"Schwangerschaft und Geburt-selbstbestimmt!? (Queer-)feministische Positionen"

ID 121881
 
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Livemitschnitt eines Podiumgesprächs, das am 17.4.23 in Tübingen im Rahmen der Reihe "(Queer-)Feminismen im Dialog - Elternschaft in Bewegung" des Tübinger Instituts für gender- und diversitätsbewusste Sozialforschung (tifs) statt fand.
Gäste waren: Silke Weyreter (Dipl. Pädagogin, Geburtshelferin und freiberufliche Hebamme), Valo Christiansen (Autor*in, Slam-Poet*in und Lektor*in im Sensitivity Reading. Valo hält Vorträge und Workshops im Bereich Sprache, Gender und Queerness und identifiziert sich als nicht-binär trans. Vor Kurzem hat they ein Kind zur Welt gebracht) und Theresa Richarz (Juristin, Autorin und Aktivistin)
Audio
57:20 min, 79 MB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 05.05.2023 / 13:43

Dateizugriffe: 625

Klassifizierung

Beitragsart: Anderes
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Andere, Wirtschaft/Soziales, Frauen/Lesben
Entstehung

AutorInnen: Fem*Rasant, Helgard
Radio: WW-TÜ, Tübingen im www
Produktionsdatum: 27.04.2023
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Am 17.4.23 fand im Brahmszimmer der Museumgesellschaft Tübingen die dritte Veranstaltung der Reihe "(Queer-)Feminismen im Dialog - Elternschaft in Bewegung" statt. Durch die Übertragung per Videokonferenz war der Abend für ein größeres Publikum zugängig.

Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es, unterschiedliche feministische Perspektiven auf Elternschaft zu betrachten sowie Akteur*innen und Organisationen aus verschiedenen feministischen, diversitäts-orientierten und/oder antidiskriminierungsbewussten Bereichen zusammenzubringen. Durch Verständnis für divergente Positionen - wie historische feministische Kämpfe auf der einen Seite oder aktuelle Kämpfe junger, queerer Feminist*innen auf der anderen- soll der Dialog über Generationen hinweg angeregt werden.

Am 17.4. kamen Silke Weyreter, Valo Christiansen und Theresa Richarz miteinander ins Gespräch. Inhalt der Veranstaltung war die Bedeutung von Selbstbestimmung im Bereich Schwangerschaft und Geburt. Durch den Abend führte Bettina Staudenmeyer vom tifs.

Die Juristin, Autorin und Aktivistin Theresa Richarz schilderte die aktuelle juristische Situation in Hinblick auf Elternschaft und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten für queere Partnerschaften und (potentielle) Eltern. Auch heute noch sind unsere Gesetzte von patriachalen Strukturen geprägt und weit davon entfernt, diskriminierungsfrei zu sein. Beispiele hiefür sind ein rein binäres Abstammungsrecht oder auch die aufwenigen Adoptionsverfahren bei z.B. gleichgeschlechtlichen Paaren, die zur Absicherung des Kindes durch beide Partner*innen notwendig sind. Des weiteren stellte Theresa Richarz queere Positionen zur Reproduktionsmedizin zur Debatte. Beispielsweise gibt es bisher keine einheitliche gleichberechtigte Behandlung von queeren Paaren hinsichtlich einer Bezuschussung von Kinderwunschbehandlungen. Auch muss die Frage nach Leihmutterschaft und Eizellenspende gestellt werden. Wo beginnt Selbstbestimmung und wo endet sie?

Silke Weyreter, Dipl. Pädagogin, Geburtshelferin und Hebamme, berichtete aus ihrer langjährigen Erfahrung im Geburtshaus Tübingen. Als Aktivistin der Frauengesundheitsbewegung der 80er Jahre bringt sie den Begriff Selbstbestimmung u.a. mit Aspekten wie freier Wahl des Geburtsortes und der Geburtsart in Verbindung - von der stark medizinisch überwachten Geburt im Krankenhaus bis zur begleiteten Hausgeburt. Welche Rolle spielt Selbstbestimmung bei der Diagnostik von Schwangerschaftsrisiken, mit welchen Folgen? Kann eine bedingungslose Entscheidungsfreiheit nicht auch zur Überforderung der schwangeren Person führen?

Ihre ganz persönliche Sicht schilderte Valo Christiansen, Autor*in, Slam-Poet*in und Lektor*in im Sensitivity Reading. Valo hält Vorträge und Workshops im Bereich Sprache, Gender und Queerness und identifiziert sich als nicht-binär trans. Vor Kurzem hat they ein Kind zur Welt gebracht und berichtete anschaulich von den Hürden, die es zu überwinden galt, um selbstbestimmt schwanger zu sein und zu gebären. Besonders deutlich wurde, wie wichtig eine liebevolle Unterstützung im Familien- und Freundeskreis ist. Aspekte der Diskriminierung von neurodivergenten Menschen in Bezug auf eine selbsbestimmte Schwangerschaft und Geburt kamen ebenfalls zur Sprache.

Nach einem spannenden inhaltlichen Input durch die Podiumsgäste erhielt das Publikum die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen und Fragen zu stellen.

Am 26. Juni wird die dritte und letzte Veranstaltung dieser Reihe mit dem Thema "Leben mit (und ohne) Kinder - Utopien und Fallstricke" stattfinden.

Anmeldungen sind unter info@tifs.de möglich.