The Other Europeans Ensamble - Teil 1
ID 28927
The Other Europeans Ensemble
Ein interkultureller Dialog: Jiddische und Roma-Musik, Kultur und Identität
Konzert Teil 1 - Yiddish Summer Weimar - 5. Juli 2009
[Das Projekt]
"The Other Europeans" ist ein gemeinschaftliches Projekt von other music e.V. (Deutschland), dem KlezMORE Festival Vienna (Österreich), und dem Festival für Jüdische Kultur in Krakau (Polen). In den Jahren 2008 und 2009 werden alle drei Festivals Aktivitäten präsentieren, die die historischen und zeitgenössischen Beziehungen erforschen zwischen den Kulturen von Ashkenasischen Juden (jiddisch) und jener von Roma. Die Hauptaktivität besteht darin, zwei neue Bands zu kreieren und zu präsentieren, eine Jiddische und eine Roma-Band, die jeweils aus hervorragenden Jiddischen und Roma-MusikerInnen bestehen, die in Europa beheimatet sind. 2008 wird jede Band separate Repertoires entwickeln und aufführen, basierend auf gemeinsamen rumänischen Wurzeln. Im Jahr 2009 werden die zwei Bands zusammen arbeiten um ein Crossover-Repertoire und einen Crossover-Stil zu entwickeln. Zusätzlich zu diesem Prozess werden die Festivals auch Symposien veranstalten, Workshops für Instrumentalmusik, Gesang, Tanz und Sprachen, sowie eine Filmserie – alles jeweils mit dem Fokus auf interkulturelles Verständnis der jiddischen Kultur und der der Roma. (Für eine Liste der Aktivitäten jedes Festivals siehe bitte die jeweilige Festival-Website).
Ein interkultureller Dialog: Jiddische und Roma-Musik, Kultur und Identität
Konzert Teil 1 - Yiddish Summer Weimar - 5. Juli 2009
[Das Projekt]
"The Other Europeans" ist ein gemeinschaftliches Projekt von other music e.V. (Deutschland), dem KlezMORE Festival Vienna (Österreich), und dem Festival für Jüdische Kultur in Krakau (Polen). In den Jahren 2008 und 2009 werden alle drei Festivals Aktivitäten präsentieren, die die historischen und zeitgenössischen Beziehungen erforschen zwischen den Kulturen von Ashkenasischen Juden (jiddisch) und jener von Roma. Die Hauptaktivität besteht darin, zwei neue Bands zu kreieren und zu präsentieren, eine Jiddische und eine Roma-Band, die jeweils aus hervorragenden Jiddischen und Roma-MusikerInnen bestehen, die in Europa beheimatet sind. 2008 wird jede Band separate Repertoires entwickeln und aufführen, basierend auf gemeinsamen rumänischen Wurzeln. Im Jahr 2009 werden die zwei Bands zusammen arbeiten um ein Crossover-Repertoire und einen Crossover-Stil zu entwickeln. Zusätzlich zu diesem Prozess werden die Festivals auch Symposien veranstalten, Workshops für Instrumentalmusik, Gesang, Tanz und Sprachen, sowie eine Filmserie – alles jeweils mit dem Fokus auf interkulturelles Verständnis der jiddischen Kultur und der der Roma. (Für eine Liste der Aktivitäten jedes Festivals siehe bitte die jeweilige Festival-Website).
Audio
01:00:00 h, 55 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 12.08.2009 / 19:18
01:00:00 h, 55 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 12.08.2009 / 19:18
Dateizugriffe:
Klassifizierung
Beitragsart: Anderes
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur, Musik
Serie: yidishe kultur fun der alter velt in undser velt
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
[Hintergrund]
Für viele Jahrhunderte hatten Juden und Roma wichtige aber ambivalente ökonomische, politische und kulturelle Rollen innerhalb der Europäischen Gesellschaften. Untergeordnet unter und immer nur provisorisch akzeptiert von den dominanten Kulturen unter denen sie lebten, entwickelten sowohl Juden als auch Roma komplexe kulturelle Identitäten; ihre eigenen Traditionen bewahrend, während sie gleichzeitig sich derer ihrer Nachbarn anpassten und mit ihnen interagierten. Deshalb repräsentieren Juden und Roma „transkulturelle“ Europäische Identitäten, sowohl real als auch in der Vorstellung. Das Ziel der Projektpartner ist es, interkulturellen Austausch zwischen den Ausführenden von jiddischer und Roma Musik zu fördern, sowohl um die Musiker und die jeweiligen Kulturen zu bereichern als auch als ein Beitrag zur gegenwärtigen Diskussion über Europäische Identität und Kultur.
