzerte, unter anderem ~40 Studiokonzerte, Festivals und Live-Konzerte, aber ist auch Tätig in der Musikproduktion, wo Künstler*innen ihre Werke produzieren und veröffentlichen können. Gerade deshalb ist RS ein wichtiger Ort für noch unbekannte und aufstrebende Künstler*innen. Robert erzählt, das insgesamt um die 150 Menschen jährlich bei Radio Student über ihre Arbeit dort eine Medienausbildung bekommen. Es gibt in Slowenien kein anderes freies Radio, nicht wie bei der relativ diversen Radiolandschaft in Österreich oder Deutschland. Nicht ohne Stolz sagt er, das Radio Student ein einzigartiger Sender im Land ist.]
In einem Land dessen rechtspopulistische Regierung sich an Ungarn orientiert, bietet der Sender wichtige kritische Stimmen, unter anderem auch die anarchistische Sendung „Črna luknja“ (Schwarzes Loch) oder mit der Sendung „Lezbomanija“, nur ein Beispiel für Inhalte von und für LGBTQ.
[Jingle]
Mitte Januar wurde der Finanzplan, in dem die Streichung der Gelder für Radio Student vorgesehen war, von der Vollversammlung der Studierenden abgelehnt und er wird jetzt komplett neu aufgestellt.
Audio 3 [Radio Student hat aber ein ersten Sieg erzielt: Die Verabschiedung des Haushalts mit 0€ für RS wurde verhindert und ein neuer Vorschlag mit 64 000€ Finanzierung eingebracht. Für RS ist das besser als nichts, sie hätten aber gerne mehr Finanzierung.]
Nun sind für das Radio 64 000€ vorgeschlagen, viel zu wenig nach eigener Aussage, aber besser als nichts. In der Zwischenzeit beteiligten sich auch über 300 Organisationen und mehr als 11.000 Menschen an der Petition zum Erhalt des Radiosenders.
Audio 4 [Die Position der Studierendenorganisation, eine Art Staat im Staate ist dabei klar: Sie behauptet das Radio Student nicht mehr ein Kerninteresse der Studierendenorganisation sei. Der Fokus der Organisation liegt stattdessen auf andere Institutionen, die von den Menschen der Studierendenorganisation auch private stark genutzt werden. Nach ihrer Auffassung sei Radio Student, so Robert Mohonic, angeblich nicht mehr auf Studierende fokusiert, weil die Hörer*innenschaft nicht hauptsächlich Studierende sein. Er betont, dass dabei ignoriert wird, das die Arbeit beim Radio von Studierenden geleistet wird.]
Audio 5 [Radio Student ist von erster Stelle in der Finanzierung in 2012 runtergerutscht auf die letzte Stelle, darin sieht man, dass das Radio am wenigsten erwünscht ist und einen unverhältnismäßigen Verlust an Finanzierung erfahren hat. Die Reduktion der Finanzierung ist langfristig in 3 Phasen verlaufen: 2012-13 wurden 50 000 Euro gekürzt, 2015 auf 16 nochmal 30 000 und 2020 nochmal 30 000. Für 2021 wurde dann die komplette Streichung vorgeschlagen.]
Das dem Radio Gelder gekürzt werden, ist nichts neues. 2012 noch mit 230 000€ unterstützt, folgten über die letzten Jahre drei verschiedene Kürzungen und 2020 hatte Radio student nur noch knapp die hälfte des ursprünglichen Budgets. Trotzdem hatte Radio Student 2020 insgesamt Einnahmen in Höhe von 550.000 EUR. Mit der Streichung der letzten Unterstützung wäre damit also trotzdem ein ganzes fünftel der Finanzierung wegfallen. Das Problem: Von der Finanzierung durch die Studierendenorganisation sind auch weitere Einnahmequellen abhängig. Zu diesen Problemen kann Robert einen unglaublich tiefen Einblick geben:
Audio 6 [Von der Finanzierung durch die Studierendenorganisation sind auch Projektgelder und Fördermittel der EU und auf nationaler Ebene abhängig, die immer eine co-finanzierung durch das Radio voraussetzen. Ungebundene Finanzen, wie durch den Haushalt der Studierendenorganisation, sind also Voraussetzung um solche Mittel überhaupt zu bekommen. Auch wenn es aussieht als ob das Radio viel Geld bekommt, fällt das alles weg wenn der Haushalt gekürzt wird. Die Studierendenorganisation bestraft durch die Kürzung direkt den Sender für seinen Erfolg dabei, andere Mittel zu organisieren.]
