"Aus neutraler Sicht" von Albert Jörimann - Corona

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Mitleid habe ich keines, aber ich erahne den Umfang des Debakels, das sich im Moment für den Türkpascha und Erdopimpel abzeichnet ...
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10:00 min, 23 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 06.03.2020 / 13:20

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Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Internationales, Wirtschaft/Soziales, Andere
Serie: Aus Neutraler Sicht
Entstehung

AutorInnen: Albert Jörimann
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 06.03.2020
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
... Solange er entlang der Grenze zu Kurdistan in einem militärischen Vakuum operieren konnte und in Libyen ein paar Militärberater als potente Geheimwaffe für die, sozusagen Minderheitsregierung von al Sarradsch postieren konnte, war seine Welt noch in Ordnung, es war sozusagen morgens um sieben. Ein halbes Jahr später ist es halb acht, die ersten toten Soldaten kommen aus der Provinz Idlib nach Hause, mit Wladimir Putin ist im Syrienkrieg nicht zu spaßen, und die Ratschläge der Militärberater haben noch nicht zur Wende in Libyen geführt. Da stehen also drei Projekte auf drei Ebenen auf der Kippe: zunächst die territoriale Ausdehnung, sei es der Landesgrenzen selber oder aber mindestens des direkten Einflussgebietes der Türkei auf dem verminten Gelände des Nahen Ostens; zweitens der Versuch, die Türkei als echten Militärfaktor im Mittelmeer zu etablieren, mit all den Konsequenzen in Bezug auf Landesgrenzen und Einflussgebiete in der Ägäis, welche mit Sicherheit das eigentliche Objekt der Libyen-Mission darstellte; und drittens der Versuch, seine Autokratie vermittels der Interventionen in Syrien und dem allgemeinen militärischen Getöse, inklusive Erwerb russischer Flugabwehr­systeme, durch Außenerfolge im Inneren zu stärken und dabei beiläufig auch noch die Kurden wieder mal zu deckeln. Wenn die militärischen Erfolge ausbleiben, sobald es hart auf hart geht, dann hat der Erdopimpel auch auf den anderen Ebenen Probleme. Offenbar ist die Autokratie nicht so gefestigt, wie es der Sultan gerne hätte; der Pseudo-Putsch mit anschließender Säuberung vor vier Jahren verweist im Nachhinein ebenso darauf wie die regelmäßigen Meldungen von persönli­cher Bereicherung seiner Familienmitglieder, die eben auf eine Schnäppchenwirtschaft verweisen und nicht auf die systemische Verankerung der Pascha-Herrschaft. Vielleicht ist das so, vielleicht auch nicht; auf jeden Fall verweist die Aktivierung der größten Waffe, die dem Erdopimpel zur Verfügung steht, nämlich der Flüchtlinge, auf eine echte Notlage der türkischen Regierung.

Vom menschlichen Leid der Flüchtlinge oder der Menschen in der Kriegsregion will ich hier schon wieder nicht sprechen; es ist im Begriff «Krieg» ganz einfach mit enthalten, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen, insbesondere nicht in der Art und Weise der westlichen Berichterstattung, welche seit Jahr und Tag immer und bis auf ein paar Ausnahmen rund um den Islamischen Staat aus­schließ­lich der syrischen Regierung die Schuld an jedem einzelnen Blutstropfen in die Schuhe schiebt. Dies, also die Berichterstattung, ist eine Parforce-Leistung, die ihresgleichen sucht und vielleicht in früheren Meldungen aus Kolonialkriegen ein Äquivalent findet, aber eher weniger in der Neuzeit, wobei die eingebettete Berichterstattung über die tägliche US-Kriegsführung als Gegengewicht zur Skandalberichterstattung der Murdoch-Presse weltweit selbstverständlich eine eigene Betrachtung oder sogar Berichterstattung verdienen täte. Die ich hier aber unterlasse, und sowieso ziehe ich mich aus dem Konflikt zwischen Syrien und Russland mit der Türkei gleich zurück, nicht ohne pro forma noch angemerkt zu haben, dass ich den syrischen Regierungschef Assad keineswegs in irgendeiner Form sympathisch oder auch nur fortschrittlich empfinde; im Moment ist er einfach eine Kriegspartei, deren Motive und Ziele mir deutlich besser legitimiert erscheinen als jene seiner Kontrahenten, aber eine Kriegspartei bleibt er trotzdem.

