Geschichte des Internationalen Frauentages
ID 15880
DIe Geschichte des internationalen Frauentages teilweise auf Basis eines Artikels von Brigitte Kiechle aus der SoZ März2007
Audio
07:34 min, 7090 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 08.03.2007 / 11:30
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Dateizugriffe:
Entstehung
AutorInnen: Nora Reulecke, Thomas Schroedter
Kontakt: tomschrott(at)yahoo.com
Radio: PalmaresPB, Paderborn im www
Produktionsdatum: 08.03.2007
keine Linzenz
Skript
Der Blumenhandel bemüht sich seit Jahren, den 8.März als Blumenverschenktag zu etablieren. Autohändler richten sich gezielt an Käuferinnen und bieten um den 8.März spezielle Verkaufstage mit Sonderberatung und Rabatten für Frauen an. Professionelle Tanzveranstalter bieten Frauendiscos an. Was ist aber der Hintergrund dieses Tages der internationalen Frauensolidarität, der so zu einer unpolitischen kommerziellen Veranstaltung verkommen ist?
Auf der zweiten internationalen sozialistischen Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen tagten 100 Delegierte aus siebzehn Ländern.
Eine Reihe von Forderungen wurden von dieser Konferenz erhoben. Hier die wichtigsten:
- Schluss mit allen Kriegen
- Einführung von Arbeitsschutzgesetzen
- Wahl- und Stimmrecht der Frauen
- gleicher Lohn bei gleicher Arbeitsleistung
- der Achtstundentag
- ausreichender Mutter- und Kinderschutz
Festsetzung von Mindestlöhnen
Auf Initiative von Clara Zetkin wurde am 27. August 1910 auf dieser Konferenz auch die Einführung eines jährlichen Internationalen Frauentages beschlossen. Die Interessen der Frauen ihre mehrfache Ausbeutung und Unterdrückung sollte an diesem Tag in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden.
Der Tag wurde im Gedenken an 129 Arbeiterinnen gewählt, die am 8. März 1908, eingesperrt von ihren Chefs in einer New Yorker Textilfabrik verbrannten. Die Frauen waren im Kampf um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen Anfang März 1908 zusammen mit anderen Arbeiterinnen in New York in den Streik getreten. Um eine Solidarisierung der Gewerkschaften und anderer Belegschaften zu verhindern, wurden die Frauen vom Fabrikbesitzer und den Aufsehern in der Fabrik eingeschlossen. Aus ungeklärten Gründen brach in der Textilfabrik ein Brand aus und zerstörte sie gänzlich. Nur wenigen der eingesperrten Arbeiterinnen gelang die Flucht; 129 Arbeiterinnen starben in den Flammen.
Im Februar und März 1909 streikten 20.000 Näherinnen von Manhatten. Tausende wurden verhaftet, doch die Unternehmer mussten ihren Forderungen nach zweimonatigem Streik nachgeben. So waren es dann nordamerikanische Sozialistinnen, die 1909 das erste Mal auf nationaler Ebene einen speziellen Frauenkampftag durchführten.
Am 8. März 1911 organisierten Frauen in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und in den USA den ersten Internationalen Frauentag. An den Versammlungen und Demonstrationen beteiligten sich Millionen von Frauen. Allein in der Umgebung von Berlin fanden damals zweiundvierzig Veranstaltungen mit rund 45000 Teilnehmerinnen statt.
In den folgenden Jahrzehnten wurde dieser Tag zum Ausdruck des Zustandes der Frauenbewegung. War sie stark und kämpferisch, machte sich dies auch auf machtvollen Veranstaltungen an diesem Tag bemerkbar. Viele Forderungen wurden durchgesetzt, aber fast genau so oft wieder in Frage gestellt.
Am 8. März 1917 - nach dem alten russischen Kalender war das der 23. Februar - machten Petersburger Textilarbeiterinnen mit ihrem Streik den Anfang der "Februarrevolution", die den Sturz des Zaren, das Ende des Krieges sowie die wirtschaftliche und politische Umwälzung in Russland einleiten sollte.
Im Nationalsozialismus wurde in Deutschland dem ein Ende gesetzt. Der Muttertag wurde propagiert als Ausdruck eines Frauenbildes, das kaum mehr als das Gebähren von Kindern, deren Aufzucht und die hingebungsvolle Liebe zum Ehemann umfasste.
Dass dieses Bild dennoch nach dem II. Weltkrieg in Westdeutschland übernommen wurde, zeigt, wie nachhaltig die Zerschlagung der erkämpften sozialen Rechte durch den Nationalsozialismus wirkte.
In der DDR wurde der 8.März von einem Kampftag zu einem Ehrentag für Frauen gemacht. Mit roten Nelken und in Ansprachen wurden ihre Leistungen für die Entwicklung der DDR hervorgehoben. Die auch in der DDR bestehende Mehrfachbelastung der Frauen wurde selten thematisiert.