Audio 7 [Radio Student bezahlt alle Mitarbeiter*innen, auch wenn der Lohn sehr wenig ist und eher eineer Aufwandsentschädigung für ehrenamtliche Leistung gleichkommt, um sowichtiger ist die Finanzierung die die Stellen sichert.]
An dem Budget hängen auch die Stellen der fast 200 studentischen Mitarbeiter, die für ein geringen Lohn das Program des Senders Stemmen.
[Jingle]
Die Studierendenorganisation hat dabei Radio Student eine klare Ansage gemacht, wie sie sich finanzieren wollt: Privatisiert euch, sonst privatisieren wir euch.
Audio 8 [Radio Student is teilweise kommerziell in Bezug auf Musik und weil es eine ernsthaftes Radio ist. Es gibt eine Begrenzung wie viele Hörer*innen sie maximal haben können, kann nicht unendlich wachsen, aber RS hat einige kommerzielle Dienste wie eine in 2020 gestartete und erfolgreiche Videoproduktion. RS will keine Werbeplätze verkaufen und verlangt von Werbung das diese vom radio selber produziert wird und auch neu und innovativ ist. RS ist sehr streng darin das die Klanglandschaft nicht kommerziell sein soll.]
Doch dagegen wehrt sich das Radio. Das die Klanglandschaft, die seit 1969 unkommerziel ist, weiterhin frei sein soll von bezahlter Werbung, ist selbstverständlich, auch wenn bei Radio Student selbst produzierte Werbung mit neuen und interessanten Ansätzen durchaus vorkommt, wie Robert berichtet. Und auch trotz laufendem Spendenprogramm, ist Radio Student schon vor der weiteren kürzung am Limit gewesen was finanziell machbar ist.
Audio 9 [Radio Student hat ein erneuertes spendenprogramm seit 2020, vor allem durch Spenden die von spenden über die Steuer kommen, den bis zu 1% der Steuer kann in Slowenien an NGOs gespendet werden. RS hofft auf eine Lösung mit der SOU, da das vorgehen sehr unfair ist. RS ist am limit was möglich ist um mit weniger Geld zu überleben.]
Audio 10 [Das ganze Drama spielt sich ab vor einem erfolgreichen jahr 2020 für Radio Student. Der Sender war aktiver als zuvor in Reaktion auf die Corona-Pandemie, wir Robert berichtet, und hat vor allem auch den Betroffenen der Pandemie geholfen. Deswegen wurde der Sender auch für seinen besonderen journalistischen Beitrag zur Berichterstattung über Corona ausgezeichnet. Die Arbeit ist bei Radio Student in 2020 kein Stück zum erliegen gekommen, eher im Gegenteil. Für die Menschen bei Radio Student ist, wie auch für Robert, deswegen klar: Die Kürzung ist Ausdruck eines fehlenden Respekts der Studierendenorganisation für ihre Arbeit.]
Der fehlende Respekt und die gezielten Kürzungen, gerade bei Radio Student, scheinen fragwürdig. Den gerade mit den vielen Immobilien und zu erwartenden Ausfällen von Live-Events der Studierendenorganisation, gäbe es sinnvollere und vor allem folgenlosere Kürzungen die vorgenommen werden könnten.
Audio 11 [Was Robert mir auf meine Frage nach einer politischen Motivation erzählte, zeigt viel eher worum es hier geht: Radio Student hat viele kritische Beiträge gemacht, welche die Politik der Studierendenorganisation in Frage stellen. Das ist wahrscheinlich der Hauptgrund für den Versuch die Gelder zu streichen, denn die Gelder für die Studierendenorganisation werden nicht wirklich weniger im Vergleich zu 2020, es gibt also nicht wirklich ein Grund für die Kürzungen.]
