industriegebiet meer
ID 104374
interview mit dr. christian bussau von greenpeace
anmod.:
weil die ressourcen an land knapp werden, richtet sich der gierige blick der industrienationen auf das meer. doch der griff nach den reichtümern der meere hat schwere ökologische folgen...
anmod.:
weil die ressourcen an land knapp werden, richtet sich der gierige blick der industrienationen auf das meer. doch der griff nach den reichtümern der meere hat schwere ökologische folgen...
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07:47 min, 8844 kB, mp3
mp3, 155 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 19.09.2020 / 15:06
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Dateizugriffe: 1774
Klassifizierung
Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Internationales, Wirtschaft/Soziales
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
https://www.greenpeace.de/themen/meere/i...
Schatzjagd auf dem Meeresgrund
Das Wettrennen der Förderländer um die fossilen Energiereserven der Ozeane ist in vollem Gange. Ihr Ziel: die arktischen und antarktischen Meeresböden. Die empfindlichsten Ökosysteme der Erde sind bedroht.
Greenpeace dokumentiert bereits seit Jahrzehnten das Ausmaß der schleichenden Ölverschmutzung durch marode Tanker und rostende Pipelines. Die Förderung von Sand, Kies und Metallen vernichtet Lebensraum. Und auch die Suche nach fossilen Energien unter Wasser selbst birgt enorme Gefahren.
Erdöl und Gas
Ölbohrinseln sind eine Risikotechnologie – die Bilder der explodierenden Ölförderplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko im Jahre 2010 sprechen für sich. Es sind aber nicht nur die spektakulären Unfälle, durch die auf einen Schlag zahlreiche empfindliche Biotope vernichtet werden: Jahr für Jahr gelangen Tausende Tonnen Rohöl während des alltäglichen Förderbetriebs durch das sogenannte Produktionswasser ins Meer.
Weltweit gibt es etwa 6000 Offshore-Plattformen, allein rund 500 in der Nordsee. Besonders in tieferen Meeresregionen sind die Bohrungen schwierig: Die Gerätschaften sind hohem Wasserdruck ausgesetzt, Tiefseearbeiten können nur per Roboter erledigt werden. Wie riskant das ist, hat das Unglück im Golf von Mexiko gezeigt. Der giftige Ölteppich kostete tausende Tiere das Leben und viele Fischer die Jobs. Trotzdem durfte ein Jahr nach der Katastrophe im Golf wieder nach Öl gebohrt werden.
Im Fokus stehen derzeit die Tiefsee-Ölfelder des „Goldenen Dreiecks“ im Atlantik zwischen dem Golf von Mexiko, der Atlantikküste Brasiliens und Westafrika. Sogar die noch fast unberührte Arktis ist ins Visier der Öl‑ und Gasindustrie gerückt. Durch den Klimawandel schwindet das arktische Meereis, die natürliche Barriere gegen die Ausbeutung der Ressourcen schmilzt dahin. Greenpeace fordert daher ein internationales Abkommen, das den Schutz der Arktis sicherstellt.
Sand und Kies
Wie Öl und Gas gehen auch die Landvorräte an Sand und Kies für den Straßenbau zur Neige. Schiffe mit riesigen Saugbaggern tragen deshalb den Meeresboden metertief ab. Teile von Sandbänken oder gleich ganze Sandbanklebensräume werden dem Meer entrissen. Viele Meeresbewohner können sich auf den abgebauten Flächen nicht wieder ansiedeln, da nach dem Eingriff die Korngrößen der Sedimente verändert sind. Sie sind meist feiner und bieten zum Beispiel Sandaalen und Grundeln keinen Unterschlupf mehr. Sandaale sind in der Nordsee wiederum die Hauptnahrung für viele Fische, Robben, Schweinswale und Vögel. So schadet der Abbau auch Tieren, die von den Arbeiten nicht direkt betroffen sind. Die aufgewirbelten feinen Sedimente verteilen sich zudem mit der Strömung, trüben das Wasser und können Lebewesen wie Seenelken überlagern, so dass sie absterben.
