Kameradenkreis der Gebirgsjäger - das 50. Treffen

ID 17002
 
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Wir bretrachten bei Radio Corax mal die Rubrik Blumen im Frühsommer. Heute geht es uns um das hübsche kleine Ding names Edelweiß. Das Edelweiß gilt in Deutschland als stark gefährdet. Anzutreffen ist die Blume fast nur noch als Mützensymbol der Gebirgsjägertruppe. Die aber muss man an Pfingsten nicht lange suchen: In Mittenwald, einer Kleinstadt am Fuße des Karwendel, hält der »Kameradenkreis der Gebirgsjäger« wie jedes Jahr eine Versammlung ab, um »unserer gefallenen, vermissten und verstorbenen Kameraden und aller Opfer von Krieg, Gewalt und Terror« zu gedenken, wie es der Vorstand des Kreises formuliert. Gedacht und gefeiert wird in diesem Jahr zum 50. Mal: Am 10.Juni 1957, wenige Jahre nach der Befreiung vom Faschismus, segneten christliche Geistliche beider Konfessionen das »Ehrenmal der Gebirgsjäger« auf dem Hohen Brendten. Das Denk­mal repräsentiert das ungebrochene Bekenntnis zum nationalsozialistischen Krieg. Die von Ein­heiten der Gebirgsjäger in ganz Europa verübten Kriegs­verbrechen, die Deportationen griechischer Juden und die Zerstörungen während des Zweiten Weltkriegs werden nicht erwähnt. Der Spuk wird auch nicht vorbei sein, wenn die letzten Wehrmachtsveteranen demnächst gestorben sind. Nur ein Drittel der gegenwärtigen Mitglieder des »Kameradenkreis der Gebirgsjäger« hat am Zweiten Weltkrieg teilgenommen. Zwei Drittel sind Gebirgsjäger der Bundeswehr, die in Mittenwald, in Schneeberg im Erzgebirge, in Füssen, Bad Reichenhall und Berchtesgaden stationiert sind. Die Einheiten zählen zu den Elitetruppen der Bundeswehr, die seit Mitte der neunziger Jahre an Einsätzen der Sfor und Kfor im früheren Jugoslawien und der Isaf in Afghanistan beteiligt sind. Als Bestandteil der so genannten Krisenreaktionskräfte und des Kommandos Spezialkräfte werden sie auch in der Interventionstruppe der EU verwendet. Für Schlagzeilen sorgten vor einiger Zeit Mittenwalder Gebirgsjäger, weil sie sich in Afghanistan neben Totenschädeln hatten ablichten lassen. Die Verbindungen der Gebirgsjäger zu Traditionsgemeinschaften wie dem »Kameradenkreis« sind im Vergleich zu anderen Truppengattungen der Bundeswehr besonders ausgeprägt. Trotz der rückläufigen Teilnehmerzahl ist das Treffen auf dem Hohen Brendten die größte Soldatenfeier Deutschlands. Im vorigen Jahr versammelten sich dort rund 800 Männer und Frauen. Von einer Bundeswehrkapelle begleitet, findet für gewöhnlich ein ökumenischer Feldgottesdienst statt. Bayerische Politprominenz hält Ansprachen, Kränze der Bundeswehr liegen neben denen revisionistischer und rechtsextremer Organisationen, etwa der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger. Seit fünf Jahren aber findet das Treffen nicht mehr ungestört statt. Im Jahr 2002 wollten Aktivisten im »Postkeller«, einer Gaststätte, in der am Vorabend der Feier auf dem Hohen Brendten alte und junge Gebirgsjäger gemeinsam Bier trinken, eine Gedenkminute für die Opfer der Massaker der Wehrmacht in Griechenland, Italien und anderen Ländern abhalten. Die Antwort kam prompt: Es gab Tumulte, die Gegner der Gebirgsjäger wurden gewaltsam und unter Zuhilfenahme von Holzstühlen aus der Gaststätte vertrieben. Der AK Angreifbare Traditionspflege, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund deutscher Antifaschisten und andere Initiativen organisieren seit 2002 jedes Jahr Veranstaltungen in Mittenwald, auf denen Angehörige von Opfern und Überlebende von Massakern der Wehrmacht berichteten. In diesem Jahr wird es - vielleicht auch wegen des Jubiläums- möglicherweise so richtig eskalieren... das Landratsamt Garmisch-Patenkirchen hat im Zusamenspiel mit der Bundeswehr am Standort Mittenwald eine vom Arbeitskreis Distomo angemeldete Kundgebung am Hohen Brendten verboten. Dort sollt der durch die deutschen Gebirgsjägertruppen ermordeten Menschen gedacht werden. Dagegen wird die Versammlung des "Kameradenkreises der Gebirgstruppe" trotz Teilnahme der rechtsextremen "Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger" zugelassen. Am Telefon stand Lars Reissmann vom Arbeitskreis Distomo für Fragen zur Verfügung:
Audio
09:36 min, 8995 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 14.07.2008 / 10:16

Dateizugriffe: 632

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Igel
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 25.05.2007
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
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