In Westdeutschland entdeckte die Frauenbewegung in den siebziger Jahren den Internationalen Frauentag neu. Insbesondere die Mobilisierungen gegen das Verbot des Schwangeschaftsabbruchs und die öffentliche Thematisierung von alltäglicher Gewalt gegen Frauen brachten viele Frauen auf die Straße.
Es ist inzwischen schon über fünfzehn Jahre her, dass die US-amerikanische Feministin Susan Faludi in ihrem Buch „Backlash. Die Männer schlagen zurück“ auf einen Trend hingewiesen hat, der dazu neigt, die Errungenschaften der Frauenbewegung in eine Niederlage umzuinterpretieren: Die Emanzipationsbewegung hat demnach die Frauen unglücklicher gemacht. Sie hat die Frauen dazu gedrängt, männlichen Idealen nachzueifern und damit ihr „natürliches“ weibliches Wesen zu verleugnen. Die Emanzipation hätte dazu geführt, dass die Frauen zerrissener, unsicherer, ratloser sind, als damals, wo der weibliche Lebensweg noch schön patriarchal geordnet vor ihnen lag?
Die Kommerzialisierung des Internationalen Frauentages, die Entpolitisierung entspricht einem solchen backlash.
Dennoch tragen Frauen auf der ganzen Welt auch weiterhin am Internationalen Frauentag weltweit ihre Forderungen auf die Straße.
So ist der 8. März auch ein Tag der Solidarität mit den Frauenkämpfen weltweit. Sich für die Rechte der Frauen einzusetzen, sich nicht dem Diktat von Fundamentalisten aller Art zu beugen, menschliche Arbeitsbedingungen und existenzsichernden Lohn einzufordern, Rassismus und Ausbeutung in allen seinen Varianten zu bekämpfen, ist für Frauen in vielen Ländern eine lebensbedrohliche Einstellung geworden. Unsere Solidarität gehört am Internationalen Frauentag all den vielen mutigen Frauen, die sich trotz Repression und oft auch Todesdrohungen nicht einschüchtern lassen.
Bescheidenheit ist keine frauenpolitischen Orientierung. Gleiche Rechte für alle Frauen weltweit, bei offenen Grenzen hinsichtlich staatlicher Barrieren und hinsichtlich der Lebensgestaltung. Das ist die Minimalgrundlage einer frauenpolitischen Orientierung, die in der Tradition des 8. März steht.
Auf der zweiten internationalen sozialistischen Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen tagten 100 Delegierte aus siebzehn Ländern.
Eine Reihe von Forderungen wurden von dieser Konferenz erhoben. Hier die wichtigsten:
- Schluss mit allen Kriegen
- Einführung von Arbeitsschutzgesetzen
- Wahl- und Stimmrecht der Frauen
- gleicher Lohn bei gleicher Arbeitsleistung
- der Achtstundentag
- ausreichender Mutter- und Kinderschutz
Festsetzung von Mindestlöhnen
Auf Initiative von Clara Zetkin wurde am 27. August 1910 auf dieser Konferenz auch die Einführung eines jährlichen Internationalen Frauentages beschlossen. Die Interessen der Frauen ihre mehrfache Ausbeutung und Unterdrückung sollte an diesem Tag in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden.
Der Tag wurde im Gedenken an 129 Arbeiterinnen gewählt, die am 8. März 1908, eingesperrt von ihren Chefs in einer New Yorker Textilfabrik verbrannten. Die Frauen waren im Kampf um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen Anfang März 1908 zusammen mit anderen Arbeiterinnen in New York in den Streik getreten. Um eine Solidarisierung der Gewerkschaften und anderer Belegschaften zu verhindern, wurden die Frauen vom Fabrikbesitzer und den Aufsehern in der Fabrik eingeschlossen. Aus ungeklärten Gründen brach in der Textilfabrik ein Brand aus und zerstörte sie gänzlich. Nur wenigen der eingesperrten Arbeiterinnen gelang die Flucht; 129 Arbeiterinnen starben in den Flammen.
Im Februar und März 1909 streikten 20.000 Näherinnen von Manhatten. Tausende wurden verhaftet, doch die Unternehmer mussten ihren Forderungen nach zweimonatigem Streik nachgeben. So waren es dann nordamerikanische Sozialistinnen, die 1909 das erste Mal auf nationaler Ebene einen speziellen Frauenkampftag durchführten.
Am 8. März 1911 organisierten Frauen in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und in den USA den ersten Internationalen Frauentag. An den Versammlungen und Demonstrationen beteiligten sich Millionen von Frauen. Allein in der Umgebung von Berlin fanden damals zweiundvierzig Veranstaltungen mit rund 45000 Teilnehmerinnen statt.