Metall
In der Tiefsee locken Mangan, Gold, Silber, Platin und andere Buntmetalle. Viele Staaten erhoffen sich ein lohnendes Geschäft und sichern sich Schürfrechte. Zu den größten Erzvorkommen zählen die polymetallischen Manganknollen in 4000 bis 5000 Metern Tiefe: kartoffel- bis kopfgroße Klumpen aus Mangan, Eisen, Silikaten und in geringerer Konzentration Kobalt, Kupfer und Nickel. Sie sollen entstanden sein, indem sich Mineralien über Millionen Jahre um einen „Kristallisationskeim“ ablagerten, etwa um einen kleinen Felsbrocken oder ein Knochenstück. Der Vorrat an Manganknollen wird auf zehn Milliarden Tonnen geschätzt, die üppigsten Felder liegen westlich vor Mexiko, im Peru‑Becken des südöstlichen Pazifiks und im Indischen Ozean.
Hydrothermale Quellen bilden eine zweite Rohstoffquelle. An den „Schwarzen Rauchern“, um 400 Grad heißen Quellen, bilden sich schwefelhaltige Erze: Massivsulfide. Schwarze Raucher treten an unterseeischen Plattengrenzen auf, wo durch vulkanische Aktivitäten ein Wärme‑ und Stoffaustausch zwischen Gesteinen der Erdkruste und dem Ozean stattfindet. Um sie herum lagern sich mächtige Metallkrusten ab. Im Südwestpazifik sollen sie reich an Kupfer, Zink, Gold und Silber sein. Noch steht die Exploration der Schätze am Anfang, es gibt viele technische Probleme zu lösen, auch eine schonende Abbautechnik ist noch nicht erfunden.
Lösungen
Der Abbau der Bodenschätze auf der Hohen See wird über die Internationale Seebodenbehörde der UN geregelt. Die Nutzung von Fischbeständen und die Schifffahrt werden über andere Gremien geregelt. Eine Zusammenarbeit gibt es nicht, und alle stellen die Nutzung der Meere über den Schutz. Greenpeace fordert ein neues übergreifendes UN-Abkommen für die Hohe See. Dieses muss die existierenden Gremien koordinieren, den Schutz der Artenvielfalt in den Vordergrund rücken und Schutzgebiete einrichten.
Schatzjagd auf dem Meeresgrund
Das Wettrennen der Förderländer um die fossilen Energiereserven der Ozeane ist in vollem Gange. Ihr Ziel: die arktischen und antarktischen Meeresböden. Die empfindlichsten Ökosysteme der Erde sind bedroht.
Greenpeace dokumentiert bereits seit Jahrzehnten das Ausmaß der schleichenden Ölverschmutzung durch marode Tanker und rostende Pipelines. Die Förderung von Sand, Kies und Metallen vernichtet Lebensraum. Und auch die Suche nach fossilen Energien unter Wasser selbst birgt enorme Gefahren.
Erdöl und Gas
Ölbohrinseln sind eine Risikotechnologie – die Bilder der explodierenden Ölförderplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko im Jahre 2010 sprechen für sich. Es sind aber nicht nur die spektakulären Unfälle, durch die auf einen Schlag zahlreiche empfindliche Biotope vernichtet werden: Jahr für Jahr gelangen Tausende Tonnen Rohöl während des alltäglichen Förderbetriebs durch das sogenannte Produktionswasser ins Meer.
Weltweit gibt es etwa 6000 Offshore-Plattformen, allein rund 500 in der Nordsee. Besonders in tieferen Meeresregionen sind die Bohrungen schwierig: Die Gerätschaften sind hohem Wasserdruck ausgesetzt, Tiefseearbeiten können nur per Roboter erledigt werden. Wie riskant das ist, hat das Unglück im Golf von Mexiko gezeigt. Der giftige Ölteppich kostete tausende Tiere das Leben und viele Fischer die Jobs. Trotzdem durfte ein Jahr nach der Katastrophe im Golf wieder nach Öl gebohrt werden.
