Mike Davis: Vogelgrippe (Buchtipp)
ID 11383
Das Thema Vogelgrippe taucht in den Medien immer dann auf, wenn gerade wieder ein Mensch infiziert oder mit Verdacht auf Infizierung ins Krankenhaus eingeliefert wird. Einen tieferen - historischen und gesellschaftspolitischen Blick auf den sogenannten H5N1 Virus wirft Mike Davis in seinem bei Assoziation A erschienen Buch.
ACHTUNG: inkl An- und Abmo
ACHTUNG: inkl An- und Abmo
Audio
05:03 min, 4731 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 04.02.2006 / 13:00
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Dateizugriffe:
Klassifizierung
Beitragsart: Rezension
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales
Serie: Radio Palmares - Magazin
Entstehung
AutorInnen: Markus Kilp
Kontakt: tomschrott(at)yahoo.com
Radio: PalmaresPB, Paderborn im www
Produktionsdatum: 04.02.2006
keine Linzenz
Skript
Anmoderation:
Das Thema Vogelgrippe taucht in den Medien immer dann auf, wenn gerade wieder ein Mensch infiziert oder mit Verdacht auf Infizierung ins Krankenhaus eingeliefert wird. Einen tieferen - historischen und gesellschaftspolitischen Blick auf den sogenannten H5N1 Virus wirft Mike Davis in seinem bei Assoziation A erschienen Buch. Markus Kilp hat für uns einmal nachgelesen, welche Zusammenhänge sich entdecken lassen.
Mike Davis ist ein Autor mit viel Gespür für relevante Themen:
Mit seinen 1990 erschienen "City of Quartz. Ausgrabungen der Zukunft in Los Angeles" schrieb der Historiker einen Klassiker der Stadtsoziologie.
Inzwischen hat sich Davis globaleren Themen zugewandt: Mit „Die Geburt der Dritten Welt“ legte er 2002 eine vielbeachtete Studie über den Zusammenhang von Weltklima und Weltökonomie im imperialistischen Zeitalter vor.
Ende letzten Jahres erschien nun sein Buch zur „Vogelgrippe“ in Deutschland – zeitgleich mit dem Auftreten der Krankheit in Europa.
In seinem Essay geht es ihm dabei nicht allein um medizinische oder bilogische Hintergründe, er sucht den Zusammenhang zu gesellschaftlichen Entwicklungen: Ihn interesieren zum Beispiel die Lebensbedingungen in den Städten Südostasien, wo der heute grasierende tödliche H5N1-Virus zum ersten mal beim Menschen nachgewisen wurde.
Eindringlich untersucht er die Veränderung der Nahrungsmittelprodukion in Asien in den 90er Jahren und die damit einhergehende Veränderung der sozialen Verhältnisse in Südchina und Thailand. Er blickt hinter die Kulissen der milliarden hochtechnologisch produzierten Fabrikhühner. Ein Business, das in China und Thailand von einem einzelnen Multimilliardär, Dhanin Chearavanont, dominiert wird. Dieser beschäftigt über 100.000 Angestellte und tauesende Vertragsfarmer zu schlechtesten Bedingungen; er drängte mit seinen Fast Food Ketten als erster in den chinesischen Markt und hat großen Einfluß auf Agrarbürokratie und führende Funktionäre in Asien und den USA. An einem Beispiel aus Thailand erklärt Davis wie eine wirksame Bekämpfung der Vogelgrippe durch Politik und Busisness verhindert wurde, weil Chearavanonts Firma CP seinen Einfluss geltend machte:
Zitat: S.93 Mitte
Davis geht fast kriminologisch vor, in seinen Ermittlungen nach den Wurzeln der tödlichen Viren, seinen Auswirkungen und Hintergründen. Die Opfer so sein Ergebnis sind in der Regel die Armen in den Megastädten, die ohne medizinische Versorgung und unter schlechtesten Lebensbedingungen einer hohen Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind.
Einige Kritiker hatten sein Buch über Vogelgrippe Ende letzten Jahres bereits als nicht überzeugendes Katastrophenbild abgetan. Nun entwickelt sich der Virus aber ähnlich - wie bei Mike Davis eigentlich relativ nüchtern und überzeugend beschrieben hat - zum Dauerthema, auch für Europa. Dagegen wirken nun die Pressemeldungen und Fernsehberichte eher als panisch, die Grenzkontrollen bei Reisenden aus der Türkei, Notschlachtungen und fehlende Medikamente zu verstehen versuchen.
