Europäische Musikbranche aufgefrischt
ID 86926
Es ist wieder soweit: Die europäische Musikbranche trifft sich im friesischen Groningen, um europäische Musikgruppen mit viel Zukunftspotential zu entdecken und für Festivals zu buchen. Entdeckt auch Ihr die spannendsten Newcomer, die in Ihren Sozialisationssprachen singen!
www.soundof.eu - Der Sound of Europa - Die musikalische und sprachliche Vielfalt
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Audio
01:04:37 h, 59 MB, mp3
mp3, 127 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 15.01.2018 / 16:00
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Klassifizierung
Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur, in anderen Sprachen, Musik, Internationales
Serie: MusiVersity
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
Lässt sich gut auf 1 Stunde kürzen
Hören: https://rdl.de/beitrag/musiversity-aktue...
Playlist: http://playlists.soundof.eu/
Moderation Sendung Eurosonic 11.01.2018
1 Figgie
Beschwingt, leicht und trotzdem profiliert mit dem gewissen Indie-Knack. Geht das? Die vierköpfige Gruppe Figgie spielt Indie Pop mit niederländischen Texten mit den gewissen Surf-Touch, der durch die Rythmus-Gitarre mit Metallsaiten entsteht. Die Texte drehen sich oft um das Abhängen oder was unternehmen, wie im Titel "Soms", was auf Deutsch "manchmal" heißt.
2 Yungblud
Dominic Harrison hat sich nicht nur den Künstlernamen Yungblud gegeben, sondern ist tatsächlich gerade 20 Jahre alt. Er zeichnet sich durch sozialkritische und auch kämpferische Texte aus, die von einem vielseitigen Indie Rock mit einer kräftigen Ladung Energie getragen werden. So überraschend fordernd und selbstsicher die Texte des jungen Engländers auch klingen, sind sie dennoch viel mehr als heiße Luft um einen Star-Status zu erreichen. Seine dritte Single heißt "Tin Pan Boy" in sich wütend für ein "Recht auf Stadt" und das Gewohnheitsrecht gegen die Interessen der Investor*Innen und sogenannten Stadtentwickler*Innen auflehnt. Der Text wurde von einem Projekt bei der Denmark Street in Doncaster "herausgefordert".
3 Myrkur
Amalie Bruun, die auch Sängerin von Ex Cops ist, hat unter dem Namen "Myrkur" vor wenigen Jahren ihr Black-Metal-Soloprojekt gestartet. Als jemand mit klassischer Gesangs- und Klavierausbildung ist sie prädestiniert für die Kombination von Metal mit klarem, schwebenden Gesang with er im Goth-Genre üblich ist. Was dabei etwas abhanden gekommen ist, ist der Biss. Andererseits sind Gesang und musikalische Inszenierung zu konturiert, um ein stimmiges Shoegazing-Ergebnis zu formieren. Die unterschiedlichen Tonspuren wurden sehr professionell zusammen gebaut, aber ist passend hier nicht ungleich stimmig? Auf dem 2015er Album erschien auch der folgende Titel "Onde Börn" / "Böse Kinder". Ein gutes und erfolgreiches Beispiel dänischer Metal-Produktion, die bei Fans der alten Metal-Schule viel Anklang findet, wenn der Text auch sehr stereotyp und wenig anspruchsvoll ist. Und wie gefällt Euch der Titel?
4 Sam Fender
Und nun kommt ein weiterer englischer Jungspunt, der mit seinem Indie-Rock aus der Zeit gefallen scheint: Sam Fender! Er reißt die Hörenden auf seiner Debut-Single "Play God" durch ein mittleres Tempo aber umso gewaltigerer Kraft und Tiefe mit. Die sehr zeitgemäße, soulige Stimme ist ebenso ungewöhnlich für Indie-Rock, wie stimmig. Im engagierten Text beschreibt er eine Dystopie, also ein unerwünschtes Zukunftsszenario, welchem wir mit sozialer Ungerechtigkeit, Krieg um Religion und Ressourcen und digitalen Überwachungsstrukturen schon himmelschreiend nah sind. Neben der frischen Energie und dem Talent, bringt Sam Fender trotz seiner Jugend fundierte Erfahrung aus dem Musiker-Elternhaus in seine Kunst ein. Die Musikredakteur*Innen überschlagen sich ähnlich wie bei Yungblud mit Szenarien einer großen Zukunft im europäischen Musikgeschehen. Auch ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren noch ausgiebig die Früchte seines Talents und seinem Schaffen genießen können.
