"Hoppla Wir Sterben!"

ID 135026
 
AnhörenDownload
Manchmal ist es wirklich so. Wenn du schon denkst, jetzt geht nichts mehr, kommt von irgendwo eine Schnelle Kulturelle Eingreiftruppe her.
Angesichts der neuen Qualität von Aufrüstung, Militarisierung und Kriegspropaganda fragten wir uns des öfteren, wo die Antwort der Theaterkultur eigentlich bleibt.
Die lieferte gestern in Frankfurt a.M. S.K.E.T. vom Theater X / Berlin auf Einladung der örtlichen Initiative von „Rheinmetall entwaffnen“.
Wir wollen unsere Begeisterung gar nicht erst versuchen zu verhehlen – das war Agit-Prop-Theater auf höchstem politischen und künstlerischen Niveau. Erschöpfend dargestellt wird in dem Stück „Hoppla Wir Sterben“ die grauenvolle Geschichte des Rüstungskonzerns Rheinmetall, aber auch die Geschichte des antimilitaristischen Widerstands in Deutschland seit dem Kaiserreich. Besondere Berücksichtigung findet in dem Stück auch die Geschichte der Grünen von Petra Kelly zu Anton Hofreiter und Annalena Baerbock. Künstlerisch werden alle Register gezogen, die das Theater hergibt: Intelligente Dialoge, eigene Lieder, Pantomime, Puppenspiel, der Einsatz von Filmschnipseln und mehr. Zum Teil herausragend auch die darstellerischen Leistungen, etwa wie die Puppenspielerin mit ihren Figuren Hugo Haase und Olaf Scholz umgeht und diese sprechen lässt oder wie tanzpantomimisch parallel zu Leni Riefenstahls Propagandafilmen der Körperkult der Nazis dargestellt wird. Umwerfend komisch ist die Darstellung der Leiden der Rheinmetall-Kapitalisten am Ende des Kalten Krieges, Lachen ist ja auch ein Weg aus der vermeintlichen Ohnmacht.

Vor dem Theaterstück konnte mensch sich mit der Ausstellung „Weg der Erinnerung“ befassen, die sich mit der Geschichte der Zwangs- und Sklavenarbeit bei Rheinmetall-Borsig beschäftigt. Diese empfehlenswerte Ausstellung ist im Cafe Exzess in der Leipzigerstraße in Ffm zu sehen. Hier kann auch das Heft zur Ausstellung in mittlerweile zweiter Auflage für 4 Euro erworben werden.
Rheinmetall wurde 1889 unter dem Namen „Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik Actiengesellschaft“ gegründet, um das deutsche Kaiserreich mit Munition zu beliefern. 1933 kaufte Rheinmetall den Lokomotivhersteller Borsig und firmierte unter dem Namen Rheinmetall-Borsig, das im Nazireich in das Firmenkonglomerat „Reichswerke Hermann Göring“ eingereiht wurde. Es war eines der wichtigsten Rüstungsunternehmen des deutschen Faschismus.
Nach der Kriegsniederlage von 1945 liefen die Waffengeschäfte von Rheinmetall mit der Remilitarisierung Westdeutschlands seit Mitte der 1950er Jahren bereits wieder prächtig.
Richtig ab gehen die Geschäfte des weitverzweigten Rüstungskonzerns Rheinmetall mit der Verkündung der „Zeitenwende“ durch den sozialdemokratischen Bundeskanzler Olaf Scholz.

Wir wollen wärmstens allen antimilitaristischen Initiativen empfehlen, es den Frankfurter „Rheinmetall entwaffnen“ Aktivist*innen gleichzutun und die Schnelle Kulturelle Eingreiftruppe zu sich einzuladen, wie das jetzt über Ostern Kassel und Hannover schon getan haben. Das Stück „Hoppla Wir Sterben“ ist beste antimilitaristische Aufklärung, die wirklich Alle ansprechen und vielleicht ja sogar zu eigenen künstlerischen Aktivitäten anregen kann.

Vor der Aufführung des Theaterstücks führten wir ein Gespräch mit den Aktivistinnen von „Rheinmetall entwaffnen“ Doris und Tanja.
Audio
10:17 min, 7836 kB, mp3
mp3, 103 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 19.04.2025 / 19:01

Dateizugriffe: 818

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Kultur, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Trotzfunk
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 19.04.2025
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Kein Skript vorhanden.

Kommentare
22.04.2025 / 18:00 Monika, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
in sonar
am 22.04.. Vielen Dank !