Krasse Fehlentscheidung der ECHA: "Glyphosat nicht krebserregend"
ID 116084
Die Europäische Chemikalien-Agentur ECHA stuft das Pestizid Glyphosat trotz erdrückender Beweislast als nicht krebserregend ein. Erneut setzt sie sich damit über die Klassifikation der 'Internationalen Agentur für Krebsforschung' der Weltgesundheitsorganisation WHO hinweg, die dem Pflanzengift im Jahr 2015 bescheinigte, "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" zu sein.
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03:33 min, 4563 kB, mp3
mp3, 175 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 13.06.2022 / 23:14
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Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Arbeitswelt, Internationales, Wirtschaft/Soziales
Serie: Burning Beds
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Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Krasse Fehlentscheidung der ECHA: "Glyphosat nicht krebserregend"
Helsinki (LiZ). Die Europäische Chemikalien-Agentur ECHA stuft das Pestizid Glyphosat trotz erdrückender Beweislast als nicht krebserregend ein. Erneut setzt sie sich damit über die Klassifikation der 'Internationalen Agentur für Krebsforschung' der Weltgesundheitsorganisation WHO hinweg, die dem Pflanzengift im Jahr 2015 bescheinigte, "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" zu sein.
Dabei haben zahlreiche danach publizierte Studien den Befund weiter erhärtet. Das europäische 'Ban Glyphosate-Bündnis', dem die deutsche 'Coordination gegen Bayer-Gefahren' (CBG) angehört, kritisiert die Entscheidung deshalb scharf. "Wieder einmal hat sich die ECHA einseitig auf die Studien und Argumente der Industrie verlassen. Und das, obwohl eine kürzlich durchgeführte Überprüfung von Industrie-Studien zur DNA-schädigenden Wirkung von Glyphosat durch WissenschaftlerInnen des Wiener Krebsforschungsinstituts zu dem Ergebnis kam, daß nur zwei von 35 Industrie-Studien als »zuverlässig«, 15 weitere als »teilweise zuverlässig« angesehen werden können und 18 dieser Studien aufgrund erheblicher Abweichungen von den geltenden Test-Richtlinien als »nicht zuverlässig« eingestuft werden müssen", heißt es in der Presseerklärung.
Auch hat die ECHA sich wiederum nur mit dem Wirkstoff Glyphosat selbst beschäftigt, nicht aber mit dem von der Bayer-Tochter Monsanto unter dem Namen 'Roundup' vertriebenen End-Erzeugnis. Da dieses noch viele Beistoffe enthält, erhöht sich nach Meinung vieler WissenschaftlerInnen das Gefährdungs-Potenzial. Das räumt sogar Monsanto ein, wie aus firmen-internen Unterlagen hervorgeht, die in den Schadensersatz-Verfahren als Beweismittel dienten.
Die ECHA beschränkt sich in dem Begutachtungs-Prozess auf die unmittelbaren Gesundheitsgefahren, die umfassende Risiko-Bewertung, die alle Effekte des Herbizids auf Mensch, Tier und Umwelt in den Blick nimmt, obliegt der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Sie hat unlängst angekündigt, mehr Zeit als vorgesehen für ihre Bewertung des Pestizids zu benötigen. Die Zulassung von Glyphosat läuft allerdings Ende des Jahres aus.
"Nun steht zu hoffen, daß die Beurteilung der Lebensmittel-Behörde wirklich nach dem neuesten Stand der Wissenschaft erfolgt. Die EFSA hätte dies jedoch gut noch 2022 schaffen können. Durch die Verschiebung darf Bayer jetzt ein Pestizid mit ungeklärtem Status noch rund ein Jahr weiter verkaufen und so noch einmal Millionen Euro einstreichen. Nicht von ungefähr hat die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sich 'zutiefst besorgt' über die Verzögerung gezeigt", konstatiert CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann.
Helsinki (LiZ). Die Europäische Chemikalien-Agentur ECHA stuft das Pestizid Glyphosat trotz erdrückender Beweislast als nicht krebserregend ein. Erneut setzt sie sich damit über die Klassifikation der 'Internationalen Agentur für Krebsforschung' der Weltgesundheitsorganisation WHO hinweg, die dem Pflanzengift im Jahr 2015 bescheinigte, "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" zu sein.
Dabei haben zahlreiche danach publizierte Studien den Befund weiter erhärtet. Das europäische 'Ban Glyphosate-Bündnis', dem die deutsche 'Coordination gegen Bayer-Gefahren' (CBG) angehört, kritisiert die Entscheidung deshalb scharf. "Wieder einmal hat sich die ECHA einseitig auf die Studien und Argumente der Industrie verlassen. Und das, obwohl eine kürzlich durchgeführte Überprüfung von Industrie-Studien zur DNA-schädigenden Wirkung von Glyphosat durch WissenschaftlerInnen des Wiener Krebsforschungsinstituts zu dem Ergebnis kam, daß nur zwei von 35 Industrie-Studien als »zuverlässig«, 15 weitere als »teilweise zuverlässig« angesehen werden können und 18 dieser Studien aufgrund erheblicher Abweichungen von den geltenden Test-Richtlinien als »nicht zuverlässig« eingestuft werden müssen", heißt es in der Presseerklärung.
Auch hat die ECHA sich wiederum nur mit dem Wirkstoff Glyphosat selbst beschäftigt, nicht aber mit dem von der Bayer-Tochter Monsanto unter dem Namen 'Roundup' vertriebenen End-Erzeugnis. Da dieses noch viele Beistoffe enthält, erhöht sich nach Meinung vieler WissenschaftlerInnen das Gefährdungs-Potenzial. Das räumt sogar Monsanto ein, wie aus firmen-internen Unterlagen hervorgeht, die in den Schadensersatz-Verfahren als Beweismittel dienten.
Die ECHA beschränkt sich in dem Begutachtungs-Prozess auf die unmittelbaren Gesundheitsgefahren, die umfassende Risiko-Bewertung, die alle Effekte des Herbizids auf Mensch, Tier und Umwelt in den Blick nimmt, obliegt der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Sie hat unlängst angekündigt, mehr Zeit als vorgesehen für ihre Bewertung des Pestizids zu benötigen. Die Zulassung von Glyphosat läuft allerdings Ende des Jahres aus.
"Nun steht zu hoffen, daß die Beurteilung der Lebensmittel-Behörde wirklich nach dem neuesten Stand der Wissenschaft erfolgt. Die EFSA hätte dies jedoch gut noch 2022 schaffen können. Durch die Verschiebung darf Bayer jetzt ein Pestizid mit ungeklärtem Status noch rund ein Jahr weiter verkaufen und so noch einmal Millionen Euro einstreichen. Nicht von ungefähr hat die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sich 'zutiefst besorgt' über die Verzögerung gezeigt", konstatiert CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann.