"Aus neutraler Sicht" von Albert Jörimann - Al Demokratar -
ID 70974
Es versteht sich von selber, dass ich grundsätzlich für das politische System der Demokratie bin, ich habe an dieser Stelle schon verschiedentlich darüber referiert: Demokratie jene Organisationsform, in welcher informierte und denkfähige Bürgerinnen und Bürger über Gesetze und Institutionen bestimmen und selbstverständlich die wichtigen Organe in offenen Wahlen besetzen.
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10:49 min, 12 MB, mp3
mp3, 160 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 09.06.2015 / 10:52
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Dateizugriffe: 694
Klassifizierung
Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Wirtschaft/Soziales
Entstehung
AutorInnen: Albert Jörimann
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 09.06.2015
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
Verschiedentlich habe ich darauf hingewiesen, dass Deutschland und auch die Schweiz und die anderen westlichen Staaten heute noch keineswegs solche Demokratien sind, sondern nur Schauspiele von Demokratie, und über den Weg zur wahren Demokratie unter den Bedingungen von Globalisierung, Migration, Automatisierung und hoher Bevölkerungsdichte muss man sich obligatorisch Gedanken machen – es ist eine der zentralen Fragen für die Zukunft, nicht nur wegen der zunehmenden Erhebung von digitalen Daten von allen EinwohnerInnen, welche sich zu einer echten Überwachungsindustrie auszuwachsen droht als echte Konkurrenz zu demokratischen Strukturen, sondern vor allem wegen der Subjekte dieser Demokratie. Eine echte Demokratie gibt es nur mit souveränen Subjekten, ich bin hier immer versucht, von autonomen Subjekten zu sprechen, was natürlich ein Unsinn ist, denn niemand ist autonom, aber der Begriff hebt die zentrale Stellung eines unabhängigen Individuums in der Demokratie einfach allerliebst hervor. Eine eigene Meinung muss man nicht nur haben, sondern auch in der Lage sein, ausbilden zu können. Wer seine Meinung in welcher Sache auch immer von der Bild-Zeitung gestalten lässt, der ist unfähig zum demokratischen Handeln im vorher erwähnten Sinne, und solange die Bild-Zeitung jeden Tag ein paar Millionen Exemplare an den Mann und an die Frau bringt, ist dies das beredte Zeugnis davon, dass wir noch nicht im Traum in einer wirklich modernen Gesellschafts- und Staatsform angekommen sind, sondern bloß in einer sozialdemokratischen. – Anderseits muss ich einräumen, dass es für die Demokratie einen bestimmten geometrischen Ort in der Zeit gibt, ebenso wie für das sozialdemokratische Schauspiel einer Demokratie, und allein der sozialdemokratische Ort ist an verschiedenen geometrischen Orten in der Geografie noch nicht erreicht, zum Beispiel in der Türkei, wo Präsident Erdogan alles daran setzt, sein eigenes Denkmal als echter Reformer zu bekleckern er hat sich in eine Taube verwandelt und benutzt dieses Standbild nun dauerhaft als Toilette. Scheinbar ereilt die Krankheit diktatorischer Gelüste alle Menschen, die über längere Zeit hinweg an der Macht bleiben, dem Erdogan hats jedenfalls definitiv ins Hirn geregnet. Sein Versuch, eine neue Version von Atatürk zu geben, diesmal einfach im Gewand des Sultans, gegen welchen sich Atatürk vor hundert Jahren noch aufgelehnt hat, was justament seine historische Bedeutung ausmachte, ist per Saldo nur noch lächerlich. Und das sage ich nicht in kompletter Unkenntnis der in der Region bzw. an den Grenzen der Türkei wirkenden Kräfte. Dem Islamischen Staat kommt man nun mal nicht bei, indem man sich noch islamischer staatlich gibt als er selber, Punkt, Schluss. Gottseidank ist die Substanz der türkischen Gesellschaft schon längstens über das Sultanat hinaus, übrigens nicht zuletzt dank dem Beitrag von Erdogan, was aber eben letztlich die Sultanatsbestrebungen des alten Quatschkopfes nur noch behämmerter macht. Dass er nun aber vollends mit Bombenattentaten auf seine politischen Gegner losgeht, hebt ihn auf die gleiche Stufe mit Putin, was aber nicht das gleiche ist, weil die beiden Länder an recht unterschiedlichen geometrischen Orten in der Zeit stehen, will sagen, die Türkei ist eindeutig und deutlich fortgeschrittener in ihrer zivilen Ausgestaltung als die russische Föderation, über welche ich übrigens ansonsten nicht so besonders viel weiß. Auf jeden Fall hat die türkische Gesellschaft ihre weit fortgeschrittene, sozialdemokratische Reife bei den Wahlen am Wochenende eindrücklich unter Beweis gestellt. Jetzt wird es dort die Aufgabe sein, normale sozialdemokratische Parteien bereitzustellen, welche den weiteren Ausbau der türkischen Gesellschaft uneigennützig und auch eigennützig vorantreiben.
