Über 6000 bei 'Ende Gelände' - Erfolgreiche Besetzung gegen Braunkohle-Abbau

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In den fünf Tagen vom 25. bis 29. Oktober haben über 6000 Klima-AktivistInnen an der bislang größten Blockade-Aktion gegen den Braunkohle-Abbau teilgenommen. Mehrere Tausend besetzten für über 24 Stunden die Gleise des Braunkohle-Transports in Europas größtem Braunkohle-Tagebau 'Hambach'.
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Upload vom 14.11.2018 / 00:42

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Wirtschaft/Soziales
Serie: Burning Beds
Entstehung

AutorInnen: Klaus Schramm
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 14.11.2018
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Über 6000 bei 'Ende Gelände'
Erfolgreiche Besetzung gegen Braunkohle-Abbau

In den fünf Tagen vom 25. bis 29. Oktober haben über 6000 Klima-AktivistInnen an der bislang größten Blockade-Aktion gegen den Braunkohle-Abbau teilgenommen. Mehrere Tausend besetzten für über 24 Stunden die Gleise des Braunkohle-Transports in Europas größtem Braunkohle-Tagebau 'Hambach'.

Über die Schienen versorgt der AKW- und Kohlestrom-Konzern RWE die umliegenden Braunkohle-Kraftwerke mit Brennstoff. Mit rund 430 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr stammt mehr als die Hälfte der deutschen Kohlendioxid-Emissionen aus den fossilen Kraftwerken der Energiewirtschaft. Deutsche Kohle-Kraftwerke verursachen jährlich rund 3.100 vorzeitige Todesfälle in Europa. Die Versprechen der "Klima-Kanzlerin" Angela Merkel haben sich längst als heiße Luft herausgestellt (Siehe unseren Artikel v. 27.03.18). In immer dichterer Folge ereignen sich weltweit Waldbrände, Stürme, Hagel- und Starkregenfälle sowie Überflutungen, ungewöhnlich lange Trockenzeiten und monsunartige Regenperioden. Das Eis der Arktis, der Antarktis und auf Grönland schmilzt immer schneller ab, der Meeresspiegel steigt. Der Braunkohle-Tagebau 'Hambach' ist eine der bedeutendsten Quellen für dieses globale Zerstörungswerk. RWE selbst bezeichnet die "Hambachbahn" als "Schlagader des Rheinischen Kohle-Reviers".

Übrigens war es Fake News von Seiten der Mainstream-Medien, daß die Klima-AktivistInnen von 'Ende Gelände' Gleise der Deutschen Bahn blockiert hätten. Ebenso falsch waren verbreitete Behauptungen, sie hätten am Freitag (26.10.) und Samstag (27.10.) ein Verkehrschaos in der Region verursacht. In Wahrheit war das Ziel der Blockaden die private Kohlebahn der RWE, die "Hambachbahn". Auf deren Gleisen verkehren keine Personenzüge. Es war die Polizei, die am Samstag zeitweilig öffentliche Schienen sperrte und dies als Sicherheitsmaßnahme begründete. Am Freitag veranlaßte die Polizei die Einstellung des Zugverkehrs im Großraum Aachen, weil sich zu viele AktivistInnen auf dem Bahnsteig am Bahnhof Düren befanden. Eindeutig war dies eine Folge der polizeilichen Maßnahme, rund 1000 AktivistInnen bis zu zehn Stunden am Bahnhof festzuhalten.

Die Anti-Kohle-Bewegung bricht nicht nur zahlenmäßig Rekorde, sondern konsolidiert sich zunehmend zu einer gesellschaftlichen Kraft, die mit der Anti-Atom-Bewegung vergleichbar ist. Wie die Anti-Atom-Bewegung hat auch die Anti-Kohle-Bewegung ihre Symbole und Kristallisationsorte gefunden: Den liebevoll "Hambi" genannten Hambacher Forst, seine vom Aussterben bedrohte Bechsteinfledermaus sowie die Mondlandschaften gleichenden Tagebaue und die ihnen geopferten jahrhundertealten denkmalgeschützten Kirchen. Die Dringlichkeit zum Handeln ist so hoch, daß alle Teile der Bewegung mehr und mehr vereint kämpfen. Weite Teile der Bevölkerung solidarisieren sich. Inzwischen befürworten nach repräsentativen Umfragen 73 Prozent der Bevölkerung einen schnellen Kohle-Ausstieg.