[Forschungsschwerpunkt des Projektes]
Obwohl beide Traditionen als “transkulturell” bezeichnet werden, bestehen doch grundlegende Unterschiede zwischen Jüdischer und Roma-Kultur, die begründet sind in ihrer unterschiedlichen Geschichte und unterschiedlichen Traditionen und in den politischen Ökonomien, Geschichten und Kulturen der verschiedenen Gesellschaften, mit denen sie interagierten. Deswegen sind die Gemeinsamkeiten in den Rollen umso interessanter, die von professionellen Musikern in beiden Kulturen gespielt wurden, besonders in Orten, wo sie nebeneinander lebten. Im Vorkriegs-Rumänien und in Teilen der Ukraine, zum Beispiel, waren ashkenasische (jiddisch-sprechende) Juden und Roma die professionellen Musiker, die ein gemischtes Repertoire spielten sowohl bei ihren eigenen gesellschaftlichen Ereignissen als auch in denen ihrer Nachbarn. In dieser Hinsicht repräsentierten sie einen erfolgreichen interkulturellen Austausch über sprachliche, politische und kulturelle Grenzen hinweg. In Folge der Auslöschung des europäischen Judentums durch die Nazis waren es oft die Roma-Musiker, die in der Vorkriegszeit in jüdischen Ensembles gespielt hatten, die ein jiddisches Musikrepertoire erhalten und weitergegeben haben, das sonst verloren gewesen wäre.
Und genau diese komplexe Interkulturalität von Roma und Jüdischen Kulturen provozierten nationalistische chauvinistische Ideologien in der Vergangenheit, um sie als „wurzellos“ zu bezeichnen, „parasitär“, „degeneriert“ und noch schlimmer.
Solche Ansichten sind keineswegs Relikte der Vergangenheit; sie sind sichtbar im heutigen Europa in den wiederkehrenden antisemitischen und anti-Roma Ausbrüchen. Und im Kontrast dazu wird der selbe transkulturelle Charakter der jiddischen und Roma-Musik durch die gegenwärtige „World Music“-Pop-Kultur romantisiert und vereinnahmt, die ihn als subversiv und transgressiv und somit als „hip“ bezeichnet.
Derzeit gibt es eine populäre Welle von Roma und pseudo-Roma-Musik und eine ähnliche Welle von post-Klezmer-inspirierter Neuer Jüdischer Musik. Es gibt sowohl imaginäre Affinitäten zwischen ihnen als auch echten historischen und musikalischen Kontakt. Aber zeitgenössische Begegnungen zwischen Roma und jiddischen Musikern haben die Tendenz durch kommerzielle Interessen der Musikindustrie dahin gebracht zu werden, andere kreative oder geschichtlich informierte Impulse zu vernachlässigen, die wenig Unterstützung durch oder Zugang zum Publikum haben.
In dem Film des rumänischen Regisseurs Mihaileanu aus dem Jahr 1998 “Zug des Lebens” gibt es eine Szene, in der eine Gruppe Juden und eine Gruppe Roma – beide auf der Flucht vor den Nazis – aufeinander treffen und ihre tiefe spirituelle Verbindung entdecken, die in einer Orgie eines musikalischen Wettstreites mündet.
Das reale Gegenstück zu dieser romantisierenden Szene wäre eine echte Begegnung zwischen zeitgenössischen jiddischen und Roma-Musikern, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in älteren Repertoires zu erforschen und neue musikalische Synthesen in Verbindung mit ihren eigenen realen Geschichten zu kreieren.
Das Projekt wird einen Rahmen für solch eine Begegnung und für die Unterscheidung zwischen realen und fiktiven Repräsentationen von Juden und Roma bieten. Es wird getragen durch Forschungsgeist und die Sehnsucht, sich kreativ mit dem transkulturellen Erbe von jiddischer und Roma-Musik auseinanderzusetzen.
Text Dr. Alan Bern,
übersetzt aus dem Amerikanischen von Dr. Ruth Schwarz
Für viele Jahrhunderte hatten Juden und Roma wichtige aber ambivalente ökonomische, politische und kulturelle Rollen innerhalb der Europäischen Gesellschaften. Untergeordnet unter und immer nur provisorisch akzeptiert von den dominanten Kulturen unter denen sie lebten, entwickelten sowohl Juden als auch Roma komplexe kulturelle Identitäten; ihre eigenen Traditionen bewahrend, während sie gleichzeitig sich derer ihrer Nachbarn anpassten und mit ihnen interagierten. Deshalb repräsentieren Juden und Roma „transkulturelle“ Europäische Identitäten, sowohl real als auch in der Vorstellung. Das Ziel der Projektpartner ist es, interkulturellen Austausch zwischen den Ausführenden von jiddischer und Roma Musik zu fördern, sowohl um die Musiker und die jeweiligen Kulturen zu bereichern als auch als ein Beitrag zur gegenwärtigen Diskussion über Europäische Identität und Kultur.
