Focus Europa 63 - Mi 26.4.2006

ID 12409
 
++E-On darf Endesa übernehmen++Gedenken an Tschernobyl++Kongo Einsatz der EU++Teilweiser Sieg der Opposition in Nepal++Filmfestival Crossing Europe in Linz++
Audio
14:21 min, 13 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 26.04.2006 / 12:29

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Umwelt, Arbeitswelt, Internationales, Wirtschaft/Soziales
Serie: Focus Europa
Entstehung

AutorInnen: Manu Wipperfürth, Nico Storz
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 26.04.2006
keine Linzenz
Skript


Mittwoch, 26. April 2006
ANMOD: Hallo und willkommen zu Focus Europa am Mittwoch, den 26. April 2006. Im Studio, verantwortlich für die Sendung und hinter den Mirkos sind Manu und Nico.
Unsere Themen heute: Warum es hunderte von Filmemachern nach Oberösterreich trieb und wie die Opposition in Nepal ihren Sieg errang.
Was sich heute und gestern so in der Welt und Europa getan hat!? – an dieser Stelle eine kleine Auswahl:
Kiew - Mit Schweigeminuten und Glockengeläut haben die Menschen in der Ukraine in der Nacht an den 20. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl erinnert. Mehrere hundert Menschen nahmen mit Kerzen und roten Nelken an einer Gedenk-veranstaltung in der Hauptstadt Kiew teil. Um ein Uhr 23, zu dem Zeitpunkt, als am 26. April 1986 der Reaktor in Block Vier explodierte, läuteten die Glocken 20 Mal. -
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation starben vermutlich mehr als 9.000 Menschen an den Folgen der radioaktiven Strahlung. Umweltorganisationen gehen von einer weit höheren Zahl von Todesopfern aus.
Auch in Deutschland finden heute in über 70 Städten Gedenkveranstaltungen statt. Der Schwerpunkt der forderungen liegt dabei weiterhin auf einer Forcierung des weltweiten Atomausstiegs.
New York Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) hat den Einsatz von EU-Soldaten in der Demokratischen Republik Kongo genehmigt.
Die Entscheidung in dem 15 Mitglieder umfassenden Gremium fiel am gestrigen Dienstag einstimmig. Die Europäische Union (EU) wird dabei bis zu 1450 Soldaten schicken, darunter etwa 500 aus Deutschland. Diese sollen den 17.000 UN-Soldaten und Polizisten helfen, die Sicherheit in dem zentralafrikanischen Land während der Parlaments- und Präsidentschaftswahl im Juni zu garantieren. Der Einsatz ist der größte und teuerste in der UN-Geschichte.
Der Großteil der EU-Soldaten soll außerhalb des Kongos stationiert werden und nur auf Anfrage der UN in das Land kommen. Eine Genehmigung durch den UN-Sicherheitsrat war aber rechtlich notwendig für den Fall eines tatsächlichen Einsatzes im Kongo. Das Mandat der Soldaten beginnt kurz vor den Wahlen und endet vier Monate später.

Brüssel – Die EU-Kommission genehmigte gestern die Übernahme des spanischen Energieunternehmens Endesa durch den deutschen Energieriesen E-On. Die Kommission begründete ihre Entscheidung damit, dass es nicht genügend Hinweise für eine Machtkonzerntration bei E-on gäbe.
Weiterhin im Rennen ist nach wie vor der spanische Konzern Gas Natural , der von der spanischen Regierung in Madrid unterstützt wird. Die EU-Kommission erwägt deshalb rechtliche Schritte gegen Spanien, da dies den Wettbewerbsbedingungen widerspreche. Gas Natural bietetmit 22.5 Milliarden Euro knapp 7 Milliarden Euro weniger als das Düsseldorfer Unternehmen E.-on.
E-on strebt damit den Schritt zum weltweit größten Strom.- und Gasunternehmen an.. Schon heute ist der Konzern der größte private Energiedienstleister der Welt. Neben Spanien ist E-on in den USA und 13 weteren europäischen Ländern aktiv, darunter in Großbrittannien, Schweden, Italien und Rumänien.
Auch 20 Jahre nach Tschernobyl hält E-on derweil eisern an der Atomkraft fest und baut diese aus. Umweltschutzorganisationen kritisieren seit Jahren die scheinheilige Politik des Konzerns, der einerseit Werbung mit umweltfreundlicher Energie macht und auf der anderen Seite den Ausbau umweltschädlicher Energie forciert. Weitere Informationen dazu im Internet unter www.e-off.info.