5 Superorganism
Wir bleiben musikalisch in England und werfen uns in einen Strudel von musikalischer Phantasie, wie sie auf dem Londoner Musikboden mit acht Musikerinnen und einer ebenso frischen wie ausgeprägten Liebe zu progressiver Elektronik, Psychodelische Musik, englischen Melodien wie Harmonien entstehen kann. Auch die Texte entführen in eine wunderbar phantasievolle, schräge und lebenshungrige Welt trotz ihrem enormen Potential zum Mitsingen und Abfeiern. Sicher ist auch der folgende Titel "Nobody cares", also auf Deutsch "das ist Allen egal" nicht geeignet zum Nebenher-Hören, sondern zum intelligenten und neugierigen Mitschwimmen im bunten, alternativen Universum von Superorganism, "but, really, who cares?".
6 Zen
Auch psychodelisch aber weniger verspielt, dafür entschieden und eindringlich kommt der Shoegazing-Rock der vier Mädels von Zen mit ihren Gitarren-Schlagzeug-Dialogen daher. Ich sage nur: Großes Kino! Auch weil eine der vier Künstlerinnen der Gruppe, ausschließlich die Live-Visuals auf den Konzerten zu dem Gesamtkunstwerk hinzukomponiert. Stilistisch bleiben sie damit fern vom 80er und 90er Jahre Rock, der sich in Osteuropa so lange gehalten hat und können in einem Atemzug mit symphonischem Noise-Metal aus Island genannt werden. Auch wenn die Gruppe aus Zagreb im Dezember 2017 mittlerweile Ihr drittes Studioalbum in kroatischer Sprache herausgebracht hat, hören wir heute das Eröffnungsstück des zweiten Albums "Jantar" aus 2015, welches auf dem Wiener queer-feministischen Plattenlabel "Unrecords" erschienen ist. Denn Zen demontiert die stereotypen Gendervorstellungen mit Schlagzeug, Gitarre, Bass, Synthesizer und der unaufdringlichen und doch kraftvollen Visual-Art. Der Titel "Ja cu biti bor" heißt auf Deutsch ungefähr "ich werde langweilig sein", was ich vollkommen unpassend finde.
7 Pekko Käppi
Von den schwebenden Gitarrenklängen holt uns der rollende Blues-Rock von Pekko Käppi & K:H:H:L mit stechender Stimme wieder richtig auf den Boden. Denn in ihren finnischen Texten geht es um Liebe, Tod, Voodoo und eben dem groovigen Blues! Das hört sich musikalisch gefährlich, süß und traurig zugleich an und bleibt Dank der feinen Abstimmung und dem Schuss psychodelischen Klang fern einem langweilig dahinstampfenden Standardblues. Die selbsternannte Gruppe "Knochen der toten, verrückten Gäule" spielt uns nun den Titel "Anna orjan ulvoa kuuta" also "lass den Mondsüchtigen brüllen) vom 2013er Album.
8 HMLTD
Die sechs europäischen, in London ansässigen Künstler von HMLTD siedeln sich nach eigenen Angaben in den Genres Alternative und Electro an. Passend zu Ihrer Affinität für Visuals und Kunst-Installationen leben sie akkustisch eine sprudelnde Verrücktheit aus, an der auch wir uns berauschen können. Durch die bruchartigen Wechsel zwischen dahin-galoppierendem Western-Rock und sphärischem Electro-Rap mit einer Attitude a là Ghetto-Gangster und auch Psychiatrie-Patient wird der folgende Titel "To the door" (also: "Zur Tür") aus 2017 NIE aufdringlich. Bleibt zu hoffen, dass die Flucht gelingt.
