Gesundheit für alle statt krank gespart!
ID 86186
Am 23.11.2017 stellten sich zwei Solidarische Gesundheitszentren — das Gesundheitskollektiv Berlin und die Poliklinik Hamburg — im AZ Conni in Dresden vor. Das Podium war Teil einer Veranstaltungsreihe zum Thema Gesundheit in der Krise und Solidariät
Eine gemeinsame Veranstaltungsreihe des
Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte, des
Internationalistisches Zentrums Dresdens
und der Gruppe Polar.
Mehr Informationen und Hintergrund:
https://iz-dresden.org/de/2017/11/15/ges...
Eine gemeinsame Veranstaltungsreihe des
Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte, des
Internationalistisches Zentrums Dresdens
und der Gruppe Polar.
Mehr Informationen und Hintergrund:
https://iz-dresden.org/de/2017/11/15/ges...
Audio
42:30 min, 39 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 27.11.2017 / 21:16
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Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
Gesundheitskollektiv (Geko) Berlin
Im Gesundheitskollektiv Berlin sind über 20 Menschen mit beruflichen Hintergründen in Sozialarbeit, Pflege, Medizin, Gesundheitswissenschaften, Pädagogik, Psychotherapie und Recht aktiv. Sie sind Teil eines stadteübergreifenden Netzwerkes, das seine Anfänge vor einigen Jahren im Hamburger Medibüro hatte. Diskussionen über den systematischen Ausschluss von Menschen ohne Papiere oder ohne Krankenversicherung aus der regulären Gesundheitsversorgung gaben den Anstoß dazu, Gesundheitssysteme anders zu denken und konkrete Ideen für alternative Modellprojekte zu entwickeln.
Für das Gesundheitskollektiv stehen in Hinblick auf Gesundheit nicht die medizinische Versorgung im Mittelpunkt, sondern die gesellschaftlichen Bedingungen von Gesundheit und Krankheit. Politische und soziale Faktoren wie Mietsteigerungen, geringes Einkommen, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Rassismus oder Altersarmut beeinflussen die Gesundheit nachweislich stärker als die Qualitat der medizinischen Versorgung. Die Praxis des Gesundheitskollektivs orientiert sich daher zum einen an den Bedürfnissen der Besucher_innen und soll mit ihnen zu einer konkreten Alternative zu den derzeitigen ambulanten Versorgungsstrukturen entwickelt werden. Zum anderen geht es den Gesundheitsaktivist_innen darum, sich und andere gegen krankmachende gesellschaftliche Verhältnisse zu organisieren und sich an politischen Auseinandersetzungen zu beteiligen.
Ganz im Sinne der WHO fordert das Gesundheitskollektiv eine Gesundheit für Alle! Das Gesundheits- und Sozialzentrum wird voraussichtlich Ende 2018 eroffnet. Dann wird das Kollektiv einen Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Kindl-Brauerei im “roten Rollberg” in Neukölln beziehen. Ziel des Netzwerkes ist, an möglichst vielen Orten ein ähnliches Konzept zu etablieren. Das Schwesterprojekt in Hamburg baut aktuell im Stadtteil Veddel ein ähnliches Projekt auf:
Poliklinik Veddel (Hamburg)
Schafft ein, zwei, viele Gesundheitszentren!
Eine gute Gesundheitsversorgung umfasst heute mehr als die rein medizinische Versorgung und Vorsorge. Als Poliklinik-Gruppe, bestehend aus Gesundheitsarbeiter_innen, Jurist_innen, Sozial- und Kommunikationswissenschaftler_innen, diskutieren wir seit einiger Zeit, wie eine zeitgemäße Gesundheitsversorgung aussehen kann, die sowohl den individuellen Bedürfnissen und Problemlagen von Patient_innen sowie den gesellschaftlichen Verhältnissen, die gesund oder krank machen, Rechnung trägt. Unsere Antwort heißt Poliklinik – ein Stadtteilgesundheitszentrum, in dem Gesundheit interdisziplinär, individuell und kollektiv behandelt und verhandelt wird. Unser Gesundheitsprojekt ist auch ein politisches Projekt, und will – eng eingebunden in den Stadtteil – versuchen, die gesellschaftlichen Bedingungen im Sinne eines transformativen Community Organizing zu verändern. Im Februar 2017 hat auf der Veddel, einem der ärmsten Stadtteile Hamburgs mit einer Unterversorgung an Ärzt_innen und Apotheken, die Poliklinik Veddel eröffnet und bietet seitdem hausärztliche Versorgung sowie Sozial- und Rechtsberatung an.
