Schlagseite am rechten Rand der CDU
ID 10457
Der rechtsnationalistische Professor Prof. Klaus Hornung (Reutlingen) sprach in der Burschenschaft "Germania Straßburg" über "Patriotismus und multikulturelle Gesellschaft" auf Einladung des lokalen CDU-Arbeitskreises "Christ und Politik"
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Upload vom 27.10.2005 / 15:48
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Christ und Politik nennt sich ein Arbeitskreis der Tübinger CDU. Das klingt zunächst völlig unverdächtig. Unter diesem unscheinbaren Mäntelchen verbirgt sich allerdings ein Kreis von religiös angehauchten Nationalkonservativen. Die CDU hat eine Schlagseite an ihrem rechten Rand gibt, der Übergang zum rechtsextremen Lager ist fließend. In Tübingen sammelt sich dieses rechtslastige Spektrum im Arbeitskreis Christ und Politik, unter dem großen Dach der CDU. Zwei oder drei mal im Jahr tritt dieser Arbeitskreis in Tübingen auch an die Öffentlichkeit, meist durch politische Vortragsveranstaltungen. Neulich, am 19.Oktober, war der Politologe Professor Dr. Klaus Hornung eingeladen. Das klingt erst mal ebenso unverdächtig. Ein Professor, ein Politologe, na und? Doch dieser Herr Hornung ist nicht irgendwer. Der 78-jährige Professor Hornung gehört zu den auffälligsten rechtsextremen Intellektuellen in Deutschland. Seit vielen Jahren er ein Hans Dampf in allen Gassen der rechtskonservativen bis rechtsextremen Ideologiebildung. Im rechtsextremen Tübinger Grabert-Verlag hat er diverse Bücher veröffentlicht, er schreibt für die einschlägig bekannten rechtsextremen Zeitschriften Junge Freiheit, Criticon und Nation für Europa und er ist seit vielen Jahren Vorstandsmitglied des Studienzentrums Weikersheim. Diese rechtskonservative Ideologieschmiede wurde einst von Ex-Ministerpräsident Hans Karl Filbinger nach dessen unfreiwilligem politischem Karriereende gegründet. In Weikersheim in der Hohenlohe geben sich Geschichtsrevisionisten, Nationalkonservative und honorige Rechtsausleger die Hand – und viele davon sind prominente Mitglieder der CDU – wie zum Beispiel Heinrich Lummer und Jörg Schönbohm. Und auch Professor Hornung ist seit vielen Jahren Mitglied der CDU.
Kommen wir zurück zu der Veranstaltung am 19.Oktober in Tübingen. Vor dem Verbindungshaus der Germania-Strassburg in der Neckarhalde 47 versammeln sich Burschafter in Frack und Lametta. Die Germania Strassburg gilt als die reaktionärste Studentenverbindung in Tübingen. Offenbar fühlt sich der CDU-Arbeitskreis „Christ und Politik“ im Klima eines solchen Verbindungshauses wohl. Auch der Referent Prof. Hornung dürfte im Verbindungshaus kaum gefremdelt haben, ist er doch auch häufiger Vortragsgast beispielsweise bei der neofaschistischen Münchner Verbindung Danubia. Nun ist es gerade in Tübingen nichts Besonderes, wenn ein greiser Emeritus einen Vortrag hält. Bei dieser Konglomeration aus schlagender Verbindung, rechtslastiger Orts-CDU und dem Weikersheim-Professor wäre allerdings Empörung und Protest zu erwarten gewesen. Immerhin wurde die Veranstaltung von der Lokalzeitung schon eine Woche zuvor in einem großzügigen Zweispalter angekündigt. Titel: Patriotismus und multikulturelle Gesellschaft. Aber: Das weltoffene und liberale Tübingen ignoriert solche rechten Umtriebe. Wie der Grabert-Verlag wird auch die rechtslastige Szene geflissentlich übersehen. Vielleicht hätten auch die fünfzehn Antifas mit ihrem kaputten Megaphon lieber zuhause bleiben sollen. Das einzige, das sie bewirkt haben, ist, dass sie vom Referenten und den Veranstaltern zur einfachen Feinbildkonstruktion missbraucht und wegen ihrer organisatorischen Schwäche hämisch verlacht wurden.
Zum Inhalt des Vortrags von Prof. Hornung. Thema wie gesagt der deutsche Patriotismus und das Elend der multikulturellen Gesellschaft, ein Lieblingsthema rechter Intellektueller. Wer nun wie ich einen engagierten Vortrag mit scharfen Thesen erwartet hatte, ist enttäuscht worden. Statt einer flammenden Rede kam nur ein jämmerliches und wehleidiges Blabla, die gebetsmühlenhafte Beschwörung rechtskonservativer Wunschbilder, die von der Realität längst überholt sind. Und ein intellektuelles und wissenschaftliches Niveau ließ der Herr Professor auch vermissen. Schauen wir uns dazu mal die aus Sicht des Professors zentralen gesellschaftlichen Probleme an.