9 Latifah
Die niederländische RnB-Künstlerin Latifah hat ihr Talent und ihren schwarzafrikanischen Migrationshintergrund in eine beachtliche Musikkarriere gewandelt. Ihre Texte sind, wie es sich für typische niederländisch Hip-Hopperinnen gehört, vorhersehbar, weil sie sich stereotyp um das Super-Ego der Sängerin und deren ach so tolles Leben als RnB-Königin drehen. Das reicht soweit in ihr echtes Leben hinein, dass sie nach kaum zwei Jahren im Business anlässlich eines Konzerts in der riesigen Halle in Biljmermer, einem berüchtigten Hochhaus-Stadtteil von Amsterdam, weniger hundert Meter von der Wohnung ihrer Familie in einem Luxus-Hotel übernachtet. Kein Wunder, dass sie in der lebendigen NedHop-Szene der Niederlande in die Charts geschossen ist. Sogar in die Top 5, welche Frauen nur alle paar Jahre zutritt zu gewähren scheint. Ich habe Euch den frisch in 2017 erschienenen Titel "Avec me" mit seinem internationalen Touch mitgebracht. Er spielt mit der französischen Sprache und dem englischen "Me", das im Niederländischen ein "Me" ist. Mitsingbar, lässig hip-hoppend mit der charaktervollen RnB-Stimme und einem fröhlich-beschwingtem afrikanischem Rythmus. Latifah ist die unbestrittene Königin des NedHop!
10 Nilüfer Yanya
Zurück nach London zur nachdenklich, düsteren Stimme von Nilüfer Yanya. Auf Ihrer Konzept-EP "Plant Feed" von 2017 geht es vordergründig um das Nähren von Pflanzen. Dahinter steckt jedoch viel Gefühl und Lebenswirklichkeit der Londoner Vororte, seinen Dramen und Extrem-Situationen, welche in den poetischen, umsichtig-geschriebenen Texte behandelt werden. Dazu passt die flehende, unter-die-haut-gehende Stimme mit ihrem leicht-rotzigen Akzent über dem zögerlichen, durch das Leben stolpernden Rhytmus. Das ist souliger Alternative Pop ohne Berührungsängste mit komplizierten Jazz-Passagen. Gerade der zurückhaltende Minimalismus, die Lücken!, erzeugt die atmosphärische Spannung in ihrer Musik ohne jedoch die Leere einiger "The XX"-Titel zu hinterlassen. Im Titel "The Florist" (die Floristin), versucht die Protagonistin zu verstehen, warum sie verlassen wird.
11 Stereo Honey
Auch große Gefühle aber diesmal mit lauter Intensität und kräftig dahinströmender, harmonischer Melodieführung trägt der letzte Titel in der heutigen Ausgabe von musiVersity zu Euch. Er kommt von Stereo Honey, die uns mit sehr reif klingendem, aber nicht weich-gekochtem, souligen Indie-Pop bereichern. Mitreißend und zugleich durch die sehr variable Stimme von Sänger Pete Restrick ist diese gleich zuhörende Single "Through the Dark" (Durch das Dunkel) aus 2017 in dem es um das seelische Licht geht, mit dem ein wichtiger Mensch unseren Lebensweg erhellen kann.
Hören: https://rdl.de/beitrag/musiversity-aktue...
Playlist: http://playlists.soundof.eu/
Moderation Sendung Eurosonic 11.01.2018
1 Figgie
Beschwingt, leicht und trotzdem profiliert mit dem gewissen Indie-Knack. Geht das? Die vierköpfige Gruppe Figgie spielt Indie Pop mit niederländischen Texten mit den gewissen Surf-Touch, der durch die Rythmus-Gitarre mit Metallsaiten entsteht. Die Texte drehen sich oft um das Abhängen oder was unternehmen, wie im Titel "Soms", was auf Deutsch "manchmal" heißt.
2 Yungblud
Dominic Harrison hat sich nicht nur den Künstlernamen Yungblud gegeben, sondern ist tatsächlich gerade 20 Jahre alt. Er zeichnet sich durch sozialkritische und auch kämpferische Texte aus, die von einem vielseitigen Indie Rock mit einer kräftigen Ladung Energie getragen werden. So überraschend fordernd und selbstsicher die Texte des jungen Engländers auch klingen, sind sie dennoch viel mehr als heiße Luft um einen Star-Status zu erreichen. Seine dritte Single heißt "Tin Pan Boy" in sich wütend für ein "Recht auf Stadt" und das Gewohnheitsrecht gegen die Interessen der Investor*Innen und sogenannten Stadtentwickler*Innen auflehnt. Der Text wurde von einem Projekt bei der Denmark Street in Doncaster "herausgefordert".