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Linz – Nur wenig bekannte europäische Filme zu Gast in Österreich

Seit gestern läuft das Festival „Crossing Europe“ in Linz. Die oberösterreichische Stadt beherbergt damit zum 3. Mal dieses europäische Filmfestival.
Am gestrigen Dienstag, den 25. April, fiel der Startschuss für ein voll bepacktes cineastisches Großereignis. In den 6 Tagen von Dienstag bis Sonntag werden dabei 160 Filme aus 27 Ländern zu sehen sein.
Das Festival „Crossing Europe“ entstand 2004 und findet nun zum dritten Mal statt. Das erklärte Ziel war es, weniger bekannte Filmlandschaften zu beleuchten, unbekannten Regisseuren und Regisseurinnen eine Möglichkeit zu geben, Themen auf die Leinwand zu bringen, die in den Kinos zu kurz kommen.
Einen Kernpunkt des Festivals stellt der Wettbewerb „Europäisches Kino“ dar.
Im diesem Wettbewerb laufen zehn europäische Kinofilme junger RegisseurInnen, die hier ihre Debüt- oder Zweitfilme präsentieren. Bei der Vorauswahl waren die Entscheidungskriterien: deren Mut zum Unkonventionellen und die Aufmerksamkeit für gesellschaftspolitische Themen. Der Crossing Europe Award ist dabei mit 10.000,- Euro dotiert.
Die erste Preisträgerin war die mazedonische Regisseurin Teona Mitevska, die 2004 für How I Killed a Saint ausgezeichnet wurde. Der Award 2005 ging an die Schauspielerin und Regisseurin Isild LeBesco aus Frankreich.
In diesem Jahr nehmen wieder 10 Filme teil. Diese zehn stammen aus Frankreich, Georgien, Mazedonien, Irland, Deutschland und den Niederlanden.

Von Anfang an war auch der Programmschwerpunkt „Arbeitswelten“ im Festival „Crossing Europe“ dabei. „Arbeitswelten“ ist der Arbeitstitel, unter dem in diesem Jahr drei finnische und ein tschechischer Film antreten. Ursprung war dafür ebenso das Jahr 2004, als die Dokumentarfilm-Plattform Kinoreal erstmals eine Serie von Dokumentarfilmen zusammenstellte, die sich kritisch mit dem Arbeitsleben der entsprechenden Länder auseinandersetzt. Einer der diesjährigen Filme ist „a decent factory“ des finnischen Regisseurs Thomas Balmés. Kurz aus dem Inhalt zitiert:
Ein Team des finnischen Elektronikkonzerns Nokia fährt nach China, um in einem Zulieferbetrieb vor Ort die Arbeitsstandards zu überprüfen – Hanna Kaskinen und Louise Jamison sollen eventuelle „unethische“ und damit für den Mutterkonzern imageschädigende Praktiken aufspüren. Regisseur Thomas Balmès beobachtet mit seiner Kamera das Bemühen der beiden Frauen, harte (globale) Wettbewerbswirtschaft mit (europäischen) ethischen Standards zu verschwistern: zutage kommen unter anderem giftige Reinigungschemikalien in der Teeküche, überfüllte Quartiere und illegale Stundenlöhne – und die nüchterne Erkenntnis, dass ein geschäftsfördernder „Persilschein“ schwer zu bekommen sein wird.
Mit den 160 Filmen, die meist im Originalton mit englischen Untertiteln gezeigt werden, versucht „Crossing Europe“ außerdem zu wenig beachtete, aber bereits gelaufene Filme der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Sinne eines Überblicks bietet die Kategorie Panorama herausragende europäische Spiel- und Dokumentarfilme der Produktionsjahre 2005/2006, die international Beachtung gefunden haben, aber im Kinoalltag oft kaum mehr Platz finden. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei in diesem Jahr Filmen aus und über Musik- und Jungendkulturen.
Festivalleiterin ist Christine Dollhofer. Sie leitete unter anderem auch das Grazer Filmfestival Diagonale, das mit Crossing Europe und der viennale die drei großen Filmfestivals Österreichs darstellt. Das mit rund 300.000 Euro Gesamtbudget dotierte Festival bezeichnet Christine Dollhofer als "gefestigt". Zumindest bis zum Jahr 2009, in dem Linz europäische Kulturstadt ist, soll es bestehen bleiben.
Weitere Informationen zu den Filmen, den Regisseuren und außerdem interessante Links gibt es auf der Festivalhomepage www.crossingeurope.at