Bei der Kritik hat sich Radio Student auch viel an studentischen Sorgen orientiert. So kritisierte der Sender die einmalige Unterstützungszahlung der Regierung von 150 € im Frühjahr 2020 als unzureichend. Gleichzeitig nutzen die Organisationen der Studierendenorganisation kaum das Radio, um selber die Öffentlichkeit zu erreichen, obwohl der Sender dies immer wieder angeboten hat. Das genau, dass nun dem Radio vorgeworfen wird, zeigt die Absurdität der Debatte. Am kritischsten für die Studierendenorganisation dürfte jedoch die Berichterstattung über ihre die Immobiliengeschäfte sein, welche bei weitem die Bedürfnisse der Studierenden übersteigen.
[Jingle]
Die Einstellung der Finanzierung des Senders lässt sich auch in die Angriffe auf die Pressefreiheit in Slowenien seit März 2020 einordnen. Obwohl die Regierung bei der Vergabe der Gelder der ŠOU nicht direkt beteiligt ist, ist das derzeitige politische Klima, in dem die Regierung die Pressefreiheit immer mehr einschränkt, der Hintergrund vor dem die Kürzungen passieren. Wie genau jedoch hier nationale Politik mit den relevanten Fraktionen in der Studierendenorganisation zusammenhängt, ist derzeit auch sehr unklar.
Audio 12 [Früher waren die Verbindung zwischen den Parteien in der SOU zur nationalen Politik offensichtlich, aber jetzt ist das nicht mehr so klar wer mit welcher nationalen Partei verknüpft ist. Das Parlament der SOU entwickelt sich zu einer Welt für sich. Die Unterstützung der P… (Übersetzt: Verbunden) kam auch von den sogenannten gelben Westen, welche rechtsradikale sind. Die rechtsradikalen waren auch anwesend als die erste Budgetkürzung 2012 auf 2013 beschlossen wurde. Die Verbindungen zur regierenden Partei sind unklar, den die Kürzungen für die SOU suggerieren das diese nicht wirklich präsent oder stark sind.]
Die Zugehörigkeit der studentischen Parteien zu denen auf nationaler Ebene ist nicht mehr klar, zu weit hat sich die Politik der Studierendenorganisation verselbstständigt. Was jedoch klar ist: Unterstützung für die Povezani, welche seit acht Jahren schon dafür streiten dem Sender das Geld zu streichen, bekam Unterstützung aus den reihen der radikalen Rechten. Mitglieder bekannter rechtsradikaler Gruppierung wohnten auch der Sitzung 2012 bei, in der die erste Kürzung beschlossen wurde. Auf nationaler Ebene wirdder Sender wiederrum vom kultusministerium als wichtige Institution des landes anerkannt. Die politische Lage hinter diesem Vorstoß ist dementsprechend unglaublich verworren, auch für Menschen wie Robert die direkt betroffen sind und bei Radio Student arbeiten.
Audio 13 [Radio Student ist es gelungen im Gegensatz zu vielen anderen Institutionen auch eine Einladung zum Kultusministerium zu bekommen, welches von der regierenden Partei geführt wird. Das Ministerium wiederum hat eher Respekt für die Arbeit von RS signalisiert, obwohl ihnen klar ist, das RS nicht auf ihrer Seite steht und eher ein öffentlicher Raum für die politische Linke darstellt. Trotzdem zeigt das Ministerium Wertschätzung für die Tradition des Radios und die Vielfalt der Arbeit von RS.]
Doch für Radio Student ist am Ende eins klar: Hier geht es um die Verhinderung der Arbeit von Radio Student, um den versuch das einzige freie Radio in Slowenien zum Verstummen zu bringen und den Sender zu zerstören. Der Entzug der Finanzierung sei dabei nur ein taktischer Zug in einem krieg gegen den Sender, die Behauptung sie würden das radio unterstützen eine komplette Farce.