3 Myrkur
Amalie Bruun, die auch Sängerin von Ex Cops ist, hat unter dem Namen "Myrkur" vor wenigen Jahren ihr Black-Metal-Soloprojekt gestartet. Als jemand mit klassischer Gesangs- und Klavierausbildung ist sie prädestiniert für die Kombination von Metal mit klarem, schwebenden Gesang with er im Goth-Genre üblich ist. Was dabei etwas abhanden gekommen ist, ist der Biss. Andererseits sind Gesang und musikalische Inszenierung zu konturiert, um ein stimmiges Shoegazing-Ergebnis zu formieren. Die unterschiedlichen Tonspuren wurden sehr professionell zusammen gebaut, aber ist passend hier nicht ungleich stimmig? Auf dem 2015er Album erschien auch der folgende Titel "Onde Börn" / "Böse Kinder". Ein gutes und erfolgreiches Beispiel dänischer Metal-Produktion, die bei Fans der alten Metal-Schule viel Anklang findet, wenn der Text auch sehr stereotyp und wenig anspruchsvoll ist. Und wie gefällt Euch der Titel?
4 Sam Fender
Und nun kommt ein weiterer englischer Jungspunt, der mit seinem Indie-Rock aus der Zeit gefallen scheint: Sam Fender! Er reißt die Hörenden auf seiner Debut-Single "Play God" durch ein mittleres Tempo aber umso gewaltigerer Kraft und Tiefe mit. Die sehr zeitgemäße, soulige Stimme ist ebenso ungewöhnlich für Indie-Rock, wie stimmig. Im engagierten Text beschreibt er eine Dystopie, also ein unerwünschtes Zukunftsszenario, welchem wir mit sozialer Ungerechtigkeit, Krieg um Religion und Ressourcen und digitalen Überwachungsstrukturen schon himmelschreiend nah sind. Neben der frischen Energie und dem Talent, bringt Sam Fender trotz seiner Jugend fundierte Erfahrung aus dem Musiker-Elternhaus in seine Kunst ein. Die Musikredakteur*Innen überschlagen sich ähnlich wie bei Yungblud mit Szenarien einer großen Zukunft im europäischen Musikgeschehen. Auch ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren noch ausgiebig die Früchte seines Talents und seinem Schaffen genießen können.
5 Superorganism
Wir bleiben musikalisch in England und werfen uns in einen Strudel von musikalischer Phantasie, wie sie auf dem Londoner Musikboden mit acht Musikerinnen und einer ebenso frischen wie ausgeprägten Liebe zu progressiver Elektronik, Psychodelische Musik, englischen Melodien wie Harmonien entstehen kann. Auch die Texte entführen in eine wunderbar phantasievolle, schräge und lebenshungrige Welt trotz ihrem enormen Potential zum Mitsingen und Abfeiern. Sicher ist auch der folgende Titel "Nobody cares", also auf Deutsch "das ist Allen egal" nicht geeignet zum Nebenher-Hören, sondern zum intelligenten und neugierigen Mitschwimmen im bunten, alternativen Universum von Superorganism, "but, really, who cares?".
6 Zen
Auch psychodelisch aber weniger verspielt, dafür entschieden und eindringlich kommt der Shoegazing-Rock der vier Mädels von Zen mit ihren Gitarren-Schlagzeug-Dialogen daher. Ich sage nur: Großes Kino! Auch weil eine der vier Künstlerinnen der Gruppe, ausschließlich die Live-Visuals auf den Konzerten zu dem Gesamtkunstwerk hinzukomponiert. Stilistisch bleiben sie damit fern vom 80er und 90er Jahre Rock, der sich in Osteuropa so lange gehalten hat und können in einem Atemzug mit symphonischem Noise-Metal aus Island genannt werden. Auch wenn die Gruppe aus Zagreb im Dezember 2017 mittlerweile Ihr drittes Studioalbum in kroatischer Sprache herausgebracht hat, hören wir heute das Eröffnungsstück des zweiten Albums "Jantar" aus 2015, welches auf dem Wiener queer-feministischen Plattenlabel "Unrecords" erschienen ist. Denn Zen demontiert die stereotypen Gendervorstellungen mit Schlagzeug, Gitarre, Bass, Synthesizer und der unaufdringlichen und doch kraftvollen Visual-Art. Der Titel "Ja cu biti bor" heißt auf Deutsch ungefähr "ich werde langweilig sein", was ich vollkommen unpassend finde.