Da ist erstens die Bevölkerungs-Entwicklung. Zitat Hornung:
„Die demographische Katastrophe in Deutschland und Europa wird unterschätzt. “
Zitat Ende. In hundert Jahren würde es nur noch 32 Millionen Deutsche geben, das Ende naht also. Nun weiß jedes Kind, was von Zukunftsprognosen dieser Art zu halten ist. Doch warum ist es eigentlich so wichtig, wie viele Deutsche es gibt? Und vor allem: Was sind eigentlich richtige Deutsche? Etwa Kreuzungen aus Blutsdeutschen mit Blutsdeutschen? Nun denn, wenn der Professor das gemeint hat, könnte er sogar recht haben mit seiner Prognose, nur ist das letzten Endes völlig unerheblich. Denn mittlerweile leben wir in einer Gesellschaft, in der auch Deutscher werden kann, wer nicht in diesem Land geboren ist, und das kann nur gut sein.
Zweites Problem des Herrn Hornung: Der deutsche Staat befindet sich in einer Schuldenfalle. Das muss aufhören, meint der Professor, aber wie das gehen soll, war nicht zu erfahren. Darüber redet man vielleicht auch nicht gerne. Es ist bekannt, wie sich manche Großmächte in bestimmten historischen Situationen aus Schuldenfallen befreit haben. Sie haben Kriege angefangen.
Drittes Problem: Der deutsche Schuldkomplex. Zitat:
„Adolf Hitler bestimmt immer noch die Richtlinien unserer Politik.“
Zitat Ende. So was aber auch: Nach all den Schlussstrichreden und nach den rotgrünen Kriegen der letzten Jahre steht uns die geschichtliche Bürde des Faschismus immer noch im Weg. Oder umgekehrt gedacht, und das hat der Professor wiederum nicht ausgesprochen: Wenn wir die geschichtliche Verantwortung für die Verbrechen des Faschismus nicht mehr auf uns nehmen würden, dann würde was aus Deutschland werden.
Wie die Arbeitslosen an der Arbeitslosigkeit Schuld sind, ist bei Hornung der Schuldkomplex an allem schuld. Noch ein Zitat:
„Der Schuldkomplex ist die Ursache unserer Blockade und Lähmung – auch ökonomisch.“
Zitat Ende. Selbstverständlich steht für Prof. Hornung fest, dass ein solcher Schuldkomplex auch wirklich existiert und als Wissenschaftler muss er das natürlich nicht begründen. Schuld am Schuldkomplex ist natürlich nicht der Faschismus, sondern es sind die deutschen Lehrer, Zitat:
„Man hat aus der deutschen Geschichte ein einziges Verbrecheralbum gemacht. ... Nationaler Selbsthass kommt dabei heraus“
Zitat Ende . Und schuld sind natürlich die 68er. Zitat:
„Selbstverwirklichung – eines der fürchterlichsten Worte der 68er. Wir sind ein Volk von materialistischen Egoisten geworden.“
Zitat Ende.
Schließlich darf auch das Lamento über die Globalisierung, wie sie die Rechten verstehen und fürchten, nicht fehlen. Die deutschen Interessen seien bedroht, aber zur selbst gestellten Frage, was denn die deutschen Interessen seien, fällt ihm nur ein, dass deutsche Unternehmen nicht in Billiglohnländer abwandern sollen. Und natürlich gehören die Deutschen nicht zu den Profiteuren des globalisierten Kapitalismus, sondern sie werden davon überrollt. Zitat:
„Der Islam wehrt sich gegen die Globalisierung. Alle wehren sich: Polen, die Spanier, Franzosen, aber die Deutschen sagen nicht, was sie wollen und wo das Ende der Fahnenstange ist.“
Zitat Ende.
Nach so viel Gejammer wollte der Professor am Schluß auch noch etwas Positives sagen. Dabei kam er zum ersten mal auf das eigentliche Thema des Vortrags zu sprechen und zwar auf die von den Rechten heißgeliebte multikulturelle Gesellschaft. Und das sagte der Professor: Zitat:
„Wir haben jahrzehntelang vom Umweltschutz gesprochen – wir müssen auch unsere Identität schützen wie unsere Gewässer.“
Zitat Ende. Und voller Stolz verkündete er einen wichtigen Leitsatz des Studienzentrums Weikersheim. Der heißt:
„Zukunft kommt nur aus Herkunft“.
