Winter Soldier - der Deserteur und Asylbewerber André Shepherd berichtet

ID 26924
 
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gekürzte und auf deutsch zusammengefasste Dokumentation des Vortrags von André Shepherd im Rahmen des Hearings Winter Soldier vom Samstag, den 14.3.
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10:14 min, 9589 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 16.03.2009 / 13:54

Dateizugriffe: 850

Klassifizierung

Beitragsart: Anderes
Sprache: english
Redaktionsbereich: Politik/Info, Internationales, Wirtschaft/Soziales
Serie: High Noon
Entstehung

AutorInnen: niels
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 16.03.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Anmod Beitrag:

Am Samstag fand im Café Velo ein Hearing mit Soldaten und Veteranen statt. Veteranen des Irak- und des Afghanistankrieges aus den US-amerikanischen, deutschen und britischen Streitkräften berichteten über ihre Erlebnisse in Irak und Afghanistan.
Diese Veranstaltung mit dem Titel Winter Soldier fand erstmals in Europa statt und hat ihre Wurzeln im Vietnamkrieg. Auch zum Krieg gegen den Terror gab es 2008 ein Hearing in den USA.
Soldaten berichten über ihre Erlebnisse, um die Sinnlosigkeit und Unmenschlichkeit des Kriegs zu verdeutlichen.

Aber lässt sich dieses Konzept auf Deutschland übertragen? Bedeutet dies nicht eine Veranstaltung plumper Friedenspropaganda, voller Pathos, Patriotismus und Peinlichkeiten?

Ja und Nein:

Einerseits bewahrheitete sich, dass von Soldaten keine ernsthafte politische Analyse zu erwarten ist. Wo immer diese am Samstag versucht wurde, war das Ergebnis dürftig bis peinlich. So hingen die Vortragenden mehrheitlich der Verschwörungstheorie an, der 11. September sei von der Bush-Regierung inszeniert worden.
Andererseits ergaben sich beim Hearing „Winter Soldier“ durchaus auch überraschende und erhellende Momente.
Denn wenn wir von Kriegsopfern sprechen, denken wir in erster Linie an getötete, vergewaltigte oder verstümmelte ZivilistInnen.
Dass auch die TäterInnen in gewisser Weise Opfer sein können, und sei es nur Opfer ihrer eigenen Verblendung, wurde an den Zeugnissen der Soldaten offensichtlich.
Ein Beispiel ist der Wärter aus Guantanamo, der die strukturell bedingte Überforderung der SoldatInnen nicht zuletzt deshalb so glaubwürdig verkörperte, weil er so jung aussieht, dass er beim Bierkaufen im Supermarkt bestimmt noch immer nach seinem Ausweis gefragt wird.

Ein anderes ist das Beispiel von André Shepherd, dessen Beitrag wir heute in Auszügen dokumentieren.
Shepherd war Hubschraubermechaniker im Irak, desertierte und beantragte in Deutschland Asyl. Er ist derzeit der einzige Asylbewerber der US-Armee in Deutschland.

Beim Hearing machte André Shepherd unaufgeregt seine Motive für den Militärdienst deutlich. Eine Mischung aus wirtschaftlicher Not, Abenteuerlust, Naivität und einem blinden Glauben an seine Regierung und ihrer Darstellung von Gut und Böse.


Abmod:
Angesichts der Geschichte des Deserteurs André Shepherd wird noch deutlicher, wie zynisch es ist, wenn die Bundeswehr vor der ARGE SoldatInnen rekrutiert. Menschen werden soweit an den Rand gedrängt, dass ihnen der Kriegsdienst als eine verlockende Perspektive erscheint.


Bio:
André Shepherd war Hubschraubermechaniker der US-Armee. Er beantragte am 26. November 2008 als erster Irakveteran der US-Armee in Deutschland Asyl.
Shepherd wurde Mechaniker für Apache-Hubschrauber mit der Hoffnung, sich damit eines Tages für die Arbeit als Pilot qualifizieren zu können. Seine erste Einheit wurde in den Irak versetzt, als er noch seine Ausbildung absolvierte. Er folgte ihr für sechs Monate zu einer Operationsbasis in der Nähe von Tikrit. Dort arbeitete er 12 Stunden am Tag, um die schwerbewaffneten Apache (und ihre Hellfire-Raketen) instand und einsatzbereit zu halten.

Shepherd entschied sich, nicht länger den Irakkrieg unterstützen zu können, sah aber keine Möglichkeit, als Kriegsdienstverweigerer anerkannt zu werden, da er nicht jeden Kriegseinsatz ablehnt, was Voraussetzung für eine Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer wäre.

Am 11. April 2007 verließ Shepherd unerlaubt den Standort Katterbach in Deutschland. Mit seiner Asylantragstellung verweist auf die Qualifikationsrichtlinie der Europäischen Union, die seit Oktober 2006 in Kraft ist. Mit ihr sollen die geschützt werden, die sich einem völkerrechtswidrigen Krieg oder völkerrechtswidrigen Handlungen entziehen und mit Verfolgung rechnen müssen. Über den Asylantrag wurde bislang nicht entschieden.

Kommentare
17.03.2009 / 14:38 RDL, Radio Dreyeckland, Freiburg
gesendet
Infomagazin vom 17. März
 
19.03.2009 / 14:57 Cornelia Roch, Katharina Mann, Dissent Medienwerkstatt
gesendet bei zip-fm Donnerstag, 19. März 2009
sehr schön gemacht! danke!