Hintergrund:
Sommer 2017: Wir planen unsere Veranstaltungsreihe zu Gesundheit und Kapitalismus. In Griechenland leiden die Menschen im 7. Jahr unter den rigiden Spar- und Kurzungsmaßnahmen, die die deutsch-europäische Austeritätspolitik und in vorderster Front der deutsche Finanzminister Wolfgang “Schwarze Null” Schäuble erzwungen haben. Im Mai 2017 hat das griechische Parlament einem weiteren mit den Geldgebern ausgehandelten Sparpaket zugestimmt, welches unter anderem Rentenkürzungen umfasst. Es wird die 23. Rentenkürzung seit 2010 sein. Renten, von denen in der Regel nicht nur die Rentner*innen Ieben, sondern oft auch ihre Kinder und Enkelkinder. Im Juni wurde die geplante Privatisierung der Wasserwerke Athen und Thessaloniki bekannt. Mitte Juli war in deutschen Tageszeitungen zu lesen, “Deutschland macht mit Hilfen fur Griechenland Milliardengewinn”.
Währenddessen gelten inzwischen 25 % der in Griechenland lebenden Menschen als arm, 14 % als extrem arm, d.h. ohne Obdach und/oder auf Versorgung durch Suppenküchen angewiesen. Die Initiative Solidarity4all schätzt, dass in den vergangenen Jahren bis zu 50.000 Menschen an den Folgen des Notstandes im griechischen Gesundheitssystem gestorben sind. Gegen den faktischen Zusammenbruch des Gesundheitssystems haben sich im ganzen Land uber 200 Kliniken der Solidarität organisiert. Über die basisdemokratische Selbstorganisation in Social Clinics of Solidarity in Griechenland informieren wir mit zwei aktuellen Dokumentarfilmen: “Solitaire ou solidaire?” Ein Film uber die Solidarische Klinik Thessaloniki und das Recht auf Gesundheit und “Krisis” – Niemand ist allein in der Krise!
Die solidarischen Kliniken als Basisinitiativen alternativer Versorgung leisten aber nicht nur direkte Hilfe, sondern sind auch Orte des Widerstandes gegen Sparpolitik. Sie kämpfen auch für die Wiederherstellung einer kostenlosen öffentlichen Gesundheitsversorgung als grundlegendes und nicht verhandelbares Recht. Neben den solidarischen Kliniken in Griechenland waren auch die seit den 1970er Jahren bestehenden belgischen Gesundheitszentren und die Community Health Centres in Kanada Inspiration fur die Gründung einer Poliklinik Hamburg (Schafft ein, zwei viele Gesundheitszentren) und des Gesundheitskollektivs Berlin.
Gemeinsame Veranstaltungsreihe von
verein demokratischer ärztinnen und ärzte
internationalistisches zentrum dresden
und gruppe polar
Unterstützt vom Verein Solidarisches Gesundheitswesen
Mehr lesen: Soziale Determinanten von Gesundheit
Im Gesundheitskollektiv Berlin sind über 20 Menschen mit beruflichen Hintergründen in Sozialarbeit, Pflege, Medizin, Gesundheitswissenschaften, Pädagogik, Psychotherapie und Recht aktiv. Sie sind Teil eines stadteübergreifenden Netzwerkes, das seine Anfänge vor einigen Jahren im Hamburger Medibüro hatte. Diskussionen über den systematischen Ausschluss von Menschen ohne Papiere oder ohne Krankenversicherung aus der regulären Gesundheitsversorgung gaben den Anstoß dazu, Gesundheitssysteme anders zu denken und konkrete Ideen für alternative Modellprojekte zu entwickeln.
Für das Gesundheitskollektiv stehen in Hinblick auf Gesundheit nicht die medizinische Versorgung im Mittelpunkt, sondern die gesellschaftlichen Bedingungen von Gesundheit und Krankheit. Politische und soziale Faktoren wie Mietsteigerungen, geringes Einkommen, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Rassismus oder Altersarmut beeinflussen die Gesundheit nachweislich stärker als die Qualitat der medizinischen Versorgung. Die Praxis des Gesundheitskollektivs orientiert sich daher zum einen an den Bedürfnissen der Besucher_innen und soll mit ihnen zu einer konkreten Alternative zu den derzeitigen ambulanten Versorgungsstrukturen entwickelt werden. Zum anderen geht es den Gesundheitsaktivist_innen darum, sich und andere gegen krankmachende gesellschaftliche Verhältnisse zu organisieren und sich an politischen Auseinandersetzungen zu beteiligen.
