Von der Wehrmacht zur Bundeswehr – wie sich Deutschland wieder bewaffnete.
ID 70329
Ausgangspunkt für die Sendung ist der 70. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai. Es geht aber nicht um den üblichen Rückblick auf das Geschehen rund um den 8. Mai 1945. Wir blicken ein wenig weiter und schauen auf die Nachkriegsgeschichte, speziell die Nachkriegsgeschichte des deutschen Militärs. Gesprächspartner ist Jürgen Rose, Oberstleutnant a.D. und Vorstandsmitglied bei der Vereinigung Darmstädter Signal, einem Zusammenschluss von Bundeswehr-Soldaten, die sich kritisch mit der offiziellen Militärpolitik auseinandersetzen.
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34:34 min, 32 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 05.05.2015 / 13:48
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Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
Mod.
Der 8. Mai 1945 ist eines der wichtigsten Daten in der deutschen Geschichte. Er markiert den Zusammenbruch der Nazi-Herrschaft und das Ende eines Krieges, der über 55 Millionen Menschen das Leben gekostet und weite Teile Europas in eine Trümmerwüste verwandelt hat. Schon geraume Zeit vor dem Mai '45 war absehbar, dass Nazi-Deutschland den Krieg verlieren würde. Im Osten befand sich die Wehrmacht auf dem Rückzug und im Westen musste sie ihn ebenfalls antreten nach der Landung der West-Alliierten in der Normandie im Sommer 1944. Die Parole von Nazi- und Militärführung hieß dessen ungeachtet: Durchhalten bis zum Endsieg. Und die deutschen Soldaten hielten noch durch. Warum, darüber habe ich mit Jürgen Rose gesprochen. Er ist Oberstleutnant a.D. und Vorstandsmitglied bei der Vereinigung Darmstädter Signal, einem Zusammenschluss von Bundeswehr-Soldaten, die sich kritisch mit der offiziellen Militärpolitik auseinandersetzen.
Zuspielung 1 (Rose)
Mod.:
Ursprünglich sollte die neu zu gründende Armee Westdeutschlands in eine so genannte Europäische Verteidigungsgemeinschaft, kurz EVG, eingegliedert werden – wir haben es gerade gehört. An der EVG wären außer Deutschland und Frankreich auch die Benelux-Staaten und Italien beteiligt gewesen. Die USA und Großbritannien befürworteten den Plan und so wurden entsprechende Verhandlungen aufgenommen. Im Mai 1952 war der Vertragsentwurf über die EVG fertig und es schien, als könnte eine Europa-Armee tatsächlich Wirklichkeit werden. Doch daraus wurde nichts, wie Jürgen Rose von der Vereinigung Darmstädter Signal im Interview berichtet.
Zuspielung 2 (Rose)
Mod.:
Nicht nur im Westen Deutschlands betrieb man die Wiederbewaffnung. Auch die DDR wurde aktiv. Im Juli 1952 verabschiedete die DDR-Volkskammer eine Proklamation, in der es um die Gründung von „Nationalen Streitkräften“ ging. Bis diese Streitkräfte funktionsfähig waren, dauerte es noch eine Weile, aber es gab schon militärische Strukturen: die kasernierte Volkspolizei. Ab 1955 wurde dann unter sowjetischer Anleitung die „Nationale Volksarmee“ aufgebaut und in den Warschauer Pakt eingebunden, d.h. in das das östliche Militärbündnis.
Für den Westen Deutschlands war das Jahr 1955 auch sehr bedeutsam. Da wurde die Bundesrepublik nämlich Mitglied im westlichen Militärbündnis, der NATO also. Frage an Jürgen Rose von der Vereinigung Darmstädter Signal:
Zuspielung 3 (Rose)
Mod.:
Früher herrschte in Deutschland eine gewisse Zurückhaltung, wenn es darum ging, Militär als Mittel der Politik zu propagieren. Das hat sich geändert. Bestimmte so genannte Eliten vertreten inzwischen ganz offen die Meinung, dass Deutschland seine Interessen falls notwendig auch mit militärischer Gewalt durchsetzen muss. Beispielhaft dafür ist eine Studie mit dem Titel „Neue Macht, neue Verantwortung“, die gemeinsam von zwei Denkfabriken erarbeitet wurde: von der Stiftung Wissenschaft und Politik und vom German Marshall Fund. In der Studie werden Militäraktionen für selbstverständlich erklärt, etwas verbrämt mit dem Hinweis, diese Aktionen sollten dem internationalen Frieden dienen. Wörtlich heißt es – Zitat:
„Wenn Deutschland die eigene Lebensweise erhalten will, muss es sich für eine friedliche und regelbasierte Weltordnung einsetzen, mit allen legitimen Mitteln, die Deutschland zur Verfügung stehen, einschließlich – wo und wenn nötig – der militärischen.“ Zitat Ende.
