Schlafend in die Zukunft reisen

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Reportage (Hauptteil)
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Der Nachtzug beginnt seine Karriere in dem Gebiet, was irgendwann dann Deutschland wird, mit einer Anordnung eines preußischen Ministers im Jahr 1852. Zuvor fuhren Züge auf Sicht - und das ging tagsüber deutlich sicherer, doch die Bedürfnisse der Post waren dem Minister, August von der Heydt, ein willkommener Anlass, die Einführung von Nachtzügen zu verordnen und damit mehr staatliche Kontrolle über die Eisenbahn zu bekommen. Zu Beginn gab es dann nur Sitzwagen, also ein ähnlicher Komfort wie heute der Nachtzug immer noch in seiner billigsten Preisklasse vor allem jungen Menschen bietet, welche zur Erkundung Europas mit wenig Geld aufbrechen - und das Konzept war ein voller Erfolg und die Nachtzüge warfen so viel Gewinne ab, dass die privaten Eisenbahngesellschaften schnell ihren Widerstand gegen die staatliche Vorgabe aufgaben. Der richtige Komfort - in Form von Schlafwagen kam in Europa aber erst 1872, als die Compagnie Internationale des Wagons-Lits die ersten Schlafwagen auf der Strecke Paris - Wien anbot, und damit ein Standard einführte, der Nachtzüge bis heute zum attraktiven Angebot für Fernreisende macht, den zumindest in der Theorie kommt man am morgen, ausgeschlafen am Ziel an, anstelle zerknautscht aus dem Flieger zu steigen, der rund fünfmal so viele Umweltkosten verursacht und dann auch noch erstmal ein Bett zu brauchen.

Doch so viele Stunden im Zug sitzen, das ist keine leichte Entscheidung. Die Deutsche Bahn hat allerdings 2016 all ihre Nachtzüge eingestellt - trotz der anhaltenden Beliebtheit unter Reisenden. Seither baut die ÖBB ihr Nachtzugangebot in Deutschland stetig aus - soviel zum Argument der Unrentabilität der damaligen Leitung der Deutschen Bahn. Auf europäischer Ebene ist die Politik überzeugt, dass der Nachtzug für eine klimabewusste Zukunft wichtig sei und wieder am Kommen ist - doch tatsächlich fällt die Renaissance nicht ganz so grandios aus. Zwar gibt es wieder mehr Verbindungen, aber alte Wagen, Schwierigkeiten beim Wechseln zwischen den nationalen Schienennetzen und hohe Trassengebühren erschweren es den Betreiber*innen - genauso wie die deutlich geringer besteuerten Billigflüge. Wie solch eine Reise aber mit dem Nachtzug aussehen kann, das hat unser Redakteur auf dem Weg von Halle nach Zagreb ausprobiert.

Audio
06:46 min, 16 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 05.11.2024 / 18:59

Dateizugriffe: 211

Klassifizierung

Beitragsart: Reportage
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Kultur
Serie: CX - Corax - Umwelt - Grünes
Entstehung

AutorInnen: Tagesaktuelle Redaktion
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 05.11.2024
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Skript
Anmod: Der Nachtzug beginnt seine Karriere in dem Gebiet, was irgendwann dann Deutschland wird, mit einer Anordnung eines preußischen Ministers im Jahr 1852. Zuvor fuhren Züge auf Sicht - und das ging tagsüber deutlich sicherer, doch die Bedürfnisse der Post waren dem Minister, August von der Heydt, ein willkommener Anlass, die Einführung von Nachtzügen zu verordnen und damit mehr staatliche Kontrolle über die Eisenbahn zu bekommen. Zu Beginn gab es dann nur Sitzwagen, also ein ähnlicher Komfort wie heute der Nachtzug immer noch in seiner billigsten Preisklasse vor allem jungen Menschen bietet, welche zur Erkundung Europas mit wenig Geld aufbrechen - und das Konzept war ein voller Erfolg und die Nachtzüge warfen so viel Gewinne ab, dass die privaten Eisenbahngesellschaften schnell ihren Widerstand gegen die staatliche Vorgabe aufgaben. Der richtige Komfort - in Form von Schlafwagen kam in Europa aber erst 1872, als die Compagnie Internationale des Wagons-Lits die ersten Schlafwagen auf der Strecke Paris - Wien anbot, und damit ein Standard einführte, der Nachtzüge bis heute zum attraktiven Angebot für Fernreisende macht, den zumindest in der Theorie kommt man am morgen, ausgeschlafen am Ziel an, anstelle zerknautscht aus dem Flieger zu steigen, der rund fünfmal so viele Umweltkosten verursacht und dann auch noch erstmal ein Bett zu brauchen. Doch so viele Stunden im Zug sitzen, das ist keine leichte Entscheidung, vor allem bei den erstaunlich günstigen innereuropäischen Flügen. Wie solch eine Reise aber mit dem Nachtzug aussehen kann, das hat unser Redakteur auf dem Weg von Halle nach Zagreb ausprobiert.

Abmod:
Mit dem Nachtzug am nächsten Morgen ganz woanders aufwachen und direkt die neue Umgebung erkunden - das klingt nach einem genialen Fortbewegungsmittel, das es nun schon seit 1872 in Europa gibt. Die Deutsche Bahn hat allerdings 2016 all ihre Nachtzüge eingestellt - trotz der anhaltenden Beliebtheit unter Reisenden. Seither baut die ÖBB ihr Nachtzugangebot in Deutschland stetig aus - soviel zum Argument der Unrentabilität der damaligen Leitung der Deutschen Bahn. Auf europäischer Ebene ist die Politik überzeugt, dass der Nachtzug für eine klimabewusste Zukunft wichtig sei und wieder am Kommen ist - doch tatsächlich fällt die Renaissance nicht ganz so grandios aus. Zwar gibt es wieder mehr Verbindungen, aber alte Wagen, Schwierigkeiten beim Wechseln zwischen den nationalen Schienennetzen und hohe Trassengebühren erschweren es den Betreiber*innen - genauso wie die deutlich geringer besteuerten Billigflüge.