Krieg gegen den "Isamischen Staat"
ID 74442
Eine internationale Koalition unter Führung der USA führt seit Monaten Krieg gegen die Terror-Organisation "Islamischer Staat“, jetzt auch mit Unterstützung der Bundeswehr. Im Interview mit Clemens Ronnefeldt, Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes beschäftigen uns mit folgenden Fragen: Sind Bomben das richtige Mittel, um den IS zu bekämpfen? Welche Verantwortung hat der Westen für das Entstehen des IS? Wie könnte man der Organisaation die Basis entziehen?
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20:24 min, 19 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 05.01.2016 / 18:56
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Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
Wenn es um den so genannten „Islamischen Staat“ geht und seine mörderischen Aktivitäten, dann ist die Empörung groß im Westen. Zu recht. Aber es ist auch nicht zu übersehen, dass eben dieser Westen eine Mitverantwortung trägt für das Entstehen des IS. Worin besteht diese Mitverantwortung?
Dazu müssen wir etwas zurückgehen in die jüngste Geschichte. Und zwar ins Jahr 1979 zum Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan. Die Sowjets begründeten ihre Intervention damals mit der Absicht, das geheime Engagement der USA in Afghanistan zu bekämpfen. Im Westen hat ihnen niemand geglaubt, dennoch war die Behauptung der Sowjets nicht falsch. Die USA unterstützten nämlich in Afghanistan muslimische Kämpfer, die zum Sturz der Moskau-treuen Regierung in Kabul angetreten waren. Aus deren Reihen ging dann später die Terroristengruppe Al Quaida hervor. Die USA haben sich also mit ihrer Unterstützung für die muslimischen Kämpfer unfreiwillig feindliche Terroristen regelrecht herangezüchtet. Unter anderem darüber habe ich mit Clemens Ronnefeldt gesprochen, Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des internationalen Versöhnungsbundes und Kenner der Situation im Nahen und Mittleren Osten. Er berichtet, dass einer der Verantwortlichen auf US-Seite keinen Fehler in der damaligen Unterstützung von radikalen Islamisten erkennen will.
Zuspielung 1
Mod.:
Seit Monaten gibt es Luftangriffe auf Kämpfer und Stellungen des IS. Geflogen werden diese Angriffe von den Luftwaffen einer internationalen Koalition, die von den USA angeführt wird. Die Bundeswehr unterstützt seit kurzem die Koalition gegen den IS - mit Tornado-Aufklärungsmaschinen, mit einem Tankflugzeug und mit einer Fregatte der Bundesmarine, die im Mittelmeer stationiert ist. Ein entsprechender Beschluss zur Entsendung der Flugzeuge und der Fregatte wurde Anfang Dezember im Eilverfahren durch den Bundestag gepeitscht. Mit der Mehrheit von CDU/CSU und SPD. Gegen den Rat von Nahost-Experten, gegen die Stimmen der Opposition im Parlament und auch gegen die Warnungen der Friedensbewegung. Frage an Clemens Ronnefeldt: Welche Gründe sprechen gegen die Entsendung der Tornados und der Fregatte?
Zuspielung 2
Mod.:
Das Bild, das bei uns oft vom Syrien-Krieg gezeichnet wird, sieht so aus: Es handelt sich um einen Bürgerkrieg, in dem Rebellen die Truppen des Diktators Assad bekämpfen. Aber die Sache ist komplizierter. Es gibt nämlich eine ganze Reihe von Akteuren, die von außen in den Konflikt hineinwirken und die ganz eigene Interessen haben. Da wären etwa die von den Schiiten dominierten Regierungen im Iran und im Irak. Sie gehören zusammen mit der Schiiten-Miliz „Hisbollah“ zu den Unterstützern des Regimes von Präsident Assad in Syrien. Auf der anderen Seite die Gegner Assads: Die sunnitisch geprägten Staaten, also Saudi-Arabien, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuweit. Grob gesagt geht es um die Frage: Wer hat die Macht auf der arabischen Halbinsel – Schiiten oder Sunniten? Aber es geht auch darum, welchen Einfluss die beiden wichtigsten Staaten in der Region haben: der Iran und Saudi-Arabien.
Zuspielung 3
Mod.:
Es wird wenig bei uns darüber geredet, aber ökonomische Interessen spielen im Syrien-Krieg eine große Rolle. Da geht es beispielsweise um das Thema Erdgas. Genauer, es geht darum, dass Syrien ein Transitland für den Export von Erdgas aus dem nahen Osten nach Europa sein könnte. Pläne für Pipelines liegen in der Schublade. Das Problem ist: es gibt unter den Nachbarn Syriens sehr verschiedene Interessenten, die das Land für die Durchleitung von Gas nutzen möchten. Clemens Ronnefeldt erklärt, wer beim Poker um den Gas-Export welche Interessen vertritt.
