Bundesweite Ermittlungen gegen Nazis - und was passiert in der sächsischen Provinz?

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Während der hitzigen Debatte um den "neu" entdeckten Rechtsterrorismus trafen sich am 12.11. in Ostsachsen 1300 Nazis zum Solikonzert für einen verurteilten Kriegsverbrecher. Auf der Bühne stand auch der Sänger der als kriminelle Vereinigung verbotenen Band Landser. Wir nahmen das zum Anlass, mit Danilo vom Kulturbüro Sachsen über die aktuelle Lage der "nationalen Bewegung" hierzulande zu sprechen.
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20:13 min, 23 MB, mp3
mp3, 160 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 15.11.2011 / 13:29

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Klassifizierung

Beitragsart:
Sprache:
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: MoMa
Radio: coloradio, Dresden im www
Produktionsdatum: 14.11.2011
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Anstoß zum Gespräch gab die folgende PM des Kulturbüro Sachsen:

Bundesweite Ermittlungen gegen Nazis haben
in Sachsen keine Konsequenzen

1300 Teilnehmer eines Nazikonzerts ungestört

Am 12.11. 2011 fand in Sachsen ein Nazitreffen mit mehr als 1300
Teilnehmer_innen statt. Ort des Geschehens war der unweit der
polnischen Grenze gelegene Rothenburger Ortsteil Geheege (Landkreis
Görlitz). Bereits am späten Vormittag waren mehrere Nazigruppierungen
in der Oberlausitz unterwegs. Ihr Ziel: die Gaststätte "Zur Deutschen
Eiche", deren Inhaber Steffen Hentschel Mitglied der NPD ist.

Während sich aktuell bundesweit Bürger_innen und Politiker_innen
betroffen von einer neuen Qualität des organisierten Rechtsterrors in
Deutschland zeigten, erfüllten in Sachsen die Anmeldebehörden und die
Polizei einen reinen Verwaltungsakt und sicherten die Veranstaltung ab.

Haupt"attraktion" der Veranstaltung in Geheege war der sich in der
Naziszene großer Beliebtheit erfreuende Sänger der verbotenen
kriminellen Vereinigung "Landser", Michael Regener. Er trat mit seinem
neuen Programm "L Kaida" auf, wobei das L für "Lunikoffverschwörung"
steht - so der Name seines aktuellen Musikprojektes.

Bereits in den 80er Jahren war Regener bei den "Vandalen" organisiert,
die sich selbst als "Ariogermanische Kampfgemeinschaft" bezeichneten.
Seit einigen Jahren engagiert sich der ehemalige Kopf der Band
"Landser" für die NPD. Die in Geheege stattfindende Soliveranstaltung
stand unter dem Motto „Freiheit für Erich Priebke“ und begann bereits
12.00 Uhr. Sie wurde von der NPD stark beworben.

Der Landesorganisationsleiter der NPD in Sachsen, Maik Scheffler, ist
ein langjähriger Kader der organisierten Neonaziszene. Gemeinsam mit
Ralf Wohlleben und André Kappke, Angehörigen des jetzt in die
Schlagzeilen geratenen "Thüringer Heimatschutzes" und Betreiber des
Freien Netzes in Thüringen agierte er bei Nazitreffen wie dem
sogenannten „Fest der Völker“, unter anderem als Ordnerchef.

Auf der Nazi-Plattform Freies Netz sind sowohl das "Freie Netz
Borna/Geithain" als auch das "Aktionsbüro Thüringen" zu finden,
letzteres ist auch erreichbar unter der alten Adresse des "Thüringer
Heimatschutzes". Damit lassen sich klare Verbindungen des "Thüringer
Heimatschutz" zur NPD und den Freien Kräften in Sachsen
herstellen. Die Bundesanwaltschaft ermittelt jetzt gegen die
langjährige, von den Behörden nicht erkannte Nazigruppierung, die in
Thüringen vom VS beobachtet wurde und dann in Sachsen nicht entdeckt
wurde.

Während in Ostsachsen am vergangenen Wochenende 1300 Angehörige der
europäischen Naziszene über 12 Stunden ungestört feiern können,
erfahren Initiativen, die sich seit Jahren mit der Etablierung
von Neonazistrukturen auch in Ostsachsen auseinandersetzen, wenig
Wertschätzung und werden mit Zwangsklauseln zur Demokratie beschäftigt.