Interview: Geostrategischer Analyst Ingmar Niemann zur kommenden Globalen Hungersnot
ID 115555
Interview über die kommende globale Hungersnot, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg. Zwischen 800 Millionen und 1,7 Milliarden Menschen könnten laut UNO Berechnungen noch im Laufe dieses Jahres akut vom globalen Hunger betroffen werden. Ingmar Niemann ist Dozent für Internationale Beziehungen und Geschichte und entwickelt als Consultant geostrategische Analysen. Aktuell lehrt er an der Hochschule Kempten zu Volks- und Betriebswirtschaftlichen Thematiken.
Audio
13:00 min, 30 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 13.05.2022 / 02:30
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Dateizugriffe: 2428
Klassifizierung
Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Internationales, Wirtschaft/Soziales
Serie: LORA Magazin
Entstehung
AutorInnen: Lennard Cramer
Kontakt: lennard.cramer(at)gmail.com
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 12.05.2022
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
Ingmar Niemann ist Dozent für Internationale Beziehungen und Geschichte und entwickelt als Consultant geostrategische Analysen. Aktuell lehrt er an der Hochschule Kempten zu Volks- und Betriebswirtschaftlichen Thematiken. Hier hören wir ihn im Interview über die globalen Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine, im Speziellen der Lebensmittelversorgung.
Vor der Corona-Pandemie waren rund 135 Millionen Menschen vom Hunger bedroht. Durch Lockdowns und der daraus folgenden Knappheit auf den internationalen Rohstoffmärkten hat sich dieses Bild dramatisch verschlechtert. Denn heute, drei Jahre nach Beginn der Pandemie sind 276 Millionen Menschen akut unterversorgt. Und schon im nächsten Jahr könnten zwischen 800 Millionen und 1,7 Milliarden Menschen vom Hunger betroffen sein. Mit allen dazugehörigen Folgen: Hunger, Gewalt, Flucht. Das betrifft vor allem den Mittleren Osten und Nordafrika, wo teilweise 50 Prozent des Weizens aus ukrainischer Produktion stammen. Aber auch Teile Asiens und der Subsahara Region sind stark betroffen.
Sollte der Krieg nicht innerhalb der nächsten vier Wochen beendet sein, werden große Teile der Welt im Chaos versinken. Failed States ist hier das Stichwort. Das sind die direkten Folgen des Ukraine-Kriegs, die uns alle betreffen werden und die wir doch noch nicht spüren können.
Vor der Corona-Pandemie waren rund 135 Millionen Menschen vom Hunger bedroht. Durch Lockdowns und der daraus folgenden Knappheit auf den internationalen Rohstoffmärkten hat sich dieses Bild dramatisch verschlechtert. Denn heute, drei Jahre nach Beginn der Pandemie sind 276 Millionen Menschen akut unterversorgt. Und schon im nächsten Jahr könnten zwischen 800 Millionen und 1,7 Milliarden Menschen vom Hunger betroffen sein. Mit allen dazugehörigen Folgen: Hunger, Gewalt, Flucht. Das betrifft vor allem den Mittleren Osten und Nordafrika, wo teilweise 50 Prozent des Weizens aus ukrainischer Produktion stammen. Aber auch Teile Asiens und der Subsahara Region sind stark betroffen.
Sollte der Krieg nicht innerhalb der nächsten vier Wochen beendet sein, werden große Teile der Welt im Chaos versinken. Failed States ist hier das Stichwort. Das sind die direkten Folgen des Ukraine-Kriegs, die uns alle betreffen werden und die wir doch noch nicht spüren können.