Wen das irritiert, der sollte noch einmal nachschlagen: und wird bei Mike Davis vielleicht keine beruhigenden Tatsachen finden, vielmehr eine Warnung ... und einige interesasante historische und gesellschaftliche Zusammenhänge.
ABMO-Vorschlag ...
Das Buch Vogelgrippe – Zur Gesellschaftlichen Produktion von Epidemien ist bereits im Herbst 2005 bei Assoziation A.erschienen. 168 Seiten sind für 14,00 Euro zu haben. ...
Das Thema Vogelgrippe taucht in den Medien immer dann auf, wenn gerade wieder ein Mensch infiziert oder mit Verdacht auf Infizierung ins Krankenhaus eingeliefert wird. Einen tieferen - historischen und gesellschaftspolitischen Blick auf den sogenannten H5N1 Virus wirft Mike Davis in seinem bei Assoziation A erschienen Buch. Markus Kilp hat für uns einmal nachgelesen, welche Zusammenhänge sich entdecken lassen.
Mike Davis ist ein Autor mit viel Gespür für relevante Themen:
Mit seinen 1990 erschienen "City of Quartz. Ausgrabungen der Zukunft in Los Angeles" schrieb der Historiker einen Klassiker der Stadtsoziologie.
Inzwischen hat sich Davis globaleren Themen zugewandt: Mit „Die Geburt der Dritten Welt“ legte er 2002 eine vielbeachtete Studie über den Zusammenhang von Weltklima und Weltökonomie im imperialistischen Zeitalter vor.
Ende letzten Jahres erschien nun sein Buch zur „Vogelgrippe“ in Deutschland – zeitgleich mit dem Auftreten der Krankheit in Europa.
In seinem Essay geht es ihm dabei nicht allein um medizinische oder bilogische Hintergründe, er sucht den Zusammenhang zu gesellschaftlichen Entwicklungen: Ihn interesieren zum Beispiel die Lebensbedingungen in den Städten Südostasien, wo der heute grasierende tödliche H5N1-Virus zum ersten mal beim Menschen nachgewisen wurde.
Eindringlich untersucht er die Veränderung der Nahrungsmittelprodukion in Asien in den 90er Jahren und die damit einhergehende Veränderung der sozialen Verhältnisse in Südchina und Thailand. Er blickt hinter die Kulissen der milliarden hochtechnologisch produzierten Fabrikhühner. Ein Business, das in China und Thailand von einem einzelnen Multimilliardär, Dhanin Chearavanont, dominiert wird. Dieser beschäftigt über 100.000 Angestellte und tauesende Vertragsfarmer zu schlechtesten Bedingungen; er drängte mit seinen Fast Food Ketten als erster in den chinesischen Markt und hat großen Einfluß auf Agrarbürokratie und führende Funktionäre in Asien und den USA. An einem Beispiel aus Thailand erklärt Davis wie eine wirksame Bekämpfung der Vogelgrippe durch Politik und Busisness verhindert wurde, weil Chearavanonts Firma CP seinen Einfluss geltend machte:
Zitat: S.93 Mitte
Davis geht fast kriminologisch vor, in seinen Ermittlungen nach den Wurzeln der tödlichen Viren, seinen Auswirkungen und Hintergründen. Die Opfer so sein Ergebnis sind in der Regel die Armen in den Megastädten, die ohne medizinische Versorgung und unter schlechtesten Lebensbedingungen einer hohen Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind.
Einige Kritiker hatten sein Buch über Vogelgrippe Ende letzten Jahres bereits als nicht überzeugendes Katastrophenbild abgetan. Nun entwickelt sich der Virus aber ähnlich - wie bei Mike Davis eigentlich relativ nüchtern und überzeugend beschrieben hat - zum Dauerthema, auch für Europa. Dagegen wirken nun die Pressemeldungen und Fernsehberichte eher als panisch, die Grenzkontrollen bei Reisenden aus der Türkei, Notschlachtungen und fehlende Medikamente zu verstehen versuchen.
Wen das irritiert, der sollte noch einmal nachschlagen: und wird bei Mike Davis vielleicht keine beruhigenden Tatsachen finden, vielmehr eine Warnung ... und einige interesasante historische und gesellschaftliche Zusammenhänge.
ABMO-Vorschlag ...
Das Buch Vogelgrippe – Zur Gesellschaftlichen Produktion von Epidemien ist bereits im Herbst 2005 bei Assoziation A.erschienen. 168 Seiten sind für 14,00 Euro zu haben. ...
Kommentare
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09.02.2006 / 16:47 | Christian Hartmann, Radio Z, Nürnberg |
Gesendet in Zip-FM
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am 09.02.2006 | |