Nazis im Naturschutz: Eine Handreichung der Naturfreunde klärt auf
ID 93541
Im Bioladen gehen nicht nur Linke einkaufen. Ökologische Landwirtschaft und Vegetarismus sind auch keine Erfindung der Grünen. Welche Schnittmengen menschenverachtende Weltbilder und Umwelt- und Naturschutz haben, darüber informiert eine neue Handreichung der Berliner Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN). Die gehört zum Umweltverband Naturfreunde Deutschlands. Die Broschüre heißt "Rechtsextreme Ideologien im Natur- und Umweltschutz". Jenz Steiner von coloRadio in Dresden hat sie gelesen und darüber mit Tim Thaler, ebenfalls von coloRadio gesprochen.
Abmod.: Jenz Steiner von coloRadio aus Dresden über Nazis im Naturschutz. Die besprochene Broschüre kann man kostenfrei bestellen bei FARN: Berliner Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz bei den Naturfreunden Deutschlands, Warschauer Straße 58a/59a. 10243 Berlin oder bequem per e-Mail: info@nf-farn.de.
Unter www.naturfreunde.de gibt es das Heft auch als pdf zum kostenlosen Download.
Abmod.: Jenz Steiner von coloRadio aus Dresden über Nazis im Naturschutz. Die besprochene Broschüre kann man kostenfrei bestellen bei FARN: Berliner Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz bei den Naturfreunden Deutschlands, Warschauer Straße 58a/59a. 10243 Berlin oder bequem per e-Mail: info@nf-farn.de.
Unter www.naturfreunde.de gibt es das Heft auch als pdf zum kostenlosen Download.
Audio
06:47 min, 9551 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 11.02.2019 / 15:27
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Dateizugriffe: 3508
Klassifizierung
Beitragsart: Rezension
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Umwelt, Kultur, Politik/Info
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
„Wer das eigene Leben nach ökologisch-nachhaltigen Idealen gestaltet, fühlt sich möglicherweise im Beton der Metropolen unwohl und lebt lieber auf dem Land.
Um das als zerstörerisch empfundene kapitalistische Wirtschaftssystem zu ertragen, isst man Bio, regional und saisonal, am besten baut frau das Lebensnötigste selbst an. Auch industriell hergestellte Kleidung wird oft abgelehnt, ebenso wie Atomenergie, Gentechnik und die Pharmaindustrie. Bei Wahlen macht man das kreuz traditionell bei rechtsextremen Parteien und im Bücherregal steht eine abgenutzte Version von „Mein Kampf“. Überrascht?“
Ich schon ein bisschen. Das war jetzt auch nicht mein Text, sondern die Einleitung des neuen Heftes „Rechtsextreme Ideologien im Natur- und Umweltschutz“.
Herausgeberin dieser Handreichung ist die Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz, kurz „FARN“. Sie gehört zu den Naturfreunden Deutschlands. Das ist neben NABU, BUND, Greenpeace und Grüner Liga eine der größeren Umweltschutzorganisationen hierzulande.
Auf 32 Seiten geht es da um die ideologischen Schnittmengen zwischen Nazis und Naturschützer*innen. Im ersten Kapitel geht es um die geschichtlichen Wurzeln des Naturschutzes. Der Blick geht da zurück bis zu den Romantikern mit ihrer antimodernen und aufklärungsfeindlichen Haltung, über die Darwinsche Evolutionstheorie, den Begriff Heimatschutz und der Blut- und Boden-Ideologie der Nazis im Dritten Reich.
Marius Hellwig, der Autor des Kapitels, selbst Teil der Fachstelle und Referent bei der Amadeu-Antonio-Stiftung, geht auch auf die Idee aus der Kaiserzeit ein, dass sich die eigene Art, die Volksgemeinschaft am besten erhalten lasse, durch eine naturgemäße Lebenshaltung. Auch antisemitische Töne gab es da schon. Das alles kam parallel auf mit Vegetarismus, Naturreligiösität und ökologischer Landwirtschaft.
Marius Hellwig geht auch ein auf die Wiking-Jugend, den Bund für Gotteskenntnis, auf den Bund Artam, der die deutschen Ostgebiete germanisieren und polnische Saisonarbeiter verdrängen wollte.
