massaker an kurdischen zivilistInnen in syrien durch die fsa

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in der nähe von aleppo/ syrien wurden ca. 70 kurdische menschen von al-Qaida-Gruppen und Einheiten der Freien Syrischen Armee (FSA) getötet.
interview mit Yilmaz Kaba von yek-kom, der föderation kurdischer vereine in deutschland, zu den vorfällen und hintergründen.
http://www.civaka-azad.org
http://www.nadir.org/nadir/initiativ/isk...
Audio
15:40 min, 14 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 08.08.2013 / 07:31

Dateizugriffe: 653

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: rabotz
Radio: RadioBlau, Leipzig im www
Produktionsdatum: 08.08.2013
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Freie Syrische Armee und Islamisten erklären den KurdInnen den Krieg

Pressemitteilung von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V., 04.08.2013

In Aleppo werden kurdische ZivilistInnen massakriert – Freie Syrische Armee erklärt KurdInnen den Krieg – Entscheidung zum Angriff gegen kurdische Selbstverwaltungsstrukturen in Türkei getroffen – PYD: Demokratische Kräfte müssen uns in unserem Kampf unterstützen

In den Orten Til Hasil und Til Aran im Gebiet von Aleppo werden kurdische ZivilistInnen von al-Qaida-Gruppen und Einheiten der Freien Syrischen Armee (FSA) massakriert. Kurdische Jugendliche werden allein aufgrund ihrer kurdischen Identität ermordet. Zugleich wurden hunderte kurdische Frauen und Kinder von den Gruppen entführt.

Bereits am 31. Juli und am 1. August wurden in den beiden Orten 70 ZivilistInnen von den al-Qaida-Gruppen ermordet. Die Angriffe gegen die kurdischen ZivilstInnen halten weiter an.

In der Region leben rund 40.000 KurdInnen. Über die örtlichen Moscheelautsprecher haben die islamistischen Gruppen nun diese Menschen für vogelfrei erklärt. So sei es „helal“ (aus islamischer Sicht richtig) kurdische Frauen zu entführen und zu vergewaltigen, erklärten die Islamisten. Auch werden die Häuser der KurdInnen der Plünderung frei gegeben. Die meisten kurdischen EinwohnerInnen der Orte Til Hasil und Til Aran befinden sich mittlerweile auf der Flucht. Im fünf Kilometer entfernten Dorf Sixêr erklärten die KurdInnen, was ihnen von den Islamisten angetan wurde.

Einer der Flüchtlinge, der aus Sicherheitsgründen seinen Namen nicht angeben wollte, erklärte, dass der bloße Grund, weshalb die KurdInnen dort massakriert werden, ihre kurdische Identität ist. Über den Verbleib der entführten KurdInnen, ihre Zahl geht in die Hunderte, gibt es derzeit keinerlei Informationen.

An den Massakern beteiligt sind auch Einheiten der FSA. Über eine Videomessage drohte der FSA-Kommandant Abdulcabbar el-Akidi damit, die KurdInnen massakrieren zu wollen. Man werde alle Munitions- und Waffenlager der Al-Nusra-Front und der Gruppe Islamischer Staat Irak und Syrien für den Kampf gegen die KurdInnen öffnen und zur Verfügung stellen.

Entscheidung zum Angriff auf kurdische Bevölkerung in Dîlok (Gaziantep, Türkei) getroffen!

Am 26. Juli 2013 trafen sich 70 Kommandanten der Freien Syrischen Armee unter der Gastgeberschaft der Türkei in Dîlok (Gaziantep). Jetzt ist an die Öffentlichkeit gekommen, dass die Entscheidung zu den Angriffen auf die kurdische Bevölkerung von Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien) auf diesem Treffen gefällt worden ist. In Til Hasil und Til Aren im Gebiet Halep wurden am 31. Juli und 1. August mindestens 70 kurdische Zivilisten getötet und Hunderte als Geiseln genommen.

Der Nachrichtenagentur ANHA zufolge, erklärte der Vorsitzende des militärischen Rats der Freien Syrischen Armee Abdulcabbar el-Akidi auf dem Treffen in Dîlok, dass sie viel stärker als die PYD seien und alle Kurden aus den Gebieten Syriens vertrieben werden sollen. Es sei die Zeit der „Vernichtung“ gekommen. Zudem wurde eine Videobotschaft ausgestrahlt, in der mehrerer Kommandanten der Freien Syrischen Armee zu sehen sind. Darin wird erklärt, dass unter anderem die Brigade „Azadi“ Teil der Angreifer auf Til Hasil und Til Aren ist und das Ziel der Angriffe die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) seien.

Scharf kritisiert wurde die Zusammenarbeit zwischen FSA und al-Qaida von dem Kommandanten der El-Ekrad-Front Haci Ahmet. „Diejenigen die fordern, dass wir unsere Waffen abgeben sollen, sollen, falls sie Herzen haben, kommen und versuchen uns diese abzunehmen“, so Ahmet. Man werde weiterhin die Völker vor dem faschistischen Baath-Regime und den bewaffneten Banden schützen.