In der Flüchtlingsfrage müsste man der Türkei natürlich trotz allem irgendwie dankbar sein dafür, dass sie die Vertriebenen wirklich in Massen aufgenommen hat. Klar, es ist ein Nachbarland, was die Lage zum Vornherein verändert, und zudem bezahlt die Europäische Union weitgehend die Kosten der Unterbringung, aber trotzdem ist die Leistung nicht selbstverständlich und wäre zu honorieren, wenn es dem Erdopimpel bloß nicht immer gelänge, solche Dinge zu instrumentalisie­ren für das, was er für das Interesse der Großtürken hält. Das Interesse der Region dagegen würde darin liegen, endlich mal den Wiederaufbau Syriens zu ermöglichen, der unter den aktuellen Umständen überhaupt nichts zu tun hat mit der Systemfrage, also mit der Frage, ob so etwas unter Assad erfolgen kann oder ob eine andere Regierung besser wäre; das sind rein akademische Debatten, während in der Praxis der Abschluss der Kriegshandlungen, eben auch in der Region Idlib, im Vordergrund stehen müsste, worauf man sich an den Aufbau aus Ruinen machen könnte und nach und nach auch die Flüchtlinge aus der Türkei zurückwandern lassen täte. Wenn sich der Erdopimpel darauf kapriziert, in Idlib einen islamistischen Dorn im Fleisch Syriens zu hegen und zu pflegen, dann ist das von einer Kurzsichtigkeit, die ihresgleichen sucht. Optikerinnen nach Ankara, bitte!, vielleicht am besten welche aus Russland. Naja.

Zum Corona-Virus gibt es aus neutraler Sicht nicht viel zu sagen. Ich hatte bisher den Eindruck, dass sich Menschen, Mäuse und Medien mit dem Thema sachlicher befassen als mit verschiedenen anderen Themen, was einen Hinweis für Wissenschaftlerinnen geben könnte, die sich mit Massenpsychologie beschäftigen beziehungsweise mit den tausenddreihundertvierundzwanzig Schichten des Volksbewusstseins. In solchen Fällen zerstören sich Verschwörungstheorien selber, weil noch dem verstocktesten Idioten gar keine andere Wahl bleibt, als sich an die Angaben der Lügenpresse und der Regierung zu halten. Daneben warte ich wie alle anderen auch auf eine Stabilisierung der Lage, sei es durch Eindämmen und vor allem Abklingen des Virus und dann durch die Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten; bis dahin kann man sich aber ganz gut in Geduld üben, die uns im Alltag sowieso abhanden zu kommen droht. Abwarten und Tee trinken heißt heute krank werden und genesen oder dann halt zum vornherein gesund bleiben und Hände waschen.