Demokratie ist ja ein Begriff aus dem antiken Griechenland, den man nicht auf Deutsch übersetzen musste, um ihn zu begreifen, aber vielleicht wäre eine Übersetzung ins Arabische trotzdem mal eine Tat, für die einem mutigen Übersetzer oder eine mutige Übersetzerin ebenfalls ein Denkmal errichtet würde? Al Dimokratar zum Beispiel könnte man das nennen, und der Begriff wäre weniger den herrschenden Cliquen und Klassen um die Ohren zu hauen als vielmehr dem Volke selber, jener Anhäufung von Individuen, welche sich ganz offensichtlich einen feuchten Dreck um die Machtverhältnisse und ebenso wenig um ihre eigene Verfassung innerhalb eines modernen Staates kümmern, also um sich selber als politische und insofern auch als historische Subjekte. Leider ist es so, dass man heute, wenn man ein Plädoyer für die Demokratie hält, in der Regel zuerst einmal mit dem Volk schimpfen muss. Was wollt ihr denn, ihr Menschen, ja, ihr Masse, was ihr seid, wollt ihr tatsächlich, dass euch eure Herrschenden, welche sich zum Teil als wahre Blutsauger benehmen, aber das ist noch nicht mal unbedingt notwendig, sie können auch ganz freundlich sein und salopp, tut nichts zur Sache. Wollt ihr also, geschätztes Volk, dass diese verkorksten Eliten euch die Demokratie gnädig etwa schenken? – So geht das im Fall nicht, das lasst euch gesagt sein, und soviel müsste man auch mal all jenen Berichterstatterinnen und Berichterstattern eintrichtern, welche uns täglich die Nachrichten mit Meldungen über irgendwelche Bewegungen ebendieses Volkskörpers versauen. Solange die Menschen in Arabien und anderswo noch nicht zu Organisationen mit kollektiver und individueller Identität formiert sind, ist nichts zu machen. Erinnert ihr euch eventuell noch an die hassverzerrten Gesichter in den pakistanischen Massenaufläufen, welche gegen, ach, ich weiß nicht mal mehr, wogegen, es waren wohl die Proteste gegen die Charlie-Hebdo-Attentäter, wogegen die pakistanischen Volksmassen auf ihren Straßen Amok liefen. Erinnert ihr euch?
Alles falsch. Erstens war es nicht Amok, sondern es waren ganz simpel irgendwelche Demonstrationen, auf Arabisch: Al Demonstratar. Und Al Demonstratar gehört nun mal zu Al Dimokratar. Zweitens waren es nicht Massenaufläufe, sondern Inszenierungen solcher Aufläufe für die Kameras von westlichen Berichterstatterinnen und Berichterstattern, Inszenierungen, welche die bezahlten Schrei- und Meldeaffen ihren Redaktionen und einem westlichen Publikum, welches seine Vorurteile und Reflexe gerne durch die neutralen und objektiven Nahrichten bestätigt sieht, dann via Kurzwelle oder auch Glasfaserkabel in den Fernseher schicken. Die Masse oder das Volk hat sich um solche Dinge noch nie einen Deut geschert. Drittens aber und vor allem spricht man in Pakistan nur sehr schlecht Arabisch, also noch schlechter als ich, der ich doch bis vor kurzem behauptete, ich wüsste, dass «Al hääf telimm usamma Bääh» soviel heißt wie: Der nächste Buchstabe heißt Bää. Aber eine kürzliche Rückfrage bei einem echten Araber, nämlich einem Berber hat mich daran wieder etwas zweifeln lassen. Jedenfalls heißt «Chalb» Herz, dessen bin ich gewiss, und «Jalla, Jalla» heißt Mach schon, Junge. Und so was versteht kein Pakistani nicht.
