Vogel der Woche (167): Die Wepse

ID 35354
 
AnhörenDownload
oder: Was einem während eines Grillnachmittags alles ins Bier rein geraten kann...
Audio
03:38 min, 3399 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 02.08.2010 / 14:11

Dateizugriffe: 366

Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Umwelt, Andere
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: hikE
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 02.08.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Sprechtext //

Heute: De Wepse.

Ja, Sie hören richtig: war es vor kurzem noch die Jepse, die unsere lauschige Vögelchenportrait-Serie so malerisch bereicherte, so ist es heut die Wepse. Die schieren Namensähnlichkeiten täuschen aber über den Biotop hinweg. Also, liebe Zuhörende, täuschen Sie sich nicht.

Die Wepse ist ein kleines, geringeltes Individuum in den Farben von Borussia Dortmund. An sich sieht sie putzig aus, man denkt immer: "Och. die ist ja niedlich.", und der Forscher, der ihr Antlitz schon mal unter dem Mikroskop betrachtete, denkt: "Och. die sieht ja aus wie ein Ghettoblaster."; aber die Wepse vernichtet mit Vorliebe jede Art von Niedlichkeitsgedanken. Das einzige, was sie vom "Niedlich" noch gelten lässt, ist das "Niedl", und das ist das englische Wort für "Nadel".

Wepsen sind nämlich gemein, und zwar nicht handgemein, sondern auf eine ganz absonderliche Art und Weise pygostylumgemein. Sie pieken mithilfe einer stilettartigen Schwanzfeder unbarmherzig demjenigen in alle erreichbaren Körperteile, der sie an das Eindringen in Bierflaschen zu hindern sucht, und das Fett ihrer Bürzeldrüse verleiht diesem Stilett eine gewisse Giftigkeit, die sich darin äussert, dass die derart genadelstichelte Person alsbald selber aussieht wie ein Bürzel.

Nun ist das kein besonderes Kunststück, einem Bürzel auch ohne aktive Wepsen-Beteiligung ähnlich zu sehen, es gibt manche Leute, die schaffen das sogar schon vorm Aufstehen, eine naturalistische Bürzelmimikry vorzustellen. Und sehr viele Leute schaffen es, im Laufe des morgendlichen Wetgel-Frisier- und Schminkprozesses einen Bürzelstyle zu kultivieren, der geradezu gespenstisch in seiner Frappanz ist.

Keiner weiss übrigens, wozu die Wepse dieses Alsob-Bürzel-Getue benötigt. Wahrscheinlich ist es nur zufälliger Nebenschauplatz ihrer Tätigkeit als inkarnierte Stichwaffe.

Wepsen laben sich sehr gern im prallen Sommerlichte an Torten, Kuchen und Bierflaschen. Da sie als Angehörige des Summvogel-Kolibri-Zweiges so derart mickrig sind, dass man sie nicht erkennt, so fallen sie den Eigentümern dieser von Vitaminen und Spurenelementen strotzenden Schatzkammern der Ernährung echt erst mal nicht auf.

Sobald die gelandete, sich soeben den Wanst mit Zuckervitaminen und Spurenelementzuckern vollschlagende Wepse allerdings mitsamt ihrem Biotop eingefahren wird in die Mundöffnung eines eigentümelnden Ingestanden, ist es vorbei mit der Gemütlichkeit des Humming-Birds, denn die Wepse kann ausser Runtergeschluckt und verdaut werden eins noch entschieden viel weniger ab, und das ist:

plötzliche Dunkelheit.

Wepsen haben schon immer schlecht geträumt sobald das Licht ausging, und sich in so einem Fall hin und her geworfen und mit ihrer Pygostyl-Nadel herumgewetzt.

Wer sie also auf einem Biotop installiert und mit einiger Plötzlichkeit in sein Gesicht reinschiebt, der muss damit rechnen, quasi als Nebenschauplatz zum Bürzel zu werden.

Guten Morgen...

// Ende Sprechtext

Kommentare
06.08.2010 / 12:04 Kai, Radiowerkstatt Raspel - Verein für Medien und Bild
Gesendet am 6. August 2010
im Magazin "wellensalat" auf Radio Bonn/Rhein-Sieg. Danke HiKe!
 
16.08.2010 / 08:56 marie,
jesendet
im kaffeesatz. danke.