Dann macht Hellwig einen Brückenschlag in die heutige Zeit und erwähnt die rechten Magazine „Compact“, „Umwelt & Aktiv“, das Projekt „Ein Prozent für unser Land, das Institut für Staatspolitik“ und die Identitäre Bewegung. Da, wo es spannend wird, endet sein Beitrag dann leider auch schon.
Im zweiten Kapitel spricht Yannick Passeick über die Angst vor Überbevölkerung. Die ist nämlich aus seiner Sicht Türöffner rassistische und sexistische Diskurse. Wo Angst herrscht, ist einfach mal wenig Platz für Themen wie soziale Gerechtigkeit durch Umverteilung. Hier fallen auch wieder prominente Namen wie die des Rassenkundlers Konrad Lorenz, oder des Grünen-Mitbegründers Herbert Gruhl, der dann später auch die rechte Partei ÖDP mit ins Leben gerufen hat.
Das Dritte Kapitel von Uwe Hiksch beschäftigt sich mit dem abstrakten Begriff Heimat. Auch ein Überbleibsel aus der Romantik. Heimat kann ja für jeden etwas anderes bedeuten. Kritisch wird es erst ab dem Punkt, wenn Heimat politisch und gesellschaftlich aufgeladen wird und Türöffner für Ausgrenzung und Abgrenzung
wird.
Im vierten Kapitel geht Lukas Nicolaisen geht darauf ein, wie Naturgesetze oder vermeintliche Naturgesetze als ideologische Grundlage für Ausgrenzung und Diskriminierung herhalten müssen.
Spannend wird es dann nochmal zum Schluss im fünften Kapitel. Da geht es darum, wie neue oder eingewanderte, also gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten eine politische Spannweite bekommen. Tiere und Pflanzen interessieren sich halt sehr wenig für künstlich geschaffenen Staatsgrenzen und das ist auch gut so.
Zum Schluss, im sechsten Kapitel geht es dann nochmal um den deutschen Wald, um die Romantiker, Ernst Jünger und die Identitäre Bewegung, um Aufforstung als grundlage für arisches Leben und darum, wie sich Neonazis als Naturliebhaberinnen in sozialen Netzwerken in Szene setzen.
Die Broschüre „Rechtsextreme Ideologien im Natur- und Umweltschutz“ ist ein netter Einstieg ins Thema. Leider hören die Texte meistens dann auf, wenn es spannend wir. Das Ganze ist da und dort etwas zu trocken geschrieben, um eine breite Leserschaft zu gewinnen. Ich hätte mir mehr Fallbeispiele und klarere Handlungsempfehlungen gewünscht. Dennoch ist es gut und löblich, dass es diese Publikation jetzt gibt. Und das noch kostenlos als PDF auf der FARN-Seite und per Post.
Um das als zerstörerisch empfundene kapitalistische Wirtschaftssystem zu ertragen, isst man Bio, regional und saisonal, am besten baut frau das Lebensnötigste selbst an. Auch industriell hergestellte Kleidung wird oft abgelehnt, ebenso wie Atomenergie, Gentechnik und die Pharmaindustrie. Bei Wahlen macht man das kreuz traditionell bei rechtsextremen Parteien und im Bücherregal steht eine abgenutzte Version von „Mein Kampf“. Überrascht?“
Ich schon ein bisschen. Das war jetzt auch nicht mein Text, sondern die Einleitung des neuen Heftes „Rechtsextreme Ideologien im Natur- und Umweltschutz“.
Herausgeberin dieser Handreichung ist die Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz, kurz „FARN“. Sie gehört zu den Naturfreunden Deutschlands. Das ist neben NABU, BUND, Greenpeace und Grüner Liga eine der größeren Umweltschutzorganisationen hierzulande.
Auf 32 Seiten geht es da um die ideologischen Schnittmengen zwischen Nazis und Naturschützer*innen. Im ersten Kapitel geht es um die geschichtlichen Wurzeln des Naturschutzes. Der Blick geht da zurück bis zu den Romantikern mit ihrer antimodernen und aufklärungsfeindlichen Haltung, über die Darwinsche Evolutionstheorie, den Begriff Heimatschutz und der Blut- und Boden-Ideologie der Nazis im Dritten Reich.