Ahmet betonte, dass Abdulcabbar el-Akidi in seiner Rede zugegeben habe, dass die FSA-Kämpfer zusammen mit al-Qaida-nahen-Gruppen für Massaker an der Bevölkerung in Tel Aran und Tel Hasil verantwortlich sei. Die internationalen Mächte müssten daher die Militärunterstützung für bewaffnete Gruppen in Syrien nochmal überdenken, so Ahmet.

Bei der El-Ekrad-Front handelt es sich um bewaffnete kurdische Einheiten, die überall dort agieren, wo kurdische Gemeinschaften in Syrien außerhalb der westkurdischen Gebiete leben.

PYD: Demokratische Kräfte müssen uns in unserem Kampf unterstützen

Die diplomatische Vertretung in Europa der Partei für eine Demokratische Union (PYD) rief in Hinblick auf das von islamistischen Gruppen verübte Massaker an kurdischen Zivilisten in den Vororten von Aleppo alle Unterstützer der Demokratie dazu auf, die kurdische Bevölkerung in ihrem Kampf gegen die al-Qaida und ihr nahestehenden Gruppen zu unterstützen. „Die syrische Revolution begann mit dem friedlichen Protest von einigen Frauen im Hamadiah Bazar von Damaskus im März 2011. Heute ist sie allerdings zu einem blutigen Krieg zwischen dem syrischen Regime und einer ganzen Bandbreite sogenannter Oppositioneller verkommen. Diese Opposition porträtiert sich selbst gerne als revolutionär und demokratisch. Allerdings hat ihre Praxis rein gar nichts mit dieser Selbstdarstellung gemein. Die Opposition, geführt von al-Qaida nahen Gruppen wie Jabhat al Nusra und Islamischer Staat Irak und Syrien (ISIS) greift gegenwärtig kurdische Gebiete an und schreckt nicht davor zurück Zivilisten zu attackieren“, heißt es unter anderem in der Erklärung.

Auch der Exekutivrat der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat zu den Angriffen auf kurdische ZivilistInnen in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien) eine Erklärung abgeben. Die Angriffe haben die Errungenschaften der Revolution in Rojava zum Ziel, heißt es darin. Es wird zur großen Mobilisierung in ganz Kurdistan und zur internationalen Solidarität aufgerufen. Jeder Platz soll zum Ort der Rebellion gemacht werden. Alle sollen neben dem Volk von Rojava ihren Platz einnehmen, dass von Massakern durch regionale Kräfte und deren Kollaborateure, die die Revolution Rojavas zerstören und ihr eigenes korruptes System aufbauen wollen, bedroht sei. „Wir rufen das kurdische Volk und dessen Freunde auf, unser Volk in Rojava, das gegen die Banden und dunkle internationale Mächte einen Kampf für Freiheit und Würde führt, nicht allein zu lassen und die Revolution im gesamten Mittleren Osten zu entwickeln“, heißt es in der Erklärung der PKK.

In Dutzenden kurdischen Städten gab es bereits dezentrale Kundgebungen und Demonstrationen, auf denen sich mit der Bevölkerung von Rojava solidarisiert wurde. Am Freitag (02.08.2013) organsierte der Demokratische Kongress der Völker (HDK) zusammen mit Dutzenden linken Organisationen und der LGBT-Bewegung eine Demostation in Istanbul, an der Tausende Menschen teilnahmen.

Der Demokratische Gesellschaftskongress (DTK), die Partei für Frieden und Demokratie (BDP), die Demokratische Freie Frauenbewegung (DÖKH), der Jugendrat und Dutzende zivilgesellschaftliche Organisationen mobilisieren für eine mehrtätige zentrale Solidaritätsaktion in der Grenzstadt Ceylanpinar, der Schwesterstadt von Sere Kaniye. Für den 4. August ist eine Großdemonstration vorgesehen und am 5. bis 7. August werden Mahnwachen abgehalten werden. Es werden Hunderttausend bei der zentralen Kundgebung aus den Städten wie Merdin (Mardin), Amed, Elih (Batman), Sirnex (Sirnak), Dersim, Çewlik (Bingöl), Elaziz (Elazig), Sêrt (Siirt), Bêdlis (Bitlis), Wan (Van) und Mûs erwartet.

Auch in Hamburg, Bonn, Hannover und Bremen kamen tausende Menschen gegen den Krieg in Rojava zu Demonstrationen zusammen, zu der der PYD Europa Organisation aufgerufen hatte. Unter anderem wurde die Beteiligung aller in Syrien lebender Völker, Glaubensgemeinschaften und Kulturen an Friedensgesprächen unter der besonderen Berücksichtigung von Frauen gefordert.