Drastische Sparmaßnahmen beim MDR stoßen auf Kritik

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Kommentar zu den Sparmaßnahmen des MDR (Anmoderation kann gerne (weg)geschnitten werden)

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05:12 min, 12 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 06.08.2024 / 17:13

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Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Kultur, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Emil Marche
Kontakt: emil.marche(at)radio-zett.org
Radio: Radio Zett, Zittau im www
Produktionsdatum: 06.08.2024
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
MDR Sputnik wird bald von der UKW-Welle verschwinden. Die ARD-Anstalt reagiert auf finanziellen Druck mit umfassenden Einschnitten in Programm und Personal. Ab 2025 plant der MDR, 37 von derzeit 173 UKW-Frequenzen abzuschalten. Betroffen ist insbesondere der Jugendradio-Sender Sputnik in Sachsen-Anhalt, der komplett von der UKW-Versorgung getrennt werden soll. Stattdessen setzt der MDR verstärkt auf digitale Übertragungswege wie DAB+, um die Reichweite aufrechtzuerhalten.

Aber die Sparmaßnahmen betreffen nicht nur den Radiobereich. Auch im Fernsehen wird es spürbare Veränderungen geben. Ab 2025 plant der MDR, die DVB-T2 HD-Übertragung in dünn besiedelten Regionen einzustellen. Diese Entscheidung betrifft vor allem die ländlichen Gebiete, wo die Kosten für die Antennenübertragung hoch sind und die Zuschauerzahlen begrenzt sind.

Die finanziellen Einsparungen erfordern auch drastische Programmänderungen. Der MDR wird die Produktion und Ausstrahlung einiger beliebter TV-Formate reduzieren oder sogar ganz einstellen. Die Unterhaltungssendung „Außenseiter Spitzenreiter“ wird seltener ausgestrahlt, und acht geplante Neuproduktionen des Formats fallen weg. Zudem wird das Format „Fröhlich lesen“ nicht weitergeführt, und die MDR Zeitreise wird ab dem kommenden Jahr keine neuen Folgen mehr erhalten.

Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Plans, um bis 2028 insgesamt 160 Millionen Euro einzusparen. Intendant Ralf Ludwig erklärt, dass dies notwendig sei, um den drastischen Kürzungen zu begegnen, die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs für die öffentlich-rechtlichen Sender beschlossen wurden. Der MDR sieht sich daher gezwungen, sowohl bei den Programminhalten als auch beim Personal kräftig zu sparen.

Der Personalabbau ist besonders drastisch. Bis 2028 sollen insgesamt 300 Mitarbeiter gehen, ohne dass ihre Stellen nachbesetzt werden. Diese Einschnitte werden besonders kritisch betrachtet, da sie nicht nur die Arbeitsbedingungen der verbleibenden Mitarbeiter belasten, sondern auch die Qualität der journalistischen Arbeit gefährden könnten. Die Redaktion „Politische Magazine und Reportagen“, die bereits 2023 halbiert wurde, ist besonders betroffen. Die geplanten Kürzungen, einschließlich der Reduzierung von 44 auf 21 Sendeplätze für das regionale Politikmagazin „exakt“, werfen Fragen auf. In einem Gebiet, in dem die AfD zur stärksten politischen Kraft aufgestiegen ist, wird der MDR als wichtigster journalistischer Anbieter in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angesehen.

Der Widerstand gegen diese Maßnahmen ist groß. Mitarbeiter, aktuelle und ehemalige Redakteure, Künstler und Hochschullehrer haben in einem offenen Brief, veröffentlicht beim Deutschen Journalisten-Verband, ihren Protest zum Ausdruck gebracht. Sie fürchten um die publizistische Schlagkraft des MDR, um die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags und letztlich um das Vertrauen der Zuschauer. Die Kritik richtet sich besonders gegen die Tatsache, dass bei den Sparmaßnahmen das Führungspersonal von den Einschnitten weitgehend verschont bleibt. So erhält Klaus Brinkbäumer, der nach drei Jahren als Programmdirektor Leipzig abtrat, weiterhin seine vollen Bezüge von 228.000 Euro jährlich und behält möglicherweise sogar ein Ruhegehalt von 70 Prozent nach 2026. Dies stößt auf Unmut bei den Mitarbeitern, die das Gefühl haben, dass sie die Hauptlast der Sparmaßnahmen tragen, während in der Führungsetage keine Einschnitte erfolgen.

Der MDR hat in einer Stellungnahme betont, dass Investigativ-Journalismus auch weiterhin einen wichtigen Platz im Programm haben werde. Doch angesichts der umfassenden Kürzungen und der reduzierten Mittel für die regionale Berichterstattung bleibt abzuwarten, wie sich die Veränderungen auf die Qualität und Reichweite der MDR-Angebote auswirken werden. Die kommenden Jahre könnten entscheidend dafür sein, wie sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Mitteldeutschland entwickeln wird.

Kommentare
08.08.2024 / 08:00 Sara, Radio T
Detektor
Vielen Dank! gesendet am 7.8