Weiterhin kein Freies Radio in Berlin und Brandenburg
ID 63096
Anmod: Man kann es sich kaum vorstellen. In Berlin und Brandenburg gibt es noch immer kein Freies Radio mit Vollprogramm und eigener Frequenz. Dabei hat die Region das Potential und die Leute dazu. Doch die Politik stellt sich seit vier Jahrzehnten quer. Die Community-Radios aus Berlin und Brandenburg dürfen sich stattdessen seit vier Jahren ein Zeitfenster auf den schlecht empfangbaren Frequenzen des Offenen Kanals teilen. Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg hat nun entscheiden, dass das für weitere zwei Jahre so bleibt. Den Vorschlag der Radioinitiativen, eine eigene Frequenz für ein freies Radiovollprogramm zu schaffen, hat die Anstalt jedoch erneut abgeschmettert. Dazu nun ein Kommentar von unserem Piradio-Kollegen Jenz Steiner aus Berlin.
Audio
02:25 min, 2259 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 07.04.2014 / 19:08
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Dateizugriffe: 616
Klassifizierung
Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Andere
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
Immer wenn ich Besuch aus anderen Städten oder Ländern bekomme,
wundern sich meine Gäste, wenn ich ihnen erzähle, dass es bei uns in Berlin und Brandenburg kein richtiges Freies Radio gibt.
Na klar sind da eine Reihe von Radioinitiativen:
Piradio in Prenzlauer Berg, Studio Ansage in Friedrichshain,
Radio Frrapo in Potsdam und das deutsch-polnische Radio Slubfurt in Słubice und Frankfurt an der Oder.
Doch sie führen ein Schattendasein auf dem ewigen Abstellgleis im Äther.
Geparkt auf der alten Offenen-Kanal-Frequenz sollen sie immer montags bis donnerstags, von 19 bis 6 Uhr auf der 88,4 ein Schaltprogramm aufwerten, das die Medienanstalt Berlin-Brandenburg MABB als ihr „Kreatives Radio für Berlin“ vermarktet.
Alles schön und gut und seit vier Jahren Realität, aber was ich meine, ist ein richtiges Community-Radio, ein freies Radio mit 24-Stunden-Vollprogramm und eigener Frequenz – das, was Medienprofis als nichtkommerziellen Lokalfunk bezeichnen. Kommt schon, das ist Berlin. Hier brodelt und köchelt das subkulturelle Leben in jedem Kellerloch. Warum soll hier nicht funktionieren, was in Halle, Erfurt oder Freiburg das Normalste von der Welt ist? Das wäre ein Aushängeschild für die Stadt. Das bringt Geld, auch wenn es erstmal nicht direkt messbar ist.
Weicher Standortfaktor nennen das die Wirtschaftsprofis.
Doch die Uhren der Entscheider über eine eigene Community-Radiofrequenz ticken anders.
Tick ... tack.
In ihren Köpfen schwirren anscheinend noch ganz andere Geister umher. Die der wilden Piratenfunker, die von den Dachböden besetzter Häuser, zwischen Taubendreck und Molotowcocktails die kommunistische Weltrevolution ausrufen wollen, während sich in ihren Kommunenwohnungen zottlige RAF-Terroristen versteckt halten.
Warum mich das so aufregt?
Berlin und Brandenburg haben mal wieder eine Chance vertan und die MABB hat es verbaselt. Ende März hat die Medienanstalt entschieden, dass es auch in den nächsten zwei Jahren keine eigene Communityradio-Frequenzen in Berlin und Brandenburg geben wird. Stattdessen darf alles gerne so weitergehen wie bisher. Hat doch gut geklappt und in zwei Jahren hört hoffentlich eh niemand mehr Radio über Antenne.
Tick ... tack.
wundern sich meine Gäste, wenn ich ihnen erzähle, dass es bei uns in Berlin und Brandenburg kein richtiges Freies Radio gibt.
Na klar sind da eine Reihe von Radioinitiativen:
Piradio in Prenzlauer Berg, Studio Ansage in Friedrichshain,
Radio Frrapo in Potsdam und das deutsch-polnische Radio Slubfurt in Słubice und Frankfurt an der Oder.
Doch sie führen ein Schattendasein auf dem ewigen Abstellgleis im Äther.
Geparkt auf der alten Offenen-Kanal-Frequenz sollen sie immer montags bis donnerstags, von 19 bis 6 Uhr auf der 88,4 ein Schaltprogramm aufwerten, das die Medienanstalt Berlin-Brandenburg MABB als ihr „Kreatives Radio für Berlin“ vermarktet.
Alles schön und gut und seit vier Jahren Realität, aber was ich meine, ist ein richtiges Community-Radio, ein freies Radio mit 24-Stunden-Vollprogramm und eigener Frequenz – das, was Medienprofis als nichtkommerziellen Lokalfunk bezeichnen. Kommt schon, das ist Berlin. Hier brodelt und köchelt das subkulturelle Leben in jedem Kellerloch. Warum soll hier nicht funktionieren, was in Halle, Erfurt oder Freiburg das Normalste von der Welt ist? Das wäre ein Aushängeschild für die Stadt. Das bringt Geld, auch wenn es erstmal nicht direkt messbar ist.
Weicher Standortfaktor nennen das die Wirtschaftsprofis.
Doch die Uhren der Entscheider über eine eigene Community-Radiofrequenz ticken anders.
Tick ... tack.
In ihren Köpfen schwirren anscheinend noch ganz andere Geister umher. Die der wilden Piratenfunker, die von den Dachböden besetzter Häuser, zwischen Taubendreck und Molotowcocktails die kommunistische Weltrevolution ausrufen wollen, während sich in ihren Kommunenwohnungen zottlige RAF-Terroristen versteckt halten.
Warum mich das so aufregt?
Berlin und Brandenburg haben mal wieder eine Chance vertan und die MABB hat es verbaselt. Ende März hat die Medienanstalt entschieden, dass es auch in den nächsten zwei Jahren keine eigene Communityradio-Frequenzen in Berlin und Brandenburg geben wird. Stattdessen darf alles gerne so weitergehen wie bisher. Hat doch gut geklappt und in zwei Jahren hört hoffentlich eh niemand mehr Radio über Antenne.
Tick ... tack.
Kommentare
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08.04.2014 / 17:17 | Jürgen, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar |
gespielt in Sonar vom 8.4.14
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Danke | |
08.04.2014 / 23:20 | Tagesaktuelle Redaktion, Radio Corax, Halle |
Verwendet in den Mediennachrichten.
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Vielen Dank! | |
09.04.2014 / 08:45 | Gregor Atzbach, Radio Unerhört Marburg (RUM) |
gesendet in der Frühschicht
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am 09.04.2014, Dankeschön! | |
21.10.2014 / 21:07 | Kati Nicke + Martin W., radiokampagne.de Berlin |
Verwendet...
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... für unsere Produktion "Rundfunkgeschichten und die #zwcm14: Freie Radios in Berlin und Potsdam spielen Zukunftsmusik" (vom 20.10.2014). Danke! | |