An die Pakistani will ich im Übrigen vorderhand noch keine überrissenen Forderungen stellen, aber dass man Al Demokratar rund ums Mittelmeer zum Thema setzen und einfordern kann, das scheint mir ebenso einleuchtend wie dringlich. Vor ein paar Jahren hatte man den Eindruck, der arabische Frühling würde genau dies unternehmen. Aber was geschieht? Bis auf Tunesien ist nichts daraus geworden, in Marokko muss man geradezu froh drum sein, dass der Monarch neben seinen monarchischen auch noch halbwegs moderne Tendenzen fördert, in Algerien will sich das historische Subjekt Volk noch nicht so recht zu seiner sozialdemokratischen Gestalt durchringen, in Ägypten sind wir so schlau als wie zuvor, weil nämlich eben dieses historische Subjekt sich vorübergehend jener politischen Bewegung an die Fersen geheftet hat, welche sehr viel Koran und sehr wenig Selbstbestimmungsrecht vertritt, und von Libyen wollen wir gar nicht erst sprechen, da sind unterdessen auch die nichtdemokratischen Strukturen im Eimer. Weshalb? Warum bloß, gutes Volk in fast ganz Arabien, verzichtest du derart radikal darauf, mindestens kleinteilig eine gewisse Souveränität zu übernehmen im Staate? Es ist, als hätte das Gejammer über die islamistischen Terroristen alle anderen Diskussionen völlig erstickt oder mindestens gelähmt.
Diesmal bin ich übrigens auf das Demokratie-Thema gestoßen, als ich mich wieder einmal fragte, wo denn innerhalb der Raum–Zeit-Krümmung der Ort sei, an welchem Palästinenser und Israeli friedlich zusammen leben könnten. In Zürich findet gegenwärtig eine Ausstellung der Organisation «Breaking the Silence» statt, welche sich der Besetzung der Westbank durch die israelische Armee widmet, aber die Autoren sind nicht Palästinenser, sondern eine Gruppe dissidenter Soldaten der israelischen Armee. Prompt hat der israelische Botschafter in der Schweiz Protest eingelegt, gegen die Ausstellung natürlich, nicht gegen die Besetzung und gegen die andauernde Erniedrigung der EinwohnerInnen oder gegen die anhaltende gewaltsame Enteignung von Ländereien wie anno dunnemals bei den Engländern in Irland und in Schottland. Aber wir sind halt nicht mehr im 18. Jahrhundert, und sowieso ist es bescheuert, in solch einer Sorte von Konflikt über längere Zeit an den Kategorien Recht und Unrecht festzuhalten, auch wenn die Israeli sich manchmal selber darauf berufen, ihnen gehöre das ganze Land seit 6000 Jahren. Nein, so geht es nicht, eine friedliche Lösung ist nur denkbar im Rahmen eines demokratischen Staates, und zwar sowohl in Palästina als auch in Israel. Am Schluss könnte das sogar der gleiche Staat sein, wobei dieser Schluss auf der Zeitachse noch etwas hinaus geschoben werden muss, bis sich die Menschen gegenseitig zu vertrauen gelernt haben. Aber grundsätzlich ist es schon die Demokratie, welche den Menschen ihre Grundrechte garantiert und damit eine ganze Reihe von Konflikten zum Vornherein aus der Welt schafft. Und wenn man dazu noch gewisse Schutzklauseln einbaut, unter anderem zur Sicherung der Interessen und der Existenz von Minderheiten, dann kann das durchaus klappen.
Dann hatten wir am Wochenende wieder mal so einen G-Gipfel in Deutschland, und diesmal kamen wenigstens die Mitglieder der Protestbewegung auf ihre Rechnung mit vielen schönen Bergwanderungen in Bayern bei bestem Juniwetter. Am Schluss waren sie zwar zu erschöpft, um noch so richtig lauthals zu protestieren und tirilieren, aber ein wunderbares Erlebnis war es allemal. Dass diese Protestaktionen nicht mehr nützen als ein Liter Dolomitenwasser im Mittelmeer, wissen sie hoffentlich selber, und insofern haben all diese freundlichen jungen Menschen, welche diese Erde gerne intakt ihren Kindern übergeben möchten, meinen Segen. Weiter so! – Man lernt im Lauf der Zeit die ganze Welt kennen, befindet sich immer in allerbester Gesellschaft und tut erst noch etwas für Gesundheit und Gewissen.
