Radioaktivität durchdringt bereits das Alltagsleben

ID 108938
  Extern gespeichert!
AnhörenDownload
Ein Paket mit radioaktivem Inhalt sorgte am Dienstag, 4. Mai, für einen großangelegten Feuerwehreinsatz bei einem Kurierdienst in Würzburg. Aus dem Paket war eine Flüssigkeit ausgelaufen. Rund tausend Atom-Transporte finden jedes Jahr in Deutschland statt. Die weitaus meisten werden nie bekannt.
Audio
04:00 min, 3754 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 10.05.2021 / 22:33

Dateizugriffe: 85

Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Umwelt, Politik/Info
Serie: Burning Beds
Entstehung

AutorInnen: Klaus Schramm
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 10.05.2021
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Radioaktivität durchdringt bereits das Alltagsleben

Ein Paket mit radioaktivem Inhalt sorgte am Dienstag, 4. Mai, für einen großangelegten Feuerwehreinsatz bei einem Kurierdienst in Würzburg. Aus dem Paket war eine Flüssigkeit ausgelaufen. Rund tausend Atom-Transporte finden jedes Jahr in Deutschland statt. Die weitaus meisten werden nie bekannt.

Das Paket mit radioaktivem Inhalt, das in Würzburg am 4.05.21 einen zweistündigen Feuerwehreinsatz ausgelöst hatte, sollte an den Betreiber des im Jahr 2015 stillgelegten AKW Grafenrheinfeld gehen. Dies ergibt sich aus einer öffentlichen Stellungnahme der PreussenElektra GmbH. Demnach soll es sich um eine aufbereitete wässrige Probe aus dem Kontrollbereich des AKW Grafenrheinfeld handeln, die sich auf dem Rück-Transport von einem Dienstleister aus Finnland befand.

Die Radioaktivität der Flüssigkeit sei laut PreussenElektra so gering gewesen, daß Meßgeräte keine Strahlung messen konnten. Diese Behauptung ist jedoch ohne jede Aussagekraft, solange offen bleibt, von welchen Meßgeräten die Rede ist. So kann beispielsweise mit einem Geigerzähler nicht die Alphastrahlung von Plutonium detektiert werden.

Zur Beruhigung der Öffentlichkeit wurde verlautbart, daß das Versenden radioaktiver Stoffe Alltag in Europa sei. Solche Gefahrgut-Transporte seien an internationale Standards gebunden, heißt es von PreussenElektra. Zum Einsatz kämen normalerweise fachkundige Transporteure. "Im vorliegenden Fall wurden vom Absender nicht die Standards eingehalten," bedauerte PreussenElektra. Das habe das Unternehmen beim Dienstleister bereits gemeldet.

Am Standort eines Kurierunternehmens im Würzburger Stadtteil Rottenbauer war es zu einem zweistündigen Feuerwehreinsatz gekommen. Aus einem Paket mit Gefahrenkennzeichnung für radioaktive Stoffe war Flüssigkeit ausgetreten. Die Messungen am Paket sollen ergeben haben, daß von der Flüssigkeit keine direkte Gefahr ausging. Vier Mitarbeiter waren mit der Flüssigkeit in Berührung gekommen, blieben aber laut Polizei unverletzt. Welche radioaktiven Elemente in der Probe enthalten waren, blieb jedoch geheim.

Während in Deutschland das Einschmelzen von radioaktiv kontaminierten Metallen nicht verboten ist und auch deren Export offenbar kaum Beschränkungen unterliegt, soll in Frankreich ein entsprechendes Verbot nun aufgehoben werden. Radioaktiv kontaminierte Metalle könnten dann in Zukunft am Standort des stillgelegten AKW Fessenheim - nur 24 Kilometer Luftlinie von Freiburg entfernt - in dem geplanten "Techno Centre" eingeschmolzen werden. So sind dann in Zukunft beispielsweise Kochtöpfe, die erhebliche Einschlüsse an radioaktiven Elementen enthalten, nicht mehr auszuschließen (Siehe unseren <a href="akwfrk210117.html" target=_blank>Artikel v. 17.01.21</a>). Am 26. März veröffentlichte das französische Strahlenforschungsinstitut CRIIRAD eine Petition, die sich gegen die geplante Freigabe radioaktiv kontaminierter Metalle wendet. CRIIRAD erachtet es für "unverantwortlich", eine absichtliche und irreversible Freisetzung radioaktiver Stoffe zu erlauben.