Zitat Ende. Will sagen, wir müssen die Reinheit des deutschen Blutes erhalten, Zitat:
„oder wir nehmen hin, dass diese Nation untergeht.“
Zitat Ende. Damit hat Prof.Dr. Hornung auch noch brav sein rassistisches Sprüchlein aufgesagt und seine Anhänger waren nun zufrieden. Zum Beispiel auch ein Pfarrer Digel vom CDU-Arbeitskreis Christ und Politik, dem es wichtig war, zu betonen, dass man Moslems nun mal nicht in Deutschland integrieren könne.
Auch nach dieser Veranstaltung drängt sich erneut die Frage auf, wie lange sich die Christlich Demokratische Union eigentlich noch mit ihrem reaktionären Flügel schmücken möchte. Ihr Mitglied Prof. Hornung ist sicher kein Holocaust-Leugner und auch kein Neonazi, aber seine geschichtsrevisionistischen und rassistischen Positionen bewegen sich außerhalb des demokratischen Meinungsspektrums. Unglaublich jedenfalls, dass eine Person mit einer solchen Vita und solchen Auffassungen viele Jahre lang Schüler und Studierende unterrichten durfte und immer noch unter dem Dach der CDU Politik macht.
Kommen wir zurück zu der Veranstaltung am 19.Oktober in Tübingen. Vor dem Verbindungshaus der Germania-Strassburg in der Neckarhalde 47 versammeln sich Burschafter in Frack und Lametta. Die Germania Strassburg gilt als die reaktionärste Studentenverbindung in Tübingen. Offenbar fühlt sich der CDU-Arbeitskreis „Christ und Politik“ im Klima eines solchen Verbindungshauses wohl. Auch der Referent Prof. Hornung dürfte im Verbindungshaus kaum gefremdelt haben, ist er doch auch häufiger Vortragsgast beispielsweise bei der neofaschistischen Münchner Verbindung Danubia. Nun ist es gerade in Tübingen nichts Besonderes, wenn ein greiser Emeritus einen Vortrag hält. Bei dieser Konglomeration aus schlagender Verbindung, rechtslastiger Orts-CDU und dem Weikersheim-Professor wäre allerdings Empörung und Protest zu erwarten gewesen. Immerhin wurde die Veranstaltung von der Lokalzeitung schon eine Woche zuvor in einem großzügigen Zweispalter angekündigt. Titel: Patriotismus und multikulturelle Gesellschaft. Aber: Das weltoffene und liberale Tübingen ignoriert solche rechten Umtriebe. Wie der Grabert-Verlag wird auch die rechtslastige Szene geflissentlich übersehen. Vielleicht hätten auch die fünfzehn Antifas mit ihrem kaputten Megaphon lieber zuhause bleiben sollen. Das einzige, das sie bewirkt haben, ist, dass sie vom Referenten und den Veranstaltern zur einfachen Feinbildkonstruktion missbraucht und wegen ihrer organisatorischen Schwäche hämisch verlacht wurden.
Zum Inhalt des Vortrags von Prof. Hornung. Thema wie gesagt der deutsche Patriotismus und das Elend der multikulturellen Gesellschaft, ein Lieblingsthema rechter Intellektueller. Wer nun wie ich einen engagierten Vortrag mit scharfen Thesen erwartet hatte, ist enttäuscht worden. Statt einer flammenden Rede kam nur ein jämmerliches und wehleidiges Blabla, die gebetsmühlenhafte Beschwörung rechtskonservativer Wunschbilder, die von der Realität längst überholt sind. Und ein intellektuelles und wissenschaftliches Niveau ließ der Herr Professor auch vermissen. Schauen wir uns dazu mal die aus Sicht des Professors zentralen gesellschaftlichen Probleme an.
Da ist erstens die Bevölkerungs-Entwicklung. Zitat Hornung:
„Die demographische Katastrophe in Deutschland und Europa wird unterschätzt. “
Zitat Ende. In hundert Jahren würde es nur noch 32 Millionen Deutsche geben, das Ende naht also. Nun weiß jedes Kind, was von Zukunftsprognosen dieser Art zu halten ist. Doch warum ist es eigentlich so wichtig, wie viele Deutsche es gibt? Und vor allem: Was sind eigentlich richtige Deutsche? Etwa Kreuzungen aus Blutsdeutschen mit Blutsdeutschen? Nun denn, wenn der Professor das gemeint hat, könnte er sogar recht haben mit seiner Prognose, nur ist das letzten Endes völlig unerheblich. Denn mittlerweile leben wir in einer Gesellschaft, in der auch Deutscher werden kann, wer nicht in diesem Land geboren ist, und das kann nur gut sein.