Marius Hellwig, der Autor des Kapitels, selbst Teil der Fachstelle und Referent bei der Amadeu-Antonio-Stiftung, geht auch auf die Idee aus der Kaiserzeit ein, dass sich die eigene Art, die Volksgemeinschaft am besten erhalten lasse, durch eine naturgemäße Lebenshaltung. Auch antisemitische Töne gab es da schon. Das alles kam parallel auf mit Vegetarismus, Naturreligiösität und ökologischer Landwirtschaft.
Marius Hellwig geht auch ein auf die Wiking-Jugend, den Bund für Gotteskenntnis, auf den Bund Artam, der die deutschen Ostgebiete germanisieren und polnische Saisonarbeiter verdrängen wollte.
Dann macht Hellwig einen Brückenschlag in die heutige Zeit und erwähnt die rechten Magazine „Compact“, „Umwelt & Aktiv“, das Projekt „Ein Prozent für unser Land, das Institut für Staatspolitik“ und die Identitäre Bewegung. Da, wo es spannend wird, endet sein Beitrag dann leider auch schon.
Im zweiten Kapitel spricht Yannick Passeick über die Angst vor Überbevölkerung. Die ist nämlich aus seiner Sicht Türöffner rassistische und sexistische Diskurse. Wo Angst herrscht, ist einfach mal wenig Platz für Themen wie soziale Gerechtigkeit durch Umverteilung. Hier fallen auch wieder prominente Namen wie die des Rassenkundlers Konrad Lorenz, oder des Grünen-Mitbegründers Herbert Gruhl, der dann später auch die rechte Partei ÖDP mit ins Leben gerufen hat.
Das Dritte Kapitel von Uwe Hiksch beschäftigt sich mit dem abstrakten Begriff Heimat. Auch ein Überbleibsel aus der Romantik. Heimat kann ja für jeden etwas anderes bedeuten. Kritisch wird es erst ab dem Punkt, wenn Heimat politisch und gesellschaftlich aufgeladen wird und Türöffner für Ausgrenzung und Abgrenzung
wird.
Im vierten Kapitel geht Lukas Nicolaisen geht darauf ein, wie Naturgesetze oder vermeintliche Naturgesetze als ideologische Grundlage für Ausgrenzung und Diskriminierung herhalten müssen.
Spannend wird es dann nochmal zum Schluss im fünften Kapitel. Da geht es darum, wie neue oder eingewanderte, also gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten eine politische Spannweite bekommen. Tiere und Pflanzen interessieren sich halt sehr wenig für künstlich geschaffenen Staatsgrenzen und das ist auch gut so.
Zum Schluss, im sechsten Kapitel geht es dann nochmal um den deutschen Wald, um die Romantiker, Ernst Jünger und die Identitäre Bewegung, um Aufforstung als grundlage für arisches Leben und darum, wie sich Neonazis als Naturliebhaberinnen in sozialen Netzwerken in Szene setzen.
Die Broschüre „Rechtsextreme Ideologien im Natur- und Umweltschutz“ ist ein netter Einstieg ins Thema. Leider hören die Texte meistens dann auf, wenn es spannend wir. Das Ganze ist da und dort etwas zu trocken geschrieben, um eine breite Leserschaft zu gewinnen. Ich hätte mir mehr Fallbeispiele und klarere Handlungsempfehlungen gewünscht. Dennoch ist es gut und löblich, dass es diese Publikation jetzt gibt. Und das noch kostenlos als PDF auf der FARN-Seite und per Post.
Kommentare
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12.02.2019 / 08:48 | hike, Radio Unerhört Marburg (RUM) |
in frühschicht 12.2.2019
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gesendet. Danke! interessanterweise kam das thema bei uns auch vor einigen Wochen auf. Scheint viele "unabhängig" von einem konkreten Anlass zu beschäftigen. | |
12.02.2019 / 09:52 | die meike, Radio Dreyeckland, Freiburg |
danke!
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gespielt im mora von heut | |
20.02.2019 / 20:50 | Roter Bereich, unabhängige redaktionsgruppen bei radio ZUSA |
gesendet am 20.2
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Danke Danke | |