Pur Crema Choc von Dr. Oetker

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Jede Woche stellt Radio F.R.E.I. in Zusammenarbeit mit abgespeist.de eine weitere Werbelüge der Nahrungsmittelindustrie vor. Heute: "Pur Crema Choc von Dr. Oetker"
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06:44 min, 9463 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 20.05.2011 / 09:46

Dateizugriffe: 1393

Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Serie: Aufgetischt - Die Werbelügen
Entstehung

AutorInnen: johannes
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 20.05.2011
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Pur Crema Choc von Dr. Oetker

Der Markt für Edelbitterschokolade boomt. Kein Wunder also, dass Dr. Oetker den Schokoladenpudding „Pur Crema Choc Tansania edelbitter“ ins Kühlregal gezaubert hat. Edel aufgemacht wie teure Bitterschokoladen und mit dem unübersehbaren Versprechen „enthält Schokolade mit 75% Kakao“ beworben. Dumm nur, dass Pur Crema Choc gerade einmal 2,5% Schokolade enthält. Damit stecken in einem Becher Pudding letztendlich nur 1,875% Kakao aus Tansania. Ohne Zweifel ein anschauliches Beispiel für den Mathematikunterricht. Im Kühlregal allerdings nur eines: Ein dreister Trick.

Bei Dr. Oetker ist man ganz stolz darauf, dass der Kakao für die „Herkunftsschokolade“ in Pur Crema Choc aus Tansania stammt. Nicht ganz so stolz scheint man auf die Herkunft des Kakaopulvers zu sein. Das ist sogar mit 2,7% im Pudding vertreten, jedoch ohne Hinweis auf die Herkunft. Auf Nachfrage erklärte Oetker, das Kakaopulver stamme aus West-Afrika. Genauere Angaben möchte man nicht machen. Aber warum bleibt das Kakaopulver staatenlos, während es das Herkunftsland der Schokolade auf die Vorderseite der Verpackung schafft? Wer mit Herkunft wirbt, sollte sie auch für alle relevanten Zutaten offenlegen. Alles andere ist Etikettenschwindel.

Foodwatch-experte Oliver Huizinga erklärt:

Wer sich fragt, was so toll ist am Pur-Crema-Choc-Schokoladenpudding, erfährt auf der Homepage: Der Pudding enthält „echte Herkunftsschokolade“. Aber kommt Schokolade nicht immer irgendwo her? Was also macht Herkunftsschokolade so besonders? Der Begriff ist nicht gesetzlich geregelt, sondern bezeichnet lediglich Schokoladen, für die nur Kakao aus einem Anbauland oder einer Region verwendet wird. Doch so wie Wein aus Frankreich nicht automatisch ein Spitzenprodukt sein muss, ist auch Schokolade, nur weil sie aus einem bestimmten Land kommt, nicht zwangsläufig von besonderer Qualität.

Deswegen gibt es die Unterscheidung zwischen Konsumkakao und Edelkakao. Konsumkakao macht zwischen 90 und 95% der Welternte aus. Edelkakao hingegen kommt nur aus international festgelegten Ländern, stellt hohe Anforderungen an Boden und Klima und ist deutlich teurer. Bei Schokolade, die die Bezeichnung „edel“ im Namen trägt, sollten nach gängigem Handelsbrauch mindestens 40% der verarbeiteten Kakaomasse aus Edelkakao bestehen. Eine Auffassung, die Dr. Oetker nicht teilt. Das Unternehmen versteht „edel“ nur als einen „Qualitätshinweis“ wie „fein“ oder „dunkel“ und nicht als Verpflichtung, Edelkakao zu verwenden. Das ist zwar legal, aber trotzdem Verbrauchertäuschung.

Irreführende Prozentangaben, die sich oft erst nach einem genauen Blick in die Zutatenlisten und einigen Rechenschritten enträtseln lassen sind kein Einzelfall. Sie sind ein beliebter Trick vieler Hersteller, um ihre Produkte in ein besseres Licht zu rücken.

Seit August 2010 verkauft Dr. Oetker seinen Pur Choc-Pudding nun in einer umgestalteten Verpackung. Der Konzern hat damit formal auf eine Abmahnung der Verbraucherzentrale reagiert – Verbrauchertäuschung ist das Produkt jedoch immer noch. Der Pudding suggeriert nach wie vor Edel-Qualität, wo keine ist. Der Oetker-Konzern beweist mit dieser Alibi-Aktion, dass er auf Verbraucherwünsche offenbar pfeift und Ehrlichkeit nicht gerade zu den viel beschworenen Werten des Traditionsunternehmens gehört.

Wie Dr. Oetker mit den Beschwerden Verbraucherinnen und Verbraucher umgeht, erklärt Oliver Huizinga von Foodwatch

„Was die Marke Dr. Oetker verspricht, ist stets eingehalten worden. Die Erwartungen der Verbraucher wurden nie enttäuscht“, heißt es in einer Imagebroschüre des Unternehmens. Solche Behauptungen kann man wohl nur mit völliger Realitätsverweigerung erklären – schließlich sind in den letzten Monaten tausende von direkten Verbraucherbeschwerden bei Dr. Oetker eingegangen.


Kommentare
25.05.2011 / 16:55 Tobias, Radio Z, Nürnberg
wurde gesendet
am 23.5. im Stoffwechsel. Danke!