Demokratie ist ja ein Begriff aus dem antiken Griechenland, den man nicht auf Deutsch übersetzen musste, um ihn zu begreifen, aber vielleicht wäre eine Übersetzung ins Arabische trotzdem mal eine Tat, für die einem mutigen Übersetzer oder eine mutige Übersetzerin ebenfalls ein Denkmal errichtet würde? Al Dimokratar zum Beispiel könnte man das nennen, und der Begriff wäre weniger den herrschenden Cliquen und Klassen um die Ohren zu hauen als vielmehr dem Volke selber, jener Anhäufung von Individuen, welche sich ganz offensichtlich einen feuchten Dreck um die Machtverhältnisse und ebenso wenig um ihre eigene Verfassung innerhalb eines modernen Staates kümmern, also um sich selber als politische und insofern auch als historische Subjekte. Leider ist es so, dass man heute, wenn man ein Plädoyer für die Demokratie hält, in der Regel zuerst einmal mit dem Volk schimpfen muss. Was wollt ihr denn, ihr Menschen, ja, ihr Masse, was ihr seid, wollt ihr tatsächlich, dass euch eure Herrschenden, welche sich zum Teil als wahre Blutsauger benehmen, aber das ist noch nicht mal unbedingt notwendig, sie können auch ganz freundlich sein und salopp, tut nichts zur Sache. Wollt ihr also, geschätztes Volk, dass diese verkorksten Eliten euch die Demokratie gnädig etwa schenken? – So geht das im Fall nicht, das lasst euch gesagt sein, und soviel müsste man auch mal all jenen Berichterstatterinnen und Berichterstattern eintrichtern, welche uns täglich die Nachrichten mit Meldungen über irgendwelche Bewegungen ebendieses Volkskörpers versauen. Solange die Menschen in Arabien und anderswo noch nicht zu Organisationen mit kollektiver und individueller Identität formiert sind, ist nichts zu machen. Erinnert ihr euch eventuell noch an die hassverzerrten Gesichter in den pakistanischen Massenaufläufen, welche gegen, ach, ich weiß nicht mal mehr, wogegen, es waren wohl die Proteste gegen die Charlie-Hebdo-Attentäter, wogegen die pakistanischen Volksmassen auf ihren Straßen Amok liefen. Erinnert ihr euch?
Alles falsch. Erstens war es nicht Amok, sondern es waren ganz simpel irgendwelche Demonstrationen, auf Arabisch: Al Demonstratar. Und Al Demonstratar gehört nun mal zu Al Dimokratar. Zweitens waren es nicht Massenaufläufe, sondern Inszenierungen solcher Aufläufe für die Kameras von westlichen Berichterstatterinnen und Berichterstattern, Inszenierungen, welche die bezahlten Schrei- und Meldeaffen ihren Redaktionen und einem westlichen Publikum, welches seine Vorurteile und Reflexe gerne durch die neutralen und objektiven Nahrichten bestätigt sieht, dann via Kurzwelle oder auch Glasfaserkabel in den Fernseher schicken. Die Masse oder das Volk hat sich um solche Dinge noch nie einen Deut geschert. Drittens aber und vor allem spricht man in Pakistan nur sehr schlecht Arabisch, also noch schlechter als ich, der ich doch bis vor kurzem behauptete, ich wüsste, dass «Al hääf telimm usamma Bääh» soviel heißt wie: Der nächste Buchstabe heißt Bää. Aber eine kürzliche Rückfrage bei einem echten Araber, nämlich einem Berber hat mich daran wieder etwas zweifeln lassen. Jedenfalls heißt «Chalb» Herz, dessen bin ich gewiss, und «Jalla, Jalla» heißt Mach schon, Junge. Und so was versteht kein Pakistani nicht.