Audio 14 [ „This needs to stop “]
[Jingle]
Audio 1 [ Die SOU hat ein enges Verständnis was RS ist, sie wollen das Radio los werden und in anderen Bereichen Geld ausgeben. Unter anderem wurden Immobilien im Wert von 8.5 Millionen Euro, womit eigentlich genug Geld da wäre um ohne Kürzungen die Corona-Krise zu überwinden. Radio Student steht im Konflikt mit dem CEO der SOU, seit er 2012 die Position bekommen hat, und mit der Parlamentsfraktion von P… welche eine Kampagne gegen das Radio über die letzten 8 Jahre gefahren hat. Zwischen SOU und RS besteht eine Hass/Liebe Beziehung.]
Zum Beginn dieses Jahres plante die Studierendenorganisation der Universität von Lublijana dem Radiosender Radio Student die Gelder für 2021 zu streichen. Wie Robert Mohoric, der Gerade zu hören war, erläutert, geht es dabei darum, das die Studierendenorganisation, in etwas vergleichbar mit einem Studierendenwerk in Deutschland allerdings mit stärkerer Selbstbestimmung der Studierenden u.a. durch ein eigenes Parlament, das Radio loswerden möchte und das Geld in anderen Bereichen ausgeben will. Als Begründung werden Budget-Kürzungen wegen der Corona-Pandemie angeführt, den Die Regierung hat die Finanzierung der Studierendenorganisation um 750 000 € reduziert. Doch das Vorgehen hat seinen Ursprung schon 2012, als Andrej Klasinc als neuer CEO in der Studierendenorganisation zusammen mit der Parlamentsfraktion Povezani begann eine Kampagne gegen das Radio zu führen. Povezani, auf Deutsch übersetzt bedeutet das soviel wie „Verbunden“, ist eine der zwei dominanten Parteien im Parlament der Studierendenorganisation. Das die Corona-Pandemie nicht wirklich ein Grund sein kann, zeigen auch die Immobilienwerte der Studierendenorganisation, welche mit über acht ein halb Millionen Euro ausreichen dürften, um jegliche finanzielle Probleme zu überbrücken. Doch halt, erst mal müssen wir einen Schritt zurückgehen um zu verstehen, warum das wichtig ist: Radio Student, was ist das eigentlich?
[Jingle]
Der studentische Sender wurde 1969 gegründet und ist einer der ältesten und größten nicht kommerziellen Radiosender in Europa.
Audio 2 [Wie Robert, einer der Mitarbeiter des Senders, ausführt, ist Radio Student eines der einzigen großen community Medien in slowenien. RS umfasst selber nicht nur studierende und jugendliche, sondern bietet auch Raum für ethnische und sozialen Minderheiten die dort Gehör finden. Das Programm umfasst professionelle Inhalte zu Musik, Politik, Kultur und Wissenschaft. Radio Student ist aber auch ein wichtiger Knotenpunkt für die Kulturszene und selber Produzent. Der Sender ermöglicht und organisiert Konzerte, unter anderem ~40 Studiokonzerte, Festivals und Live-Konzerte, aber ist auch Tätig in der Musikproduktion, wo Künstler*innen ihre Werke produzieren und veröffentlichen können. Gerade deshalb ist RS ein wichtiger Ort für noch unbekannte und aufstrebende Künstler*innen. Robert erzählt, das insgesamt um die 150 Menschen jährlich bei Radio Student über ihre Arbeit dort eine Medienausbildung bekommen. Es gibt in Slowenien kein anderes freies Radio, nicht wie bei der relativ diversen Radiolandschaft in Österreich oder Deutschland. Nicht ohne Stolz sagt er, das Radio Student ein einzigartiger Sender im Land ist.]
In einem Land dessen rechtspopulistische Regierung sich an Ungarn orientiert, bietet der Sender wichtige kritische Stimmen, unter anderem auch die anarchistische Sendung „Črna luknja“ (Schwarzes Loch) oder mit der Sendung „Lezbomanija“, nur ein Beispiel für Inhalte von und für LGBTQ.