Zuspielung 4
Mod.:
Bewegung scheint es nun auch in Richtung auf eine Lösung des Syrien-Konflikts insgesamt zu geben. Im Herbst wurde auf internationalen Konferenzen in Wien und New York über eine solche Lösung verhandelt und es wurden die Grundlagen geschaffen für eine Einigung im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Ende Dezember dann verabschiedete der Sicherheitsrat einstimmig eine Resolution zum Syrien-Konflikt. Sie verlangt ein sofortiges Ende der Angriffe auf zivile Ziele und sie sieht vor, dass Verhandlungen über einen Waffenstillstand aufgenommen werden. Außerdem gibt der Text der Resolution einen Friedensplan für Syrien vor. Wie er aussieht, erläutert Clemens Ronnefeldt:
Zuspielung
Mod.:
Soweit das Gespräch mit Clemens Ronnefeldt, Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des internationalen Versöhnungsbundes.
Dazu müssen wir etwas zurückgehen in die jüngste Geschichte. Und zwar ins Jahr 1979 zum Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan. Die Sowjets begründeten ihre Intervention damals mit der Absicht, das geheime Engagement der USA in Afghanistan zu bekämpfen. Im Westen hat ihnen niemand geglaubt, dennoch war die Behauptung der Sowjets nicht falsch. Die USA unterstützten nämlich in Afghanistan muslimische Kämpfer, die zum Sturz der Moskau-treuen Regierung in Kabul angetreten waren. Aus deren Reihen ging dann später die Terroristengruppe Al Quaida hervor. Die USA haben sich also mit ihrer Unterstützung für die muslimischen Kämpfer unfreiwillig feindliche Terroristen regelrecht herangezüchtet. Unter anderem darüber habe ich mit Clemens Ronnefeldt gesprochen, Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des internationalen Versöhnungsbundes und Kenner der Situation im Nahen und Mittleren Osten. Er berichtet, dass einer der Verantwortlichen auf US-Seite keinen Fehler in der damaligen Unterstützung von radikalen Islamisten erkennen will.
Zuspielung 1
Mod.:
Seit Monaten gibt es Luftangriffe auf Kämpfer und Stellungen des IS. Geflogen werden diese Angriffe von den Luftwaffen einer internationalen Koalition, die von den USA angeführt wird. Die Bundeswehr unterstützt seit kurzem die Koalition gegen den IS - mit Tornado-Aufklärungsmaschinen, mit einem Tankflugzeug und mit einer Fregatte der Bundesmarine, die im Mittelmeer stationiert ist. Ein entsprechender Beschluss zur Entsendung der Flugzeuge und der Fregatte wurde Anfang Dezember im Eilverfahren durch den Bundestag gepeitscht. Mit der Mehrheit von CDU/CSU und SPD. Gegen den Rat von Nahost-Experten, gegen die Stimmen der Opposition im Parlament und auch gegen die Warnungen der Friedensbewegung. Frage an Clemens Ronnefeldt: Welche Gründe sprechen gegen die Entsendung der Tornados und der Fregatte?
Zuspielung 2
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Das Bild, das bei uns oft vom Syrien-Krieg gezeichnet wird, sieht so aus: Es handelt sich um einen Bürgerkrieg, in dem Rebellen die Truppen des Diktators Assad bekämpfen. Aber die Sache ist komplizierter. Es gibt nämlich eine ganze Reihe von Akteuren, die von außen in den Konflikt hineinwirken und die ganz eigene Interessen haben. Da wären etwa die von den Schiiten dominierten Regierungen im Iran und im Irak. Sie gehören zusammen mit der Schiiten-Miliz „Hisbollah“ zu den Unterstützern des Regimes von Präsident Assad in Syrien. Auf der anderen Seite die Gegner Assads: Die sunnitisch geprägten Staaten, also Saudi-Arabien, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuweit. Grob gesagt geht es um die Frage: Wer hat die Macht auf der arabischen Halbinsel – Schiiten oder Sunniten? Aber es geht auch darum, welchen Einfluss die beiden wichtigsten Staaten in der Region haben: der Iran und Saudi-Arabien.
Zuspielung 3
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Es wird wenig bei uns darüber geredet, aber ökonomische Interessen spielen im Syrien-Krieg eine große Rolle. Da geht es beispielsweise um das Thema Erdgas. Genauer, es geht darum, dass Syrien ein Transitland für den Export von Erdgas aus dem nahen Osten nach Europa sein könnte. Pläne für Pipelines liegen in der Schublade. Das Problem ist: es gibt unter den Nachbarn Syriens sehr verschiedene Interessenten, die das Land für die Durchleitung von Gas nutzen möchten. Clemens Ronnefeldt erklärt, wer beim Poker um den Gas-Export welche Interessen vertritt.
Zuspielung 4
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Bewegung scheint es nun auch in Richtung auf eine Lösung des Syrien-Konflikts insgesamt zu geben. Im Herbst wurde auf internationalen Konferenzen in Wien und New York über eine solche Lösung verhandelt und es wurden die Grundlagen geschaffen für eine Einigung im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Ende Dezember dann verabschiedete der Sicherheitsrat einstimmig eine Resolution zum Syrien-Konflikt. Sie verlangt ein sofortiges Ende der Angriffe auf zivile Ziele und sie sieht vor, dass Verhandlungen über einen Waffenstillstand aufgenommen werden. Außerdem gibt der Text der Resolution einen Friedensplan für Syrien vor. Wie er aussieht, erläutert Clemens Ronnefeldt:
Zuspielung
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Soweit das Gespräch mit Clemens Ronnefeldt, Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des internationalen Versöhnungsbundes.