zip-fm 01.03.06

ID 11691
 
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1. GEZ: Bereicherung an Hartz-IV-Empfängern
2. Streik geht in die 3. Woche - Stimmen aus dem Streiklokal Erlangen
3. AEG-Kompromiß: Ein weinendes und ein lachendes Auge
4. AEG-Streik: Nach dem Bischof kam die linke FIOM aus Italien
Audio
30:00 min, 14 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 01.03.2006 / 00:00

Dateizugriffe: 273

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Arbeitswelt
Serie: zip-fm - Gesamtsendung
Entstehung

AutorInnen: wolli
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 01.03.2006
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Hallo und willkommen am Achermittwoch 2006 zum 569. zip-fm. Diesmal von Radio Unerhört Marburg.

Das soziale Klima wird heftiger. Deshalb beschäftigen wir uns heute mit den Abzockern GEZ, Elektrolux und dem bayrischen Staat. Genauer gesagt geht es um die Arbeitskämpfe bei AEG in Nürnberg und dem Uniklinikum in Erlangen sowie um die GEZ, die bei denen Geld holen will, die schon gar keine Lohnarbeit mehr haben.
Das die GEZ nicht gerade zimperlich ist und mit allen, wirklich allen Mitteln an Geld kommen will, ist ja hinlänglich bekannt.
Aber zudem sind scheinbar bei der GEZ Datenneugier und unberechtigtes Abkassieren an der Tagesordnung. Bereichert sich die Gebühreneinzugszentrale auch an den Armen?
Die GEZ bezieht entgegen der gesetzlichen Regelungen Rundfunkgebühren von Hartz-IV-EmpfängerInnen. In zahlreichen Fällen müssen Arbeitslosengeld-II EmpfängerInnen Gebühren entrichten, obwohl sie nach Antragstellung gesetzlich befreit wären. Außerdem missachtet die GEZ sogenannte Härtefallregelungen. Dem Erwerbslosen Forum Deutschland liegt ein Fall vor, indem der Antrag eines Arbeitslosengeld-II Empfängers wegen 1 EUR abgelehnt wurde.
Radio LORA aus München sprach mit Martin Behrsing, dem Pressesprecher des Erwerlosen Forum Deutschland.

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Ein Faschingsumzug der anderen Art zog am Dienstag durch Erlangen. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hatte dazu aufgerufen, nicht nur die Pappnase sondern auch die Streikweste überzustülpen und Vergnügen mit politischem Kampf zu verbinden. In die 3. Woche geht mittlerweile der Streik der Landesbeschäftigten Bayerns im öffentlichen Dienst. 42 statt 38,5 Stunden sollen sie zukünftig arbeiten - einige müssen dies schon - das Weihnachts- und Urlaubsgeld ist auch gestrichen. Betroffen sind vor allem Beschäftigte der Unikliniken, an Staatstheatern und Straßenmeistereien. Der Streik geht weiter und jeden Tag treffen sich die Erlanger Beschäftigten im Ausstand im Streiklokal. Um die letzten Neuigkeiten mitzukriegen, sich an diversen Aktionen zu beteiligen und Erfahrungen auszutauschen. Aber auch um sich Hilfe zu holen gegen Schikanen des Arbeitgebers, von dem gerade die Erlanger Uniklinik jede Menge auffährt.
Maike Dimar von Radio Z Nürnberg war Montag morgen im Streiklokal und hat sich umgehört, wie die Stimmung in der 3. Streikwoche ist. Einhellige Meinung dort: Der Druck muss noch erhöht werden.

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Lange gekämpft haben bisher auch die Beschäftigen von AEG in Nürnberg. Zip-fm hat als erstes überregionales Medium über diesen Streik berichtet; lange bevor einige Politiker dieses Thema für sich entdeckt haben.
So hatte sich nun auch Otto Weisheu, der ehemalige bayerische Wirtschaftsminister, mit an den Verhandlungstisch gesetzt.
Nach zähen Verhandlungen war es in Sachen AEG doch noch zu einem Kompromiss gekommen. Ein weinendes und ein lachendes Auge gab es bei den beiden Metallern Jürgen Wechsler und Harald Dix am Dienstag Morgen.
Das weinende Auge - das ist klar - gilt den Arbeitsplätzen, die nicht gerettet wurden. Das lachende der Tatsache, dass ein Ergebnis erzielt wurde, das deutlich über dem Angebot liegt, das noch letzte Woche von Elektrolux kam. Ein Dreiviertel Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr bot der Konzern als Abfindung für die Beschäftigten - und das war für den IG-Metall-Bevollmächtigten Wechsler und den AEG-Betriebsrat Dix nicht in der Nähe eines akzeptablen Betrags.
Der jetzt ausgehandelte Sozialvertrag beinhaltet eine Beschäftigungsgesellschaft für ein Jahr und 1.8 Monatsgehälter Abfindung pro Beschäftigungsjahr, das Werk wird Ende 2007 geschlossen, für das Werk in Rothenburg wurde eine Standort- und Beschäftigungssicherung bis 2009 vereinbart.
Unter dem Strich glaubt die IG-Metall den besten Sozialplan herausgeschlagen zu haben, der je vereinbart wurde. Und trotzdem: Nun gilt noch das Wort der Beschäftigten selbst. In den kommenden Tagen, sollen sie darüber abstimmen, ob das Verhandlungsergebnis akzeptiert wird, oder ob der Streik weitergeht.
Wenige Stunden nach dem Ausgang der Verhandlungen bat Michael Liebler von Radio Z Nürnberg den IG-Metallsprecher Rolf Famulla um ein erstes Resumee und eine Stellungnahme.

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Aber warum nur in Deutschland? Die internationale Solidarität ist gerade beim Fall AEG wieder gewachsen.
Als BesucherInnen aus Italien bei den Streikenden in Nürnberg ankahmen, verpassten sie nur knapp die Visite des Bamberger Erzbischofs bei den streikenden ArbeiterInnen von AEG. Trotzdem hätte sich der Autor von "Don Camillo und Peppone" vielleicht eine Anregung für einen neuen Roman holen können, wäre er nicht bereits 1968 verstorben. Hinterlassen hatte der Bischof nämlich die Variation einer Osterkerze. Die Kerze, auf der das Kreuzzeichen durch die Buchstaben AEG (in rot) ersetzt wurden, zierte dann - neben vielen anderen Soidaritätsbekundungen - an zentraler Stelle das Streikzelt der AEG-Beschäftigten. Genauer gesagt, steht sie auf dem Podest, von dem aus BesucherInnen für gewöhnlich sprechen - so sie denn etwas zu sagen haben.
Die GewerkschafterInnen von der FIOM aus Italien hatten etwas zu sagen. Schließlich sind die ArbeiterInnen in italienischen Electroluxwerken ebenfalls von Entlassungen bedroht. Also nicht nur ein Höflichkeitsbesuch der italienischen Kollegen?
Rossano della Ripa und Michael Liebler von Radio Z aus Nürnberg sprachen mit den Vertretern der FIOM.

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Das wars auch schon für heute. Diesmal war in diesem zip-fm sehr viel aus Nürnberg zu hören. Und wer sich daran gewöhnt hat, nun gut, für alle die gibt es auch morgen wieder ein zip-fm, eben aus Nürnberg.
Und ich wünsche euch noch einen schönen Tag.