[Jingle]
Mitte Januar wurde der Finanzplan, in dem die Streichung der Gelder für Radio Student vorgesehen war, von der Vollversammlung der Studierenden abgelehnt und er wird jetzt komplett neu aufgestellt.
Audio 3 [Radio Student hat aber ein ersten Sieg erzielt: Die Verabschiedung des Haushalts mit 0€ für RS wurde verhindert und ein neuer Vorschlag mit 64 000€ Finanzierung eingebracht. Für RS ist das besser als nichts, sie hätten aber gerne mehr Finanzierung.]
Nun sind für das Radio 64 000€ vorgeschlagen, viel zu wenig nach eigener Aussage, aber besser als nichts. In der Zwischenzeit beteiligten sich auch über 300 Organisationen und mehr als 11.000 Menschen an der Petition zum Erhalt des Radiosenders.
Audio 4 [Die Position der Studierendenorganisation, eine Art Staat im Staate ist dabei klar: Sie behauptet das Radio Student nicht mehr ein Kerninteresse der Studierendenorganisation sei. Der Fokus der Organisation liegt stattdessen auf andere Institutionen, die von den Menschen der Studierendenorganisation auch private stark genutzt werden. Nach ihrer Auffassung sei Radio Student, so Robert Mohonic, angeblich nicht mehr auf Studierende fokusiert, weil die Hörer*innenschaft nicht hauptsächlich Studierende sein. Er betont, dass dabei ignoriert wird, das die Arbeit beim Radio von Studierenden geleistet wird.]
Audio 5 [Radio Student ist von erster Stelle in der Finanzierung in 2012 runtergerutscht auf die letzte Stelle, darin sieht man, dass das Radio am wenigsten erwünscht ist und einen unverhältnismäßigen Verlust an Finanzierung erfahren hat. Die Reduktion der Finanzierung ist langfristig in 3 Phasen verlaufen: 2012-13 wurden 50 000 Euro gekürzt, 2015 auf 16 nochmal 30 000 und 2020 nochmal 30 000. Für 2021 wurde dann die komplette Streichung vorgeschlagen.]
Das dem Radio Gelder gekürzt werden, ist nichts neues. 2012 noch mit 230 000€ unterstützt, folgten über die letzten Jahre drei verschiedene Kürzungen und 2020 hatte Radio student nur noch knapp die hälfte des ursprünglichen Budgets. Trotzdem hatte Radio Student 2020 insgesamt Einnahmen in Höhe von 550.000 EUR. Mit der Streichung der letzten Unterstützung wäre damit also trotzdem ein ganzes fünftel der Finanzierung wegfallen. Das Problem: Von der Finanzierung durch die Studierendenorganisation sind auch weitere Einnahmequellen abhängig. Zu diesen Problemen kann Robert einen unglaublich tiefen Einblick geben:
Audio 6 [Von der Finanzierung durch die Studierendenorganisation sind auch Projektgelder und Fördermittel der EU und auf nationaler Ebene abhängig, die immer eine co-finanzierung durch das Radio voraussetzen. Ungebundene Finanzen, wie durch den Haushalt der Studierendenorganisation, sind also Voraussetzung um solche Mittel überhaupt zu bekommen. Auch wenn es aussieht als ob das Radio viel Geld bekommt, fällt das alles weg wenn der Haushalt gekürzt wird. Die Studierendenorganisation bestraft durch die Kürzung direkt den Sender für seinen Erfolg dabei, andere Mittel zu organisieren.]
Audio 7 [Radio Student bezahlt alle Mitarbeiter*innen, auch wenn der Lohn sehr wenig ist und eher eineer Aufwandsentschädigung für ehrenamtliche Leistung gleichkommt, um sowichtiger ist die Finanzierung die die Stellen sichert.]
An dem Budget hängen auch die Stellen der fast 200 studentischen Mitarbeiter, die für ein geringen Lohn das Program des Senders Stemmen.