Zweites Problem des Herrn Hornung: Der deutsche Staat befindet sich in einer Schuldenfalle. Das muss aufhören, meint der Professor, aber wie das gehen soll, war nicht zu erfahren. Darüber redet man vielleicht auch nicht gerne. Es ist bekannt, wie sich manche Großmächte in bestimmten historischen Situationen aus Schuldenfallen befreit haben. Sie haben Kriege angefangen.
Drittes Problem: Der deutsche Schuldkomplex. Zitat:
„Adolf Hitler bestimmt immer noch die Richtlinien unserer Politik.“
Zitat Ende. So was aber auch: Nach all den Schlussstrichreden und nach den rotgrünen Kriegen der letzten Jahre steht uns die geschichtliche Bürde des Faschismus immer noch im Weg. Oder umgekehrt gedacht, und das hat der Professor wiederum nicht ausgesprochen: Wenn wir die geschichtliche Verantwortung für die Verbrechen des Faschismus nicht mehr auf uns nehmen würden, dann würde was aus Deutschland werden.
Wie die Arbeitslosen an der Arbeitslosigkeit Schuld sind, ist bei Hornung der Schuldkomplex an allem schuld. Noch ein Zitat:
„Der Schuldkomplex ist die Ursache unserer Blockade und Lähmung – auch ökonomisch.“
Zitat Ende. Selbstverständlich steht für Prof. Hornung fest, dass ein solcher Schuldkomplex auch wirklich existiert und als Wissenschaftler muss er das natürlich nicht begründen. Schuld am Schuldkomplex ist natürlich nicht der Faschismus, sondern es sind die deutschen Lehrer, Zitat:
„Man hat aus der deutschen Geschichte ein einziges Verbrecheralbum gemacht. ... Nationaler Selbsthass kommt dabei heraus“
Zitat Ende . Und schuld sind natürlich die 68er. Zitat:
„Selbstverwirklichung – eines der fürchterlichsten Worte der 68er. Wir sind ein Volk von materialistischen Egoisten geworden.“
Zitat Ende.
Schließlich darf auch das Lamento über die Globalisierung, wie sie die Rechten verstehen und fürchten, nicht fehlen. Die deutschen Interessen seien bedroht, aber zur selbst gestellten Frage, was denn die deutschen Interessen seien, fällt ihm nur ein, dass deutsche Unternehmen nicht in Billiglohnländer abwandern sollen. Und natürlich gehören die Deutschen nicht zu den Profiteuren des globalisierten Kapitalismus, sondern sie werden davon überrollt. Zitat:
„Der Islam wehrt sich gegen die Globalisierung. Alle wehren sich: Polen, die Spanier, Franzosen, aber die Deutschen sagen nicht, was sie wollen und wo das Ende der Fahnenstange ist.“
Zitat Ende.
Nach so viel Gejammer wollte der Professor am Schluß auch noch etwas Positives sagen. Dabei kam er zum ersten mal auf das eigentliche Thema des Vortrags zu sprechen und zwar auf die von den Rechten heißgeliebte multikulturelle Gesellschaft. Und das sagte der Professor: Zitat:
„Wir haben jahrzehntelang vom Umweltschutz gesprochen – wir müssen auch unsere Identität schützen wie unsere Gewässer.“
Zitat Ende. Und voller Stolz verkündete er einen wichtigen Leitsatz des Studienzentrums Weikersheim. Der heißt:
„Zukunft kommt nur aus Herkunft“.
Zitat Ende. Will sagen, wir müssen die Reinheit des deutschen Blutes erhalten, Zitat:
„oder wir nehmen hin, dass diese Nation untergeht.“
Zitat Ende. Damit hat Prof.Dr. Hornung auch noch brav sein rassistisches Sprüchlein aufgesagt und seine Anhänger waren nun zufrieden. Zum Beispiel auch ein Pfarrer Digel vom CDU-Arbeitskreis Christ und Politik, dem es wichtig war, zu betonen, dass man Moslems nun mal nicht in Deutschland integrieren könne.
Auch nach dieser Veranstaltung drängt sich erneut die Frage auf, wie lange sich die Christlich Demokratische Union eigentlich noch mit ihrem reaktionären Flügel schmücken möchte. Ihr Mitglied Prof. Hornung ist sicher kein Holocaust-Leugner und auch kein Neonazi, aber seine geschichtsrevisionistischen und rassistischen Positionen bewegen sich außerhalb des demokratischen Meinungsspektrums. Unglaublich jedenfalls, dass eine Person mit einer solchen Vita und solchen Auffassungen viele Jahre lang Schüler und Studierende unterrichten durfte und immer noch unter dem Dach der CDU Politik macht.