Chirak verkündet eine neue Nukleardoktrin, droht Staaten damit, die Force de Frappe einzusetzen und bietet Europa seinen atomaren Schutz an – und europäische Politiker schweigen. Warum das?
Deutschland nimmt die von den USA auf die Agenda der Weltpolitik gesetzten Krisenherde, die es mangels militärischer Macht selbst weder auf die Tagesordnung setzen noch „befrieden“ könnte, als Gelegenheit, sich als vermittelnde Friedensmacht einzumischen und sich so einen Platz in den oberen Etagen der Weltpolitik zu verschaffen. Von Frankreichs militärischem Potential verspricht sich die deutsche Politik derzeit keinen wirklichen Zugewinn: für eine kompetente Weltordnungsmacht braucht es die ganze Palette konventioneller und atomarer Eskalationsstufen – und dafür reicht die französische Kleinausgabe des amerikanischen Vorbilds gerade nicht aus.
Dass Deutschland deshalb friedfertiger und bescheidener wäre, ist ein Trugschluss: schließlich ist es in Europa führend dabei, militärische Eingreiftruppen für weltweiten Einsatz aufzustellen.