Auf der MDR-Webseite habe ich einen Artikel gelesen über organisierten Sozialbetrug, vor allem durch eine syrische Großfamilie von gut 30 Personen, die offenbar über verschiedene Oberhäupter verfügt und großteils in Dresden wohnt in einer Liegenschaft, die einem dieser Oberhäupter gehört. Ein anderes Oberhaupt betreibt eine Technologiefirma aus der Gesundheitsbranche, welche vor drei Jahren aus einem Geschäft mit einem Unternehmen in Schanghai 117'000 Euro erhielt, während noch «entsprechende» Sozialleistungen vom Staat flossen. Die Familie erhielt also laut MDR unrechtmäßig 117'000 Euro Hartz IV. Hier wird die Geschichte allerdings etwas obskur, weil der MDR konsequent Großfamilie mit normaler Familie verwechselt. In seiner Berichterstattung wechselt er zudem andauernd von der syrischen Großfamilie zu Krankenkassen-Betrügern aus Osteuropa und zu Döner-Ketten-Betrügern, wobei diese Informationen alle aus einem Datenleak von rund 3500 Dokumenten einer großen mitteldeutschen Arbeitsagentur stammen, welche ein Reporterteam des MDR monatelang ausgewertet hat. Nun – zunächst alles in Ordnung, es ist die Aufgabe der Medien, über Gesetze und ihre Einhaltung bzw. über Verstöße gegen sie zu berichten, und die Einwandererinnen aus dem Osten, dem Süden und dem Südosten würden mich schwer enttäuschen, wenn sie nicht zum Teil versuchen würden, Vorschriften zu umgehen und an so viel Geld zu kommen, wie nur gerade möglich, was im Fall von Hartz IV nach meinen Informationen so um die 400 Euro pro Person und Monat sind, plus Wohngelder und so weiter, aber wohl doch nicht in jener Dimension wie zum Beispiel bei den Luxemburg Leaks vor 6 Jahren, im Rahmen derer 80 Journalistinnen aus 26 Ländern PricewaterhouseCoopers-Dokumente im Umfang von 28'000 Seiten sichteten und veröffentlichten, aus Deutschland unter anderem vom NDR und WDR. Immerhin ist damit der Nachholbedarf des MDR in Sachen Leaks und Recherche ausgewiesen, und einen Unterschied gibt es auch: Die Steuerhinterziehung im Umfang von, sagen wir mal einer Milliarde Euro war legal, im Gegensatz zum Hartz-IV-Beschiss der Großfamilie im Umfang von, eben, vielleicht 100'000 Euro. Die Panama-Papers, die im Jahr 2016 veröffentlicht wurden, ebenfalls unter anderem von NDR und WDR, berichteten dann schon eher über illegale Praktikern, unter anderem der Privatbank Berenberg oder über die Siemens-Schmiergelder im Umfang von 1.3 Milliarden Euro.

Auch wenn die Beträge nicht im Ansatz vergleichbar sind, hat die Berichterstattung über Sozial­betrug ihre Bedeutung, keine Frage, und wenn der Betrug von Personen begangen wird, die sich unter den Schutz des deutschen Staates begeben haben, umso mehr. Aber der MDR-Bericht gefällt mir nicht. Zum einen, weil er mehr oder weniger wahllos verschiedene Betrugssorten durcheinander bringt und damit den Eindruck erweckt, es gebe in Mitteldeutschland einen veritablen arabischen Betrugsklumpen. Zum anderen, weil der Bericht von Leaks spricht, was wohl nicht die richtige Bezeichnung für die Weitergabe von Dokumenten durch Mitarbeitende der Behörde ist, welche, wie man annehmen kann, erfolgte, ohne dass die vorgesetzten Stellen die Daten mit besonderem Eifer schützten. Drittens aber macht der folgende Satz praktisch die gesamte Recherche zunichte: «Bei der Familie H. und ihren internationalen Kontakten, besonders in die arabische Welt, bestand auch der Verdacht der Finanzierung von Moscheevereinen in Sachsen.» Was die Familie bestreitet, vor allem aber: Was der MDR in keiner Art und Weise konkretisiert oder gar belegt. Das ist reine Stimmungsmache. Liest man den Artikel nun nochmals von Anfang an, so erscheint er insgesamt nur noch als Ansammlung fremdenfeindlicher Vorurteile.

Das ist blöd, vor allem, weil man nicht belegen muss, dass es in einigen deutschen Städten richtig kriminelle Familienstrukturen gibt, und ich meine jetzt nicht die Quandts und Konsorten, sondern eben die Bushido-Mäzene und all die weiteren Jungs, die ich nicht mal dem Namen nach kenne. Dafür braucht es keine Leaks, und zu ihrer Bekämpfung schlage ich eher die Straf­ver­fol­gungs­behörden vor als die Enthüllungsjournalistinnen vom MDR, welche unter Gefährdung der eigenen Leibs und Lebens das zu beweisen scheinen, was ein schöner Teil der Bevölkerung als Vorurteil mit sich herum trägt. Nicht nur sind die ausländischen Betrüger einfach kriminell, was eigentlich vollkommen ausreicht, sondern sie müssen auch noch unbedingt den islamistischen Terror mit finanzieren in der Gestalt der ideologischen Moscheevereinigungen. Mein lieber Schwan.