Im Fokus stehen derzeit die Tiefsee-Ölfelder des „Goldenen Dreiecks“ im Atlantik zwischen dem Golf von Mexiko, der Atlantikküste Brasiliens und Westafrika. Sogar die noch fast unberührte Arktis ist ins Visier der Öl‑ und Gasindustrie gerückt. Durch den Klimawandel schwindet das arktische Meereis, die natürliche Barriere gegen die Ausbeutung der Ressourcen schmilzt dahin. Greenpeace fordert daher ein internationales Abkommen, das den Schutz der Arktis sicherstellt.
Sand und Kies
Wie Öl und Gas gehen auch die Landvorräte an Sand und Kies für den Straßenbau zur Neige. Schiffe mit riesigen Saugbaggern tragen deshalb den Meeresboden metertief ab. Teile von Sandbänken oder gleich ganze Sandbanklebensräume werden dem Meer entrissen. Viele Meeresbewohner können sich auf den abgebauten Flächen nicht wieder ansiedeln, da nach dem Eingriff die Korngrößen der Sedimente verändert sind. Sie sind meist feiner und bieten zum Beispiel Sandaalen und Grundeln keinen Unterschlupf mehr. Sandaale sind in der Nordsee wiederum die Hauptnahrung für viele Fische, Robben, Schweinswale und Vögel. So schadet der Abbau auch Tieren, die von den Arbeiten nicht direkt betroffen sind. Die aufgewirbelten feinen Sedimente verteilen sich zudem mit der Strömung, trüben das Wasser und können Lebewesen wie Seenelken überlagern, so dass sie absterben.
Metall
In der Tiefsee locken Mangan, Gold, Silber, Platin und andere Buntmetalle. Viele Staaten erhoffen sich ein lohnendes Geschäft und sichern sich Schürfrechte. Zu den größten Erzvorkommen zählen die polymetallischen Manganknollen in 4000 bis 5000 Metern Tiefe: kartoffel- bis kopfgroße Klumpen aus Mangan, Eisen, Silikaten und in geringerer Konzentration Kobalt, Kupfer und Nickel. Sie sollen entstanden sein, indem sich Mineralien über Millionen Jahre um einen „Kristallisationskeim“ ablagerten, etwa um einen kleinen Felsbrocken oder ein Knochenstück. Der Vorrat an Manganknollen wird auf zehn Milliarden Tonnen geschätzt, die üppigsten Felder liegen westlich vor Mexiko, im Peru‑Becken des südöstlichen Pazifiks und im Indischen Ozean.
Hydrothermale Quellen bilden eine zweite Rohstoffquelle. An den „Schwarzen Rauchern“, um 400 Grad heißen Quellen, bilden sich schwefelhaltige Erze: Massivsulfide. Schwarze Raucher treten an unterseeischen Plattengrenzen auf, wo durch vulkanische Aktivitäten ein Wärme‑ und Stoffaustausch zwischen Gesteinen der Erdkruste und dem Ozean stattfindet. Um sie herum lagern sich mächtige Metallkrusten ab. Im Südwestpazifik sollen sie reich an Kupfer, Zink, Gold und Silber sein. Noch steht die Exploration der Schätze am Anfang, es gibt viele technische Probleme zu lösen, auch eine schonende Abbautechnik ist noch nicht erfunden.
Lösungen
Der Abbau der Bodenschätze auf der Hohen See wird über die Internationale Seebodenbehörde der UN geregelt. Die Nutzung von Fischbeständen und die Schifffahrt werden über andere Gremien geregelt. Eine Zusammenarbeit gibt es nicht, und alle stellen die Nutzung der Meere über den Schutz. Greenpeace fordert ein neues übergreifendes UN-Abkommen für die Hohe See. Dieses muss die existierenden Gremien koordinieren, den Schutz der Artenvielfalt in den Vordergrund rücken und Schutzgebiete einrichten.