Das social Distel-Ding – Regierungsgläubigkeit bringt uns nicht weiter
ID 101636
Teil 16 der social distancing Kolumne - Alle warten auf die Verkündung der Lockerung.
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05:13 min, 12 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 15.04.2020 / 23:02
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Dateizugriffe: 2825
Klassifizierung
Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Wirtschaft/Soziales
Serie: Das social Distel-Ding
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
Heute ist also der Tag. Der Tag an dem alle auf die Bildschirme blicken und rufen: „Sag mir wann?“
Nach all dieser Zeit, in der der Alltag von einem Virus bestimmt wurde, kommt nun wieder der Moment, wo sich alle an die Politik wenden. Fast so, als wäre es die Idee der Politik gewesen die Wirtschaft und das öffentliche Leben einzufrieren und nicht nur die beinahe verspätete Reaktion auf eine grassierende Pandemie die viele Menschenleben kostet.
Aber es ist ja auch kein Wunder, dass so viele sich jetzt nicht sicher sind, wie es weitergehen wird. Armin Laschet möchte die Schulen nach den Osterferien wieder eröffnen. Markus Söder möchte vorsichtig bleiben. Angela Merkel hingegen bleibt ihrer Linie treu: Die anderen diskutieren lassen und selber nur entscheiden.
Und wir? Wir social Distel-Dinger warten. Warten auf das Ende der Krise. Warten auf das Ende der Ansteckungsgefahr. Warten auf die Möglichkeit endlich mal wieder die Eltern und Großeltern in den Arm nehmen zu können, ohne dabei Angst haben zu müssen sie eventuell dabei mit einer für sie tödlichen Erkrankung anzustecken.
Denn auch wenn die Politikerinnen und Politiker sagen würden, dass alles nur ein böser Traum war und jetzt alle wieder arbeiten sollen: Würden wir ihnen vertrauen? Wären wir bereit das Risiko einzugehen?
Oder würden wir dann nur noch mit Mundschutz, Handschuhen, Visier und einer Monatspackung Desinfektionsmittel aus dem Haus gehen?
Es ist schon erstaunlich wie wir uns jetzt auf die Politik verlassen. Und das in gewissen Teilen auch zurecht. Zumindest bei der Pandemie-Bekämpfung hat die Bundesrepublik keine schlechte Figur abgegeben. Nicht nur, dass die Zahlen für sie sprechen, auch die schnelle Hilfe und die zahlreichen Maßnahmen scheinen aufgegangen zu sein. Das gilt natürlich nur, wenn Mensch als Staatsbürger über die Landesgrenzen blickt und sieht wo es überall schief gelaufen ist. Im Vergleich, nicht im eigenen Empfinden, könnte es noch viel schlimmer sein.
Vielleicht entstammt das Vertrauen auch daraus, dass wir verstanden haben, dass wir, als einzelne social Distel-Dinger, gar nicht die Möglichkeit haben das Ausmaß der Gefahren, der vielen Wechselwirkungen und der richtigen Prävention zu erfassen. Eventuell könnte es sogar sein, dass Deutschland, das Land der mehr als 80 Millionen immer besserwissenden Bundestrainer, verstanden hat, dass die Politik und das Gesundheitssystem etwas komplizierter ist als Fußball.
Aber auch wenn wir jetzt vielleicht wissen, dass wir zwar 11 Fußballspieler vermutlich besser trainieren könnten als der Bundestrainer, aber dennoch in der Corona-Krise lieber auf die Politiker*innen und die sie beratenden Expertinnen und Experten vertrauen sollten, gilt das alte leninsche Sprichwort: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“
Das soll natürlich nicht heißen, dass jeder kontrollieren soll, ob Mensch sich mit Corona anstecken kann, wenn er oder sie Rolltreppen-Läufe ableckt - was übrigens vorgefallen sein soll, wenn auch als sogenannte „Challenge“ - viel mehr deutet dieses Sprichwort darauf hin, dass in Zeiten in denen die Exekutive, also Polizei bzw. die Vollstreckungsorgane des Staates, und die Legislative, also die Politik bzw. der Gesetzgeber, so stark in unsere Grundrechte eingreifen, die Judikative, also die Rechtsprechung, stärker gefragt ist. Richter*innen, Anwält*innen und auch Staatsanwält*innen sind gerade gefragt. Sie müssen ständig überprüfen, ob die Regelungen noch der Zeit entsprechen.
Denn auch wenn sich dieses social Distel-Ding manchmal das System der Bundesrepublik als neoliberal, als militärisch-industriellen Komplex oder einfach als kapitalistischen Sauhaufen zusammenreimt hat, es sind Menschen die es tragen. Es sind Menschen, die Entscheidungen treffen, die sich Gedanken machen und die tagtäglich mit ihrer Arbeit diese Gesellschaft stützen, aber auch Mitverantwortung tragen für die Richtung in die sie sich entwickelt.
Es bleibt zu hoffen, dass es in dieser Zeit und vor allem auch in Zeiten der Lockerung der Maßnahmen, Menschen gibt, die bereit sind sich gegen den einfachen Weg zu entscheiden. Menschen die, statt stumm ihre Arbeit zu machen und gut Geld zu kassieren, den Mund aufmachen und für unsere Grundrechte aufstehen. Die Geschichte der Bundesrepublik ist auch eine Geschichte der Gerichte, die immer wieder die Gesetze und Regelungen der Regierenden kassiert haben. Es ist ihre Aufgabe standhaft zu bleiben und abzuwägen.
Und genauso ist es unsere Aufgabe den Mund aufzumachen, laut zu sein, zu klagen und diejenigen die es wagen für uns Grundsatzurteile zu erstreiten zu unterstützen. Nicht Regierungshörigkeit bringt uns durch diese Krise: Es sind wir, als Gesellschaft in einem Rechtsstaat. Und das gilt es zu erhalten!
