"lösch dich" - Über Trolle und rechte Hetze im Internet
ID 88842
„Lösch Dich! So organisiert ist der Hate im Netz“ Das ist der Titel einer Dokumentation die gerade das deutschsprachige Internet erhitzt. Ein Jahr lang haben Journalist*innen rund um den youtubejournalist Rayk Anders die Spuren rechten Hasses im Internet verfolgt. Herausgekommen ist eine Dokumentation, die nachzeichnet, wie wenige Menschen ausreichen um tausende und abertausende Hasskommentare zu verbreiten.... Und, dass dieser Hass manchmal ganz konkret gesteuert wird.
Interview mit Patrick Stegemann, dem Autor und Regisseur der Dokumentation
Interview mit Patrick Stegemann, dem Autor und Regisseur der Dokumentation
Audio
15:53 min, 29 MB, mp3
mp3, 256 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 07.05.2018 / 08:36
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mp3, 256 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 07.05.2018 / 08:36
Dateizugriffe: 2908
Entstehung
AutorInnen: Reinhard & Johannes
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 07.05.2018
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Hier ein großer Teil der transkribierten Fragen
„Lösch Dich! So organisiert ist der Hate im Netz“ so lautet der Titel einer Dokumentation, die gerade das deutschsprachige Internet erhitzt. Ein Jahr lang haben Journalist*innen rund um den youtubejournalist Rayk Anders die Spuren rechten Hasses im Internet verfolgt. Herausgekommen ist eine Dokumentation, die nachzeichnet, wie wenige Menschen ausreichen um tausende und abertausende Hasskommentare zu verbreiten.... Und, dass dieser Hass manchmal ganz konkret gesteuert wird. Wir sprechen mit Patrick Stegemann dem Regisseur und Autor des Beitrags. Hallo Patrick!
Patrick, ihr habt eure Doku mit einem ordentlichen Knall im Neo Magazin Royal veröffentlicht. Seitdem reißt die Debatte über den Beitrag nicht mehr ab und ihr erlebt nun am eigenen Leib, was ihr in den letzten Monaten eher von der Seitenlinie aus beobachtet habt. Ein ordentlicher Shitstorm geht über euch nieder. Habt ihr das erwartet?
Lass uns mal konkret über die Inhalte von „Lösch Dich! So organisiert ist der Hate im Netz“ sprechen. Ihr habt untersucht, wie sich vor allem rechter Hass im Internet organisiert. Wie seid ihr vorgegangen?
Nur 3 Prozent aller Kommentare sind Hass-Kommentare. Diese 3 Prozent – so erfahren wir es in Deiner Doku – sind aber sehr konzentriert. Welche Seiten bzw. Personengruppen sind denn besonders betroffen?
Ein Teil eures Teams ist sehr tief in die Strukturen der Hasskrieger vorgedrungen. Ein Schlüsselmoment der Doku ist bspw. Wie einer der Redakteure sich um einen höheren Rang im rechten Netzwerk von Reconquista Germanica bewirbt und zum Vorstellungsgespräch gebeten wird. Was hat es mit deinen Kolleg*innen gemacht, dass sie nicht nur täglich hunderte Hassbotschaften lesen mussten, sondern diese auch selbst verbreitet haben?
Ihr schlagt einen weiten Bogen. Neben alteingesessenen „Trollen“ - als Troll wird im Internet jemand bezeichnet, der vor allem provozieren will - Neben eben diesen alteingesessenen Trollen wie Imp und Dorian kommen auch prominente Köpfe der rechten Szene zu Wort wie der AfD-Funktionäre Lars Steinke oder Martin Sellner von der Identitären Bewegung. Gerade für dieses Nebeneinanderstellen erfahrt ihr in den Kommentarspalten derzeit viel Kritik. Ist denn ein Mensch, der nur provozieren will und ein Ideologe wie Sellner tatsächlich auf einer Stufe?
Wie messbar sind denn die „Erfolge“ der Trolle außerhalb von zählbaren Dislikes und Hasskommentaren – z. B. bei der öffentlichen Meinungsbildung? (Ist Donald Trumps Wahlerfolg wirklich darauf zurückzuführen?)
In eurem Beitrag berichtet ihr auch von einem Gegenexperiment. Ihr wolltet der Hassarmee eine Flut der Liebe entgegenstellen. Das ging ordentlich daneben. Dennoch bewerben vor allem die großen Sozialen Netzwerke wie Google und facebook genau diese Strategie seit Jahren. Ihre Theorie lautet: wenn nur so viele wie möglich Liebe verbreiten, wird es irgendwann schon besser. Euer Experiment beweist im kleinen Rahmen nun das Gegenteil. Wie nun also mit dem Hass im Netz umgehen?
Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene nutzen Quellen aus dem Internet immer stärker als Hauptinformationsquelle. Die Kommentarspalten stellen für viele eine Ergänzung zu den Beiträgen dar und helfen den Nutzenden das gesehene oder gelesene für sich besser einzuordnen. Was bedeuten eure Erkenntnisse also besonders für die jungen, netzaffinen Menschen?