Viele Menschen setzen allerdings immer noch ihre Hoffnung in die von der Bundesregierung berufene Kohle-Kommission. Karolina Drzewo, Sprecherin von 'Ende Gelände', sagt hingegen: "Die Kohle-Kommission hält krampfhaft an veralteten Energie-Technologien fest. Sie will unsere Zukunft dem Gewinnstreben von Konzernen opfern. Mit unserer Aktion haben wir gezeigt: Damit wird sie nicht durchkommen! Die Mehrheit der Bevölkerung will jetzt sofort Kohle-Kraftwerke abschalten." Und Selma Richter, ebenfalls Sprecherin von 'Ende Gelände', erklärt: "Wir werden von Kohle-Lobbyisten regiert, die sich gegen den Willen der Mehrheit an eine zerstörerische Technologie von gestern klammern. Sie wollen unseren Protest im Keim ersticken. Doch es ist uns gelungen, mit Tausenden ein starkes Signal zu setzen. Noch nie haben sich so viele Menschen mit zivilem Ungehorsam für wirksamen Klimaschutz eingesetzt."

Schienen-Blockade von Ende Gelände', 28.10.2018 - Foto: Ende Gelände - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0

Das Bündnis 'Ende Gelände' hatte wochenlang über eine Fläche für ein Protestcamp verhandelt. Ein erstes Camp wurde in einer nächtlichen Aktion von der Polizei geräumt. Auf dem zweiten Camp sammelten sich am vergangenen Freitag 4.500 AktivistInnen. Insgesamt machten sich am Samstag 6.500 AktivistInnen auf den Weg, um die Braunkohle-Infrastruktur rund um den Tagebau Hambach zu blockieren und für den sofortigen Kohle-Ausstieg zu protestieren. Eine kleine Gruppe besetzte in den frühen Morgenstunden des Samstags einen Kohlebagger, der für mehrere Stunden stillstand. 4.000 AktivistInnen besetzten für über 24 Stunden die Schienen der "Hambachbahn" und blockierten damit die Belieferung der umliegenden Kraftwerke mit Braunkohle. Während der gesamten Zeit gelangte kein Gramm Braunkohle in die Kraftwerke. Einige Zehntausend könnten eine solche Schienen-Blockade über Wochen hin aufrechterhalten und so den Koloss RWE zu Fall bringen.

Am Sonntag ketteten sich einige AktivistInnen an den Schienen an. Entsprechend des Aktionskonsens verhielten sich die AktivistInnen friedlich und ließen sich von Eskalationsversuchen seitens der Polizei nicht von ihren Vorhaben abbringen.

In den vergangenen Tagen wurden etliche weitere Fake News und Desinformationen verbreitet. So hieß es etwa, 'Ende Gelände' protestiere am Wochenende für den Erhalt des Hambacher Forsts - doch dieser sei bereits zu mehr als 95 Prozent zerstört. Tatsächlich sind von dem einst 4.100 Hektar umfassenden Hambacher Forst nur noch 200 Hektar übrig (Siehe hierzu auch unseren Artikel v. 6.10.18). Und tatsächlich war 'Ende Gelände' auch Teil der Proteste am 6. Oktober für den Erhalt der 200 Hektar, wo noch beinahe die gesamte Artenvielfalt des ursprünglichen Hambacher Forsts zu finden ist. Allerdings ging es jetzt in diesen fünf Tagen um weit mehr: Um einen sofortigen Kohle-Ausstieg und um Klimagerechtigkeit. Diese Forderungen standen ganz klar im Vordergrund.

So hieß es im Aufruf von 'Ende Gelände': "Die Kohle muß im Boden bleiben, um eine Klimakatastrophe zu verhindern. Alle wissen es, doch nichts passiert. Die Bundesregierung stützt die klimaschädlichen Industrien und mißachtet ihre eigenen, unzureichenden Klimaziele. Anstatt sofort die Kohle-Kraftwerke abzuschalten, verschwendet sie weitere wertvolle Zeit mit einer Kommission voller Kohle-Ausstiegs-Bremser. Doch wir haben keine Zeit mehr."

Kommentare
15.11.2018 / 17:43 Monika, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
in sonar
am 15.11.. Danke!