In den folgenden Jahrzehnten wurde dieser Tag zum Ausdruck des Zustandes der Frauenbewegung. War sie stark und kämpferisch, machte sich dies auch auf machtvollen Veranstaltungen an diesem Tag bemerkbar. Viele Forderungen wurden durchgesetzt, aber fast genau so oft wieder in Frage gestellt.
Am 8. März 1917 - nach dem alten russischen Kalender war das der 23. Februar - machten Petersburger Textilarbeiterinnen mit ihrem Streik den Anfang der "Februarrevolution", die den Sturz des Zaren, das Ende des Krieges sowie die wirtschaftliche und politische Umwälzung in Russland einleiten sollte.
Im Nationalsozialismus wurde in Deutschland dem ein Ende gesetzt. Der Muttertag wurde propagiert als Ausdruck eines Frauenbildes, das kaum mehr als das Gebähren von Kindern, deren Aufzucht und die hingebungsvolle Liebe zum Ehemann umfasste.
Dass dieses Bild dennoch nach dem II. Weltkrieg in Westdeutschland übernommen wurde, zeigt, wie nachhaltig die Zerschlagung der erkämpften sozialen Rechte durch den Nationalsozialismus wirkte.
In der DDR wurde der 8.März von einem Kampftag zu einem Ehrentag für Frauen gemacht. Mit roten Nelken und in Ansprachen wurden ihre Leistungen für die Entwicklung der DDR hervorgehoben. Die auch in der DDR bestehende Mehrfachbelastung der Frauen wurde selten thematisiert.
In Westdeutschland entdeckte die Frauenbewegung in den siebziger Jahren den Internationalen Frauentag neu. Insbesondere die Mobilisierungen gegen das Verbot des Schwangeschaftsabbruchs und die öffentliche Thematisierung von alltäglicher Gewalt gegen Frauen brachten viele Frauen auf die Straße.
Es ist inzwischen schon über fünfzehn Jahre her, dass die US-amerikanische Feministin Susan Faludi in ihrem Buch „Backlash. Die Männer schlagen zurück“ auf einen Trend hingewiesen hat, der dazu neigt, die Errungenschaften der Frauenbewegung in eine Niederlage umzuinterpretieren: Die Emanzipationsbewegung hat demnach die Frauen unglücklicher gemacht. Sie hat die Frauen dazu gedrängt, männlichen Idealen nachzueifern und damit ihr „natürliches“ weibliches Wesen zu verleugnen. Die Emanzipation hätte dazu geführt, dass die Frauen zerrissener, unsicherer, ratloser sind, als damals, wo der weibliche Lebensweg noch schön patriarchal geordnet vor ihnen lag?
Die Kommerzialisierung des Internationalen Frauentages, die Entpolitisierung entspricht einem solchen backlash.
Dennoch tragen Frauen auf der ganzen Welt auch weiterhin am Internationalen Frauentag weltweit ihre Forderungen auf die Straße.
So ist der 8. März auch ein Tag der Solidarität mit den Frauenkämpfen weltweit. Sich für die Rechte der Frauen einzusetzen, sich nicht dem Diktat von Fundamentalisten aller Art zu beugen, menschliche Arbeitsbedingungen und existenzsichernden Lohn einzufordern, Rassismus und Ausbeutung in allen seinen Varianten zu bekämpfen, ist für Frauen in vielen Ländern eine lebensbedrohliche Einstellung geworden. Unsere Solidarität gehört am Internationalen Frauentag all den vielen mutigen Frauen, die sich trotz Repression und oft auch Todesdrohungen nicht einschüchtern lassen.
Bescheidenheit ist keine frauenpolitischen Orientierung. Gleiche Rechte für alle Frauen weltweit, bei offenen Grenzen hinsichtlich staatlicher Barrieren und hinsichtlich der Lebensgestaltung. Das ist die Minimalgrundlage einer frauenpolitischen Orientierung, die in der Tradition des 8. März steht.
Kommentare
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08.03.2007 / 15:21 | heike, Radio Z, Nürnberg |
schlechte tonqualität
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schade, den beitrag hätte ich gerne in zip-fm gespielt, aber die tonqualität ist leider zu schlecht, klingt nach heftigem kompressor, oder woran liegts? | |
09.03.2010 / 10:36 | theo, |
gesendet am 12.3.2008 zwischen 22.00-23.00 in Zeitgeschichte + Wdhlg.
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danke, Wdhlg. 8.3.2010 zw. 19.10-21.00 im MoMagazin | |
09.03.2010 / 20:46 | Silke, Radio Dreyeckland, Freiburg |
LaRadio
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gesendet am 9.3. - trotz schlechter Tonqualität | |