7 Pekko Käppi
Von den schwebenden Gitarrenklängen holt uns der rollende Blues-Rock von Pekko Käppi & K:H:H:L mit stechender Stimme wieder richtig auf den Boden. Denn in ihren finnischen Texten geht es um Liebe, Tod, Voodoo und eben dem groovigen Blues! Das hört sich musikalisch gefährlich, süß und traurig zugleich an und bleibt Dank der feinen Abstimmung und dem Schuss psychodelischen Klang fern einem langweilig dahinstampfenden Standardblues. Die selbsternannte Gruppe "Knochen der toten, verrückten Gäule" spielt uns nun den Titel "Anna orjan ulvoa kuuta" also "lass den Mondsüchtigen brüllen) vom 2013er Album.
8 HMLTD
Die sechs europäischen, in London ansässigen Künstler von HMLTD siedeln sich nach eigenen Angaben in den Genres Alternative und Electro an. Passend zu Ihrer Affinität für Visuals und Kunst-Installationen leben sie akkustisch eine sprudelnde Verrücktheit aus, an der auch wir uns berauschen können. Durch die bruchartigen Wechsel zwischen dahin-galoppierendem Western-Rock und sphärischem Electro-Rap mit einer Attitude a là Ghetto-Gangster und auch Psychiatrie-Patient wird der folgende Titel "To the door" (also: "Zur Tür") aus 2017 NIE aufdringlich. Bleibt zu hoffen, dass die Flucht gelingt.
9 Latifah
Die niederländische RnB-Künstlerin Latifah hat ihr Talent und ihren schwarzafrikanischen Migrationshintergrund in eine beachtliche Musikkarriere gewandelt. Ihre Texte sind, wie es sich für typische niederländisch Hip-Hopperinnen gehört, vorhersehbar, weil sie sich stereotyp um das Super-Ego der Sängerin und deren ach so tolles Leben als RnB-Königin drehen. Das reicht soweit in ihr echtes Leben hinein, dass sie nach kaum zwei Jahren im Business anlässlich eines Konzerts in der riesigen Halle in Biljmermer, einem berüchtigten Hochhaus-Stadtteil von Amsterdam, weniger hundert Meter von der Wohnung ihrer Familie in einem Luxus-Hotel übernachtet. Kein Wunder, dass sie in der lebendigen NedHop-Szene der Niederlande in die Charts geschossen ist. Sogar in die Top 5, welche Frauen nur alle paar Jahre zutritt zu gewähren scheint. Ich habe Euch den frisch in 2017 erschienenen Titel "Avec me" mit seinem internationalen Touch mitgebracht. Er spielt mit der französischen Sprache und dem englischen "Me", das im Niederländischen ein "Me" ist. Mitsingbar, lässig hip-hoppend mit der charaktervollen RnB-Stimme und einem fröhlich-beschwingtem afrikanischem Rythmus. Latifah ist die unbestrittene Königin des NedHop!
10 Nilüfer Yanya
Zurück nach London zur nachdenklich, düsteren Stimme von Nilüfer Yanya. Auf Ihrer Konzept-EP "Plant Feed" von 2017 geht es vordergründig um das Nähren von Pflanzen. Dahinter steckt jedoch viel Gefühl und Lebenswirklichkeit der Londoner Vororte, seinen Dramen und Extrem-Situationen, welche in den poetischen, umsichtig-geschriebenen Texte behandelt werden. Dazu passt die flehende, unter-die-haut-gehende Stimme mit ihrem leicht-rotzigen Akzent über dem zögerlichen, durch das Leben stolpernden Rhytmus. Das ist souliger Alternative Pop ohne Berührungsängste mit komplizierten Jazz-Passagen. Gerade der zurückhaltende Minimalismus, die Lücken!, erzeugt die atmosphärische Spannung in ihrer Musik ohne jedoch die Leere einiger "The XX"-Titel zu hinterlassen. Im Titel "The Florist" (die Floristin), versucht die Protagonistin zu verstehen, warum sie verlassen wird.
11 Stereo Honey
Auch große Gefühle aber diesmal mit lauter Intensität und kräftig dahinströmender, harmonischer Melodieführung trägt der letzte Titel in der heutigen Ausgabe von musiVersity zu Euch. Er kommt von Stereo Honey, die uns mit sehr reif klingendem, aber nicht weich-gekochtem, souligen Indie-Pop bereichern. Mitreißend und zugleich durch die sehr variable Stimme von Sänger Pete Restrick ist diese gleich zuhörende Single "Through the Dark" (Durch das Dunkel) aus 2017 in dem es um das seelische Licht geht, mit dem ein wichtiger Mensch unseren Lebensweg erhellen kann.