An die Pakistani will ich im Übrigen vorderhand noch keine überrissenen Forderungen stellen, aber dass man Al Demokratar rund ums Mittelmeer zum Thema setzen und einfordern kann, das scheint mir ebenso einleuchtend wie dringlich. Vor ein paar Jahren hatte man den Eindruck, der arabische Frühling würde genau dies unternehmen. Aber was geschieht? Bis auf Tunesien ist nichts daraus geworden, in Marokko muss man geradezu froh drum sein, dass der Monarch neben seinen monarchischen auch noch halbwegs moderne Tendenzen fördert, in Algerien will sich das historische Subjekt Volk noch nicht so recht zu seiner sozialdemokratischen Gestalt durchringen, in Ägypten sind wir so schlau als wie zuvor, weil nämlich eben dieses historische Subjekt sich vorübergehend jener politischen Bewegung an die Fersen geheftet hat, welche sehr viel Koran und sehr wenig Selbstbestimmungsrecht vertritt, und von Libyen wollen wir gar nicht erst sprechen, da sind unterdessen auch die nichtdemokratischen Strukturen im Eimer. Weshalb? Warum bloß, gutes Volk in fast ganz Arabien, verzichtest du derart radikal darauf, mindestens kleinteilig eine gewisse Souveränität zu übernehmen im Staate? Es ist, als hätte das Gejammer über die islamistischen Terroristen alle anderen Diskussionen völlig erstickt oder mindestens gelähmt.
Diesmal bin ich übrigens auf das Demokratie-Thema gestoßen, als ich mich wieder einmal fragte, wo denn innerhalb der Raum–Zeit-Krümmung der Ort sei, an welchem Palästinenser und Israeli friedlich zusammen leben könnten. In Zürich findet gegenwärtig eine Ausstellung der Organisation «Breaking the Silence» statt, welche sich der Besetzung der Westbank durch die israelische Armee widmet, aber die Autoren sind nicht Palästinenser, sondern eine Gruppe dissidenter Soldaten der israelischen Armee. Prompt hat der israelische Botschafter in der Schweiz Protest eingelegt, gegen die Ausstellung natürlich, nicht gegen die Besetzung und gegen die andauernde Erniedrigung der EinwohnerInnen oder gegen die anhaltende gewaltsame Enteignung von Ländereien wie anno dunnemals bei den Engländern in Irland und in Schottland. Aber wir sind halt nicht mehr im 18. Jahrhundert, und sowieso ist es bescheuert, in solch einer Sorte von Konflikt über längere Zeit an den Kategorien Recht und Unrecht festzuhalten, auch wenn die Israeli sich manchmal selber darauf berufen, ihnen gehöre das ganze Land seit 6000 Jahren. Nein, so geht es nicht, eine friedliche Lösung ist nur denkbar im Rahmen eines demokratischen Staates, und zwar sowohl in Palästina als auch in Israel. Am Schluss könnte das sogar der gleiche Staat sein, wobei dieser Schluss auf der Zeitachse noch etwas hinaus geschoben werden muss, bis sich die Menschen gegenseitig zu vertrauen gelernt haben. Aber grundsätzlich ist es schon die Demokratie, welche den Menschen ihre Grundrechte garantiert und damit eine ganze Reihe von Konflikten zum Vornherein aus der Welt schafft. Und wenn man dazu noch gewisse Schutzklauseln einbaut, unter anderem zur Sicherung der Interessen und der Existenz von Minderheiten, dann kann das durchaus klappen.
Dann hatten wir am Wochenende wieder mal so einen G-Gipfel in Deutschland, und diesmal kamen wenigstens die Mitglieder der Protestbewegung auf ihre Rechnung mit vielen schönen Bergwanderungen in Bayern bei bestem Juniwetter. Am Schluss waren sie zwar zu erschöpft, um noch so richtig lauthals zu protestieren und tirilieren, aber ein wunderbares Erlebnis war es allemal. Dass diese Protestaktionen nicht mehr nützen als ein Liter Dolomitenwasser im Mittelmeer, wissen sie hoffentlich selber, und insofern haben all diese freundlichen jungen Menschen, welche diese Erde gerne intakt ihren Kindern übergeben möchten, meinen Segen. Weiter so! – Man lernt im Lauf der Zeit die ganze Welt kennen, befindet sich immer in allerbester Gesellschaft und tut erst noch etwas für Gesundheit und Gewissen.
Kommentare
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11.06.2015 / 12:48 | RUM, Radio Unerhört Marburg (RUM) |
danke
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gesendet im nachmittagsmagazin am 10.06 | |