Vogel der Woche (349): Der Leitervogel (1)

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Vom Cheffus grylle und seinen Grillen als selbsternannter "Chef über dat Ganze"
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02:41 min, 3776 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 01.08.2023 / 11:24

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Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Arbeitswelt, Kultur, Politik/Info
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: hikE
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 01.08.2023
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Heute: Der Leitervogel (1). Cheffus grylle.

Vom Leitervogel sieht man eigentlich nur zwei Körperteile, und das ist abwechselnd der scharfe, spitze Dolchschnabel oder halt das entgegengesetzte Ende.

Den Dolchschnabel setzt er ein, wenn er von den Vögeln unter seinem Niveau etwas benötigt, zum Beispiel deren Arbeit, einen willfährigen Hennenkörper, Gefiederpflege oder ganz ordinär was zu beißen. Er lässt sich gerne auch das Wasser reichen, vorzugsweise das mit Koffein oder das mit Feuer.

Mit dem anderen Ende lässt der Leitervogel die Untervögel sehr genau und auch sehr gezielt spüren, was er von ihnen hält, diese Sch...mierfinken die es nicht wert sind seinen Bürzel aufgehen zu sehen, und für die er doch diese tiefe Herzensliebe eines strengen Vaters zu seinen nichtsnutzigen Kücken empfindet.

Der Leitervogel wohnt sehr hoch oben, an der Spitze eines sehr steilen Biotops, welches aus seiner Perspektive nur unter ihm reibungslos funktioniert. (Genau so würden es übrigens auch alle Untervögel formulieren, dass sich "über ihnen" das befindet, was an dem Biotop nicht funktioniert.)

Er allein bewacht dieses Biotop (die sogenannte Karriereleiter) und sieht sich als dessen Sonnenvogel, beschützt ER ALLEIN es doch heroisch-strahlend vor einem noch höheren Leitervogel – zumindest sieht er seine eigene, und übrigens einzige, Aufgabe so. Das Absurde dieser Sichtweise geht ihm selber nicht auf, wenn er da so allein und einsam auf der allerobersten Biotop-Sprosse sitzt und wahlweise nach unten hackt oder kackt.

Viel lieber schaut der Leitervogel zurück auf das, was er seine harte Zeit nennt – die Zeit welche er brauchte um OBEN anzukommen – er erinnert sich gerne und mit triumphierendem Grimm der vielen arschgepickten AbteilungsLeitervögel, und dann natürlich auch an die vielen betrügerischen BegLeitervögel… eine böse Zeit war das, aber ER hat es GESCHAFFT, GANZ ALLEINE hat er es geschafft – so lautet seine Folklore.

Gejammer über genau dieses ALLEIN gehört natürlich permanent dazu, aber es gibt ja die Untervögel, welchen er seine Gefiederpflege befehlen, und natürlich auch die eine oder andere Körperhenne, die er sich mit einem schleunigst darzureichenden Koffeinwasser herbeiordern kann.

In den allermeisten Fällen ist der Leitervogel ein Hähnchen, also ein Vogel der keine Eier legt. Wenigstens ein Omelettehagel bleibt den unteren Vögeln erspart.

Text hikE 2.6.2019 – und brandaktuell 1.8.2023.