[Forschungsschwerpunkt des Projektes]
Obwohl beide Traditionen als “transkulturell” bezeichnet werden, bestehen doch grundlegende Unterschiede zwischen Jüdischer und Roma-Kultur, die begründet sind in ihrer unterschiedlichen Geschichte und unterschiedlichen Traditionen und in den politischen Ökonomien, Geschichten und Kulturen der verschiedenen Gesellschaften, mit denen sie interagierten. Deswegen sind die Gemeinsamkeiten in den Rollen umso interessanter, die von professionellen Musikern in beiden Kulturen gespielt wurden, besonders in Orten, wo sie nebeneinander lebten. Im Vorkriegs-Rumänien und in Teilen der Ukraine, zum Beispiel, waren ashkenasische (jiddisch-sprechende) Juden und Roma die professionellen Musiker, die ein gemischtes Repertoire spielten sowohl bei ihren eigenen gesellschaftlichen Ereignissen als auch in denen ihrer Nachbarn. In dieser Hinsicht repräsentierten sie einen erfolgreichen interkulturellen Austausch über sprachliche, politische und kulturelle Grenzen hinweg. In Folge der Auslöschung des europäischen Judentums durch die Nazis waren es oft die Roma-Musiker, die in der Vorkriegszeit in jüdischen Ensembles gespielt hatten, die ein jiddisches Musikrepertoire erhalten und weitergegeben haben, das sonst verloren gewesen wäre.
Und genau diese komplexe Interkulturalität von Roma und Jüdischen Kulturen provozierten nationalistische chauvinistische Ideologien in der Vergangenheit, um sie als „wurzellos“ zu bezeichnen, „parasitär“, „degeneriert“ und noch schlimmer.
Solche Ansichten sind keineswegs Relikte der Vergangenheit; sie sind sichtbar im heutigen Europa in den wiederkehrenden antisemitischen und anti-Roma Ausbrüchen. Und im Kontrast dazu wird der selbe transkulturelle Charakter der jiddischen und Roma-Musik durch die gegenwärtige „World Music“-Pop-Kultur romantisiert und vereinnahmt, die ihn als subversiv und transgressiv und somit als „hip“ bezeichnet.
Derzeit gibt es eine populäre Welle von Roma und pseudo-Roma-Musik und eine ähnliche Welle von post-Klezmer-inspirierter Neuer Jüdischer Musik. Es gibt sowohl imaginäre Affinitäten zwischen ihnen als auch echten historischen und musikalischen Kontakt. Aber zeitgenössische Begegnungen zwischen Roma und jiddischen Musikern haben die Tendenz durch kommerzielle Interessen der Musikindustrie dahin gebracht zu werden, andere kreative oder geschichtlich informierte Impulse zu vernachlässigen, die wenig Unterstützung durch oder Zugang zum Publikum haben.
In dem Film des rumänischen Regisseurs Mihaileanu aus dem Jahr 1998 “Zug des Lebens” gibt es eine Szene, in der eine Gruppe Juden und eine Gruppe Roma – beide auf der Flucht vor den Nazis – aufeinander treffen und ihre tiefe spirituelle Verbindung entdecken, die in einer Orgie eines musikalischen Wettstreites mündet.
Das reale Gegenstück zu dieser romantisierenden Szene wäre eine echte Begegnung zwischen zeitgenössischen jiddischen und Roma-Musikern, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in älteren Repertoires zu erforschen und neue musikalische Synthesen in Verbindung mit ihren eigenen realen Geschichten zu kreieren.
Das Projekt wird einen Rahmen für solch eine Begegnung und für die Unterscheidung zwischen realen und fiktiven Repräsentationen von Juden und Roma bieten. Es wird getragen durch Forschungsgeist und die Sehnsucht, sich kreativ mit dem transkulturellen Erbe von jiddischer und Roma-Musik auseinanderzusetzen.
Text Dr. Alan Bern,
übersetzt aus dem Amerikanischen von Dr. Ruth Schwarz
Kommentare
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11.07.2009 / 00:05 | Redaktion Jiddische Kultur-riesser, Radio Unerhört Marburg (RUM) |
Yidishe kultur fun der alter velt in undser velt
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Diese Sendung ist zur Weiterverwendung für NKL's gedacht. Bitte Rückmeldung von Wem und Wann gesendet an <jiddische-kultur@radio-rum.de> Danke Redaktion Jiddische Kultur, Radio Unerhört Marburg und Radio X | |
12.07.2009 / 00:19 | theo, |
gesendet 11.7.2009 / 16.00 in siehe Titel
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danke | |