Nach all dieser Zeit, in der der Alltag von einem Virus bestimmt wurde, kommt nun wieder der Moment, wo sich alle an die Politik wenden. Fast so, als wäre es die Idee der Politik gewesen die Wirtschaft und das öffentliche Leben einzufrieren und nicht nur die beinahe verspätete Reaktion auf eine grassierende Pandemie die viele Menschenleben kostet.
Aber es ist ja auch kein Wunder, dass so viele sich jetzt nicht sicher sind, wie es weitergehen wird. Armin Laschet möchte die Schulen nach den Osterferien wieder eröffnen. Markus Söder möchte vorsichtig bleiben. Angela Merkel hingegen bleibt ihrer Linie treu: Die anderen diskutieren lassen und selber nur entscheiden.
Und wir? Wir social Distel-Dinger warten. Warten auf das Ende der Krise. Warten auf das Ende der Ansteckungsgefahr. Warten auf die Möglichkeit endlich mal wieder die Eltern und Großeltern in den Arm nehmen zu können, ohne dabei Angst haben zu müssen sie eventuell dabei mit einer für sie tödlichen Erkrankung anzustecken.
Denn auch wenn die Politikerinnen und Politiker sagen würden, dass alles nur ein böser Traum war und jetzt alle wieder arbeiten sollen: Würden wir ihnen vertrauen? Wären wir bereit das Risiko einzugehen?
Oder würden wir dann nur noch mit Mundschutz, Handschuhen, Visier und einer Monatspackung Desinfektionsmittel aus dem Haus gehen?
Es ist schon erstaunlich wie wir uns jetzt auf die Politik verlassen. Und das in gewissen Teilen auch zurecht. Zumindest bei der Pandemie-Bekämpfung hat die Bundesrepublik keine schlechte Figur abgegeben. Nicht nur, dass die Zahlen für sie sprechen, auch die schnelle Hilfe und die zahlreichen Maßnahmen scheinen aufgegangen zu sein. Das gilt natürlich nur, wenn Mensch als Staatsbürger über die Landesgrenzen blickt und sieht wo es überall schief gelaufen ist. Im Vergleich, nicht im eigenen Empfinden, könnte es noch viel schlimmer sein.
Vielleicht entstammt das Vertrauen auch daraus, dass wir verstanden haben, dass wir, als einzelne social Distel-Dinger, gar nicht die Möglichkeit haben das Ausmaß der Gefahren, der vielen Wechselwirkungen und der richtigen Prävention zu erfassen. Eventuell könnte es sogar sein, dass Deutschland, das Land der mehr als 80 Millionen immer besserwissenden Bundestrainer, verstanden hat, dass die Politik und das Gesundheitssystem etwas komplizierter ist als Fußball.
Aber auch wenn wir jetzt vielleicht wissen, dass wir zwar 11 Fußballspieler vermutlich besser trainieren könnten als der Bundestrainer, aber dennoch in der Corona-Krise lieber auf die Politiker*innen und die sie beratenden Expertinnen und Experten vertrauen sollten, gilt das alte leninsche Sprichwort: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“
Das soll natürlich nicht heißen, dass jeder kontrollieren soll, ob Mensch sich mit Corona anstecken kann, wenn er oder sie Rolltreppen-Läufe ableckt - was übrigens vorgefallen sein soll, wenn auch als sogenannte „Challenge“ - viel mehr deutet dieses Sprichwort darauf hin, dass in Zeiten in denen die Exekutive, also Polizei bzw. die Vollstreckungsorgane des Staates, und die Legislative, also die Politik bzw. der Gesetzgeber, so stark in unsere Grundrechte eingreifen, die Judikative, also die Rechtsprechung, stärker gefragt ist. Richter*innen, Anwält*innen und auch Staatsanwält*innen sind gerade gefragt. Sie müssen ständig überprüfen, ob die Regelungen noch der Zeit entsprechen.
Denn auch wenn sich dieses social Distel-Ding manchmal das System der Bundesrepublik als neoliberal, als militärisch-industriellen Komplex oder einfach als kapitalistischen Sauhaufen zusammenreimt hat, es sind Menschen die es tragen. Es sind Menschen, die Entscheidungen treffen, die sich Gedanken machen und die tagtäglich mit ihrer Arbeit diese Gesellschaft stützen, aber auch Mitverantwortung tragen für die Richtung in die sie sich entwickelt.
Es bleibt zu hoffen, dass es in dieser Zeit und vor allem auch in Zeiten der Lockerung der Maßnahmen, Menschen gibt, die bereit sind sich gegen den einfachen Weg zu entscheiden. Menschen die, statt stumm ihre Arbeit zu machen und gut Geld zu kassieren, den Mund aufmachen und für unsere Grundrechte aufstehen. Die Geschichte der Bundesrepublik ist auch eine Geschichte der Gerichte, die immer wieder die Gesetze und Regelungen der Regierenden kassiert haben. Es ist ihre Aufgabe standhaft zu bleiben und abzuwägen.
Und genauso ist es unsere Aufgabe den Mund aufzumachen, laut zu sein, zu klagen und diejenigen die es wagen für uns Grundsatzurteile zu erstreiten zu unterstützen. Nicht Regierungshörigkeit bringt uns durch diese Krise: Es sind wir, als Gesellschaft in einem Rechtsstaat. Und das gilt es zu erhalten!
Kommentare
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16.04.2020 / 08:39 | MoRa RDL, Radio Dreyeckland, Freiburg |
gesendet im mora
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heute morgen gesendet! Herzlichen Dank (: | |