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In Nepal beendeten gestern die 7 größten Parteien den seit Wochen andauernden Generalstreik. Der Grund: Die wochenlangen Prosteste und Demonstrationen in Nepal scheinen zumindest teilweise mit Efolg gekrönt zu sein.
Am Montag verkündete König Gyanendra, er wolle das Parlament wieder einsetzen. Dieses wurde vor vier Jahren, am 22.Mai.2002 von ihm aufgelöst. Somit erfüllte er eine der Hauptforderungen der Parteien, die zu dem Generalstreik in Nepal aufgerufen hatten.
Die Parteien sprechen von einem Erfolg, manche meinen sogar, den König in die Knie gezwungen zu haben. Dies sei ein Sieg der Demokratie, pflichtete auch das US-amerikanische Außenministerium den Demonsrtranten bei. Trotz massiven Repressionen, Gefangennahmen und dem Tod von 14 Demonstranten im Verlauf der Proteste kamen täglich hunderttausende Menschen auf die Straße und demonstrierten geschlossen für mehr demokratische Rechte. Sie forderten eine neue Verfassungsgebende Versammlung, das Wiedereinsetzen des Parlaments und die Abgabe aller Macht des Königs an das Volk.
Mit der Erklärung des Königs, das Parlament wieder einzusetzen, wurde eine der großen Forderungen der 7 Parteien, die sich zu einem Bündniss zusammelgeschlossen hatten, erfüllt. Großkundgebungen, die für den gesrtrigen Dienstag geplant waren, wurden deshalb abgesagt oder zu großen Siegesfeiern umfunktioniert. Die Parteien fordern nun die Übergabe aller Macht an das Parlament. Die USA vertreten derweil die Meinung, der König solle eine zeremonielle Rolle einbehalten, sich ansonsten jedoch aus der Politik heraushalten.
Ob er zu diesem Schritt bereit sein wird, bleibt zweifelhaft. Allen voran die Maoistischen Rebellen, die sich für die Zeit des Generalstreiks mit den Parteien zusammengeschlossen hatten, fordern weiterhin unnachgiebig den vollständigen Sturz des Königs. Die Rebellen, die weiterhin den Großteil Nepals kontrollieren, glauben an einen taktischen Zug des Königs, der den Druck von der Straßen nehmen soll. Einen ähnlichen Versuch machte der König bereits vergangenen Freitag, der jedoch an den Demonstranten scheiterte. Das Wiedereinsetzen des Parlaments stellt für die Rebellen keine ausreichende Lösung dar. Wichtige Forderungen der Rebellen, wie die Einberufung einer neuen verfassungsgebenden Verasammlung und die Beteiligung der Rebellen am politischen Prozess wurden nicht erfüllt.
Sie wollen deshalb am bewaffneten Kampf festhalten und rufen auch die 7 Parteien zu einer Fortsetzung der Proteste auf. Bereits vergangenen Montag kam es zu einem Überfall hunderter Rebelln auf ein Gefängiss etwa einhundert Kilometer von Kathmandu enfernt.
Trotz der Eingeständnisse des Königs scheint die Lage in Nepal somit weiterhin nicht entspannt. Zwar wurde der Generalstreik der Prateien aufgehoben, in der Vergangeneheit reichte jedoch alleine der Aufruf der Rebellen zu einem Stillstand in Nepal aus. Die verbündeten Lager der Parteien und der Rebellen scheinen somit wieder auseinanderzubröckeln, eine Friede kaum in Sicht. Es bleibt zu hoffen, dass die internationale Gemienschaft weiterhin Druck auf den König ausübt, alle Macht an das Parlament abzugeben, und die Parteien an ihrem Versprechen festhalten, die Rebellen am politischen Prozess zu beteiligen. Denn ohne die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Rebellen und der vollständigen Entmachtung des Königs ist eine langfristige Lösung in Nepal nicht vorstellbar. Alles andere als eine positive Entwicklung in Richtung Demokratie wäre ein Verrat an den Millionen von Menschen, die in den letzten Wochen mit großen Einsatz für mehr Mitbestimmung und gegen die Herrschaft der Monarchie gekämpft haben.