[Jingle]
Die Studierendenorganisation hat dabei Radio Student eine klare Ansage gemacht, wie sie sich finanzieren wollt: Privatisiert euch, sonst privatisieren wir euch.
Audio 8 [Radio Student is teilweise kommerziell in Bezug auf Musik und weil es eine ernsthaftes Radio ist. Es gibt eine Begrenzung wie viele Hörer*innen sie maximal haben können, kann nicht unendlich wachsen, aber RS hat einige kommerzielle Dienste wie eine in 2020 gestartete und erfolgreiche Videoproduktion. RS will keine Werbeplätze verkaufen und verlangt von Werbung das diese vom radio selber produziert wird und auch neu und innovativ ist. RS ist sehr streng darin das die Klanglandschaft nicht kommerziell sein soll.]
Doch dagegen wehrt sich das Radio. Das die Klanglandschaft, die seit 1969 unkommerziel ist, weiterhin frei sein soll von bezahlter Werbung, ist selbstverständlich, auch wenn bei Radio Student selbst produzierte Werbung mit neuen und interessanten Ansätzen durchaus vorkommt, wie Robert berichtet. Und auch trotz laufendem Spendenprogramm, ist Radio Student schon vor der weiteren kürzung am Limit gewesen was finanziell machbar ist.
Audio 9 [Radio Student hat ein erneuertes spendenprogramm seit 2020, vor allem durch Spenden die von spenden über die Steuer kommen, den bis zu 1% der Steuer kann in Slowenien an NGOs gespendet werden. RS hofft auf eine Lösung mit der SOU, da das vorgehen sehr unfair ist. RS ist am limit was möglich ist um mit weniger Geld zu überleben.]
Audio 10 [Das ganze Drama spielt sich ab vor einem erfolgreichen jahr 2020 für Radio Student. Der Sender war aktiver als zuvor in Reaktion auf die Corona-Pandemie, wir Robert berichtet, und hat vor allem auch den Betroffenen der Pandemie geholfen. Deswegen wurde der Sender auch für seinen besonderen journalistischen Beitrag zur Berichterstattung über Corona ausgezeichnet. Die Arbeit ist bei Radio Student in 2020 kein Stück zum erliegen gekommen, eher im Gegenteil. Für die Menschen bei Radio Student ist, wie auch für Robert, deswegen klar: Die Kürzung ist Ausdruck eines fehlenden Respekts der Studierendenorganisation für ihre Arbeit.]
Der fehlende Respekt und die gezielten Kürzungen, gerade bei Radio Student, scheinen fragwürdig. Den gerade mit den vielen Immobilien und zu erwartenden Ausfällen von Live-Events der Studierendenorganisation, gäbe es sinnvollere und vor allem folgenlosere Kürzungen die vorgenommen werden könnten.
Audio 11 [Was Robert mir auf meine Frage nach einer politischen Motivation erzählte, zeigt viel eher worum es hier geht: Radio Student hat viele kritische Beiträge gemacht, welche die Politik der Studierendenorganisation in Frage stellen. Das ist wahrscheinlich der Hauptgrund für den Versuch die Gelder zu streichen, denn die Gelder für die Studierendenorganisation werden nicht wirklich weniger im Vergleich zu 2020, es gibt also nicht wirklich ein Grund für die Kürzungen.]
Bei der Kritik hat sich Radio Student auch viel an studentischen Sorgen orientiert. So kritisierte der Sender die einmalige Unterstützungszahlung der Regierung von 150 € im Frühjahr 2020 als unzureichend. Gleichzeitig nutzen die Organisationen der Studierendenorganisation kaum das Radio, um selber die Öffentlichkeit zu erreichen, obwohl der Sender dies immer wieder angeboten hat. Das genau, dass nun dem Radio vorgeworfen wird, zeigt die Absurdität der Debatte. Am kritischsten für die Studierendenorganisation dürfte jedoch die Berichterstattung über ihre die Immobiliengeschäfte sein, welche bei weitem die Bedürfnisse der Studierenden übersteigen.
