Die Badische Zeitung hat sich selbst einen Preis für ihre lokale Berichterstattung verliehen. Klingt absurd, ist aber so. Der Ralf-Dahrendorf-Preis 2015 für Lokaljournalismus ging u.a. an die BZ für ihre Berichtersatttung über unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Freiburg.

Gestiftet wird der Preis von den Verlegern der Badischen Zeitung. Es sollen Beiträge ausgezeichnet werden, „die in vorbildlicher Weise erklären, wie Demokratie auf lokaler Ebene funktioniert und wie sie sich entwickelt.“ Die Jury, in der auch der Chefredakteur der BZ sitzt, war der Meinung, dass die von Radio Dreyeckland und zahlreichen politischen Gruppen kritisierte Berichterstattung, genau das geschafft hatte.

Über Montate hatte die BZ kampagnenhaft jede Polizeimeldung über kleinere Diebstähle und Raub aufgegriffen und das Geschehen mit einer Gruppe unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in Verbindung gebracht. Der Stühlinger Kirchplatz wurde von der BZ zur no-go area erklärt.

In einem der ersten Artikel von Joachim Röderer hieß es damals:

Über die Täter Gruppe weiß man noch wenig - fest steht nur, die Zahl der minderjährigen Flüchtlinge ist stark gestiegen.

Auch von wissenschaftlicher Seite kam Kritik, an dieser nun preisgekrönten Berichterstattung. Roland Hefendehl, Professor am Institut für Kriminologie und Wirtschaftsstrafrecht an der Uni Freiburg kritisierte im RDL-Interview, die auf Assoziationen aufbauende Berichterstattung und bezeichnete das Ganze als politisch publizistischer Verstärkerkreislauf.

Was er nun über die Preisverleihung der BZ an sich selbst denkt, darüber sprachen wir noch einmal mit Roland Hefendehl. Er geht auch ausführlich auf die negativen Konsequenzen der Berichterstattung ein.

So saß zum Beispiel ein unbegleiteter minderjähriger Flüchtling in Freiburg 5 Monate ungerechtfertigter Weise in U-Haft.