Kommentare
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13.05.2022 / 10:08 | AL, coloRadio, Dresden |
Unterton des Beitrages:
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Unterton des Beitrages: "Irgendwie ist eigentlich die USA an Putins Angriffskrieg auf die Ukraine verantwortlich und die Ukraine muss sich möglichst schnell ergeben um eine globale Hungersnot abzuwenden." | |
13.05.2022 / 18:15 | Lennard Cramer, LORA München |
Ost-West-Blockfrei Narrativ
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So wollte ich das nicht darstellen. Tatsache ist einfach, dass wenn wir keinen Verhandlungsfrieden in nächster Zeit erreichen, es zu eben jener Hungerkatastrophe kommen wird. Vergessen wir nicht, dass der Bürgerkrieg in der Ukraine seit Jahren anhält und für die Menschen im Donbas die heutige Kriegs-Realität der Menschen im Westen der Ukraine seit Jahren Alltag ist. Dieser Krieg wird nach meinen Analysen nicht durch Waffen gelöst, vor allem nicht für die Ukraine. Ich kann aber gut verstehen, dass bei dem Thema die Emotionen hoch gehen. Wie berichtest du über diesen Konflikt? Ich versuche ein Narrativ zwischen Ost und West zu finden, das fällt mir aber aufgrund der massiven Propaganda auf allen Seiten zunehmend schwer(Ja, ich vergleiche täglich alle großen Internationalen Auslandssender von TeleSUR, AlJazeera, RT, Deutsch Welle, France24, BBC, CNN bis CGTN). Deswegen versuche ich mich an historischen Quellen, renommierten AutorInnen, bzw. den Quellen der VN zu halten. Auch habe ich mir den Beitrag gerade noch einmal angehört und kann deine Kritik teilweise nachvollziehen. Evtl. sollte ich mehr kritisieren, dass Russland sich hier als Hegemonialmacht aufspielt. Habe ich etwas Entscheidendes ausgeblendet? Was genau hätte ich deiner Meinung nach hinzufügen müssen? Und zu guter Letzt: Danke für die Kritik, denn das ist wirklich ein mega schweres Thema.. | |
13.05.2022 / 23:08 | AL, coloRadio, Dresden |
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Die Hungerkrise kann gelöst werden, indem die Ukraine nicht weitere Agrarflächen an Putins verliert. Wenn der Weizen nicht über Odessa verschifft werden kann, dann sollte die Ukraine ihn über andere Häfen verkaufen können, z.B. über Constanța in Rumänien oder Gdansk in Polen. RT gehört nicht in eine Reihe mit den anderen genannten Medien. RT ist kein Informationsmedium. Die Funktion von RT ist ausschließlich staatliche Lüge. Ich mache derzeit eigentlich keine eigenen Beiträge mehr. Habe das aber früher gemacht. Ich fand damals unter anderem den Arabischen Frühling 2011/12 interessant. Merkte dann aber bei Syrien, dass es da eine starke Unterstützung vom Kreml für Assad gab. Auch propagandistisch. Da erkannte ich später Parallelen zu der russischen Berichterstattung über die Maidan-Proteste. 2014 war die Ukraine auch ein Thema für mich. Die Hauptschwierigkeit war damals gegen die Desinformation des Kremls anzukommen. Ich habe das Gefühl, dass jetzt, wo seit dem 24. Februar offensichtlich ist, dass Putins Russland der Agressor ist, die Kremlspropaganda versucht seinen seit 2014 geführten Krieg der Ukraine in die Schuhe zu schieben. Aber dieser Krieg war schon 2014 ein Krieg Putins mit seinen Geheimdienstleuten und Soldaten gegen die Ukraine. Mit dem Krieg in der Ukraine 2014 traten dann in Deutschland diese "Montagsmahnwachen für den Frieden" und Ende 2014 auch Pegida auf. Beide haben gewisse Parallelen und verbreiten unter anderem die Kriegspropaganda des Kremls. Pegida war für mich ein großes Thema, schließlich lebe ich in Dresden. Ich sah dort diese Verbindung zu Putin und bin dabei 2015 auf folgendes gestoßen: https://www.freie-radios.net/68898 Damals war sozusagen der 24. Februar 2022 schon vorauszusehen. Und doch, Putin kann leider nur durch Waffen gestoppt werden. Sonst wird der 24. Februar 2022 wirklich der Beginn des 3. Weltkrieges gewesen sein. Ohne genügend Waffen auf ukrainischer Seite hat Putin kein Anlass zu Verhandlungen. | |