Vielleicht ist dies auch ein generelles, strukturelles Problem der Meinungsbildung - dass es auf der einen Seite Opinion Leader gibt und der Rest folgt. Dabei wäre es so einfach. Ich bilde mir meine Meinung selbst, dann hätten auch Trolle keine Chance. Wie siehst du das?
„Lösch Dich! So organisiert ist der Hate im Netz“ so lautet der Titel einer Dokumentation, die gerade das deutschsprachige Internet erhitzt. Ein Jahr lang haben Journalist*innen rund um den youtubejournalist Rayk Anders die Spuren rechten Hasses im Internet verfolgt. Herausgekommen ist eine Dokumentation, die nachzeichnet, wie wenige Menschen ausreichen um tausende und abertausende Hasskommentare zu verbreiten.... Und, dass dieser Hass manchmal ganz konkret gesteuert wird. Wir sprechen mit Patrick Stegemann dem Regisseur und Autor des Beitrags. Hallo Patrick!
Patrick, ihr habt eure Doku mit einem ordentlichen Knall im Neo Magazin Royal veröffentlicht. Seitdem reißt die Debatte über den Beitrag nicht mehr ab und ihr erlebt nun am eigenen Leib, was ihr in den letzten Monaten eher von der Seitenlinie aus beobachtet habt. Ein ordentlicher Shitstorm geht über euch nieder. Habt ihr das erwartet?
Lass uns mal konkret über die Inhalte von „Lösch Dich! So organisiert ist der Hate im Netz“ sprechen. Ihr habt untersucht, wie sich vor allem rechter Hass im Internet organisiert. Wie seid ihr vorgegangen?
Nur 3 Prozent aller Kommentare sind Hass-Kommentare. Diese 3 Prozent – so erfahren wir es in Deiner Doku – sind aber sehr konzentriert. Welche Seiten bzw. Personengruppen sind denn besonders betroffen?
Ein Teil eures Teams ist sehr tief in die Strukturen der Hasskrieger vorgedrungen. Ein Schlüsselmoment der Doku ist bspw. Wie einer der Redakteure sich um einen höheren Rang im rechten Netzwerk von Reconquista Germanica bewirbt und zum Vorstellungsgespräch gebeten wird. Was hat es mit deinen Kolleg*innen gemacht, dass sie nicht nur täglich hunderte Hassbotschaften lesen mussten, sondern diese auch selbst verbreitet haben?
Ihr schlagt einen weiten Bogen. Neben alteingesessenen „Trollen“ - als Troll wird im Internet jemand bezeichnet, der vor allem provozieren will - Neben eben diesen alteingesessenen Trollen wie Imp und Dorian kommen auch prominente Köpfe der rechten Szene zu Wort wie der AfD-Funktionäre Lars Steinke oder Martin Sellner von der Identitären Bewegung. Gerade für dieses Nebeneinanderstellen erfahrt ihr in den Kommentarspalten derzeit viel Kritik. Ist denn ein Mensch, der nur provozieren will und ein Ideologe wie Sellner tatsächlich auf einer Stufe?
Wie messbar sind denn die „Erfolge“ der Trolle außerhalb von zählbaren Dislikes und Hasskommentaren – z. B. bei der öffentlichen Meinungsbildung? (Ist Donald Trumps Wahlerfolg wirklich darauf zurückzuführen?)
In eurem Beitrag berichtet ihr auch von einem Gegenexperiment. Ihr wolltet der Hassarmee eine Flut der Liebe entgegenstellen. Das ging ordentlich daneben. Dennoch bewerben vor allem die großen Sozialen Netzwerke wie Google und facebook genau diese Strategie seit Jahren. Ihre Theorie lautet: wenn nur so viele wie möglich Liebe verbreiten, wird es irgendwann schon besser. Euer Experiment beweist im kleinen Rahmen nun das Gegenteil. Wie nun also mit dem Hass im Netz umgehen?
Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene nutzen Quellen aus dem Internet immer stärker als Hauptinformationsquelle. Die Kommentarspalten stellen für viele eine Ergänzung zu den Beiträgen dar und helfen den Nutzenden das gesehene oder gelesene für sich besser einzuordnen. Was bedeuten eure Erkenntnisse also besonders für die jungen, netzaffinen Menschen?
Vielleicht ist dies auch ein generelles, strukturelles Problem der Meinungsbildung - dass es auf der einen Seite Opinion Leader gibt und der Rest folgt. Dabei wäre es so einfach. Ich bilde mir meine Meinung selbst, dann hätten auch Trolle keine Chance. Wie siehst du das?
Kommentare
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07.05.2018 / 20:09 | Rote Hilfe Info, |
Gesendet im Rote Hilfe Info am 7.5.2018
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Danke für den Beitrag! | |
08.05.2018 / 17:25 | Kurt, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar |
Gesendet im DiSonar
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Danke fürs Produzieren ! | |