Die Sinnlichkeit des Schreibens - Ursula Krechels "Geisterbahn"
ID 129717
"Voller Archivalilien" stecken Ursula Krechels Bücher, so stellt Tim Müller, wissenschaftlicher Leiter des Landesverbands Deutsche Sinti und Roma Baden-Württemberg "eine der wichtigsten Autorinnen der Gegenwart" vor.
"Älter werdend erinnert man sich besser", führt sie zur Entstehungsgeschichte des Romans aus. Sie erinnerte sich an eine Mitschülerin, eine Sinteza, wußte auch ihren Namen noch. Sie wurde oft von der Mutter aus der Schule abgeholt und diese hatte einen unglaublich traurigen Blick. "Ich wollte in diesen Blick hineinschreiben", sagt Ursula Krechel. Über den Landesverband RP in Landau konnte sie Kontakt herstellen und hat viele Schicksale von Sintifamilien zu einem (halb)fiktiven zusammengepuzzled - "ein Panorama" verwoben mit anderen Geschichten, denn "eine Familiengeschichte wäre zu intim".
Ursula Krechel beschäftigt sich mit der sogenannten "Wiedergutmachung" für die Opfer des NS-Terrors, mit Zwangssterilisierung. "Ich hatte ja keine Ahnung."
"Ich wollte etwas, das Kindern Spaß macht", also ist die Familie in ihrem Buch eine Schausteller*innenfamilie. "Es beginnt '33, vielleicht etwas früher." Der Erste Weltkrieg, in dem Sinti gekämpft hatten, ist noch präsent. Geisterbahn umspannt fast ein ganzes Jahrhundert deutsche Geschichte. Vielstimmig, denn die Schicksale der Opfer, Widerstandskämpfer*innen und der Überlebenden lassen sich nie ganz klar von denen der Täter*innen trennen. Die "häßlichen Worte" sind im Buch kursiv und damit klar als die rassistische Sprache der Täter*innen markiert.
Im Buch will die Tochter, die den Porajmos überlebte, anschließend eine Geisterbahn eröffnen. "Was willst Du damit?" fragt sie der Vater "unser Leben ist voller Toter, voller Geister."
Für die Darstellung des Alltags der Sintifamilie im Roman bekam sie Zuspruch aus dem Publikum von Jovica Arvanitelli, der aus der Perspektive der Minderheit spricht und es sehr begrüßt, die Menschen nicht als reine Opfer zu sehen.
Ursula Krechel las am 3. Juli in Romno Kher, dem Kulturhaus des Landesverbands in Mannheim.
"Älter werdend erinnert man sich besser", führt sie zur Entstehungsgeschichte des Romans aus. Sie erinnerte sich an eine Mitschülerin, eine Sinteza, wußte auch ihren Namen noch. Sie wurde oft von der Mutter aus der Schule abgeholt und diese hatte einen unglaublich traurigen Blick. "Ich wollte in diesen Blick hineinschreiben", sagt Ursula Krechel. Über den Landesverband RP in Landau konnte sie Kontakt herstellen und hat viele Schicksale von Sintifamilien zu einem (halb)fiktiven zusammengepuzzled - "ein Panorama" verwoben mit anderen Geschichten, denn "eine Familiengeschichte wäre zu intim".
Ursula Krechel beschäftigt sich mit der sogenannten "Wiedergutmachung" für die Opfer des NS-Terrors, mit Zwangssterilisierung. "Ich hatte ja keine Ahnung."
"Ich wollte etwas, das Kindern Spaß macht", also ist die Familie in ihrem Buch eine Schausteller*innenfamilie. "Es beginnt '33, vielleicht etwas früher." Der Erste Weltkrieg, in dem Sinti gekämpft hatten, ist noch präsent. Geisterbahn umspannt fast ein ganzes Jahrhundert deutsche Geschichte. Vielstimmig, denn die Schicksale der Opfer, Widerstandskämpfer*innen und der Überlebenden lassen sich nie ganz klar von denen der Täter*innen trennen. Die "häßlichen Worte" sind im Buch kursiv und damit klar als die rassistische Sprache der Täter*innen markiert.
Im Buch will die Tochter, die den Porajmos überlebte, anschließend eine Geisterbahn eröffnen. "Was willst Du damit?" fragt sie der Vater "unser Leben ist voller Toter, voller Geister."
Für die Darstellung des Alltags der Sintifamilie im Roman bekam sie Zuspruch aus dem Publikum von Jovica Arvanitelli, der aus der Perspektive der Minderheit spricht und es sehr begrüßt, die Menschen nicht als reine Opfer zu sehen.
Ursula Krechel las am 3. Juli in Romno Kher, dem Kulturhaus des Landesverbands in Mannheim.
Audio
08:46 min, 11 MB, mp3
mp3, 176 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 09.07.2024 / 10:48
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mp3, 176 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
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Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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