Die Klingende Tierfunkstunde: Die Landmuscheln Hessens (Teil 1)
ID 83783
Ein Biodiversitäts-Buchprojekt soll die Landmuschelfauna Hessens der interessierten Bevölkerung näher bringen.
Zu diesem Zweck haben wir Haike Gritzmeck ins Studio eingeladen...
Zu diesem Zweck haben wir Haike Gritzmeck ins Studio eingeladen...
Audio
05:21 min, 7531 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 27.06.2017 / 17:41
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Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
(Bevor sich die Moderatoren der Frühschicht wieder berappeln, liest Prof. Gritzmeck unter anderem folgenden Text aus dem neuen Buch vor:
Die Landmuschelfauna Hessens
Bizarre Geschöpfe von verwegener Schönheit - so nannte einst Johañ Amadeus Dichterfürst d.Ä. Goethe die Landmuscheln. Seinen wahren Worten können wir uns nur leise - bewundernd anschließen, wenn wir einen Vertreter dieser so seltsamen Tiergruppe vor Augen bekommen. Denn genau das sind Landmuscheln: bizarr, verwegen, schön, Geschöpfe.
Sie gehören zoologisch zu der Tiergruppe der Mollusken, welche auch solche Vertreter wie den gigantischen Schwertmuschelwal (Mördermuschelwal), den Loligoctopus, das Sackposthörnchen und die jedem naturstreunenden Kinde sattsam bekannte Hundehaufennacktschnecke hervorbrachte. Bislang war die Wissenschaft der Meinung, dass aus dem Stamme der Weichtiere lediglich die Schnecken den Landgang gemeistert hätten. Dieser ist aber, wie aktuelle Forschung ergeben hat, durchaus auch den Muscheln in beeindruckender Weise gelungen! Es vergeht kein Tag, an dem sie uns dies nicht stets auf's Neue beweisen.
Die Lebensräume der Landmuscheln erstrecken sich vom Asphalt bis zur Zirbelkiefer, es gibt unter ihnen parasitierende und nüsseknackende Arten ebenso wie Langstreckenflieger und Omnibusfahrer, nächtliche Ultraschall-Insektenjäger und weidende Wiederkäuer.
Im Normalfall sind Landmuscheln bilateral-symmetrisch und ohne Kopf, aber sie beharren nicht zwingend auf diesem Prinzip; es gibt sogar Arten die eine Klappe zurückgebildet haben und als Fahrradhelme auf Köpfen leben.
Bedingt durch den Lebensraum, sind die meisten Landmuschel-Arten zu innerer Befruchtung und zum Legen hartschaliger Eier übergegangen, einige brüten ihre Jungen auch komplett im Mutterleib aus. Die eierlegenden Arten betreiben häufig Brutpflege.
Fahrradhelm - Velopecten velocipeda. Hat die linke Schalenklappe zurückgebildet, Fuß als Riemen ausgebildet. Ernährt sich durch Schlitze in der Schale von Luftplankton bis zur Größe von Hirschkäfern, welches während einer Radtour hereingewirbelt wird. Trägt die Perlmutterschicht nach außen und kommt in vielen sehr schönen Farbvarianten vor. Über die Fortpflanzung ist, obwohl das Tier dem Menschen eng angeschlossen ist, noch nichts bekannt.
Kleine Waldschwätzmuschel - Modiolus silvatigarrulus. Brütet pärchenweise in lockeren Kolonien, freut sich über Besuch. Die vier bis sechs Jungen hüpfen während ihrer Ästlingsphase mit lauten Klapp-Geräuschen durchs Gestrüpp und klingen fast wie Brillen-Etuis. Fliegt zum Überwintern in den Süden und legt hierbei in nächtlichem Dauerflug Strecken von bis zu 1.500 Kilometern zurück. Es ist auf jeden Fall ein interessantes akustisches Erlebnis, wenn ein Keil Kleiner Waldschwätzmuscheln nächtlich überhin fliegt. Gelegentlich befinden sich auch Kraniche in der Formation, diese sind an ihren eher kollernd-trötenden Tönen gut zu unterscheiden.)
Die Landmuschelfauna Hessens
Bizarre Geschöpfe von verwegener Schönheit - so nannte einst Johañ Amadeus Dichterfürst d.Ä. Goethe die Landmuscheln. Seinen wahren Worten können wir uns nur leise - bewundernd anschließen, wenn wir einen Vertreter dieser so seltsamen Tiergruppe vor Augen bekommen. Denn genau das sind Landmuscheln: bizarr, verwegen, schön, Geschöpfe.
Sie gehören zoologisch zu der Tiergruppe der Mollusken, welche auch solche Vertreter wie den gigantischen Schwertmuschelwal (Mördermuschelwal), den Loligoctopus, das Sackposthörnchen und die jedem naturstreunenden Kinde sattsam bekannte Hundehaufennacktschnecke hervorbrachte. Bislang war die Wissenschaft der Meinung, dass aus dem Stamme der Weichtiere lediglich die Schnecken den Landgang gemeistert hätten. Dieser ist aber, wie aktuelle Forschung ergeben hat, durchaus auch den Muscheln in beeindruckender Weise gelungen! Es vergeht kein Tag, an dem sie uns dies nicht stets auf's Neue beweisen.
Die Lebensräume der Landmuscheln erstrecken sich vom Asphalt bis zur Zirbelkiefer, es gibt unter ihnen parasitierende und nüsseknackende Arten ebenso wie Langstreckenflieger und Omnibusfahrer, nächtliche Ultraschall-Insektenjäger und weidende Wiederkäuer.
Im Normalfall sind Landmuscheln bilateral-symmetrisch und ohne Kopf, aber sie beharren nicht zwingend auf diesem Prinzip; es gibt sogar Arten die eine Klappe zurückgebildet haben und als Fahrradhelme auf Köpfen leben.
Bedingt durch den Lebensraum, sind die meisten Landmuschel-Arten zu innerer Befruchtung und zum Legen hartschaliger Eier übergegangen, einige brüten ihre Jungen auch komplett im Mutterleib aus. Die eierlegenden Arten betreiben häufig Brutpflege.
Fahrradhelm - Velopecten velocipeda. Hat die linke Schalenklappe zurückgebildet, Fuß als Riemen ausgebildet. Ernährt sich durch Schlitze in der Schale von Luftplankton bis zur Größe von Hirschkäfern, welches während einer Radtour hereingewirbelt wird. Trägt die Perlmutterschicht nach außen und kommt in vielen sehr schönen Farbvarianten vor. Über die Fortpflanzung ist, obwohl das Tier dem Menschen eng angeschlossen ist, noch nichts bekannt.
Kleine Waldschwätzmuschel - Modiolus silvatigarrulus. Brütet pärchenweise in lockeren Kolonien, freut sich über Besuch. Die vier bis sechs Jungen hüpfen während ihrer Ästlingsphase mit lauten Klapp-Geräuschen durchs Gestrüpp und klingen fast wie Brillen-Etuis. Fliegt zum Überwintern in den Süden und legt hierbei in nächtlichem Dauerflug Strecken von bis zu 1.500 Kilometern zurück. Es ist auf jeden Fall ein interessantes akustisches Erlebnis, wenn ein Keil Kleiner Waldschwätzmuscheln nächtlich überhin fliegt. Gelegentlich befinden sich auch Kraniche in der Formation, diese sind an ihren eher kollernd-trötenden Tönen gut zu unterscheiden.)