Ganz im Sinne der WHO fordert das Gesundheitskollektiv eine Gesundheit für Alle! Das Gesundheits- und Sozialzentrum wird voraussichtlich Ende 2018 eroffnet. Dann wird das Kollektiv einen Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Kindl-Brauerei im “roten Rollberg” in Neukölln beziehen. Ziel des Netzwerkes ist, an möglichst vielen Orten ein ähnliches Konzept zu etablieren. Das Schwesterprojekt in Hamburg baut aktuell im Stadtteil Veddel ein ähnliches Projekt auf:
Poliklinik Veddel (Hamburg)
Schafft ein, zwei, viele Gesundheitszentren!
Eine gute Gesundheitsversorgung umfasst heute mehr als die rein medizinische Versorgung und Vorsorge. Als Poliklinik-Gruppe, bestehend aus Gesundheitsarbeiter_innen, Jurist_innen, Sozial- und Kommunikationswissenschaftler_innen, diskutieren wir seit einiger Zeit, wie eine zeitgemäße Gesundheitsversorgung aussehen kann, die sowohl den individuellen Bedürfnissen und Problemlagen von Patient_innen sowie den gesellschaftlichen Verhältnissen, die gesund oder krank machen, Rechnung trägt. Unsere Antwort heißt Poliklinik – ein Stadtteilgesundheitszentrum, in dem Gesundheit interdisziplinär, individuell und kollektiv behandelt und verhandelt wird. Unser Gesundheitsprojekt ist auch ein politisches Projekt, und will – eng eingebunden in den Stadtteil – versuchen, die gesellschaftlichen Bedingungen im Sinne eines transformativen Community Organizing zu verändern. Im Februar 2017 hat auf der Veddel, einem der ärmsten Stadtteile Hamburgs mit einer Unterversorgung an Ärzt_innen und Apotheken, die Poliklinik Veddel eröffnet und bietet seitdem hausärztliche Versorgung sowie Sozial- und Rechtsberatung an.
Hintergrund:
Sommer 2017: Wir planen unsere Veranstaltungsreihe zu Gesundheit und Kapitalismus. In Griechenland leiden die Menschen im 7. Jahr unter den rigiden Spar- und Kurzungsmaßnahmen, die die deutsch-europäische Austeritätspolitik und in vorderster Front der deutsche Finanzminister Wolfgang “Schwarze Null” Schäuble erzwungen haben. Im Mai 2017 hat das griechische Parlament einem weiteren mit den Geldgebern ausgehandelten Sparpaket zugestimmt, welches unter anderem Rentenkürzungen umfasst. Es wird die 23. Rentenkürzung seit 2010 sein. Renten, von denen in der Regel nicht nur die Rentner*innen Ieben, sondern oft auch ihre Kinder und Enkelkinder. Im Juni wurde die geplante Privatisierung der Wasserwerke Athen und Thessaloniki bekannt. Mitte Juli war in deutschen Tageszeitungen zu lesen, “Deutschland macht mit Hilfen fur Griechenland Milliardengewinn”.
Währenddessen gelten inzwischen 25 % der in Griechenland lebenden Menschen als arm, 14 % als extrem arm, d.h. ohne Obdach und/oder auf Versorgung durch Suppenküchen angewiesen. Die Initiative Solidarity4all schätzt, dass in den vergangenen Jahren bis zu 50.000 Menschen an den Folgen des Notstandes im griechischen Gesundheitssystem gestorben sind. Gegen den faktischen Zusammenbruch des Gesundheitssystems haben sich im ganzen Land uber 200 Kliniken der Solidarität organisiert. Über die basisdemokratische Selbstorganisation in Social Clinics of Solidarity in Griechenland informieren wir mit zwei aktuellen Dokumentarfilmen: “Solitaire ou solidaire?” Ein Film uber die Solidarische Klinik Thessaloniki und das Recht auf Gesundheit und “Krisis” – Niemand ist allein in der Krise!
Die solidarischen Kliniken als Basisinitiativen alternativer Versorgung leisten aber nicht nur direkte Hilfe, sondern sind auch Orte des Widerstandes gegen Sparpolitik. Sie kämpfen auch für die Wiederherstellung einer kostenlosen öffentlichen Gesundheitsversorgung als grundlegendes und nicht verhandelbares Recht. Neben den solidarischen Kliniken in Griechenland waren auch die seit den 1970er Jahren bestehenden belgischen Gesundheitszentren und die Community Health Centres in Kanada Inspiration fur die Gründung einer Poliklinik Hamburg (Schafft ein, zwei viele Gesundheitszentren) und des Gesundheitskollektivs Berlin.
Gemeinsame Veranstaltungsreihe von
verein demokratischer ärztinnen und ärzte
internationalistisches zentrum dresden
und gruppe polar
Unterstützt vom Verein Solidarisches Gesundheitswesen
Mehr lesen: Soziale Determinanten von Gesundheit