Vogel der Woche (210): Der Einachser

ID 52566
 
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Wer kennt nicht den Broiler, das Hendl, den Einachser... oder welche Titel das heutige Brathuhn sonst so alles trägt. Hier ein Portrait seines stolzen Ahnen!
Audio
02:42 min, 3802 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 08.12.2012 / 02:09

Dateizugriffe: 849

Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Schwul, Frauen/Lesben, Kinder, Wirtschaft/Soziales, Andere
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: hikE
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 08.12.2012
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Beginn Sprechtext-Gerüst:

Heute: Der Einachser. Gallus monopus.

Fast jeder kennt ihn, den Einachser. Doch niemand kommt auf die Idee, dass dieses Tier, das im Volksmund auch Broiler oder Hendl genannt wird, auch im lebenden Zustand so aussieht!

Der Einachser hat - für einen Hühnervogel - einen sehr merkwürdigen Weg in seiner Evolution eingeschlagen. Wo andere Hühner sich mit gummihandschuhartigem Gefludder aufm Kopf und unterm Schnabel, Hühnerschwänzen, Pfauenschleppen und dergleichen Zierrat ausgestattet haben, eine Weck- und Thermostat-Funktion besitzen und in der ornitologischen Fachwelt obendrein mit ihren befremdlich nennbaren Stimmen Verwunderung hervorrufen, da hat der Einachser sich auf das allernotwendigste reduziert.

Das Weibchen besitzt ein Bein und das Männchen auch. Wenn sie brüten wollen, tun sie sich zusammen und bebrüten das einzige Ei einfach gemeinsam, indem sie es zwischen sich einklemmen und damit als pseudo-zweibeiniger Vogel herumlaufen. Auf die Weise sparen sie sich sogar das Nest, das bei vielen Hühnervögeln eh' nur eine lieblos in den Sand gescharrte Mulde ist.

Sobald das Küken schlüpft, fällt das Einachserpärchen wieder auseinander,setzt das Küken frei und jedes Elterntier hüpft wieder seiner eigenen Wege.

Das Brutgebaren des Einachsers ist nicht nur ausgesprochen praktisch, sondern wurde von unseren Vorfahren sogar für so spannend angesehen, dass diese das Einachser-Pärchen in Hunderten und Aberhunderten Wappendarstellungen als "zwienkoeppfigen Greiffen" mehr oder weniger künstlerisch darstellten. Auch der mittelalterliche Topos des Drachens mit den zwei Köpfen hat seinen Ursprung in der Einachser-Brutgewohnheit.

Der echte Einachser ist sehr selten, was daran liegt, dass pro Brut ein Ei gelegt wird. Nichts desto trotz ist er aber sehr weit verbreitet, wie die vielen Wappen und Kunstwerke mit seiner Darstellung beweisen.

Aus Verehrung des Einachsers begann man ab dem Jahre elfhundert, herkömmliche Hühner mit dem Schwert zu spalten, musste aber bald feststellen, dass diese nicht wie erwartet als Hälften weiterhüpften, sondern tot liegen blieben. Diese nannte man bald, um aus der Not eine Tugend zu machen, ebenfalls Einachser, briet sie und aß sie auf, damit sie nicht sinnfrei vermoderten.

So is das!

Ende Sprechtext-Gerüst*

*Gerüst means in diesem Falle: sowas ähnliches wie Skript => Dieser Text liegt dem Beitrag zugrunde, wurde aber beim Einlesen an einigen Stellen um Redundanzen (Füllwörter) bereichert. Inhaltlich bleibt die Aussage unverändert.