[Jingle]
Die Einstellung der Finanzierung des Senders lässt sich auch in die Angriffe auf die Pressefreiheit in Slowenien seit März 2020 einordnen. Obwohl die Regierung bei der Vergabe der Gelder der ŠOU nicht direkt beteiligt ist, ist das derzeitige politische Klima, in dem die Regierung die Pressefreiheit immer mehr einschränkt, der Hintergrund vor dem die Kürzungen passieren. Wie genau jedoch hier nationale Politik mit den relevanten Fraktionen in der Studierendenorganisation zusammenhängt, ist derzeit auch sehr unklar.
Audio 12 [Früher waren die Verbindung zwischen den Parteien in der SOU zur nationalen Politik offensichtlich, aber jetzt ist das nicht mehr so klar wer mit welcher nationalen Partei verknüpft ist. Das Parlament der SOU entwickelt sich zu einer Welt für sich. Die Unterstützung der P… (Übersetzt: Verbunden) kam auch von den sogenannten gelben Westen, welche rechtsradikale sind. Die rechtsradikalen waren auch anwesend als die erste Budgetkürzung 2012 auf 2013 beschlossen wurde. Die Verbindungen zur regierenden Partei sind unklar, den die Kürzungen für die SOU suggerieren das diese nicht wirklich präsent oder stark sind.]
Die Zugehörigkeit der studentischen Parteien zu denen auf nationaler Ebene ist nicht mehr klar, zu weit hat sich die Politik der Studierendenorganisation verselbstständigt. Was jedoch klar ist: Unterstützung für die Povezani, welche seit acht Jahren schon dafür streiten dem Sender das Geld zu streichen, bekam Unterstützung aus den reihen der radikalen Rechten. Mitglieder bekannter rechtsradikaler Gruppierung wohnten auch der Sitzung 2012 bei, in der die erste Kürzung beschlossen wurde. Auf nationaler Ebene wirdder Sender wiederrum vom kultusministerium als wichtige Institution des landes anerkannt. Die politische Lage hinter diesem Vorstoß ist dementsprechend unglaublich verworren, auch für Menschen wie Robert die direkt betroffen sind und bei Radio Student arbeiten.
Audio 13 [Radio Student ist es gelungen im Gegensatz zu vielen anderen Institutionen auch eine Einladung zum Kultusministerium zu bekommen, welches von der regierenden Partei geführt wird. Das Ministerium wiederum hat eher Respekt für die Arbeit von RS signalisiert, obwohl ihnen klar ist, das RS nicht auf ihrer Seite steht und eher ein öffentlicher Raum für die politische Linke darstellt. Trotzdem zeigt das Ministerium Wertschätzung für die Tradition des Radios und die Vielfalt der Arbeit von RS.]
Doch für Radio Student ist am Ende eins klar: Hier geht es um die Verhinderung der Arbeit von Radio Student, um den versuch das einzige freie Radio in Slowenien zum Verstummen zu bringen und den Sender zu zerstören. Der Entzug der Finanzierung sei dabei nur ein taktischer Zug in einem krieg gegen den Sender, die Behauptung sie würden das radio unterstützen eine komplette Farce.
Audio 14 [ „This needs to stop “]
[Jingle]
Kommentare
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10.02.2021 / 08:44 | Johannes und Flo, Radio Dreyeckland, Freiburg |
lieg im MiMoRa
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vielen Lieben Dank und aller liebste Grüße ;-) | |
10.02.2021 / 14:37 | Recht Un'Ordnung, Wüste Welle, Tübingen |
lief bei Wüste Welle
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vielen Dank! | |
10.02.2021 / 19:54 | aktu, Radio Blau, Leipzig |
1000 danke aus leipzig
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gesendet in leipzig...vielen danke! entschludrigung, wenn wir nicht immer schaffen in kommentare zu schreiben... ohne freie-radios.net wären wir aufgeschmissen... empfohlen sei übrigens die punksendung subway bei student für die freundInnen des harten punkgeraspels.. | |