Die Dreistigkeit, mit der hier militärisches Eingreifen für legitim erklärt wird, ist bemerkenswert. Ich fragte deshalb Jürgen Rose von der Vereinigung Darmstädter Signal:
Zuspielung 4 (Rose)
Mod.:
Soweit das Gespräch mit Jürgen Rose von der Vereinigung Darmstädter Signal.
-stop-
Der 8. Mai 1945 ist eines der wichtigsten Daten in der deutschen Geschichte. Er markiert den Zusammenbruch der Nazi-Herrschaft und das Ende eines Krieges, der über 55 Millionen Menschen das Leben gekostet und weite Teile Europas in eine Trümmerwüste verwandelt hat. Schon geraume Zeit vor dem Mai '45 war absehbar, dass Nazi-Deutschland den Krieg verlieren würde. Im Osten befand sich die Wehrmacht auf dem Rückzug und im Westen musste sie ihn ebenfalls antreten nach der Landung der West-Alliierten in der Normandie im Sommer 1944. Die Parole von Nazi- und Militärführung hieß dessen ungeachtet: Durchhalten bis zum Endsieg. Und die deutschen Soldaten hielten noch durch. Warum, darüber habe ich mit Jürgen Rose gesprochen. Er ist Oberstleutnant a.D. und Vorstandsmitglied bei der Vereinigung Darmstädter Signal, einem Zusammenschluss von Bundeswehr-Soldaten, die sich kritisch mit der offiziellen Militärpolitik auseinandersetzen.
Zuspielung 1 (Rose)
Mod.:
Ursprünglich sollte die neu zu gründende Armee Westdeutschlands in eine so genannte Europäische Verteidigungsgemeinschaft, kurz EVG, eingegliedert werden – wir haben es gerade gehört. An der EVG wären außer Deutschland und Frankreich auch die Benelux-Staaten und Italien beteiligt gewesen. Die USA und Großbritannien befürworteten den Plan und so wurden entsprechende Verhandlungen aufgenommen. Im Mai 1952 war der Vertragsentwurf über die EVG fertig und es schien, als könnte eine Europa-Armee tatsächlich Wirklichkeit werden. Doch daraus wurde nichts, wie Jürgen Rose von der Vereinigung Darmstädter Signal im Interview berichtet.
Zuspielung 2 (Rose)
Mod.:
Nicht nur im Westen Deutschlands betrieb man die Wiederbewaffnung. Auch die DDR wurde aktiv. Im Juli 1952 verabschiedete die DDR-Volkskammer eine Proklamation, in der es um die Gründung von „Nationalen Streitkräften“ ging. Bis diese Streitkräfte funktionsfähig waren, dauerte es noch eine Weile, aber es gab schon militärische Strukturen: die kasernierte Volkspolizei. Ab 1955 wurde dann unter sowjetischer Anleitung die „Nationale Volksarmee“ aufgebaut und in den Warschauer Pakt eingebunden, d.h. in das das östliche Militärbündnis.
Für den Westen Deutschlands war das Jahr 1955 auch sehr bedeutsam. Da wurde die Bundesrepublik nämlich Mitglied im westlichen Militärbündnis, der NATO also. Frage an Jürgen Rose von der Vereinigung Darmstädter Signal:
Zuspielung 3 (Rose)
Mod.:
Früher herrschte in Deutschland eine gewisse Zurückhaltung, wenn es darum ging, Militär als Mittel der Politik zu propagieren. Das hat sich geändert. Bestimmte so genannte Eliten vertreten inzwischen ganz offen die Meinung, dass Deutschland seine Interessen falls notwendig auch mit militärischer Gewalt durchsetzen muss. Beispielhaft dafür ist eine Studie mit dem Titel „Neue Macht, neue Verantwortung“, die gemeinsam von zwei Denkfabriken erarbeitet wurde: von der Stiftung Wissenschaft und Politik und vom German Marshall Fund. In der Studie werden Militäraktionen für selbstverständlich erklärt, etwas verbrämt mit dem Hinweis, diese Aktionen sollten dem internationalen Frieden dienen. Wörtlich heißt es – Zitat:
„Wenn Deutschland die eigene Lebensweise erhalten will, muss es sich für eine friedliche und regelbasierte Weltordnung einsetzen, mit allen legitimen Mitteln, die Deutschland zur Verfügung stehen, einschließlich – wo und wenn nötig – der militärischen.“ Zitat Ende.
Die Dreistigkeit, mit der hier militärisches Eingreifen für legitim erklärt wird, ist bemerkenswert. Ich fragte deshalb Jürgen Rose von der Vereinigung Darmstädter Signal:
Zuspielung 4 (Rose)
Mod.:
Soweit das Gespräch mit Jürgen Rose von der Vereinigung Darmstädter Signal.
-stop-